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Die Byzantinische Medizin genannt auch Heilkunde im byzantinischen Kulturkreis das heisst die Medizin der Spatantike und des Byzantinischen Reiches von etwa 400 bis 1453 ist eine Epoche der Medizingeschichte die auf die Antike nach dem Zerfall des Romischen Reichs folgt Die Medizin wahrend des byzantinischen Reiches grundete vor allem auf der antiken Tradition Die wichtigsten medizinischen Werke waren bis etwa 642 kompilatorischer Art Erst danach kam es zu einer gewissen Erweiterung durch klinische Erfahrungen Diese Werke waren haufig mit detaillierten medizinischen Darstellungen ausgestattet und beschrieben eingehend bestimmte Leiden Inhaltsverzeichnis 1 Erste Phase der byzantinischen Medizin 395 642 n Chr 2 Zweite Phase der byzantinischen Medizin 642 1453 n Chr 3 Hospitaler und Krankenhauser 4 Christentum 5 Ubergang von der byzantinischen Medizin zum persisch arabischen Heilwissen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseErste Phase der byzantinischen Medizin 395 642 n Chr BearbeitenDie erste Phase der byzantinischen Medizin beginnt mit der romischen Reichsteilung im Jahre 395 und der darauf folgenden Entwicklung Alexandrias zu einem Zentrum der Heilkunde Diese Phase als das Christentum Staatsreligion war dauerte bis zur islamischen Eroberung Alexandrias im Jahre 642 1 Charakterisiert wird sie durch die Kompilation also die Sammlung das Zusammentragen das Abschreiben antiken Wissens Eine Folge dieser Kompilationen erganzt durch Kommentierungen war die Vereinfachung und Verbreitung des medizinischen Wissens von Hippokrates Galen und anderen Autoren dieser Zeit Hauptvertreter der Kompilatoren waren Oreibasios von Pergamon Alexandros von Tralleis Paulos von Aigina und andere Das Hauptwerk des Enzyklopadisten Oreibasios Leibarzt des Kaisers Julianos Apostata besteht aus einer Kompilation der Schriften Galens und umfasst 70 Bucher Doch Oreibasios zitiert nicht nur Galen sondern fugt auch andere wichtige Erkenntnisse guter Arzte hinzu Als der wahrscheinlich bedeutendste byzantinische Sammler medizinischen Wissens schuf er zahlreiche Neuausgaben in denen altere falsche Methoden ausgeschieden wurden Mehrere seiner Arbeiten zusammen mit denen zahlreicher anderer byzantinischer Mediziner wurden in Latein und schliesslich im Zeitalter der Aufklarung und des Rationalismus ins Englische und Franzosische ubersetzt Um das Jahr 512 entstand in dem aus dem altgriechischen Byzanz hervorgegangenen Konstantinopel der 330 und dem Kaiser Konstantin Reichshauptstadt gewordenen Stadt mit dem Wiener Dioskurides das erste fest datierbare Bilderherbar der Spatantike Das Werk war ein Geschenk der Burgerschaft von Honoratae Pera an die kaiserliche Prinzessin Juliana Anicia Den grossten Teil bildet das illustrierte Dioskurides Herbarium Es beruht auf Dioskurides Standardwerk De materia medica aus dem 1 Jahrhundert n Chr Das Herbar stand bis zum Beginn der Neuzeit in Gebrauch das zeigen Umschriften in arabische lateinische und hebraische Schrift 2 Paulos von Aigina beschrieb im 6 Buch der Pragmateia Handbuch der praktischen Medizin gynakologische Operationen mit dem Speculum Ende des 7 Jahrhunderts verfasst galt dieses Werk 800 Jahre lang als offizielles Lehrbuch Ein weiterer herausragender Vertreter der alexandrinischen Phase war der an der Medizinschule von Alexandria ausgebildete christliche Arzt Aetios von Amida der im 6 Jahrhundert in Konstantinopel zu einem direkten Gefolgsmann des ostromischen Kaisers Justinian I wurde 3 Ein Ereignis das das Ende der ersten Phase der byzantinischen Medizin nachhaltig pragte war die Justinianische Pest 541 542 n Chr Zweite Phase der byzantinischen Medizin 642 1453 n Chr BearbeitenDie zweite Phase der byzantinischen Medizin reicht von 642 bis zur turkischen bzw islamischen Eroberung Konstantinopels und dem Fall des Byzantinischen Reichs im Jahre 1453 Mit der muslimischen Eroberung Nordafrikas hatte sich die medizinische Elite auf Konstantinopel konzentriert 4 Auch wahrend dieser Zeit beschaftigten sich Wissenschaftler wie Michael Psellos und Nikolaos Myrepsos mit der Kompilation antiken Wissens begannen nun jedoch damit eigene klinische Erfahrungen mit in die Kompilation einzubeziehen Der als Konstantin Psellos geborene Michael Psellos publizierte im 11 Jahrhundert Abhandlungen uber Zeugung und Vererbung Epilepsie Schwachsinn und Klugheit Heilkrafte von Edelsteinen und Damonen als Krankheitsursache Zudem verfasste er eine moglicherweise zu einem grossen Teil auf Texten des judischen Arztes und Astrologen Symeon Seth auch Simeon Seth um 1050 beruhende Arzneimittellehre mit Rezepten sowohl abendlandischer als auch arabisch orientialischer Herkunft Ein Arzt namens Niketas war um 1100 tatig und verfasste eine Zusammenstellung chirurgischer Texte aus der klassischen und byzantinischen Zeit der griechischen Medizin 5 In der Spatantike erwahnen viele Quellen Krankenhauser deren spezifische Geschichte in die militarische Richtung zuruck ins romische Reich und daruber hinaus reicht Konstantinopel bildete im Mittelalter das Zentrum dieser Tatigkeiten aufgrund seiner geographischen Position Grosse und des angesammelten Wissen Zu den bedeutendsten Vertretern der versandenden autochthonen byzantinischen Medizin im 13 und 14 Jahrhundert gehoren Nikolaos Myrepsos insbesondere auf dem Gebiet der Pharmakologie und Johannes Aktuarios vor allem auf dem Gebiet der Urologie 6 7 Eine Abhandlung des 13 Jahrhunderts des Nikolaos Myrepsos erreichte in der Pariser Medizinischen Fakultat den Status als pharmazeutischer Leittext bis 1651 Die byzantinische Abhandlung des Demetrios Pepagomenos 13 Jahrhundert uber Gicht sollte der Humanist Marcus Musurus ins Lateinische ubersetzt und 1517 in Venedig veroffentlichen Vorstellungen Byzanz sei nur mehr Transmissionsriemen des antiken medizinischen Wissens bis hin zur Renaissance haben sich als veraltet erwiesen So ist heute bekannt dass der lateinische Mediziner Roger von Salerno Ende des 12 Jahrhunderts durch die Abhandlungen der byzantinischen Arzte Aetios von Amida Alexander von Tralles oder Paulos von Aigina beeinflusst wurde Hospitaler und Krankenhauser Bearbeiten nbsp Arztebild aus dem Wiener Dioskurides fol 3v vor 512 Ein wesentlicher Beitrag der byzantinischen Medizin war die Etablierung offentlicher medizinischer Einrichtungen die durch Kirchen oder den Staat gefordert in mancher Hinsicht schon modernen Krankenhausern entsprachen Solche Einrichtungen des antiken Griechenland und Roms dienten als Lazarett oder Hospital Sie befanden sich in Stadten wie Konstantinopel und spater Thessaloniki Das erste Krankenhaus war ein grosses Spital des Bischofs Basilius im 4 Jahrhundert um 370 in Caesarea zu dessen Aufgaben die Pflege von Armen Pilgern Wochnerinnen Siechen und Kranken 8 gehorte wobei weitere Anstalten dieser Art lediglich wahrend des 8 und 9 Jahrhunderts in den stadtischen Regionen eingerichtet wurden Die byzantinische Medizin wurde im Wesentlichen stationar ausgeubt bzw ambulant in speziellen Teilen des Hospitalkomplexes Schon damals bildete sich eine gewisse Hierarchie zwischen Chefarzt archiatroi Oberschwestern hypourgoi und Krankenpfleger hyperetai heraus Uber ein weiteres Krankenhaus mit 50 Betten spezialisierten Abteilungen und einer Ambulanz verfugte 9 auch das 1136 gegrundete Kloster des Pantokrator in Konstantinopel Christentum BearbeitenDas Christentum spielte in den meisten Gebieten des Imperiums eine Schlusselrolle beim Bau und der Erhaltung von Hospitalern Bischofe errichteten und unterhielten in ihren Bistumern zahlreiche Hospitaler Krankenhauser wurden haufig in der Nahe von Kirchen errichtet da grosser Wert auf den Gedanken einer Heilung durch Erlosung gelegt wurde Die Anwendung der medizinischen Kunst war verbunden mit dem Gebet das man an bestimmte Heilige wie Cosmas und Damian richtete die 303 von Diokletian getotet und Schutzpatrone der Medizin und der Arzte wurden Auch in der medizinischen Literatur der byzantinischen Medizin setzten sich allmahlich christliche Gedanken 10 durch Ubergang von der byzantinischen Medizin zum persisch arabischen Heilwissen BearbeitenDie Weitergabe des antiken Wissens von den Krankheiten den Diagnose und Behandlungsmoglichkeiten und erster Medikamente in den persisch arabischen Kultur und Sprachraum vollzog sich zumeist in den Grenzregionen des grossen byzantinischen Reichs insbesondere nachdem Alexandria 641 in die Hande der Araber 11 gefallen war Haufig war der Wissenstransfer mit Eroberungen grosserer Stadte verknupft Andere Grunde fur das Aufeinandertreffen der Kulturen war die Emigration christlicher Nestorianer die aufgrund innenpolitischer und theologischer Unstimmigkeiten nach Persien ubersiedelten Aus der Symbiose der byzantinischen und persisch arabischen Medizin etwa bei Simeon Seth 12 entwickelten sich mehrere Stromungen die unter anderem zur Grundung medizinischer Ausbildungszentren fuhrten Literatur BearbeitenD Bennett Medicine and pharmacy in Byzantine hospitals a study of the extant formularies Medicine in the medieval mediterranean 7 Routledge 2017 Albrecht Berger Das Bad in der byzantinischen Zeit Institut fur Byzantinistik und neugriechische Philologie Munchen 1982 Paul Diepgen Zur Frauenheilkunde im byzantinischen Kulturkreis des Mittelalters Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Geistes und sozialwissenschaftliche Klasse Jahrgang 1950 Band 1 Verlag der Wissenschaften und der Literatur in Mainz in Kommission bei Franz Steiner Verlag Wiesbaden Wolfgang U Eckart Geschichte der Medizin 5 korrigierte und aktualisierte Auflage Springer Heidelberg 2005 ISBN 3 540 21287 6 Wolfgang Uwe Eckart Byzanz Huter des Wissens In Medizin im Mittelalter Zwischen Erfahrungswissen Magie und Religion Spektrum der Wissenschaften Spezial Archaologie Geschichte Kultur Band 2 19 2019 S 20 27 Karl Heinz Leven Antike Medizin Ein Lexikon Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52891 0 Kamal Sabri Kolta Doris Schwarzmann Schafhauser Byzantinische Medizin In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 224 226 Byzantine Medicine Tradition and Empiricism Dumbarton Oaks Papers Band 16 Washington 1962 S 97 115 kostenpflichtiger Download auf JSTOR Deutsch in Hellmut Flashar Hrsg Antike Medizin Darmstadt 1971 Wege der Forschung Band 221 S 435 468 Weblinks BearbeitenBeitrag zur byzantinischen MedizinEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Uwe Eckart Byzanz Huter des Wissens In Medizin im Mittelalter Zwischen Erfahrungswissen Magie und Religion Spektrum der Wissenschaften Spezial Archaologie Geschichte Kultur Band 2 19 2019 S 20 27 hier S 21 25 Pedanius Dioscurides Der Wiener Dioskurides Codex medicus Graecus 1 der Osterreichischen Nationalbibliothek Graz Akademische Druck und Verlagsanstalt Glanzlichter der Buchkunst Band 8 Kommentar von Otto Mazal S 3 f Wolfgang Uwe Eckart Byzanz Huter des Wissens In Medizin im Mittelalter Zwischen Erfahrungswissen Magie und Religion Spektrum der Wissenschaften Spezial Archaologie Geschichte Kultur Band 2 19 2019 S 20 27 hier S 22 Wolfgang Uwe Eckart Byzanz Huter des Wissens In Medizin im Mittelalter Zwischen Erfahrungswissen Magie und Religion Spektrum der Wissenschaften Spezial Archaologie Geschichte Kultur Band 2 19 2019 S 20 27 hier S 21 26 Wolfgang Uwe Eckart Byzanz Huter des Wissens 2019 S 27 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 15 Wolfgang Uwe Eckart Byzanz Huter des Wissens 2019 S 27 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 14 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 1960 S 14 Vgl Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 14 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 15 Georg Harig Von den arabischen Quellen des Simeon Seth In Medizinhistorisches Journal Band 2 1967 S 248 268 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Byzantinische Medizin amp oldid 228980295