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Der Begriff Bisamapfel bezeichnet Duftstoffzubereitungen mit Zutaten wie Ambra oder Moschus Bisam sowie die tragbaren meist annahernd kugelformigen Behalter in denen sie aufbewahrt wurden Bisamapfel wurden bis ins 17 Jahrhundert hinein zu medizinischen Zwecken verwendet und dienten oftmals gleichzeitig als Schmuck 1 Detail aus dem Portrat des Burgermeisters von Alkmaar von Jacob Cornelisz van Oostsanen etwa 1518 Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe 2 Ursprunge und Verwendung 2 1 Fruhe Duftstoffbehalter 2 2 Heilmittel im Mittelalter 2 3 Pestepidemien 2 4 16 18 Jahrhundert 3 Varianten 3 1 Formen und Verzierungen 3 2 Duftstoffe 3 3 Unterteilte Bisamapfel 3 4 Vanitas Symbole 3 5 Rosenkranze 3 6 Sonderformen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriffe BearbeitenDie Bezeichnung Bisamapfel kam um 1500 in der deutschen Literatur auf vorher verwendete man oft die Begriffe pomum ambrae oder pomum odiferum Damit war nicht nur das Gehause sondern auch die wesentlich teurere Duftmasse im Innern gemeint Manche Bisamapfel wurden wegen des hohen Anteils an Harzen so hart dass sie gar keinen Behalter benotigten und direkt an einer Kette um den Hals getragen werden konnten Es ist unklar ob mit pomum ambrae immer die Einheit von Duftstoff und Behalter gemeint war Zum ersten Mal bezog sich Adam Lonitzer in seinem Krauterbuch unmissverstandlich auf den Bisamapfel als Behalter in dem gegen bosen Geruch ein mit Ehrenpreiswasser vollgesogener Schwamm aufbewahrt werden sollte Weitere Bezeichnungen fur den Bisamapfel sind unter anderem Bisamkopf Bisamknopf Balsamapfel Ambraapfel Bisambuchse Pisambuchse Moschuskugel Desmerapfel Desmerknopf Pomander Riechapfel und Oldanokapsel Wentzel bezeichnet nur die aufklappbare Variante der Bisamapfel als Pomander Gewurzbuchschen oder Gewurzbuchslein Ursprunge und Verwendung BearbeitenFruhe Duftstoffbehalter Bearbeiten Duftstoffe und Duftstoffbehalter sind seit Jahrtausenden nachweisbar Dazu zahlen Grabbeigaben orientalische Balsamarien der Fruhzeit agyptische Alabastertopfe und andere Gefasse Plinius der Altere schrieb uber die Parfums der Konige der Parther und erwahnte dass diese entweder als Salbe aufgetragen werden oder in duftenden Beuteln am Korper getragen werden konnten Giovanni da Procida berichtete dass der Konig von Tyros Alexander dem Grossen neben Gold Silber Edelsteinen und anderen Kostbarkeiten auch hundert Duftapfel als Tribut schickte In China umgaben sich vornehme Damen und Herren aus der Aristokratie mit einer Duftwolke zu diesem Zweck wurden unter anderem Duftkugeln verwendet Aus der Tang Dynastie 7 Jahrhundert 1 Halfte 8 Jh ist eine dekorierte Duftkugel aus Silber uberliefert Innerhalb der beiden von einem Scharnier zusammengehaltenen Halften befindet sich ein Goldschalchen das ahnlich wie bei Warmekugeln von einer kardanischen Aufhangung in waagrechter Lage gehalten wird Derartige Duftkugeln wurden entweder an Standern aufgehangt oder am Gewand getragen Aus derselben Zeit sind auch mehrere ahnliche Duftbehaltnisse aus Japan bekannt Der Ursprung des europaischen Bisamapfels liegt im Orient diese Vermutung wird auch dadurch gestutzt dass einige Bisamapfel mit a la facon de Damaz beschrieben wurden Ihr orientalischer Vorlaufer war Sukk ein aus der Ramik genannten Grundsubstanz hergestelltes Medikament Rezepte fur Ramik nannten haufig getrocknete Fruchte die mit Honig im Morser zerstossen wurden Die entstandene Masse wurde getrocknet und in Form von Platten Pastillen oder Kugeln aufbewahrt Zusammen mit diversen Duftstoffen ergab sich dann der Sukk Eine Anleitung zur Herstellung des Sukk stammt von Ibn Amran der im 9 Jahrhundert lebte Ketten aus Sukk Kugeln konnten nicht nur fur Medikamente verwendet sondern auch als Halsschmuck getragen werden Der arabisch sizilianische Dichter Ibn Hamdis schrieb dass wahrend eines Festmahls eines im fruhen 12 Jahrhundert regierenden tunesischen Fursten die Gaste mit einer Duftkugel spielten die sie sich uber die Seidenteppiche zurollten Heilmittel im Mittelalter Bearbeiten nbsp Auszug aus dem Antidotarius von Johannes de Sancto Paulo Pomum ambre Kulturelle Begegnungen mit dem Morgenland gab es wahrend der Kreuzzuge so kamen auch Duftstoffe nach Europa Die erste Erwahnung im europaischen Kulturkreis fanden Bisamapfel 1174 als die Gesandten Balduins IV Friedrich I goldene mit Moschus gefullte Apfel uberreichten Der aus Salerno stammende Lehrer der Medizin Johannes de Sancto Paulo 1214 15 verordnete in einem seiner medizinischen Werke einen Ambraapfel gegen die Beschwerden des Kopfes Ein ganz ahnliches Rezept erwahnte etwa ein halbes Jahrhundert spater Petrus Hispanus in seinen Thesaurus pauperum Der Riechapfel war ein Universalheilmittel dessen erhoffte Wirkung mit dem Wohlgeruch untrennbar einherging Medizinische Texte des 14 Jahrhunderts verordneten ihn bei Verdauungsbeschwerden zur Starkung der membrorum principalium womit wahrscheinlich die mannliche Potenz gemeint war sowie bei Komplikationen im Gebarmutterbereich Ausserdem sollte der Riechapfel die Abwehrkrafte starken indem sein Duft die Damonen und die aus dem Boden aufsteigenden Dampfe vertrieb und so das Herz starkte Arme wie auch reiche Leute konnten einen Duftapfel bei sich tragen Er konnte auch billige Krauter enthalten und in Seide eingewickelt in durchlocherten Holzdosen getragen oder in Edelmetall Behaltnissen aufbewahrt werden Je nach Indikation konnte man ihn an Hals Nase oder vor das Gesicht halten in den Handen tragen oder an den Puls anlegen Pestepidemien Bearbeiten Wahrend der Pestpandemie des 14 Jahrhunderts und auch bei spateren Epidemien fanden Bisamapfel besonders grosse Verbreitung Der Lehrmeinung zufolge begunstigte verunreinigte Luft die Ansteckung mit Krankheiten sodass man durch Raucherungen mit Duftstoffen oder den Gebrauch des Riechapfels entgegenwirken musse Oft orientierten sich die Verfasser von Pestschriften an arabischen Autoren und beriefen sich auf Avicenna Ein anonymer Autor aus dem deutschsprachigen Raum empfahl als Infektionsschutz bei jedem Zusammensein mit anderen parfumierte Schwamme und Tucher zu benutzen und einen Ambraapfel in der Hand zu halten Der furstliche Leibarzt Cardo riet in seinem 1348 verfassten Traktat uber den morbus nunc dominans zum Gebrauch von Duftstoffen in dreierlei Form als angefeuchteter Schwamm als Pulver oder als Riechapfel Im Sinne der Temperamentenlehre hatte der Arzt auf das Klima und auf das Wesen des Kranken abgestimmte Mittel zu verschreiben So gab Nicolaus von Udine fur den Sommer und den Winter zwei verschiedene Rezepturen fur Riechapfel an nbsp Eine Seite aus dem in Versform verfassten Pestregiment 1482 von Hans Folz in dem ein Bisamapfel empfohlen wirdJean d Outremeuse berichtet dass Jehan de Bourgoigne dit a la Barbe bei dem es sich ihm zufolge um Jehan de Mandeville handelte als Astrologe und Arzt in Luttich gewirkt habe Dort habe er den Reichen als Mittel gegen die Pest Moschus und Ambra den Armen Nelken und Muskatnuss verordnet und empfohlen in der Hand Ambraapfel oder andere Duftstoffe zu halten Zahlreiche Autoren empfahlen Ambraapfel nur den Reichen und haufig war man der Ansicht dass fur die Armen Labdanum genugen wurde Ein Autor der Prior der Kartause bei Rostock und 1392 Rektor der Prager Universitat war empfahl verschiedene auf die Reichen die Mittelschicht und die Armen abgestimmte Apfel mit jeweils unterschiedlichem Moschusgehalt Einfache Leute hatten wenig Gelegenheit wohlriechende Dufte zur Abwehr gegen Krankheiten anzuwenden einige folgten wohl der von Paracelsus empfohlenen aber umstrittenen Methode an Fakalien zu riechen Im Gegensatz dazu wurden fur Papste Konige und Kaiser nur die besten Duftstoffe verordnet Die medizinische Fakultat in Paris etwa verfasste auf Anforderung von Philipp VI ein Gutachten das Konig und Konigin den reinsten Ambra empfahl da dieser die beste Wirkung zeige und nicht nur wohltuend und lindernd wirke sondern auch alle Organe widerstandsfahiger mache und die Lebensgeister wecke Ein Autor des spaten 14 Jahrhunderts zeigte sich enttauscht uber seine allzu verweichlichten Zeitgenossen die den Riechapfel nicht mehr so sehr wie ihre Vorfahren schatzen wurden Ein florentinischer Arzt schlug in seinem 1382 verfassten Konsilium unterschiedliche Riechapfel Rezepturen fur kalte und fur warme Tage vor wodurch man mit Gottes Hilfe vor der Pest geschutzt sei Zu Beginn des 15 Jahrhunderts warnte Johannes Jacobi vor dem Gebrauch des Ambraapfels da dieser schadlich fur das Herz sei Dem widersprach ein unbekannter Schreiber der als Bettler oft an der frischen Luft gewesen sei und dennoch die Pest uberlebt hatte Aus eigener Erfahrung konne er den Bisamapfel als vorbeugende Massnahme nur empfehlen Eine medizinische Sammelhandschrift aus dem 15 Jahrhundert die neun Rezepte fur Ambraapfel von verschiedenen Autoren darunter bekannte Arzte aus Oberitalien enthalt beweist dass Duftapfel im 15 Jahrhundert weit verbreitet waren Obwohl der Bisamapfel meist eine medizinische Bestimmung hatte verwendete man ihn auch gleichzeitig als Schmuck vor allem ab dem 15 Jahrhundert als das Tragen von schmuckenden Objekten im Burgertum zur Mode wurde Zweifellos trug man Duftapfel auch um unangenehme Korpergeruche zu kaschieren Gelegentlich wurden Bisamapfel auch in Buchern uber Kosmetik erwahnt Girolamo Ruscelli 1500 1566 empfahl eine Duftkomposition die auf vielfaltige Weise verwendet werden konnte um den eigenen Korper zu parfumieren sollte sie zu einer Kugel geformt und in einem Bisamapfel getragen werden 16 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Tizian Portrat von Clarissa Strozzi 1542 Auch im 16 Jahrhundert waren Bisamapfel recht beliebt Ein Arzneibuch des Walther Hermann Ryff um 1500 1548 behandelt sie sehr ausfuhrlich und gibt funf Rezepturen an die aber keine besonders grossen Unterschiede aufweisen Tabernaemontanus empfahl 1577 den Reichen zur Pestabwehr wohlriechende Duftstoffe in Sackchen einzunahen Diese konne man dann in die Betten legen oder unter den Kleidern und in den Bisemapfflen tragen Tabernaemontanus unterschied bei seinen Rezepten fur Bisamapfel nicht nur zwischen sommerlichem und kaltem Wetter sondern auch zwischen verschiedenen Temperamenten so etwa fur den Fall dass es aber im Sommer und die Person hitziger Natur sei Ausserdem lieferte er eine prazise Herstellungsvorschrift fur Bisamapfel Nachdem Morser und Pistill erwarmt und die Harze mit etwas Rosenwasser zahflussig gemacht wurden sollte man die Inhaltsstoffe zusetzen und die Masse nach Belieben formen Anschliessend sollten mit einem spitzen Gegenstand kleine Locher in die Masse gemacht und diese mit Moschus und Ambra aufgefullt werden Zwecks Erhaltung der Frische wurde der Riechapfel mit Seide umhullt Theodor Zwinger empfahl seinen Arztekollegen Kranke erst eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang zu besuchen und einen holtzernen durchlocherten mit Rauten Wacholderbeeren und Angelica Wurtzen angefullten Knopff oder eine frische Zitrone und Pomerantzen mitzunehmen und oft daran zu riechen In Arzneibuchern des 17 und 18 Jahrhunderts finden sich nur wenige Rezepte fur Bisamapfel Unter der Uberschrift Vor die Nasen wenn man ausgehen will soll man halten und darauf riechen erschien im 17 Jahrhundert eine arztliche Verordnung die fur jeden Wochentag auch von einfachen Leuten leicht zu sammelnde Krauter und Duftstoffe empfahl Lediglich fur den Samstag wurde ein Pomander sowie fur den Sonntag und Montag ein Thiesemknopflein erwahnt nbsp Portrat einer venezianischen Frau um 1575 unbekannter Kunstler Weitere Rezepturen finden sich in den Praelectiones des Dispensatorium regium et electorale Borusso Brandenburgicum Ein dort beschriebener Duftapfel gehorte zu den teuersten Praparaten da er drei Gulden pro Loth kosten sollte im Vergleich dazu kostete das ebenfalls teure Bibergeil nur einen Gulden Der Frankfurter Stadtarzt Johann Schroder gab in seinem in mehreren Ausgaben erschienenen Arzneibuch mehrere Rezepte fur Bisamapfel an ein 1669 beschriebener sollte die Safte beeinflussen Von einem Gebrauch bei Pestepidemien riet er ab Was den Gebrauch in Pestilenzischer Lufft anbelangt so ist zuwissen dass das mumialische bose ferment durch die wolriechende Sachen eher erhalten dann untergetrucket wird weil das Gifft unter lieblichen Sachen viel eher in die Lebens Lufft eintringet und den Tod verursachet Ein von Henricus Madathanus 1631 veroffentlichtes Rezept fur einen Ambraapfel wurde Zedlers Grossem Universallexikon mit den Worten gelobt es sei ein gantz besonders wohlriechendes Mittel welches in kaltem Hauptweh und Schwindel in der fallenden Sucht und Schlage in giftiger und ansteckender Luft Colicschmertzen und Erstickung der Gebahrmutter bey dem Muttervorfalle und anderen dergleichen Krankheiten besonders wo keine innerliche Artzneyen konnen beygebracht werden unter die Nase oder an andere Glieder des Leibes gehalten wird und solcher gestalt das Hertze und die Lebensgeister ungemein zu starcken und zu erquicken pfleget 2 Seit dem ausgehenden 16 Jahrhundert wurden Bisamapfel immer mehr von den weniger kostspieligen flussigen Essenzen ersetzt die in einem Flakon genannt Vinaigrette aufbewahrt wurden Doch auch im 18 Jahrhundert hatte sich die Trennung zwischen Parfum und Heilmittel noch nicht vollzogen Davon zeugt dass der 1720 in Frankreich entstandene Pestessig der angeblich gegen die Pest immun machte sich rasch in ganz Europa verbreitete Ab diesem Zeitpunkt verdrangten Vinaigrettes die Riechapfel endgultig Varianten BearbeitenFormen und Verzierungen Bearbeiten Bei Bisamapfeln legte man oft grossen Wert auf eine schone Gestaltung Die meisten bestanden aus Gold oder Silber Kupfer oder andere unedle Metalle wurden nur vereinzelt verwendet solch edle Behalter waren also nur Reichen vorbehalten Der Durchmesser von Bisamapfeln variiert zwischen 2 und 8 cm Die Form konnte ausserst vielfaltig sein und reichte von Granatapfeln en facon de Grenade Rosenkranzperlen Betnussen oder reliquiarformigen Anhangern bis hin zu ganzen Ketten Nicht nur runde sondern auch birnen herz oder zirbelnussartige Formen kamen vor Viele Exemplare waren ornamental durchbrochen und mit Edelsteinen Perlen oder Korallen besetzt von denen man sich ebenfalls magische Wirkung versprach Manche Behaltnisse bestanden aus feinmaschigem Filigrangeflecht auch Niello und Emailarbeiten wurden angefertigt Es sind aber auch einige recht einfach gestaltete Duftbehaltnisse bekannt deren Locher ahnlich wie Teekugeln siebartig angeordnet sind nbsp Entwurf fur einen Bisamapfel von Wenzel HollarIm 15 Jahrhundert entstand mit den Kleinmeistern eine eigene Berufsgruppe die Schmuckentwurfe fur Gold und Silberschmieden anfertigte Zu ihr zahlten Martin Schongauer und Wenzel Hollar die auch Bisamapfel entwarfen Bisamapfel lassen sich unter anderem durch Vergleiche mit Gemalden grob datieren Oft werden in zeitgenossischen Portrats Bisamapfel an Rosenkranzen oder als Symbol der weltlichen Macht in der Hand gehalten In der Zeit von 1500 bis 1525 waren gebuckelte Bisamapfel besonders beliebt Vom 15 bis in die Mitte des 17 Jahrhunderts wurden des Ofteren Bisamapfel getragen die aus blutenblattartig gebogenen Drahten bestanden nbsp Giovanni Bellini Portrat des Dogen Leonardo Loredan um 1505 An einigen Bisamapfeln war eine Quaste oder eine Kette befestigt Dogen trugen an ihren kostbaren Gewandern acht bis zehn Bisamapfel Manchmal wurden Duftapfel in schone meist rote Seidentucher eingeschlagen Diese Farbe hatte historische Grunde fruher hielt man rote Kleidung fur warmer und empfahl sie gegen Rheuma spater ubertrug man diesen Nutzen auch auf andere Bereiche der Medizin Im 15 Jahrhundert kamen unter Adligen so genannte coussins in Mode Dabei handelte es sich um Stoffbeutel und kissen in denen sowohl pulverisierte Duftmischungen als auch Ambraapfel getragen werden konnten Besonders prunkvolle Bisamapfel wurden in den Inventaren von Monarchen und kirchlichen Wurdentragern erwahnt Als Beispiel mag ein 1499 Margarete von Osterreich geschenkter Bisamapfel aus Gold dienen der durch ein mit sechs Diamanten und sechs Rubinen besetztes Band verziert wurde und eine Rose mit funf weiteren Diamanten beherbergte Einige Adlige verfugten uber ganze Sammlungen von Duftapfeln so etwa kaufte 1484 Siegmund von Tirol einem Hausierer 27 Stuck ab Die ersten genauen Beschreibungen von Bisamapfeln finden sich in den burgundischen Schatzinventaren des 14 Jahrhunderts Heute befinden sich nur noch wenige Bisamapfel im Besitz von Museen oder Privatsammlungen Smollich stellt in ihrem Standardwerk zum Thema uber 70 Exemplare die hauptsachlich aus englischen und deutschen Museen stammen kurz vor Schmitz erwahnt eine fast 150 Objekte umfassende Privatsammlung Duftstoffe Bearbeiten nbsp Ein Bisamapfel auf einem Stillleben von Pieter Claesz 1636 Jeder der im Folgenden aufgelisteten Inhaltsstoffe war in den meisten Rezepten fur Bisamapfel enthalten Styrax Rosenblatter Labdanum Moschus Muskatnuss Ambra und Gewurznelken absteigend nach Haufigkeit der Nennung geordnet Es wurden aber viele weitere Krauter Gewurze Bluten Schalen Fruchte Harze und Duftholzer genannt Im Durchschnitt verwendete ein Rezept elf Bestandteile Im Laufe der Jahrhunderte veranderten sich die Inhaltsstoffe von Bisamapfeln kaum was an den bereits detaillierten Herstellungsvorschriften und am hohen Ansehen der Verfasser vorheriger Literatur lag Schon Plinius der Altere erwahnte viele Inhaltsstoffe die auch in spateren Rezepturen von Riechapfeln vorkommen Auch im Orient waren derartige Substanzen popular Yuhanna ibn Masawaih etwa nannte in seiner Schrift Einfache aromatische Substanzen funf primare Duftstoffe Ambra Kampfer Aloeholz Moschus und Safran von denen alle bis auf den Safran des Ofteren in Rezepten fur Bisamapfel genannt wurden Eine Besonderheit englischer Rezepte war die Verwendung schwarzer Gartenerde als Inhaltsstoff Im Schauspiel Lingua or The Combat of the Tongue 1607 eines unbekannten Autors heisst es dazu ironisch Your only way to make a good pomander is this Take an ounce of the purest garden mould cleansed and steeped seven days in change of motherless rosewater then take the best ladanum benzoine both storaxes ambergris civet and musk incorporate them together and work them into what form you please This if your breath be not too valiant will make you smell as sweet as my lady s dog Unterteilte Bisamapfel Bearbeiten Um der Vielfalt der Duftstoffrezepturen gerecht zu werden verfugten besondere Formen der Bisamapfel uber Unterteilungen die mittels Scharnieren ausgeklappt und deren Inhalt ausgetauscht werden konnte Diese besondere Form der Bisamapfel besteht meist aus vier sechs oder acht Segmenten die teils mit Schiebedeckeln versehen sind Haufig war auf den Segmenten der Name des darin enthaltenen Duftstoffs eingraviert Hierbei wurde des Ofteren auch Schlagbalsam genannt der bei Schlaganfallen Krampfen und Ohnmacht verwendet wurde Vanitas Symbole Bearbeiten Die seit Beginn des 16 Jahrhunderts popularen Vanitas Darstellungen die die Verganglichkeit des Lebens aufzeigten und zu einem gottgefalligen Lebenswandel aufriefen sind auch bei Bisamapfeln vorzufinden Nicht wenige Stucke sind in Form eines Totenkopfs gefertigt Die kunstlerische Detailfreude reicht von einfachen bis zu anatomisch exakten Schadeldarstellungen Eines der uberlieferten Objekte stellt auf der einen Seite das Haupt eines Madchens und auf der anderen Seite einen Totenschadel dar Ein Inventar von 1635 erwahnt eine Gebetskette aus Ambrakugeln mit einem Totenkopf Ein besonders aufwandiges Exemplar beherbergt im Schadelinnern eine farbige Miniatur die Christus mit ausgestreckten Armen zeigt Der untere Schadelteil stellt das flammende Fegefeuer dar Rosenkranze Bearbeiten nbsp Bartholomaus Bruyn Portrat einer Frau mit Rosenkranz um 1547 Einige Rosenkranze waren mit einem Bisamapfel versehen Reiche hofften wohl durch derartige Zeichen christlicher Demut sich dem Vorwurf der Uberheblichkeit entziehen zu konnen zugleich aber in den Genuss von Statussymbolen und heilbringendem Schmuck zu kommen Bisamapfel konnten sowohl vom Rosenkranz herabhangen als auch als so genannter Einhanger beidseitig mit dem Kranz verbunden sein Sehr haufig wurden sie als Paternosterzeichen Abschlussmarkierung verwendet gelegentlich wurden sie zwischen zwei Gesatzen aus je zehn Perlen eingefugt So eingearbeitete Duftbehaltnisse waren nicht zwangslaufig kugelformig Joos van Cleves Bildnis einer Frau von 1525 zeigt einen Rosenkranz mit einem Bisamapfel in Form eines Spitzovals Das Bildnis Jungfrau mit Kind des Meisters von Alkmaar aus der Mitte des 15 Jahrhunderts zeigt einen von einem Rosenkranz herabhangenden Bisamapfel der mittels einer unbenutzten zweiten Ose auch als Einhanger angebracht werden konnte In einem Wallfahrtsbuch mit dem Titel Wolriechender Marianischer Quitten Apfel 1702 rechtfertigte Regineberto Schuel das Vorhandensein von Bisamapfeln an Rosenkranzen zumal Augustinus von Hippo in seinen Confessiones Wohlgeruche als einzige Form des irdisch sinnlichen Genusses nicht verurteilt hatte Sonderformen Bearbeiten Es wurde von Kombinationen aus Warmekugel und Bisamapfel berichtet In diesem Fall steigerte die Warme zusatzlich die Duftentwicklung Anfang des 16 Jahrhunderts baute Peter Henlein in Bisamapfel kleine Uhren ein Laut den Nurnberger Stadtakten erhielt er 1524 15 fl fur einen vergulten pysn Apffel fur all Ding mit einem Oraiologium Mehrere Bisamapfeluhren aus Peter Henleins Zeit sind erhalten 3 siehe auch Weblinks Im Inventar des 1611 bis 1615 entstandenen Pommerschen Kunstschranks erwahnt dessen Auftraggeber Philipp Hainhofer eine Pfeife in deren unterem Teil sich ein kugeliges Behaltnis mit einem in rote Seide eingewickelten Bisamapfel befindet Bei einem weiteren als doppelten Bisamknopf beschriebenen Objekt handelte es sich um einen aufschraubbaren zylindrischen Behalter mit zwei halbkugelformigen ornamental durchbrochenen Deckeln der duftende rote und rotbraune Pasten enthielt Weiterhin haben sich Bisamapfel in Gestalt kleiner Dosen Kroten Schnecken Schafe oder echter Apfel erhalten Ein mit Unterteilungen versehenes Exemplar hatte einen Standfuss der zugleich als Siegelstempel diente An einem anderen erhaltenen Objekt hangt ein sechsteiliges Manikurbesteck Literatur BearbeitenHeiner Meininghaus Christa Habrich Dufte und edle Flakons Arnoldsche 1998 ISBN 3 925369 82 1 Heiner Meininghaus Muskatreiben und Pomander fur edle Gewurze In Weltkunst 17 Jahrgang Nr 14 15 Nov 2001 Ruth E Mohrmann Zwischen Amulett und Talisman Bisamapfel als Standeszeichen In Symbole des Alltags 1992 S 497 516 Eugen von Philippovich Bisamapfel In Kuriositaten Antiquitaten S 264 266 Klinkhardt amp Biermann Braunschweig 1966 Eric C Rodenberg Intricate pomander clock may be first pocket watch In Antique Week The Weekly Antique Auction amp Collecting Newspapers Band 46 Nr 2326 2014 S 1 3 Rudolf Schmitz The pomander In Pharmacy in History 31 1989 2 S 86 90 ISSN 0031 7047 Renate Smollich Der Bisamapfel in Kunst und Wissenschaft Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie 21 Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 1983 ISBN 3 7692 0733 5 Hans Wentzel Bisamapfel In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd II Zentralinstitut fur Kunstgeschichte Stuttgart Waldsee 1948 Sp 770 774 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bisamapfel Album mit Bildern Videos und Audiodateien Bilder weiterer Bisamapfel Memento vom 19 Oktober 2009 im Internet Archive Ein Bisamapfel im Museum Luneburg Ein vom Auktionshaus Dorotheum versteigerter Bisamapfel Bisamapfeluhren der HenleinzeitEinzelnachweise Bearbeiten Stralsund Museum Mit dem Bisamapfel gegen Korpergeruch in Norddeutsche Neueste Nachrichten vom 9 Februar 2019 Bisam Kugeln Bisam Knopffe Ambra Aepffel In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 3 Leipzig 1733 Sp 1933 f Ernst Bassermann Jordan Ein Bisam Apfel aus Peter Henleins Zeit In Die Uhrmacher Woche 1924 Nr 24 S 301 f und Ein zweiter Bisam Apfel aus Peter Henleins Zeit In Die Uhrmacher Woche 1924 Nr 44 S 627 f nbsp Dieser Artikel wurde am 20 August 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bisamapfel amp oldid 233945573