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C 1743 X1 oder Komet Klinkenberg auch Komet de Cheseaux oder Komet Klinkenberg Cheseaux ist ein Komet der in den Jahren 1743 und 1744 mit dem blossen Auge gesehen werden konnte auch am Tage Er war einer der hellsten und schonsten Kometen des 18 Jahrhunderts und wird aufgrund seiner ausserordentlichen Helligkeit zu den Grossen Kometen gezahlt KometC 1743 X1Die Streifen im Schweif des Kometen am 8 Marz 1744Eigenschaften des Orbits Animation Epoche 1 Marz 1744 JD 2 358 103 3398 Orbittyp nicht periodischNumerische Exzentrizitat 1 0Perihel 0 222 AENeigung der Bahnebene 47 1 Periheldurchgang 1 Marz 1744Bahngeschwindigkeit im Perihel 89 4 km sGeschichteEntdecker Jan de Munck Dirk Klinkenberg Jean Philippe de CheseauxDatum der Entdeckung 29 November 1743Altere Bezeichnung 1744Quelle Wenn nicht einzeln anders angegeben stammen die Daten von JPL Small Body Database Browser Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Beobachtung 2 Wissenschaftliche Auswertung 3 Umlaufbahn 4 Trivia 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseEntdeckung und Beobachtung BearbeitenLange Zeit war geltende Meinung dass der Komet unabhangig voneinander am Abendhimmel des 9 Dezember vom Amateurastronomen Dirk Klinkenberg in Haarlem Holland und am 13 Dezember vom Astronomen und Mathematiker Jean Philippe Loys de Cheseaux in Lausanne entdeckt wurde Da Cheseaux als Astronom der bekanntere der beiden war und die ersten Bahnelemente des Kometen berechnete wird der Komet oft mit seinem Namen in Verbindung gebracht aber auch Klinkenberg wird haufig genannt Erst eineinhalb Jahrhunderte spater fand man 1894 in einer Bibliothek in Utrecht Dokumente mit Beobachtungen des Kometen die bereits 10 Tage vor Klinkenberg am 29 November 1743 von seinem Landsmann dem Architekten Jan de Munck in Middelburg erfolgten 1 Die offizielle Bezeichnung des Schweifsterns musste daher eigentlich C 1743 W1 de Munck lauten Cheseaux beschrieb seine Entdeckung zunachst als einen nebligen Stern 3 Grosse ohne eine Schweif Am 21 Dezember beobachtete ihn Jacques Cassini aus Paris bereits als Objekt 2 Grossenklasse Nach dem Jahreswechsel folgten Erstbeobachtungen des Kometen auch an weiteren Orten so am 3 Januar 1744 im Observatorium des Earl of Macclesfield in Shirburn Castle bei Oxford sowie ebenfalls am 3 Januar 1744 in Berlin von Margaretha Kirch 2 nun schon mit einem kleinen Schweif Auch de Munck konnte seine Beobachtungen nach einer wetterbedingten Unterbrechung vom 3 Januar bis 6 Februar fortfuhren 3 In China wurde der Komet zuerst am 4 Januar gesehen und beschrieben als ein Besenstern von gelblich weisser Farbe und so gross wie ein Perlenkugelchen Sein 1 5 langer Schweif zeigte nach Osten Die chinesischen Astronomen beobachteten den Kometen bis zum 25 Februar Im Laufe des Januars bewegte sich der Komet langsam nach Westen ohne dabei sehr an Helligkeit zuzunehmen oder einen langeren Schweif als 6 8 auszubilden Am 25 Januar beobachtete Gottfried Heinsius in Sankt Petersburg einen sonnenwarts gerichteten Strahl oder eine Fontane von aus dem Kern ausdampfendem Material Im Februar entwickelte sich der Komet deutlicher Am 7 Februar hatte er nach Angaben von Cassini eine Schweiflange von 20 erreicht Eine Woche spater war der Komet heller als alle Sterne am Nachthimmel ausser Sirius Der Schweif hatte sich nun auch geteilt Cassini berichtete am 15 Februar von einem 24 langen westlichen Zweig und einem 7 8 langen ostlichen Zweig Am 20 Februar erreichte der Komet eine Helligkeit von 3 mag 4 Gegen Ende des Monats war er so hell wie Venus am Morgenhimmel und der Schweif war nach Westen gekrummt nbsp Der Grosse Komet am 16 Februar 1744 uber NurnbergAm 26 Februar konnten Gianpaolo Guglienzi und Jean Francois Seguier in Verona den Kometen noch abends kurz vor Sonnenuntergang sehen am 28 Februar bereits wenige Minuten vor Sonnenaufgang am Morgen Zu Mittag dieses Tages sahen sie ihn sowohl mit Fernrohren als auch mit blossem Auge 12 neben der Sonne am hellen Himmel Dies war die erste teleskopische Tagbeobachtung eines Kometen Auch James Bradley sah ihn an diesem Mittag von Oxford Ab Anfang Marz war der Kometenkopf nicht mehr in der Morgendammerung sichtbar doch die Beobachter sahen wie sich der Schweif uber den Horizont erhob Am 1 Marz berichtete Cassini von einem Schweif bis 15 Hohe An diesem Tag fand auch der Periheldurchgang des Kometen statt danach war der Komet mehr und mehr von der Sudhalbkugel zu beobachten Von einem Schiff vor Westaustralien konnte ein Beobachter am 3 Marz vor und wahrend des Sonnenaufgangs einen 10 langen Schweif sehen Vom 5 bis 9 Marz wurde der Kometenschweif von mehreren Beobachtern in Europa darunter auch de Cheseaux als ein mehrfaches System in der Morgendammerung gesehen Ein Facher aus bis zu zwolf Schweifen ragte uber den ostlichen Horizont wahrend der Kometenkopf wegen der nahen Sonne unbeobachtbar blieb Ab 10 Marz konnte der Komet nur noch von der Sudhalbkugel aus gesehen werden Niederlandische Seeleute sahen ihn von einem Schiff sudlich von Madagaskar auf der Fahrt nach Brasilien vom 18 Marz bis zum 22 April zu Beginn mit einem 80 90 langen Schweif Danach sind keine weiteren Beobachtungen bekannt 5 6 7 Wissenschaftliche Auswertung BearbeitenFur den Kometen wurden basierend auf verschiedenen Beobachtungen bereits im Laufe des 18 Jahrhunderts mehrere parabolische Umlaufbahnen von verschiedenen Astronomen und Mathematikern berechnet darunter Thomas Wright Cheseaux Cassini Giovanni Domenico Maraldi Nicolas Louis de Lacaille Leonhard Euler Klinkenberg Alexandre Guy Pingre und andere 8 Im 19 Jahrhundert folgten noch Berechnungen durch Jakob Philipp Wolfers und Henry Crozier Keating Plummer Insgesamt ergaben die Berechnungen sehr ahnliche Ergebnisse Schwieriger war lange Zeit die Erklarung des interessanten Phanomens des scheinbar aufgefacherten Schweifs welches de Cheseaux am Morgen des 8 und 9 Marz 1744 beobachtet und aufgezeichnet hatte Seine Illustration zeigt sechs vollstandige Schweife mit unterschiedlicher Krummung die sich uber einem schwach erleuchteten Horizont erheben mit punktierten Linien die die Schweife unter den Horizont verlangern bis sie sich am vermuteten Ort des Kometenkopfes treffen Diese Skizze sollte aber nur zeigen wie er sich die nicht direkt sichtbare Situation vorstellte 9 Da die Beobachter auf der Sudhalbkugel nichts dergleichen berichtet hatten wurde die Beobachtung von de Cheseaux lange Zeit angezweifelt Erst als weniger bekannte Berichte von Margaretha Kirch aus Berlin sowie Joseph Nicolas Delisle und Gottfried Heinsius aus Sankt Petersburg vom 5 bis 7 Marz aufgefunden wurden die sogar bis zu 12 ausgepragte Merkmale belegen zeigte sich dass de Cheseaux bei seinen Beobachtungen an den folgenden beiden Tagen wohl nur noch den Abglanz des Phanomens beobachtet hatte Die beobachteten Erscheinungen waren wohl keine Kometenschweife im engeren Sinne Zum einen veranderte sich ihre Anzahl innerhalb kurzer Zeit so dass es etwas Kurzlebigeres als ein echter Staubschweif gewesen sein muss Ausserdem waren sie in die falsche Richtung gerichtet namlich nicht von der Sonne weg sondern nahezu rechtwinklig zu einer imaginaren Linie Sonne Komet Es waren somit quer zu dem einzigen stark gekrummten Staubschweif des Kometen angeordnete parallele Streifen Striae Eine Bestatigung dieser Erklarung gab der im Januar 2007 beobachtbare Komet C 2006 P1 McNaught der ein ganz ahnliches Phanomen darbot 6 10 Pansecchi und Fulle analysierten die Struktur des Kometenschweifs zwischen dem 5 und 9 Marz und nahmen eine Rotation des Kometenkerns mit einer Periode von 4 8 0 4 Tagen an Sie vermuteten drei aktive Staub und Gasquellen auf der Kometenoberflache die durch die jeweils wechselnde Sonneneinstrahlung aktiviert wurden 11 Ein anderer bisher nicht erklarter Effekt ist in chinesischen Berichten beschrieben dass beim Erscheinen des Kometen atmospharische Gerausche aufgetreten seien Ahnliche Effekte sollen bereits bei besonders starken Polarlichtern aufgetreten sein und weisen moglicherweise auf Interaktionen mit dem Erdmagnetfeld hin 12 7 Umlaufbahn BearbeitenObwohl der Komet uber mehrere Monate hinweg beobachtet wurde konnte aus 76 Beobachtungen uber 71 Tage durch Plummer nur eine unsichere parabolische Umlaufbahn bestimmt werden die um rund 47 gegen die Ekliptik geneigt ist 13 Seine Bahn steht damit schrag gestellt zu den Bahnebenen der Planeten Im sonnennachsten Punkt der Bahn Perihel den der Komet am 1 Marz 1744 durchlaufen hat befand er sich mit etwa 33 2 Mio km Sonnenabstand im Bereich innerhalb der Umlaufbahn des Merkur Bereits am 26 Februar hatte er sich der Erde bis auf etwa 123 6 Mio km 0 83 AE genahert Am 2 Marz kam er dem Merkur bis auf etwa 32 5 Mio km und am 7 Marz der Venus bis auf etwa 70 3 Mio km nahe An die anderen Planeten fanden keine nennenswerten Annaherungen statt 14 Aufgrund der unsicheren Ausgangsdaten kann keine Aussage daruber getroffen werden ob und gegebenenfalls wann der Komet in das innere Sonnensystem zuruckkehren konnte Trivia BearbeitenCharles Messier konnte den Grossen Kometen von 1744 als Dreizehnjahriger beobachten Beeindruckt von dieser grossartigen Erscheinung widmete Messier sein spateres Leben der Suche nach neuen Kometen 12 7 Siehe auch BearbeitenListe von Kometen Grosser KometEinzelnachweise Bearbeiten H J Zuidervaart Astronomische waarnemingen en wetenschappelijke contacten van Jan de Munck 1687 1768 stadsarchitect van Middelburg In Archief KZGW Middelburg 1987 S 103 170 M Kirch Gewitter Observationes 1744 M K Die Handschrift befindet sich heute in der Crawford Library des Royal Observatory Edinburgh Eine Abschrift wurde von Leonhard Euler veroffentlicht in L Euler E J Aiton Ed Commentationes mechanicae et astronomicae ad physicam cosmicam pertinentes Birkhauser Verlag Basel 1996 ISBN 3 7643 1459 1 S 182 ff unter der Uberschrift Folgende cometische Observationes sind von einem geschickten Frauenzimmer gemacht Weitere Einzelheiten dazu sind auch in einer Fussnote auf Seite XLVI der Einleitung desselben Werks zu finden W T Lynn Lord Macclesfield and the Great Comet of 1744 In The Observatory Bd 35 1912 S 198 199 bibcode 1912Obs 35 198L PDF 124 kB D K Yeomans NASA JPL Solar System Dynamics Great Comets in History Abgerufen am 17 Juni 2014 englisch G W Kronk Cometography A Catalog of Comets Volume 1 Ancient 1799 Cambridge University Press Cambridge 1999 ISBN 978 0 521 58504 0 S 408 411 a b D A J Seargent The Greatest Comets in History Broom Stars and Celestial Scimitars Springer New York 2009 ISBN 978 0 387 09512 7 S 116 121 a b c P Grego Blazing a Ghostly Trail ISON and Great Comets of the Past and Future Springer Cham 2013 ISBN 978 3 319 01774 7 S 100 A G Pingre Cometographie ou Traite historique et theorique des cometes Bd II Imprimerie Royale Paris 1784 S 52 55 PDF 45 2 MB J P Loys de Chesaux Traite de la comete qui a paru en decembre 1743 amp en janvier fevrier amp mars 1744 Bousquet Lausanne Genf 1744 online S Krause Komet McNaught C 2006 P1 Bonn 2013 PDF 178 kB L Pansecchi M Fulle On the rotation of the nucleus of the Great Comet of 1744 In Icarus Bd 94 Nr 1 1991 S 65 72 doi 10 1016 0019 1035 91 90087 A a b M Mobberley Hunting and Imaging Comets Springer New York 2011 ISBN 978 1 4419 6904 0 S 43 44 C 1743 X1 in der Small Body Database des Jet Propulsion Laboratory englisch A Vitagliano SOLEX 12 1 Abgerufen am 9 Juli 2020 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title C 1743 X1 amp oldid 234922663