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Das Bremer Schutzen und Volksfest zu Oberneuland wurde im Jahr 1846 von dem drei Jahre zuvor gegrundeten Bremer Schutzenverein veranstaltet und fand in der Nahe von Bremen in der damals noch selbststandigen Landgemeinde Oberneuland statt Es war das erste Schutzenfest in Bremen und erregte auch uberregional Aufsehen Die zugleich als Volksfest angekundigte Veranstaltung stiess indes auf Kritik und wurde nur einmal 1847 in der gleichen Form und am selben Ort wiederholt Das Bremer Schutzen und Volksfest zu Oberneuland 1846 Holzstich Illustration in der Illustrirten Zeitung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Veranstalter Lage des Festplatzes 1 2 Ordnungsmassnahmen 1 3 Vergnugungsangebote und Festgeschehen 1 4 Zugangsregelungen 2 Offentliche Wahrnehmung und Kritik 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVeranstalter Lage des Festplatzes Bearbeiten nbsp Oberneulander Strasse 1850 Lithografie von Johann Georg Walte Das Bremer Schutzen und Volksfest zu Oberneuland wurde in der Zeit vom 14 bis zum 16 Juni 1846 vom Bremer Schutzenverein durchgefuhrt der 1843 gegrundet worden war und damals sein Vereinsdomizil in der Hakenburg vor dem Bremer Hohentor hatte Schon im Jahr 1835 hatten am Schiesssport Interessierte aus Bremen in der damals noch selbststandigen Gemeinde Woltmershausen seit 1902 zu Bremen gehorig eine Schiessbahn errichtet den Namen Bremer Schutzenverein gab die Vereinigung sich gemass Angaben der Vereinschronik spatestens im Jahr 1840 1 2 Der nahezu 2 Hektar grosse Festplatz des ersten Bremer Schutzenfestes lag ausserhalb des damaligen Bremer Stadtgebietes in der bremischen Landgemeinde Oberneuland seit 1921 23 bzw 1945 zu Bremen gehorig auf dem Hohen Kamp der sich an der Oberneulander Strasse heute Oberneulander Landstrasse hinter dem damals vielbesuchten Ausflugslokal Jurgens Holz 3 befand Die Entfernung von der Bremer Stadtmitte bis zum Festplatz betrug etwa 10 Kilometer Die Schiessstande waren vom eigentlichen Festplatz durch einen eigens angelegten Wassergraben abgetrennt der Zugang erfolgte uber einen Holzsteg Mitten auf dem Hohen Kamp stand damals ein einzelner Eichbaum der dort noch um 1913 zu sehen war 1 Ordnungsmassnahmen Bearbeiten Der fur die bremische Landgemeinde Oberneuland zustandige Landherr am rechten Weserufer erliess eine Woche vor dem Fest am 7 Juni 1848 gesonderte Polizeiliche Vorschriften wegen des Schutzenfestes zu Oberneuland um die nothige Ordnung aufrechtzuerhalten Die Verordnung enthielt unter anderem Regelungen fur den Kutschen Verkehr zum und vom Festplatz eine Beschrankung von Buden und Schenk oder sonstigen Verkaufstischen auf den Festplatz selbst sowie Regularien fur die private Bewirtung von solchen Gasten die in den Privathausern der Einwohner logierten Ausserdem wurden alle Arten von Hazardspielen streng verboten 4 Vergnugungsangebote und Festgeschehen Bearbeiten Auf dem viereckigen Festplatz befanden sich folgende Fest und Restaurationszelte sowie Buden und andere Vergnugungseinrichtungen siehe Bild in der Einleitung nbsp Die riesige Wimpelflagge des Hauptzeltes trug das Bremer Schlusselwappen Mittig stand das mit Wimpeln und Girlanden geschmuckte Hauptzelt das in Form einer grossen Rotunde ausgebildet war und strahlenformig aufgestellte Tische sowie in der Mitte ein erhohtes Podest fur das Orchester enthielt Von der Baldachinspitze wehte die als riesiger Wimpel gestaltete Bremische Flagge mit dem von zwei Lowen gehaltenen Schlusselwappen Das Zelt gehorte Christian Friedrich Thielebeule der in Bremen einen Restaurationsbetrieb mit Weinschenke im Wall Pavillon Am Wall 83B fuhrte 1 Im Hauptzelt an dessen insgesamt 20 Tischen jeweils 50 Personen Platz fanden konnten 1 000 Gaste gleichzeitig zu Mittag essen Am ersten und dritten Festtag wurden dort wahrend der Table d hote gemeinschaftliche Tafel Trinkspruche auf die Stadt Bremen den Senat den Landherren den Schutzenverein den Festausschuss die Fremden die Frauen und Jungfrauen ausgebracht wahrend man draussen aus Bollern Freudenschusse abfeuerte 1 Die drei Zelte auf der linken Seite des Platzes siehe Bild waren von vorn nach hinten 1 das Restaurationszelt von Ludwig Friedrich Papenhausen der in der Bremer Innenstadt am Ansgarikirchhof 1 das Lokal Erholung betrieb 2 eine kleine Losbude und 3 das Zelt des Fabrikanten Heinrich Wilhelm Engelhardt dessen Zigarrenfabrik sich in der Vorstadt in der Nahe des Stephanitors befand hier konnten die Festbesucher Erfrischungen zu sich nehmen 1 Auf der rechten Seite ebenfalls von vorn nach hinten befanden sich 1 das Tanzzelt mit Restauration das tagsuber als schattiger Kursaal diente von Johann Heinrich Sturen der im Hause Contrescarpe 85 eine Kaffee und Weinschenke betrieb und 2 das fur besonders prachtig gehaltene Zelt der Schweizer Konditoren Nicolaus Stehely und Johann Friedrich Josty die 1844 im Hause Domshof 12 das erste Bremer Cafe eroffnet hatten und dort die Konditorei Stehely amp Josty betrieben Am ersten Abend des Festes wurde in Sturens Tanzzelt von 20 30 bis 7 Uhr in der Fruhe getanzt 1 Hinter dem Rundzelt war eine hohe Kletterstange aufgestellt und an ihrer Spitze ein waagerechter Kranz aufgehangt worden an dem als Preise unter anderem eine silberne Uhr ein Regenschirm und seidene Tucher befestigt waren Die Stange selbst war in ganzer Lange mit Seife eingeschmiert worden Am zweiten Festtag gluckte es als erstem einem Soldaten die rutschige Stange zu erklimmen und an die Preise zu gelangen er konnte die Uhr und ein Seidentuch herunterholen In der Nahe der Kletterstange gab es noch weitere Volksbelustigungen die vor allem fur die Jugend gedacht waren wie zum Beispiel Sacklaufen Walzenlaufen Hahnenschlag es galt mit verbundenen Augen einen Topf zu zerschlagen ein darunter steckender Hahn war der Preis und das Auflecken von in einer Schicht Sirup verborgenen Munzen 1 Zugangsregelungen Bearbeiten nbsp Nachbildung eines Bremer Groten mit dem Schlusselwappen Der Zugang zum Festplatz und den dortigen Einrichtungen war streng reglementiert Frauen und Kinder hatten nur in mannlicher Begleitung Zutritt Fur sie wurde kein Eintrittsgeld entrichtet dies galt ebenso fur Kutscher und andere Dienerschaft im Livree diese durften jedoch die Speise und Tanzzelte nur zur Bedienung ihrer Herrschaft betreten 1 Bei den sonstigen Eintrittsbedingungen wurde hauptsachlich unterschieden zwischen solchen Besuchern die 48 Grote und solchen die nur 24 Grote pro Tag bezahlten Die letzteren die durch ein gelbes Bandzeichen ausgewiesen wurden hatten keinen Zutritt zu den Speise und Tanzzelten Zum Ausgleich hatten die Veranstalter fur sie eine Scheune die in der Nahe des Eingangs stand als Tanzlokal hergerichtet 1 Offentliche Wahrnehmung und Kritik BearbeitenNeben verschiedenen Zeitungen und Journalen aus Bremen und Umgebung brachte die in Leipzig erscheinende Illustrirte Zeitung einen ausfuhrlichen Bericht uber das Fest der mit Holzstich Bildern illustriert war darunter auch eine Gesamtansicht des Festplatzes Diese Berichte und Illustrationen sowie Akten im Staatsarchiv Bremen vermitteln heute einen detaillierten Eindruck vom damaligen Festgeschehen 1 Das erste Bremer Schutzenfest von 1846 galt neben den Schutzenfesten in Oldenburg im gleichen Jahr und in Berlin im Jahr 1847 unter den Hunderten achter Volksfeste die damals jahrlich von grosseren oder kleineren Vereinigungen des deutschen Schutzengildewesens veranstaltet und gefeiert wurden als besonders grossartig 5 Auf Kritik stiessen jedoch die das gemeine Volk diskriminierenden Eintrittsbedingungen sowie die vor allem von Minderbemittelten nicht leicht zu uberwindende grosse Entfernung des Festplatzes von der Stadt Bremen und die hohen Preise fur Erfrischungen und Verzehr Sie trugen dem Fest den Vorwurf ein dass es nicht wie vom Schutzenverein behauptet ein Volksfest sei Es wurde dann auch nur einmal im Folgejahr in gleicher Form und selbenorts wiederholt 1 Der Bremer Schutzenverein von 1843 richtete spater und mit kriegsbedingten Unterbrechungen bis in die Neuzeit regelmassig anders gehaltene Schutzenfeste in Bremen aus Literatur BearbeitenHans Hermann Meyer 1846 Das erste Bremer Schutzenfest ein Volksfest In Feste und Brauche in Bremen Beitrage zur Kultur und Sozialgeschichte der Hansestadt Festschrift zum hundertsten Geburtstag des Focke Museums Hrsg Die Wittheit zu Bremen Red Hans Kloft Martina Rudloff Hauschild Verlag Bremen 2000 ISBN 3 89757 042 4 S 108 109 Jahrbuch 1999 2000 der Wittheit zu Bremen Illustrirte Zeitung Nr 161 Leipzig 1 August 1846 S 77 78 Weblinks BearbeitenVereins Website des Bremer Schutzenvereins von 1843Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Hans Hermann Meyer 1846 Das erste Bremer Schutzenfest ein Volksfest In Feste und Brauche in Bremen Hauschild Verlag Bremen 2000 ISBN 3 89757 042 4 S 108 109 Jahrbuch 1999 2000 der Wittheit zu Bremen Chronik des Bremer Schutzenvereins von 1843 Auf Website des Bremer Schutzenvereins von 1843 abgerufen am 4 Mai 2014 Luder Halenbeck 50 Ausfluge in die Umgebung von Bremen Verlag von Eduard Hampe Bremen 1893 S 119 URL persistente URL bei der Staats und Universitatsbibliothek Bremen Der Landherr am rechten Weserufer Polizeiliche Vorschriften wegen des Schutzenfestes zu Oberneuland Bremen am 7 Juni 1846 In Sammlung der Verordnungen und Proclame des Senats der Freien Hansestadt Bremen Bremen 1847 S 37 40 online bei Google Bucher Friedrich Wilhelm von Reden Die Versammlungen deutscher Wandervereine im Jahr 1847 In Zeitschrift des Vereins fur deutsche Statistik Hrsg Verein fur deutsche Statistik F Schneider amp Comp Berlin 1847 S 977 online bei Google Bucher Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bremer Schutzen und Volksfest zu Oberneuland amp oldid 233969493