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Marie Ennemond Camille Jordan genannt Camille Jordan kaˈmij ʒɔʀˈda 5 Januar 1838 in Lyon 21 Januar 1922 in Paris war ein franzosischer Mathematiker Marie Ennemond Camille Jordan Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Auszeichnungen und Mitgliedschaften 4 Schriften 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJordans Vater Esprit Alexandre Jordan war Ingenieur ausgebildet an der Ecole polytechnique und seine Mutter Josephine eine Schwester des Malers Pierre Puvis de Chavannes Ein Cousin von ihm war der Botaniker Alexis Jordan und ein Grossonkel der Politiker Camille Jordan 1771 1821 1 Camille Jordan besuchte das Lyzeum in Lyon und das College in Oullins wo er in Mathematik brillierte Jordan studierte ab 1855 an der Ecole polytechnique in Paris und arbeitete dann als Ingenieur zuerst in Privas dann in Chalon sur Saone und schliesslich in Paris Nebenbei fand er ausreichend Zeit mathematische Forschung zu betreiben 1860 wurde er bei Victor Puiseux an der Faculte des Sciences Sorbonne in Paris promoviert 2 mit einer zweiteiligen Dissertation uber Algebra und Analysis Zwei weitere Prufer bei seiner Promotion waren Jean Marie Constant Duhamel und Joseph Serret 1876 wurde er Professor fur Analysis an der Ecole polytechnique an der er schon ab 1873 Examinator war und ausserdem ab 1883 Professor am College de France Bis 1885 arbeitete er aber auch noch als Ingenieur 1912 ging er in den Ruhestand Er war ab 1862 mit Marie Isabelle Munet verheiratet Tochter des Burgermeisters von Lyon Mit ihr hatte er acht Kinder darunter zwei Tochter Drei seiner sechs Sohne fielen im Ersten Weltkrieg Sein Sohn Edouard Jordan 1866 1946 war Geschichtsprofessor an der Sorbonne Werk BearbeitenEr hat fundamentale Beitrage zur Analysis Gruppentheorie und Topologie geleistet Noch heute erinnert der Begriff Jordan Kurve an seinen Namen Sein Beweis des jordanschen Kurvensatzes 3 ist 1905 von Oswald Veblen kritisiert worden und spater war man allgemein der Ansicht dass Young den ersten strengen Beweis gab Das ist von Thomas C Hales 2007 in Frage gestellt worden 4 Insbesondere sieht Hales einen der Hauptkritikpunkte das Fehlen des Beweises fur Polygone als nicht stichhaltig an da dieser Teil des Beweises relativ einfach zu erbringen ist In den Anfangen seiner Beschaftigung mit Topologie Anfange des Homotopiekonzepts war er durch das Werk von Bernhard Riemann beeinflusst Er studierte zum Beispiel damals neuartig die Symmetrieeigenschaften von Polyedern ausschliesslich durch kombinatorische Methoden 1 5 Mit seinem Jordan Mass war er ein Pionier der Masstheorie und er fuhrte 1881 das Konzept der Funktionen mit beschrankter Variation ein beim Studium der punktweisen Konvergenz von Fourierreihen 6 Damit war er einer der Pioniere der modernen Analysis noch im 19 Jahrhundert 1 Eigene Forschungen flossen besonders in die spateren Auflagen seines Lehrbuchs der Analysis ein das einen hervorragenden Ruf hatte Es hatte einen sehr breiten Einfluss und setzte so Jean Dieudonne 1 Standards die viele Jahre unubertroffen waren Ausser seinem Analysis Lehrbuch war auch sein Lehrbuch der Gruppentheorie Traite des substitutions et des equations algebriques im 19 Jahrhundert sehr einflussreich es war das erste Buch uber Gruppentheorie Die jordansche Normalform in der Linearen Algebra und die Satze von Jordan Holder und Jordan Schur in der Gruppentheorie sind nach ihm benannt Jordan ist in erster Linie fur den systematischen Ausbau der Theorie endlicher Gruppen bekannt fur die etwa der Satz von Jordan Holder von fundamentaler Bedeutung ist Nach Dieudonne sah er moglicherweise die Schwierigkeiten einer vollstandigen Klassifikation der endlichen einfachen Gruppen voraus abgeschlossen erst um 2004 im monumentalen Klassifikationsprogramm und begnugte sich mit dem Aufbau einer rekursiven Maschinerie die automatisch alle endlichen auflosbaren Gruppen fester Ordnung liefert 1 Es war insbesondere auch Jordan der die Galoistheorie ausbaute nachdem Joseph Liouville 1846 dessen Werk wiederentdeckt und veroffentlicht hatte Ausser der Galoistheorie also dem Studium der Losung algebraischer Gleichungen widmete er sich aber auch den Anwendungen der Gruppentheorie in der Geometrie teilweise mit Wurzeln in kristallographischen Fragen Klassifizierung der Gruppen euklidischer Bewegungen Felix Klein pflegte bei seiner Vorlesung uber Gruppentheorie folgende Geschichte seinen Zuhorern zum Besten zu geben Auf dem denkwurdigen Pariser Mathematikerkongress im Jahre 1900 wurde in einer schlichten Feierstunde aller bedeutenden Mathematiker gedacht die in den letzten zehn Jahren das Zeitliche gesegnet hatten Unter anderem wurde der Gruppentheoretiker Camille Jordan geboren 1838 gestorben am 7 November 1898 genannt Da erhob sich in den letzten Reihen eine hagere Gestalt um der Versammlung zu verkunden dass an der Angabe seines Todesdatums wenigstens die Jahreszahl nicht stimmen konne da er noch am Leben sei Klein und Sophus Lie besuchten 1870 Paris nicht zuletzt um bei Jordan dessen gruppentheoretische Konzepte zu studieren Dieudonne 1 hebt in Jordans Beitragen zur Algebra drei Endlichkeitssatze von Jordan heraus die alle nach seinem Buch uber Gruppentheorie von 1870 erschienen einmal den oben erwahnten Satz von Jordan 7 und Schur in der Gruppentheorie dessen Ursprung in der Theorie linearer Differentialgleichungen im Komplexen lag Lazarus Fuchs hatte alle linearen Differentialgleichungen 2 Ordnung bestimmt deren samtliche Losungen algebraische Funktionen sind Jordan gelang mit seinem Satz die Losung des allgemeinen Falls der linearen Differentialgleichungen der Ordnung n displaystyle n nbsp indem er es auf das Problem reduzierte alle endlichen Untergruppen der allgemeinen linearen Gruppe G L n C displaystyle GL n mathbb C nbsp uber den komplexen Zahlen zu bestimmen also der Gruppe der regularen n n displaystyle n times n nbsp Matrizen mit komplexen Elementen Davon gibt es unendlich viele Jordan fand aber dass sie sehr spezieller Natur waren und charakterisierte sie Er fand dass es eine nur von der Ordnung n displaystyle n nbsp abhangige Funktion f n displaystyle f n nbsp gibt unabhangig von der Gruppe G displaystyle G nbsp aus G L n C displaystyle GL n mathbb C nbsp sodass G displaystyle G nbsp eine normale Untergruppe H displaystyle H nbsp besitzt die abelsch ist deren Elemente unter G L n C displaystyle GL n mathbb C nbsp konjugiert zu einer Untergruppe diagonaler Matrizen sind und fur deren Index G H displaystyle G H nbsp gilt dass er kleiner oder gleich f n displaystyle f n nbsp ist Damit gibt es nur endlich viele Quotientengruppen G H displaystyle G H nbsp 1 Ein weiterer Endlichkeitssatz von Jordan erweitert einen Satz von Charles Hermite in der Theorie quadratischer Formen mit ganzzahligen Koeffizienten Jordan betrachtet den Vektorraum homogener Polynome vom Grad m displaystyle m nbsp in n displaystyle n nbsp Variablen mit komplexen Koeffizienten der als Symmetriegruppe die spezielle lineare Gruppe S L n C displaystyle SL n mathbb C nbsp hat Betrachtet wird der Orbit einer quadratischen Form F displaystyle F nbsp aus diesem Vektorraum der gebildet wird von den Formen die aus F displaystyle F nbsp durch unimodulare Transformationen also Elemente von S L n C displaystyle SL n mathbb C nbsp hervorgehen und speziell Orbits von Formen F displaystyle F nbsp mit Koeffizienten aus dem Ring Gaussscher Zahlen die den ganzen Zahlen im Komplexen entsprechen Jordan bewies dass die Anzahl der Orbits endlich ist falls m gt 2 displaystyle m gt 2 nbsp und die Diskriminante von F displaystyle F nbsp ungleich Null ist Das dritte Endlichkeitsresultat Satz von Jordan fur Permutationsgruppen betrifft Untergruppen G displaystyle G nbsp der Symmetrische Gruppe S n displaystyle S n nbsp das heisst die Permutationsgruppen von n displaystyle n nbsp Elementen Die Klasse von G displaystyle G nbsp ist nach Jordan die kleinste Zahl c displaystyle c nbsp sodass eine Permutation aus G displaystyle G nbsp existiert die nur c displaystyle c nbsp Elemente vertauscht Falls G displaystyle G nbsp primitiv ist und die alternierende Gruppe A n displaystyle A n nbsp nicht enthalt dann gibt es eine absolute Konstante C displaystyle C nbsp mit n C c 2 log c displaystyle n leq Cc 2 log c nbsp Dabei heisst eine Permutationsgruppe G displaystyle G nbsp die auf einer endlichen nichtleeren Menge X operiert primitiv wenn sie transitiv auf X operiert und keine nichttriviale Zerlegung von X invariant lasst Fur jede Klasse c displaystyle c nbsp gibt es damit nur endlich viele primitive Gruppen neben der symmetrischen und alternierenden Gruppe Auszeichnungen und Mitgliedschaften BearbeitenFur sein Buch uber Gruppentheorie erhielt er den Poncelet Preis der Academie des sciences 1869 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 8 1880 war er Prasident der Societe Mathematique de France 1890 wurde er Offizier der Ehrenlegion Die Konigliche Akademie von Belgien nahm ihn im Dezember 1899 als assoziiertes Mitglied auf 9 1907 wurde er Ehrenmitglied der London Mathematical Society 1916 wurde er Prasident an der Academie des sciences deren Mitglied er seit 1881 war 1920 wurde Jordan in die National Academy of Sciences gewahlt und war Ehrenprasident des Internationalen Mathematikerkongresses in Strassburg Schriften BearbeitenOeuvres de Camille Jordan Paris 4 Bande 1961 bis 1964 Herausgeber Jean Dieudonne Traite des substitutions et des equations algebriques Gauthier Villars 1870 Cours d analyse de l Ecole polytechnique 3 Bande Gauthier Villars 3 Auflage 1909 bis 1915 erste Auflage 1882 bis 1887 zweite Auflage 1893 bis 1896 Siehe auch BearbeitenSatz von Jordan DicksonLiteratur BearbeitenJean Dieudonne Jordan Camille In Charles Coulston Gillispie Hrsg Dictionary of Scientific Biography Band 7 Iamblichus Karl Landsteiner Charles Scribner s Sons New York 1973 S 167 169 Henri Lebesgue Nachruf in Memoires de l Academie des sciences de l Institut de France 2nd ser Band 58 1923 S 29 66 Nachdruck in Jordan Oeuvres IV Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Camille Jordan Sammlung von Bildern John J O Connor Edmund F Robertson Camille Jordan In MacTutor History of Mathematics archive Bibliotheque nationale de France Zugriff auf mehrere digitalisierte Werke von Jordan Ihm gewidmete Seite der Universitat Lyon mit Auszugen aus dem Nachruf von Lebesgue franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Jean Dieudonne Artikel Camille Jordan in Dictionary of Scientific Biography Mathematics Genealogy Project Jordan Cours d Analyse Band 3 1887 S 587 594 Hales The Jordan curve theorem formally and informally The American Mathematical Monthly Band 114 2007 S 882 894 Jordan s proof of the Jordan Curve theorem Studies in Logic Grammar and Rhetoric Band 10 2007 pdf Jordan Recherches sur les polyedres Gauthier Villars 1866 Extrakt aus Liouvilles Journal Band 66 gallica Golubov Variation of a function Encyclopedia of Mathematics Springer Jordan J Reine Angew Math Band 84 1878 S 89 215 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 125 Academicien decede Marie Ennemond Camille Jordan Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique abgerufen am 3 Oktober 2023 franzosisch Normdaten Person GND 117177075 lobid OGND AKS LCCN no00026123 NDL 00549748 VIAF 22172475 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jordan CamilleALTERNATIVNAMEN Jordan Marie Ennemond Camille vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer MathematikerGEBURTSDATUM 5 Januar 1838GEBURTSORT LyonSTERBEDATUM 21 Januar 1922STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Camille Jordan amp oldid 237832187