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Das Burgerspital in der oberfrankischen Stadt Kronach ist eine vermutlich gegen Ende des 14 Jahrhunderts entstandene soziale Einrichtung Es diente ursprunglich als Herberge fur mittellose Durchreisende und ab dem 15 Jahrhundert der Unterbringung und Pflege alter und kranker Burger die nicht fur den eigenen Unterhalt sorgen konnten Im 19 Jahrhundert wurde direkt neben dem Spital und der dazugehorigen romisch katholischen Spitalkirche St Anna das erste Krankenhaus der Stadt errichtet Mitte des 20 Jahrhunderts wurde das Krankenhaus geschlossen und dessen Gebaude dem Burgerspital angegliedert das noch bis zum Fruhjahr 2014 als Seniorenwohn und Pflegeheim diente Die Gebaude des Burgerspitals das sich im Eigentum der Spitalstiftung der Stadt Kronach befindet stehen zum Grossteil unter Denkmalschutz Spitalkirche und Hauptgebaude von Norden aus gesehenHauptgebaude mit Seitenflugeln von Suden aus gesehen links der Verbindungsgang zum ehemaligen KrankenhausSudseite des ehemaligen Krankenhauses Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Beschreibung 2 Geschichte 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLage und Beschreibung BearbeitenDas Burgerspital befindet sich sudlich der Kronacher Altstadt auf einem an die Westseite der Spitalstrasse anliegenden Grundstuck Der Gebaudekomplex erstreckt sich annahernd in Ost West Richtung am rechten Ufer der Kronach entlang Beim Hauptgebaude handelt es sich um einen verputzten zweigeschossigen Walmdachbau mit Sandsteingliederung und zwei Seitenflugeln an der zum Fluss gewandten Sudseite 1 An der Sudfront des ostlichen Seitenflugels ist ein grossformatiges Relief mit dem Amtswappen des Bamberger Furstbischofs Lothar Franz von Schonborn angebracht Uber der Eingangstur an der Nordseite des Gebaudes befindet sich die Inschrift Johann Heinrich Murmann des Raths und Hospitallmeister alhier Anno 1715 2 Direkt an die Ostseite des Hauptgebaudes schliesst sich der mit Streben besetzte Chor mit Funfachtelschluss der Spitalkirche St Anna an Das Langhaus der Kirche ist in das Spitalgebaude integriert ebenso wie der Glockenturm der in Form eines Dachreiters auf dem Hauptgebaude aufsitzt 1 In die zur Spitalstrasse gerichtete ostliche Aussenwand des Chors ist ein Relief mit Kreuzigungsgruppe und zwei davor knienden Personen eingelassen 2 Diese beiden Knienden stellen Jorg von Zeyern einen Forderer der Spitalstiftung und dessen Ehefrau Anna dar Bei dem Relief handelt es sich jedoch um eine Nachbildung das Original aus dem 15 Jahrhundert befindet sich im Inneren der Kirche 3 Westlich des Hauptgebaudes befindet sich ein weiterer zweigeschossiger Walmdachbau der ursprunglich als Krankenhaus errichtet wurde Er ist durch Pilaster vertikal gegliedert und besitzt Dreiecksgiebel an der Nord und der Sudseite 1 Im sudlichen Giebel ist das Wappen der Stadt Kronach angebracht 2 der nordliche tragt die Inschrift Wohlthaetigkeits Anstalt und die Jahreszahl 1821 Mitte des 20 Jahrhunderts wurde dieses ehemals freistehende Gebaude durch einen Gang mit dem Hauptbau verbunden 2 Ein drittes Gebaude befindet sich nordlich des ehemaligen Krankenhausbaus an der Nordseite des Grundstucks Bei diesem Nebengebaude das als Kuchentrakt diente 4 handelt es sich um einen massiven eingeschossigen Walmdachbau mit gefugter Eckquaderung 1 Ende des 20 Jahrhunderts wurde zwischen Kuchenbau und Krankenhausbau ein moderner glaserner Speisesaal errichtet und die drei Gebaude durch Gange miteinander verbunden 4 Geschichte BearbeitenEntstanden ist das Burgerspital vermutlich gegen Ende des 14 Jahrhunderts unter dem Bamberger Furstbischof Lamprecht von Brunn 5 Es bestand zunachst wohl aus einer Kapelle und einem Haus das als Herberge fur mittellose Durchreisende diente 6 Im Jahr 1430 wurde dieser erste Spitalbau wahrend der Belagerung der Stadt Kronach durch die Hussiten durch einen Brand zerstort 5 Ob das Gebaude von den Angreifern niedergebrannt wurde oder ob hierfur die Stadtbewohner selbst verantwortlich waren die die Vorstadt um das Spital in Brand setzten um die Hussiten zu vertreiben ist unklar 3 Das zerstorte Gebaude wurde in den Jahren 1462 bis 1464 wiederhergestellt in den Jahren 1464 bis 1467 entstand die Spitalkirche Spital und Kirche trugen zunachst das Patrozinium der Heiligen Martha und Elisabeth und wurden spater auch der heiligen Anna gewidmet die zu einem unbestimmten Zeitpunkt zur Hauptpatronin des Spitals wurde 6 Im Dreissigjahrigen Krieg wurde die Stadt Kronach mehrmals von den Schweden und deren deutschen Verbundeten angegriffen und belagert Wahrend einer Belagerung im Jahr 1634 setzten die Angreifer Teile der Stadt in Brand wodurch das Spitalgebaude erneut zerstort wurde die Spitalkirche blieb verschont 7 Das niedergebrannte Spital wurde in den Jahren 1644 1645 wiederaufgebaut 5 Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielten Spital und Kirche in den Jahren 1715 bis 1718 als die Gebaude unter der Leitung des Architekten und Baumeisters Johann Dientzenhofer umgebaut und erweitert wurden dabei wurden die Bauwerke zu einer Einheit verbunden 3 Die Umbauten erfolgten wahrend der Regentschaft von Furstbischof Lothar Franz von Schonborn dessen Amtswappen an der Sudfassade des Spitalgebaudes angebracht wurde 2 Im Jahr 1821 wurde westlich des Spitalgebaudes ein weiteres Gebaude errichtet in dem bis 1954 das erste Krankenhaus der Stadt untergebracht war Die Bauleitung oblag Johann Baptist Dietrich und dessen Sohn Melchior 1957 wurde das ehemalige Krankenhaus durch einen Gang mit dem ursprunglichen Spitalgebaude verbunden 2 Der heutige zweigeschossige Verbindungstrakt stammt aus den Jahren 1989 1990 Zwischen dem ehemaligen Krankenhausbau und dem Kuchengebaude an der Nordseite des Grundstucks wurde in den Jahren 1989 1990 ein moderner glaserner Speisesaal errichtet und die drei Gebaude durch Gange miteinander verbunden 6 Ab 1882 wurde das Burgerspital von Niederbronner Schwestern gefuhrt im Jahr 2005 ubernahm der Caritasverband des Landkreises Kronach diese Aufgabe 3 Im Marz 2014 wurde das Seniorenwohn und Pflegeheim im Burgerspital geschlossen Ausloser waren neue gesetzliche Bestimmungen fur Wohn und Pflegeheime die im Juni 2016 in Kraft traten und zu erfullende Brandschutzvorschriften Neben den hohen Kosten die durch die erforderlichen baulichen Veranderungen entstanden waren hatten die geanderten Bestimmungen eine deutliche Reduzierung der bis dahin 36 Pflegeplatze notwendig gemacht der Betrieb des Heims ware damit nicht mehr rentabel gewesen Daruber hinaus hatten moglicherweise auch denkmalpflegerische Auflagen fur die unter Denkmalschutz stehenden Gebaude die Umbauten erschwert oder verhindert 8 Im Zuge der Fluchtlingskrise in Europa ab 2015 waren in den Spitalgebauden von Mai 2015 bis Dezember 2017 minderjahrige Fluchtlinge untergebracht die ohne Begleitung nach Deutschland gekommen waren 9 10 Danach standen die Gebaude mehrere Jahre lang leer wahrend in der Stadtpolitik verschiedene Optionen fur eine weitere Nutzung und fur deren Finanzierung diskutiert wurden 11 Im Februar 2021 beschloss der Stadtrat dass die Spitalgebaude dem ursprunglichen Stiftungszweck entsprechend nach einer umfangreichen Sanierung teilweise wieder als Wohnanlage fur Senioren dienen sollen 12 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burgerspital Kronach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fotografie des Spitalgebaudes um 1970 im Bildarchiv Foto MarburgEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Denis Andre Chevalley Oberfranken Hrsg Michael Petzet Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Denkmaler in Bayern Band IV Oldenbourg Munchen 1986 ISBN 3 486 52395 3 a b c d e f Hans Kremer Helmut Wenig Wappensteine und Steininschriften in Kronach und auf der Festung Rosenberg Hrsg Arbeitskreis fur Heimatpflege Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach Band 4 1976 S 49 52 a b c d Ludwig Hertel Geschichte Kronachs in Strassennamen Ein Fuhrer durch die 1000 jahrige frankische Kleinstadt 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Kronach 2015 a b Bianca Hennings Wichtiges Baudenkmal In Neue Presse Coburg 23 November 2020 S 7 a b c Informationstafel des Lions Club Kronach beim Gebaude a b c Anja Weigelt Ein Zeugnis der Kronacher Geschichte In Neue Presse Coburg 23 Januar 2021 S 12 Sascha Vogel Badewesen und Gesundheitsfursorge in Kronach In Bernd Wollner Hermann Wich Hrsg Historisches Stadtlesebuch Kronach 1000 Jahre Geschichte einer Stadt und ihrer Bewohner Verein 1000 Jahre Kronach Kronach 2003 ISBN 3 00 011351 7 S 182 199 Corinna Igler Kronacher Burgerspital bald kein Seniorenheim mehr inFranken de 15 August 2013 abgerufen am 28 Januar 2021 Bianca Hennings Neues Leben im Burgerspital In Neue Presse Coburg 6 Juni 2015 S 7 Andreas Schmitt CSU will Senioren WG furs Kronacher Burgerspital inFranken de 4 Mai 2018 abgerufen am 28 Januar 2021 Julia Knauer Beim Spital drangt die Zeit In Neue Presse Coburg 7 Mai 2020 S 7 Julia Knauer Marschrichtung fur das Spital steht fest In Neue Presse Coburg 10 Februar 2021 S 7 50 238537 11 324635 Koordinaten 50 14 18 7 N 11 19 28 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgerspital Kronach amp oldid 227953645