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August Friedrich Wilhelm Haese 23 September 1824 in Stettin 12 Dezember 1912 in Weener war ein baptistischer Geistlicher Seiner kirchlichen Eheschliessung mit Metta Schutte aus Varel 1855 ging die erste zivilrechtliche Trauung im Grossherzogtum Oldenburg voraus August Haese Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Haese und die Einfuhrung der Zivilehe im Grossherzogtum Oldenburg 3 Gemeindegrundung in Varel 4 Lebensabend 5 Literatur und QuellenLeben BearbeitenDer in Pommern aufgewachsene August Haese erlernte das Schneiderhandwerk und kam als Wandergeselle mit der noch jungen baptistischen Bewegung in Beruhrung Er erlebte eine innere Hinkehr zum christlichen Glauben und wurde am 28 Januar 1846 durch den Jeveraner Baptistenpastor Johann Ludwig Hinrichs in Berlin getauft Bereits ein halbes Jahr spater wahlte ihn die neu gegrundete Baptistengemeinde Stettin ins Diakonenamt Im Winter 1849 50 nahm Haese am ersten von Johann Gerhard Oncken in Hamburg angebotenen Missionskurs teil Nach Abschluss dieser Kurzausbildung ordinierte ihn Oncken am 28 April 1850 zum Missionar Seine ersten Missionsreisen fuhrten ihn nach Schleswig Holstein und ins Memelland Haeses Aufenthalt in Memel dauerte nur wenige Monate stellte aber entscheidende Weichen fur die Ausbreitung des Baptismus im Osten Europas Bereits vierzehn Tage nach seiner Ankunft taufte Haese sieben Personen auf das Bekenntnis ihres Glaubens an Jesus Christus kurze Zeit spater weitere zehn Personen Diese Aktivitaten erregten die Aufmerksamkeit der Evangelisch lutherischen Kirche des Memellandes Verantwortliche der lutherischen Kirche setzen die staatlichen Behorden unter Druck und forderten ein unnachgiebiges Vorgehen gegen die missionarischen Aktivitaten des Baptistenmissionars Haese schrieb in einem an Oncken adressierten Brief Die Verwaltung von Taufe und Abendmahl wurde mir wiederum untersagt Ich erklarte aber ganz entschieden dass ich damit fortfahren werde Das Ergebnis waren Verhore und Geldstrafen die aber nicht verhindern konnten dass sich die baptistische Bewegung in Memel und in den angrenzenden Gebieten bis nach Vilnius und Riga ausweitete Im Dezember 1851 folgte Haese einer Berufung der Baptistengemeinde Oldenburg Oldenburg und wurde ihr erster Pastor Zwei Jahre spater zog er als Missionar in das nordliche Oldenburger Land nahm dort seinen Wohnsitz in Varel und schloss sich der bereits 1840 durch Oncken gegrundeten Baptistengemeinde Jever an Diese berief ihn kurze Zeit spater zu ihrem Altesten und betraute ihn mit der Aufgabe die in Varel und Butjadingen verstreut lebenden Gemeindemitglieder zu betreuen und zu sammeln Haese und die Einfuhrung der Zivilehe im Grossherzogtum Oldenburg Bearbeiten nbsp Haus Schutte in Varel Muhlenstrasse 43In Varel lernte Haese Metta Schutte kennen Sie verlobten sich und alsbald stellte sich die Frage nach der Eheschliessung die bis zu diesem Zeitpunkt gultig nur vor einem Amtstrager der evangelischen oder katholischen Kirche erfolgen konnte Haese ist nicht bereit sich am Beispiel des Ammerlander Baptisten Frerich Bohlken zu orientieren und den Weg des zivilen Ungehorsams zu gehen Er nahm deshalb Kontakt mit dem Konsistorium der Oldenburger evangelisch lutherischen Staatskirche auf Haeses Antrag seine beabsichtigte Eheschliessung vor einem baptistischen Geistlichen zu vollziehen wurde 1853 abschlagig beschieden fuhrte aber dazu dass sich die Oldenburger Staatsregierung uber eine gesetzliche Regelung der Eheschliessung von Dissidenten Gedanken machte Zwei Jahre spater am 31 Mai 1855 verkundete der Oldenburger Grossherzog das Gesetz uber die Civil Ehe im Lande Oldenburg Der Baptistenpastor August Haese und Metta Schutte waren die ersten die aufgrund dieses Gesetzes die Ehe schlossen Im Deutschen Reich wurde die Zivilehe am 6 Februar 1875 eingefuhrt also erst zwanzig Jahre spater Uber den Akt der zivilen Eheschliessung wurde eine Urkunde ausgestellt die folgenden Wortlaut hat nbsp Urkunde uber die zivilrechtliche Eheschliessung des Ehepaares Haese Text nebenstehend Nr 124 1855 Geschehen Varel auf dem Grossherzogl Oldenburg Amt 1855 Juli 12 Mittags Gegenwartig beide Beamte F III 1 Es erschienen 1 Der Missionar Aug Friedr Wilh Haese aus Stettin seit einigen Jahren wohnhaft zu Varel ehelicher Sohn des Oberwachters Michael Friedr Haese und der Marie geb Burwitz zu Stettin geb 1824 September 23 2 Metta Margaretha Schutte zu Varel eheliche Tochter des Schiffers Wilm Schutte daselbst und dessen Ehefrau Catharina geb Hauerken geboren 1827 Januar 29 und erklarten sie wollten die burgerliche Eingehung ihrer Ehe nachdem alles hierzu Erforderliche beigebracht bez vorschriftsmassig vollfuhrt sei nun mehr vor dem Amte bekunden Als Zeugen dieses Acts waren anwesend 1 Der Klempner Anton Diedr Ohmstede 2 der Buchbinder Joh Wilh Aqistapace beide zu Varel Das Aufgebot der Brautleute ist erfolgt und liegen hieruber die gehorig attestierten Anschlage an der Kirche zu Varel und vor dem Amtslocale daselbst vom 22 v Monats vor Zugleich wird attestiert dass der oben genannte Vater der Braut seine Einwilligung zur Eingehung der Ehe zum amtlichen Protokoll vom 15 v Monats beurkundet hat und dass Einsagen nicht erhoben sind Auf Befragen des Amtes erklarten sodann die oben genannten beiden Personen Missionar Haese und Metta Margaretha Schutte dass sie sich einander zu Ehegatten nahmen worauf das Amt im Namen des Gesetzes dieselben nunmehr fur ehelich verbunden erklarte Unterschriften V G U A F W Haese M M Schutte A D Ohmstede J W Aquistapace Zur Beglaubigung Amtmann Berger AmtsassessorIm Anschluss an den zivilrechtlichen Akt nahm Johann Gerhard Oncken im Garten des Hauses Schutte an der Vareler Muhlenstrasse Nr 43 die kirchliche Trauung des Ehepaares Haese vor Haese war dem Grossherzog fur das Gesetz uber die zivilrechtliche Eheschliessung von Herzen dankbar Alljahrlich gratulierte er deshalb dem Oldenburger Monarchen personlich zum Geburtstag und erhielt dafur im Gegenzug Zigarren die er so liest man in Haeses Tagebuchaufzeichnungen in spateren Jahren allmahlich nacheinander in Feststimmung rauchte Gemeindegrundung in Varel Bearbeiten nbsp Erste Vareler Baptistenkirche 1858 erbaut Haese wirkte in Varel mit grossem missionarischen und seelsorgerlichen Engagement Dieser Einsatz blieb nicht fruchtlos Am 20 Juli 1856 versammelten sich 31 in Varel und Umgebung wohnhafte Mitglieder der Baptistengemeinde Jever um sich als selbstandige Gemeinde getaufter Christen in Varel zu konstituieren Anwesend war neben dem jeverschen Gemeindealtesten Anton Friedrich Remmers auch der geburtige Vareler Johann Gerhard Oncken der den Vorsitz dieser Grundungsversammlung ubernahm Auf Vorschlag Onckens wurde August Haese einmutig zum Altesten und Vorsteher der neuen Gemeinde berufen und anschliessend ordiniert Uber 39 Jahre arbeitete Haese in diesem Leitungsamt In seine Dienstzeit fielen die Grundung der Sonntagsschule der Jugendarbeit und vieler weiterer Gemeindegruppen Ein besonderer Hohepunkt war der Bau der Vareler Baptistenkirche deren Einweihung bereits am 25 Juli 1858 erfolgte Hauptartikel Friedenskirche Varel Neun Predigtstationen im Vareler Umland wurden von Haese betreut Daraus entwickelten sich weitere selbstandige Gemeinden Seefeld heute Nordenham und Wilhelmshaven 13 Juni 1886 Von 1882 bis 1884 ubernahm er nach dem Tod des bereits erwahnten Anton F Remmers kommissarisch das Altestenamt in Jever Lebensabend BearbeitenDie letzten Jahre in Varel blieben nicht ohne Spannungen Jungere drangten in die Verantwortung und Haese fiel es schwer seine vielfaltigen Dienste schrittweise in andere Hande zu legen Um schwereren Konflikten auszuweichen nahm er als 73 Jahriger eine Berufung der Baptistengemeinde in Forst Lausitz an Er blieb bis 1903 und ging dann endgultig in den Ruhestand Zunachst lebte er in Geestemunde anschliessend in Duisburg und Gevelsberg Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Weener wo er nach langerem Krankenlager 1912 verstarb Seine Ehefrau Metta Margaretha war bereits 1895 in Varel verstorben Literatur und Quellen BearbeitenGemeindearchiv der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinden Jever Protokollbucher I VI Margarete Jelten Unter Gottes Dachziegel Anfange des Baptismus in Nordwestdeutschland Bremerhaven 1984 Heinz Buttjes 150 Jahre Baptisten in Jever Jever 1990 Herbert Gudjons 125 Jahre Evangelisch Freikirchliche Gemeinde Varel 1856 1981 Varel 1981PersonendatenNAME Haese August Friedrich WilhelmKURZBESCHREIBUNG baptistischer GeistlicherGEBURTSDATUM 23 September 1824GEBURTSORT StettinSTERBEDATUM 12 Dezember 1912STERBEORT Weener Abgerufen von https de wikipedia org w index php title August Friedrich Wilhelm Haese amp oldid 236841902