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Bruno Wille 6 Februar 1860 in Magdeburg 31 August 1928 auf Schloss Senftenau in Aeschach das seit 1922 wieder zu Lindau gehort war ein deutscher Prediger Journalist und belletristischer sowie popularphilosophischer Schriftsteller Bruno WilleBruno Wille um 1900Schloss SenftenauWohnhaus von Bruno Wille in Schreiberhau Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeLeben BearbeitenBruno Wille war der Sohn eines preussischen Gerichtsbeamten Der spatere Ingenieur Max Wille war sein alterer Bruder Bis 1872 besuchte Wille das Gymnasium Kloster Unserer lieben Frauen Spater wechselte er an die Gymnasien in Tubingen und Aachen Als Anfang 1872 der Vater starb liess sich die Mutter mit den beiden Sohnen im Sommer desselben Jahres in Bonn nieder Zu Ostern 1881 begann Wille evangelische Theologie an der Universitat Bonn zu studieren Doch bereits nach zwei Semestern wechselte er zu Mathematik Physik und Philosophie Im letzteren Fach wurde er Schuler von Joseph Dietzgen der ihn fur den Marxismus begeistern konnte Im Fruhjahr 1883 liess sich Wille mit Mutter und Bruder in Berlin nieder und nach weiteren Studien leistete er dort auch seinen Militardienst als Einjahrig Freiwilliger ab 1884 wurde er als Gefreiter entlassen Anschliessend war er einige Zeit in Berlin als Hauslehrer tatig Von Sommer 1884 bis Herbst 1886 war Wille Hauslehrer in Bukarest im Hause der Schriftstellerin Mite Kremnitz Durch Kremnitz lernte er Konigin Elisabeth von Rumanien kennen Am Hof in Bukarest machte Wille auch die Bekanntschaft des Geografen und Kartografen Heinrich Kiepert der ihn als Reisebegleiter ab Herbst 1886 nach Konstantinopel engagierte Ende 1887 kehrte Wille nach Deutschland zuruck und schloss im darauffolgenden Jahr sein Studium mit einer Dissertation uber Thomas Hobbes ab Noch im selben Jahr bekam Wille eine Anstellung von Georg Ledebour als Journalist und Redakteur bei dessen Zeitung Demokratische Blatter In dieser Zeit schloss sich Wille in Berlin der freireligiosen Gemeinde an zu deren Sprecher und Religionslehrer er 1889 gewahlt wurde 1 1890 heiratete Wille in Berlin Auguste Kruger Als Mitglied des Berliner Naturalistenvereins schloss Wille bald Freundschaft mit Karl Bleibtreu Wilhelm Bolsche Heinrich Hart Julius Hart Gerhart Hauptmann und Arno Holz John Henry Mackay Johannes Schlaf u v a 1888 grundete Wille seinen Genie Konvent der im Restaurant zum Kuhstall zu tagen pflegte und unabhangig davon den Ethischen Klub 1890 liess er sich im Berliner Vorort Friedrichshagen nieder und wurde dort zusammen mit Bolsche zum Wegbereiter des Friedrichshagener Dichterkreis Neben vielen anderen seien hier als Mitglieder nur Otto Erich Hartleben August Strindberg und Frank Wedekind erwahnt 1890 grundete Wille zusammen mit Wilhelm Bolsche und Julius Turk die Freie Volksbuhne Berlin um auch dem einfachen Arbeiter aus dem Volke Zitat Wille das Theater nahezubringen Die Premiere hatte die Volksbuhne mit Henrik Ibsens Stutzen der Gesellschaft am 19 Oktober 1890 im dafur angemieteten Ostend Theater Bereits zwei Jahre spater war Wille mit dem politischen Konzept fur das u a Franz Mehring verantwortlich zeichnete nicht mehr einverstanden und grundete deshalb die Neue Freie Volksbuhne Die kunstlerische padagogische und politische Leitung ubernahmen neben Wille Max Dreyer Ludwig Jacobowski Gustav Landauer Emil Lessing und Fritz Mauthner Konkurrenz entstand als Otto Lilienthal sich im Sommer 1892 in das Ostend Theater einkaufte und ebenfalls eine Volksbuhne ins Leben rief Anfang 1892 berief man Wille in den Vorstand des Deutschen Freidenkerbundes und betraute ihn mit der Leitung der Bundeszeitung Der Freidenker Wille war auch Redakteur der anarchistischen Zeitschrift Der Sozialist des Vereins Unabhangiger Sozialisten um Gustav Landauer 1 Bis 1894 war Wille hauptberuflich als Prediger der freireligiosen Gemeinde in Berlin tatig reiste aber auch als Redner fur verschiedene Arbeiterbildungsvereine durchs Land Durch den preussischen Kultusminister wurde ein Berufsverbot erlassen woraufhin Wille am 9 November 1895 verhaftet wurde Anlasslich einer Vortragsreise zum Freidenkerkongress nach Wien wurde er am 2 Juli 1897 erneut wegen Verbreitung von Unglauben verhaftet und in Graz interniert Erst im Februar 1898 konnte Wille nach Deutschland zuruckkehren In den folgenden Jahren wandte er sich immer mehr religiosen Themen zu Seit 1899 war er Vorstandsmitglied des Bundes Freireligioser Gemeinden Deutschlands BfGD 2 Zu Ehren Giordano Brunos nannte Wille seine mit Bolsche und Rudolf Steiner 1900 gegrundete Vereinigung Giordano Bruno Bund 1901 eroffnete Wille zusammen mit Bolsche in Friedrichshagen die Freie Hochschule ganz im Sinne der Arbeiterbildung und wurde dort auch Dozent fur Theologie und Philosophie 1906 war er Mitbegrunder des Deutschen Monistenbundes 3 Ab 1916 war Wille Herausgeber des Freidenkers bis zur Einstellung der Zeitschrift 1921 4 Nach dem Ersten Weltkrieg grundete Wille 1919 den Volkskraft Bund mit dem Ziel der Verstandigung und Versohnung zwischen den Volkern Konfessionen Klassen und Parteien 1 dessen Vorsitzender er wurde um nochmals kulturpolitisch aktiv zu werden Der Bund bestand nicht lange und enttauschte Wille 5 Nach seiner Scheidung 1920 heiratete Wille noch im selben Jahr Emmy W Friedlander die Witwe des Zoologen Benedict Friedlander Nach einer kurzen Zeit in Stuttgart liess sich Wille auf Schloss Senftenau in Aeschach bei Lindau nieder Dort starb er im Alter von 68 Jahren am 31 August 1928 Bruno Wille wurde am 3 September 1928 in St Gallen eingeaschert und fand seine letzte Ruhestatte im Waldteil des Parkfriedhofs Lichterfelde in Berlin Steglitz Seine Urne wurde dort am 10 Oktober 1928 am Heideweg 35 in der Grabstatte von Benedict Friedlander beigesetzt Sein Grab auf dem Parkfriedhof Lichterfelde war von 1987 bis 2009 ein Ehrengrab der Stadt Berlin nbsp Grabstatte von Bruno Wille in Berlin Lichterfelde nbsp Grabstatte von Auguste Wille in Berlin FriedrichshagenWerk BearbeitenAls philosophischer Schriftsteller vertrat Wille eine Philosophie der Befreiung wobei er sich auf Friedrich Nietzsche Max Stirner und den Buddhismus berief In seinem Spatwerk wandte er sich mehr einer pantheistischen neoromantischen Naturmystik zu die sich an die Philosophie Gustav Theodor Fechners anlehnte sie aber auch weiter entwickelte und auch von Bolsche zeitweise vertreten wurde 6 Werke BearbeitenDer Phanomenalismus des Thomas Hobbes Inauguraldissertation 1888 Der Tod Berlin 1889 Einsiedler und Genosse Soziale Gedichte nebst einem Vorspiel Berlin 1890 Das Leben ohne Gott Berlin 1890 Philosophie der Befreiung durch das reine Mittel Beitrage zur Padagogik des Menschengeschlechts Berlin 1894 Die freireligiose Gemeinde zu Berlin Geschichtlicher Ruckblick Berlin 1895 Sibirien in Preussen Ein Weckruf aus dem Gefangnis Stuttgart 1896 Einsiedelkunst aus der Kiefernheide Berlin 1897 Materie nie ohne Geist Berlin 1901 Offenbarungen des Wacholderbaums Roman eines Allsehers Leipzig 1901 vol 1 2 Die Christus Mythe als monistische Weltanschauung Ein Wort zur Verstandigung zwischen Religion und Wissenschaft Berlin 1903 Auferstehung Ideen uber den Sinn des Lebens Berlin 1904 Das lebendige All Idealistische Weltanschauung auf naturwissenschaftlicher Grundlage im Sinne Fechners Hamburg 1905 Der heilige Hain Ausgewahlte Gedichte Jena 1908 Lebensweisheit Eine Deutung unseres Daseins in Ausspruchen fuhrender Geister Berlin 1913 Die Abendburg Chronik eines Goldsuchers in zwolf Abenteuern Jena 1909 Das Gefangnis zum Preussischem Adler Eine selbsterlebte Schildburgerei Roman Jena 1914 Der Glasberg Roman einer Jugend die hinauf wollte Berlin 1920 Aus Traum und Kampf Mein sechzigjahriges Leben Berlin 1920 Holderlin und seine heimliche Maid Roman Dresden 1921 Legenden von der heimlichen Maid Dresden 1922 Die Maid von Senftenau Ein Bodensee Roman Dresden 1922 Das Bruno Wille Buch Dresden 1923 Der Maschinenmensch und seine Erlosung 1930 Emmy Wille Hrsg Gesammelte Werke Pfullingen 1 Der Ewige und seine Masken 1929 2 Der Maschinenmensch und seine Erlosung 1930 3 Philosophie der Liebe 1930 Literatur BearbeitenDas Bruno Wille Buch Hrsg von seinen Freunden Reissner Dresden 1923 DNB 578367866 Manfred Bosch Hier hast Du neue Andacht leeres Herz Bruno Wille Genosse und Einsiedler In derselbe Boheme am Bodensee Literarisches Leben am See von 1900 bis 1950 2 Auflage Libelle Verlag Lengwil am Bodensee 1997 ISBN 3 909081 75 4 Gertrude Cepl Kaufmann Wille Bruno In Guido Heinrich Gunter Schandera Hrsg Magdeburger Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Biographisches Lexikon fur die Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bordekreis Jerichower Land Ohrekreis und Schonebeck Scriptum Magdeburg 2002 ISBN 3 933046 49 1 Andreas W Daum Wissenschaftspopularisierung im 19 Jahrhundert Burgerliche Kultur naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Offentlichkeit 1848 1914 2 erg Aufl Oldenbourg Munchen 2002 ISBN 978 3 486 56551 5 Maria Jordan Die Romane Bruno Willes Univ Diss Wien Berlin 1939 DNB 574148051 Hans Mack Bruno Wille als Philosoph Univ Diss Giessen 1913 DNB 570551439 Digitalisat bei archive org Karl Muhlek Bruno Wille In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 13 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 072 7 Sp 1310 1312 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Karin Bruns Giordano Bruno Bund in Wulf Wulfing Karin Bruns Rolf Parr Hrsg Handbuch literarisch kultureller Vereine Gruppen und Bunde 1825 1933 Stuttgart Metzler 1998 S 163 175Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bruno Wille Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Bruno Wille Quellen und Volltexte Literatur von und uber Bruno Wille im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Bruno Wille bei Zeno org Friedrichshagener Dichterkreis Werke als Digitalisate bei archive org Bruno Wille im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Werke von Bruno Wille im Projekt Gutenberg DEBelege Bearbeiten a b c Martin Buchner Dr Bruno Wille In Eckhart 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klarer Verstand und tapfere Kulturarbeit Bruno Wille und der Friedrichshagener Dichterkreis als Ausgangspunkt monistischer Kulturpolitik im Kaiserreich In Arnher E Lenz Volker Mueller Hrsg Darwin Haeckel und die Folgen Monismus in Vergangenheit und Gegenwart Angelika Lenz Verlag Neustadt am Rubenberge 2006 S 247 273 S 264 Daum Wissenschaftspopularisierung S 310 312 320 323 Normdaten Person GND 11863318X lobid OGND AKS LCCN no93027759 VIAF 30330064 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wille BrunoKURZBESCHREIBUNG deutscher Prediger Philosoph Journalist und SchriftstellerGEBURTSDATUM 6 Februar 1860GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 31 August 1928STERBEORT Schloss Senftenau in Aeschach bei Lindau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bruno Wille amp oldid 234227496