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Frerich Bohlken 1 November 1812 in Halsbek Amt Westerstede 23 April 1871 Halsbek war ein Landwirt und eine fuhrende Person der ersten Generation der nordwestdeutschen Baptistengemeinden Auf seine Eingaben an den Grossherzog von Oldenburg geht unter anderem die Einfuhrung der Civil Ehe im Jahre 1855 zuruck Bohlken bei einer nordwestdeutschen Missionsarbeiterkonferenz untere Reihe Zweiter von links Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bohlkens Weg zu den Baptisten 1 2 Gemeindegrundung Halsbek Felde Westerstede 2 Bohlken und die Civil Ehe 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFrerich Bohlken kam als Sohn einer einfachen ammerlandischen Bauernfamilie zur Welt 1 Seine Eltern bewirtschafteten einen so genannten Viertelkoterhof Bis zu seinem 14 Geburtstag besuchte er die Volksschule in Halsbek Sein Vater der ihn den Umgang mit der Bibel lehrte verstarb sehr fruh so dass sich Bohlken bereits als Heranwachsender vor die Aufgabe gestellt sah die vaterliche Landwirtschaft zu ubernehmen Um seine kargen Einkunfte zu verbessern begann er mit Holz zu handeln In seinen Lebenserinnerungen heisst es Wenn ich zuweilen bei meiner Hobelbank stand konnte ich nicht anders als hinwegzueilen an einen einsamen Ort um zu beten Bucher lagen aufgeschlagen bei meiner Arbeit um darin zu lesen Um diese Zeit besuchte mich ofter ein christlicher Freund aus Aurich Oldendorf Ostfriesland der mit einem Bruder in die Fremde gereist war und mir von den Betstunden erzahlte die er auf der Reise besucht hatte welche ich jedoch nicht kannte Durch diesen Kontakt wurde er zum Wahrheitssucher Im Zusammenhang seines Bibelstudiums erlebte er eine innere Hinkehr zum Glauben und begann mit Nachbarn und Geschaftsfreunden uber seinen neu gewonnenen Erfahrungen zu sprechen Bohlkens Weg zu den Baptisten Bearbeiten Seine Geschaftsreisen fuhrten ihn auch in das benachbarte Jever Hier traf er auf den Buchhandler Anton Friedrich Remmers und ehemaligen Hulfslehrer Johann Ludwig Hinrichs Beide gehorten der jungen jeverschen Baptistengemeinde an der sie auch als Alteste vorstanden Er lud sie nach Halsbek ein und offnete sein Haus fur Bibelstunden die die beiden Genannten leiteten Sein personliches Bibelstudium sowie der Austausch mit Remmers und Hinrichs bewirkten in Bohlken den Wunsch die Glaubigentaufe zu empfangen Am 1 Februar 1844 wurde er daraufhin durch den Diakon Heinrich Kruger Mitglied des Vorstandes der Hamburger Baptistengemeinde in Varel getauft Er war damit der erste Baptist des Ammerlandes Gemeindegrundung Halsbek Felde Westerstede Bearbeiten Bohlken entfaltete in der Folgezeit ein starkes missionarisches Engagement Er lud zu Versammlungen ein bei denen er alsbald auch predigte Er bediente sich dabei seiner plattdeutschen Muttersprache Seine Verkundigung war einerseits von grosser Einfachheit gekennzeichnet und andererseits gepragt von einem umfangreichen Bibelwissen Bereits funf Jahre nach seiner Taufe kam es zur Grundung der Baptistengemeinde Halsbek die dann spater nach dem Bau des Bethauses in Felde 1850 in Baptistengemeinde Felde umbenannt wurde Das Bethaus das bis heute existiert und genutzt wird ist die alteste Baptistenkirche Deutschlands Inzwischen hat sich der Schwerpunkt der baptistischen Gemeindearbeit im Ammerland nach Westerstede und Bad Zwischenahn verlagert Als Gemeindeleiter fuhrte Frerich Bohlken eine permanente Auseinandersetzung mit kirchlichen und staatlichen Behorden In den im Staatsarchiv Oldenburg einsehbaren Akten findet sich u a die Geschichte einer bei Bohlken angestellten Magd deren ausstehende Konfirmation von der lutherischen Landeskirche auf dem Amtswege eingefordert wurde Als Dienstherr hatte Bohlken nach damaligem Usus darauf einzuwirken dass seine angestellten Knechte und Magde am Konfirmandenunterricht teilnahmen Bohlken verweigerte die Einflussnahme auf seine Magd da diese selber das Unbiblische dieser Sitte eingesehen hatte 2 Daraufhin wurde Frerich Bohlken zu einer bedeutenden Geldstrafe verurteilt Da er sie nicht bezahlen konnte pfandete man eine Kuh Die Magd die aufgrund ihrer Weigerung am Konfirmandenunterricht teilzunehmen mehrfach zu kurzeren Gefangnisaufenthalten verurteilt wurde schloss sich spater der Baptistengemeinde Felde an 3 Bohlken und die Civil Ehe BearbeitenAm 1 Februar 1848 starb Bohlkens Ehefrau Helena Sophia geb Frers Gut vier Monate spater schrieb er an das Amt Westerstede Indem meine Ehefrau am 1ten februar dieses Jahres gestorben ist sehe ich mich genothigt nach dem jetztigen Verhaltniss meiner Lage zum zweyten eine Frau zu nehmen Eheschliessungen waren seinerzeit nur durch bestallte Geistliche der jeweiligen Staatskirche moglich Da Bohlken im Zusammenhang mit seiner Glaubigentaufe aus der evangelisch lutherischen Landeskirche ausgetreten war hielt er es fur unordentlich wenn ich angewiesen seyn sollte um die Gultigkeit der Ehe zu erwirken mich an einen Prediger einer solchen Kirche zu wenden Im weiteren Verlauf des Schreibens verwarf Bohlken als uberzeugter Freikirchler jede Verquickung von Staat und Kirche und bat die grossherzogliche Behorde in Oldenburg mir nachstfolgend einen termin anzusetzen zur Aufnahme eines Contractes zur Erwirkung der Gultigkeit der Ehe Diese Eingabe wird negativ beschieden und kann ein Contract vor dem Amte nicht geschlossen werden Zur Vollgultigkeit einer geschlossenen Ehe ist nach hiesigem Gesetze Anmerkung Gesetz von 1814 die Priesterliche Einsegnung ein wesentliches Erforderniss nbsp Grabstein Bohlkens auf dem Baptistischen Friedhof FeldeBohlken erhob Einspruch gegen diesen Bescheid Er erklarte die Bereitschaft sich priesterlich segnen zu lassen und schlug deshalb Johann Gerhard Oncken den Grunder der deutschen Baptistengemeinden als seinen Traupastor vor Als die Behorden wiederum ablehnend reagierten ging Bohlken den Weg des zivilen Ungehorsams Er veroffentlichte ein Inserat im Oldenburgischen Anzeiger in dem er Folgendes der Offentlichkeit bekannt gab Als Verlobte empfehlen wir uns allen Freunden und Bekannten Frerich Bohlken zu Halsbek im Amt Westerstede geboren 1812 1 Nov A Elisabeth Wehlau geboren 1819 den 11 September Da bis jetzt auf Antragen bei betreffenden Obrigkeitlichen Behorden bis zur Hochsten Order dieses Landes um eine Anweisung und Bestimmung zur Schliessung der Ehe vor denselben nicht genugt worden ist wird deswegen beabsichtigt im nachstkommenden Monat August die Ehe abzuschliessen vor einem Prediger der Evangelisch getauften Gemeinden und werden Diejenigen die etwas dawider zu haben vermeinen hierdurch aufgefordert sich an den Unterzeichneten zu wenden Frerich Bohlken Am 29 August 1848 liessen Frerich Bohlken und Elisabeth Wehlau sich in der Wohnung von Johann Gerhard Oncken unter Beisein von Zeugen aus den Baptistengemeinden Jever und Bremen trauen Zuvor hatte er sich vom Amt Westerstede bescheinigen lassen dass gegen eine Eheschliessung nichts einzuwenden ware Bohlkens Ehe wurde naturlich nicht anerkannt Die drei Kinder die in dieser Ehe geboren wurden galten als unehelich Erst am 31 Mai 1855 erliess der oldenburgische Grossherzog Nikolaus Friedrich Peter ein Gesetz betr der burgerlichen Eingehung der Ehe Der Vareler Baptistenpastor August Friedrich Wilhelm Haese und seine Verlobte Metta Schutte waren die ersten die aufgrund dieses Gesetzes zivilrechtlich getraut wurden und Bohlken wiederholte seine Eheschliessung sieben Jahre nach seiner eigentlichen Trauung nunmehr rechtskraftig vor dem Amt Westerstede Martin Hood Wilken Abgesandter des britischen Baptistenbundes traf Bohlken bei der Konferenz der kontinentalen Baptistengemeinden in Hamburg 1857 In einem Bericht fur das Primitive Church Magazine beschrieb er ihn mit folgenden Worten Ich traf dort auch den guten alten Frerich Bohlken der durch unermudliche Ausdauer und unnachgiebige Standhaftigkeit und praktisch im Alleingang die Regierung uberzeugt hat ihr hartes Vorgehen nach und nach zu vermindern so dass er bis jetzt erfolgreich fur ihn und seine Glaubens Bruder fast vollstandige Religionsfreiheit erreicht hat Er ist ein einfacher Mann ohne Bildung aber offensichtlich von starkem und entschlossenem Charakter und doch zugleich wahrlich demutigen christlichen Geistes 4 Literatur BearbeitenEvangelisch Freikirchliche Gemeinde Westerstede Hrsg Br Bohlken der treue Knecht des Herrn Westerstede 1989 Gunter Balders Hrsg Ein Herr ein Glaube eine Taufe 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland Kassel 1985 ISBN 3 7893 7883 6 Margarete Jelten Unter Gottes Dachziegel Anfange des Baptismus in Nordwestdeutschland Bremerhaven 1984 Rudolf Donat Das wachsende Werk Ausbreitung der deutschen Baptistengemeinden durch 60 Jahre 1849 1909 Kassel 1960 Friedrich Oltmanns Frerich Bohlken In der Zeitschrift Missionsblatt Cassel 1872 Teil I Januar 1872 Teil II Februar 1872 Weblinks BearbeitenArtikel Frerich Bohlken im Historischen Lexikon des Bundes Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden HistoLex BEFG Biografie Frerich Bohlkens Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive efg westerstede deEinzelnachweise Bearbeiten Die biografischen Angaben orientieren sich sofern nicht anders angegeben an Margarete Jelten Unter Gottes Dachziegel Anfange des Baptismus in Nordwestdeutschland Selbstverlag Bremerhaven 1984 S 95 102 Kapitel Gott gebraucht die Ammerlander zitiert nach Joseph Lehmann Geschichte der deutschen Baptisten Band II uberarbeitet von Friedrich Wilhelm Herrmann Cassel 1922 S 36 Joseph Lehmann Geschichte der deutschen Baptisten Band II uberarbeitet von Friedrich Wilhelm Herrmann Cassel 1922 S 36 Martin Hood Wilken To the Editor of the Primitive Church Magazine In The Primitive Church Magazine Vol XIII London S 288 Sp II Google BooksPersonendatenNAME Bohlken FrerichKURZBESCHREIBUNG Landwirt und Gestalt in der ersten Generation der nordwestdeutschen BaptistengemeindenGEBURTSDATUM 1 November 1812GEBURTSORT Halsbek Amt WesterstedeSTERBEDATUM 23 April 1871STERBEORT Halsbek Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frerich Bohlken amp oldid 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