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Die Carbonat Kompensationstiefe abgekurzt CCD von englisch carbonate compensation depth bezeichnet eine Grenzflache in der Tiefsee unterhalb derer keine Carbonatschlamme das Ausgangsmaterial fur eine bestimmte Art von Kalkstein abgelagert werden Ursache ist die Auflosung der zum Meeresgrund abgesunkenen Partikel aus Calciumcarbonat Calcit und Aragonit infolge der geringen Temperaturen des hohen Druckes und der relativ hohen Kohlenstoffdioxid konzentration im Tiefenwasser Die Carbonatlosung beginnt bereits unterhalb der sogenannten Lysokline die mehrere hundert Meter oberhalb der Carbonat Kompensationstiefe liegt Die Carbonat Kompensationstiefe ist jene Grenzflache ab der die Losungsrate von Carbonaten genauso gross ist wie die Eintragsrate oder anders formuliert ab der die Carbonatlosung den Carbonateintrag vollstandig kompensiert Zwischen Lysokline und Carbonat Kompensationstiefe ist die Losungsrate noch kleiner als die Eintragsrate Inhaltsverzeichnis 1 Physikalisch chemischer Hintergrund 2 Aragonit Kompensationstiefe 3 Calcit Kompensationstiefe 4 Quellen 4 1 Allgemein 4 2 EinzelnachweisePhysikalisch chemischer Hintergrund Bearbeiten nbsp Tiefsee Carbonatschlamme bestehen vorwiegend aus mikroskopisch kleinen Hullen von planktonischen Einzellern oder den Bestandteilen dieser Hullen hier die aus Coccolithen zusammengesetzte Coccosphare eines Coccolithophoriden Unterhalb der Carbonat Kompensationstiefe werden diese jedoch vollstandig aufgelost Sowohl Binnengewasser als auch die Meere weisen in der Regel einen Gradienten mit einer in der Tiefe zunehmenden Konzentration an gelostem Kohlenstoffdioxid auf In den Meeren besteht dieser Gradient fortwahrend wohingegen er in Binnengewassern mit dem Wechsel der Jahreszeiten entsteht und verschwindet siehe Okosystem See Seine Ursache ist biogen d h durch die Lebensvorgange im Meer verursacht Nahe der Oberflache wird Kohlendioxid durch die Photosynthese von Algen als Biomasse gebunden und auf die Nahrungskette verteilt So kann der organisch in Biomasse gebundene Kohlenstoff als Partikelregen in die tieferen Wasserschichten absinken Dort wird die Biomasse in der Regel bakteriell wieder zerstort und zu Kohlendioxid veratmet So kommt es allmahlich in der Tiefe zu einer CO2 Anreicherung und somit zu dem genannten Gradienten Daruber hinaus ist die Loslichkeit von Calciumcarbonat temperatur und druck abhangig Je niedriger die Temperatur und je hoher der Druck desto besser die Loslichkeit Weil im Ozean mit zunehmender Tiefe nicht nur die CO2 Konzentration sondern auch der Druck siehe hydrostatischer Druck zunimmt die Temperatur aber abnimmt ist das Tiefenwasser in den Ozeanen untersattigt an Calciumcarbonat was dazu fuhrt dass Calciumcarbonat das in diese Tiefen gelangt aufgelost wird indem es mit dem CO2 zu gelostem Calciumhydrogencarbonat nach folgender Reaktionsgleichung reagiert C a C O 3 C O 2 H 2 O C a 2 a q 2 H C O 3 a q displaystyle mathrm CaCO 3 CO 2 H 2 O rightleftharpoons Ca 2 aq 2 HCO 3 aq nbsp Die Tiefenlage der Carbonat Kompensationstiefe ist weder in allen Ozeanen gleich noch innerhalb eines einzelnen Ozeanbeckens Sie liegt im Atlantik tiefer als im Pazifik und in hoheren Breiten in geringerer Tiefe als in niederen Breiten Dies liegt unter anderem daran dass die CO2 Konzentration im Tiefenwasser vom Grad der Durchmischung mit CO2 armerem Wasser aus geringeren Tiefen abhangt die wiederum vom Verlauf der Meeresstromungen und dem Relief des Meeresbodens beeinflusst wird Auch ist in niederen Breiten die Carbonatproduktion im obersten Bereich der Wassersaule grosser als in hohen Breiten das heisst dort kann die Eintragsrate die Losungsrate von Calciumcarbonat noch in relativ grosser Tiefe ubertreffen So liegt die Carbonat Kompensationstiefe im Atlantik in niedrigen Breiten bei 4 500 bis 5 000 m im Pazifik bei 4 000 bis 4 500 m Des Weiteren veranderte sich die Tiefenlage der Carbonat Kompensationstiefe auch im Verlauf der Erdgeschichte So sank sie im tropischen Pazifik im Verlauf des Kanozoikums von 3 000 bis 3 500 m auf heute 4 500 m ab Dies wird in erster Linie damit erklart dass im fruhen Kanozoikum grossere Mengen CO2 fur die Carbonatlosung zur Verfugung standen als heute vgl Versauerung der Meere Passend dazu korreliert die Absenkung der Carbonat Kompensationstiefe mit einer zunehmenden Abkuhlung des Weltklimas und damit der Meere siehe Kanozoisches Eiszeitalter sowie mit einer nachgewiesenen allgemeinen Zunahme der kontinentalen Kohlensaureverwitterung von Silikatmineralen im Verlauf des Kanozoikums 1 Aragonit Kompensationstiefe Bearbeiten nbsp Stadien der Auflosung eines Pteropoden Gehauses Hauptkomponente des Aragonitanteils karbonatischer TiefseeschlammeAragonit ist leichter in Wasser loslich als Calcit Folglich beginnt sich Aragonit in geringerer Tiefe aufzulosen als Calcit was bedeutet dass die Grenzflache ab der die Losungsrate von Aragonit mindestens genau so gross ist wie die Eintragsrate weiter oben in der Wassersaule liegt als die entsprechende Grenzflache fur Calcit Diese Grenzflache wird Aragonit Kompensationstiefe abgekurzt ACD von englisch aragonite compensation depth genannt Sie liegt in niedrigen Breiten im Schnitt bei rund 1 500 m Tiefe wobei sie mit 2 000 bis 3 000 im Atlantik deutlich tiefer liegt als mit 500 bis 1 500 m im Indik und Pazifik 2 Calcit Kompensationstiefe BearbeitenDie Calcit Kompensationstiefe ebenfalls abgekurzt mit CCD von englisch calcite compensation depth ist gleichbedeutend mit der Carbonat Kompensationstiefe denn Calcit ist die einzige weitere Varietat von Calciumcarbonat die in nennenswerten Mengen von planktonischen Meereslebewesen gebildet wird und carbonatische Tiefseeablagerungen bilden kann Unterhalb der CCD findet man folglich nur noch carbonatfreie Tiefseesedimente Dies sind vorrangig der rote Tiefseeton sowie Schlamme aus wasserarmem amorphem Siliciumdioxid Opal Letztere entstehen aus den Gehausen von Kleinstlebewesen wie Kieselalgen oder Strahlentierchen Diatomeenschlamm bzw Radiolarienschlamm Quellen BearbeitenAllgemein Bearbeiten Paul R Pinet Invitation to Oceanography 5th edition Jones and Bartlett Publishers 2009 ISBN 978 0 7637 5993 3 S 118 ff 165 ff Carbonat Kompensationstiefe im Spektrum Online Lexikon der Geowissenschaften L Bruce Railsback Variation in concentration of solutes in the oceans IIIa carbon dioxide and the carbonate compensation depth CCD Some Fundamentals of Mineralogy and Geochemistry University of Georgia Sedimentary Geochemistry Laboratory Athens GA 2008 PDF 20 kB JPG 630 kB Einzelnachweise Bearbeiten Heiko Palike Mitchell W Lyle Hiroshi Nishi und 62 weitere Autoren A Cenozoic record of the equatorial Pacific carbonate compensation depth Nature Bd 488 2012 S 609 614 doi 10 1038 nature11360 alternativer Volltextzugriff NIO W H Berger Deep sea carbonate pteropod distribution and the aragonite compensation depth Deep Sea Research Bd 25 Nr 5 1978 S 447 452 doi 10 1016 0146 6291 78 90552 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carbonat Kompensationstiefe amp oldid 233959876