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Arvid Bernhard Horn af Ekebyholm finnisch Arvi Bernard Horn af Kanckas 6 April 1664 in Vuorentaka Finnland 17 April 1742 in Ekebyholm Schweden war von 1710 bis 1719 und von 1720 bis 1738 als Kanzleiprasident Vorsitzender des Reichsrates von Schweden Er amtierte ausserdem in den Jahren 1720 1726 und 1731 als Landmarschall Prasident des Standereichstages und war wahrend der ersten Phase der Freiheitszeit 1720 1772 der fuhrende Politiker in Schweden Arvid Horn gilt neben dem Englander Robert Walpole als einer der ersten modernen Premierminister Arvid Horn Portrat von Lorenz Pasch d A nach einem Original von Georg Engelhard Schroder 1684 1727 Finnische Briefmarke von 1936Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 1664 bis 1704 1 2 1705 bis 1719 1 3 1720 bis 1738 1 3 1 Wirtschaftspolitik 1 3 2 Innenpolitik 1 3 3 Aussenpolitik 1 4 1738 bis 1742 2 Familie 2 1 Herkunft 2 2 Geschwister 2 3 Ehen und Nachkommen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten1664 bis 1704 Bearbeiten Arvi d Bernhard Horn wurde als Sohn des Obersten Gustav Horn af Kanckas und dessen Ehefrau Anna Helena von Gertten in Vuorentaka Finnland geboren Seine Eltern gehorten zu den einflussreichsten Familien Finnlands und Estlands Ein bedeutender Angehoriger der weitverzweigten schwedisch finnischen Familie Horn war der Feldherr Gustaf Horn 1599 1657 Als junger Mann studierte Arvid Horn in Turku Er trat 1682 aus wirtschaftlichen Grunden aber vor allem um seine Karriere zu fordern in die schwedische Armee ein und diente dann als Musketier in der koniglichen Leibgarde Spater kampfte er im Heer des Prinzen Eugen in Ungarn und seit 1690 unter Waldeck in Flandern Nach der Thronbesteigung Karls XII stieg Horn rasch in der Gunst des jungen Konigs auf und war mit diesem befreundet Karl XII ubertrug ihm am 18 Juli 1700 die Baronie Ekebyholm und beauftragte ihn in den ersten Jahren des Grossen Nordischen Krieges mit geheimen Missionen Er hatte auch als Kapitanleutnant im Rang eines Generalmajors die oberste Stellung in der von Karl XII selbst kommandierten Elitetruppe und Leibgarde der Trabanten 1 1704 fuhrte eine erfolgreiche Mission Horns zur Wahl von Stanislaus I Leszczynski zum Konig von Polen und zur Absetzung des bisherigen Konigs August II 1705 bis 1719 Bearbeiten Im Jahr 1705 wurde Arvid Horn Mitglied des schwedischen Reichsrates 1706 folgte die Erhebung zum Grafen und die Ernennung zum Kanzler der Universitat Pernau 1707 ubertrug ihm Karl XII das Amt des Gouverneurs fur dessen minderjahrigen Neffen Karl Friedrich Herzog von Holstein Gottorp 1700 1739 Schliesslich folgte Horn 1710 den verstorbenen Amtsinhaber Nils Gyldenstolpe 1642 1709 als Kanzleiprasident des Reichsrates Er erkannte 1713 14 die schwierige Situation Schwedens vor allem war die Ernahrung der Bevolkerung nicht gesichert und forderte deswegen den Konig auf den Krieg sofort zu beenden Karl XII entzog daraufhin seinem Kanzleiprasidenten Gunst und Vollmachten so dass dieser von 1714 bis 1718 ohne Einfluss blieb Nach dem Tod des Konigs 11 Dezember 1718 uberredete Arvid Horn Karls Schwester Ulrika Eleonora zur Thronfolge mit der Hoffnung die Regierungsgeschafte selbst wahrzunehmen Die Konigin beabsichtigte jedoch die absolutistische Regierung ihres Bruders fortzufuhren Daraufhin trat Arvid Horn 1719 von seinem Amt als Kanzleiprasident des Reichsrates zuruck 1720 bis 1738 Bearbeiten Nach dem im Marz 1720 erfolgten Rucktritt Ulrika Eleonaras wahlte der Reichstag Friedrich von Hessen zu ihrem Nachfolger Dieser bestatigte dann im April 1720 den erst seit wenigen Tagen amtierenden Landmarschall des Reichstages Arvid Horn zum neuen Kanzleiprasidenten des Reichsrates Der Konig von Schweden besass wahrend der Freiheitszeit von 1720 bis 1772 keine wesentlichen Regierungsbefugnisse Arvid Bernhard Horn bestimmte als Kanzleiprasident des Reichsrates von 1720 bis 1738 massgeblich die Politik Schwedens Wirtschaftspolitik Bearbeiten Der Kanzleiprasident Horn betrieb eine merkantilistische Wirtschaftspolitik und begann den wirtschaftlichen Aufbau des Landes nach den Notjahren des Grossen Nordischen Krieges voranzutreiben Er senkte die Militarausgaben Schwedens drastisch und setzte die Abschaffung der Notmunze des Grossen Nordischen Krieges durch 1724 setzte er nach dem Vorbild des britischen Navigation Act von 1651 das Produktplakat in Schweden durch Das Produktplakat legte fest dass fremde Schiffe nur Waren die aus ihren Heimatlandern stammten in schwedische Hafen bringen durften Alle anderen Waren durften nur mit einheimischen Schiffen nach Schweden transportiert werden Diese Regelungen richteten sich vor allem gegen britische und niederlandische Handelsaktivitaten und bestimmten die schwedische Schifffahrt bis in die 1820er Jahre Des Weiteren forderte Horn traditionelle Wirtschaftszweige wie den Bergbau oder die Forstwirtschaft Dadurch verhalf er Schweden zu einem schnellen Wiederaufbau Der Export von Stangeneisen und Schnittholz fullte rasch die Kassen der Privatunternehmer und des Staates der sich auch an zahlreichen Montan und Forstunternehmen finanziell beteiligte Die Erlose der Eisenexporte die rund 75 aller Exporte Schwedens ausmachten und die Einnahmen der florierenden Forstwirtschaft ermoglichten Horn den Wiederaufbau zahlreicher Stadte und Dorfer in Norrland die wahrend des Grossen Nordischen Krieges von russischen Truppen zerstort wurden Weitere wichtige Massnahmen zum Beleben der Wirtschaft waren die 1731 erfolgte Grundung der Ostindischen Kompanie in Goteborg die den Seehandel mit Kaufleuten am Kap der Guten Hoffnung ubernahm sowie den schwedischen Aussenhandel mit Indien und China einleitete und ein 1737 mit dem Osmanischen Reich abgeschlossener Handelsvertrag der den schwedischen Mittelmeerhandel forderte Innenpolitik Bearbeiten Die Innenpolitik Horns bewegte sich in Kontinuitat zur lutherischen Orthodoxie des 17 Jahrhunderts 1726 erschien das Konventikelplakat das private Gottesdienste verbot und sich gegen den voranschreitenden Pietismus wandte 1734 gab die Regierung Horn ein Gesetzbuch heraus in dem erstmals samtliche mittelalterliche und fruhneuzeitliche Gesetze systematisiert wurden Dieses Gesetzbuch fuhrte zur Rechtsvereinheitlichung in Schweden Im Jahre 1731 griff Arvid Horn die konigliche Maitresse Hedvig Taube 1714 1744 personlich an Dies fuhrte dazu dass Friedrich I Horn zunehmend misstraute und die Zusammenarbeit zwischen Konig und Kanzleiprasident sich immer schwieriger gestaltete Horns innenpolitische Gegner konnten uber Hedvig Taube die Friedrich bis zu ihrem fruhen Tod mehrere Kinder gebar und deswegen fur diesen unantastbar blieb immer haufiger die Protektion des Konigs erlangen Aussenpolitik Bearbeiten Die Friedensschlusse die den Grossen Nordischen Krieg zwischen 1719 und 1721 beendeten brachten Schweden erhebliche territoriale Verluste So verlor Schweden Estland Livland Ingermanland Kexholms lan und einen Teil des sudostlichen Finnlands an Russland das Stettiner Gebiet und Vorpommern sudlich der Peene an Brandenburg sowie Bremen und Verden an Hannover Arvid Horn beendete daraufhin die bisherige schwedische Expansionspolitik Er bemuhte sich den Frieden zu erhalten betrieb nur zaghaft eine antirussische Politik und orientierte sich vor allem nach England 1734 gelang es Arvid Horn ein Verteidigungsbundnis mit Danemark auf funfzehn Jahre abzuschliessen Im Polnischen Erbfolgekrieg von 1733 bis 1735 bewahrte Horn die schwedische Neutralitat Wahrend Horns Regierung existierten zwei politische Gruppierungen die sich im Wesentlichen in ihren aussenpolitischen Vorstellungen unterschieden Die Mutzenpartei die vorwiegend aus Politikern und Militars der alteren Generation bestand unterstutzte die vorsichtige Aussenpolitik Horns Ihre Gegner die Partei der Hute stammten aus einer jungeren Generation von Staatsbeamten Offizieren und Grosskaufleuten und bekampften Horns Friedenspolitik Die Hute orientierten sich aussenpolitisch an Frankreich und strebten einen Revanchekrieg gegen Russland an Sie entmachteten deswegen am 18 Dezember 1738 den Kriegsgegner Arvid Horn wahrend einer Tagung des Reichstages 1738 bis 1742 Bearbeiten Schweden begann 1741 einen schlecht vorbereiteten Revanchekrieg gegen Russland zur Ruckeroberung der verlorenen Provinzen Die russischen Truppen besetzten Finnland und der im Jahr 1743 geschlossene Frieden von Abo bestimmte die Abtretung weiterer Gebiete Sudostfinnlands an Russland Des Weiteren mussten sich die Schweden verpflichten den prorussischen Adolf Friedrich von Gottorf zum Thronfolger zu ernennen Das Angebot der russischen Zarin Elisabeth ganz Finnland in das Zarenreich einzugliedern lehnte die Mehrheit des finnlandischen Adels ab In den folgenden Jahrzehnten begann aber ein Teil des Adels diese Option als politische Alternative fur Finnland zu erwagen Innenpolitisch fuhrte der Krieg gegen Russland zu einem Bauernaufstand Der sogenannte Dal Tanz daladansen erhob sich gegen die Rekrutierungen richtete sich gegen die mit dem Krieg verbundenen Teuerungen und forderte die Einsetzung eines danischen Thronkandidaten Seine letzten Lebensjahre verbrachte der politisch kaltgestellte ehemalige Kanzleiprasident auf seinen Anwesen in Ekebyholm Arvid Bernhard Horn erlebte noch die aussenpolitische Kehrtwende der Hute zur Expansionspolitik Er verstarb jedoch wahrend des Russlandkrieges am 17 April 1742 eines naturlichen Todes Familie BearbeitenHerkunft Bearbeiten Grosseltern vaterlicherseits Eheschliessung am 29 Mai 1625 in Turku Henrik Horn af Kanckas 1629 Margareta Boje af Gennas 6 Marz 1604 22 September 1668 Grosseltern mutterlicherseits Eheschliessung am 26 November 1634 Bernd von Gertten 1665 Elisabeth Wachtmeister 1691 Eltern Eheschliessung 1660 Gustav Kustaa Horn af Kanckas 1627 1673 Anna Helena von Gertten 1640 1709 Geschwister Bearbeiten Anna Juliana Horn af Kanckas 15 Marz 1667 5 Februar 1753 heiratete am 22 Juli 1702 Adam Carl de la Gardie 1664 1721 Ihre einzige Tochter war Ebba Margareta de la Gardie 24 November 1704 10 September 1775 Bengt Johan Horn af Kanckas 1668 1701 heiratete 1695 Christina Elisabeth Galle 1738 Sein einziger Sohn war Gustav Johan Horn af Kanckas 1696 1728 Ehen und Nachkommen Bearbeiten Arvid Horn war dreimal verheiratet Am 24 Februar 1696 heiratete Arvid Horn in Stockholm Anna Beata Ehrensteen 15 April 1669 in Stockholm 22 Marz 1703 in Riga Tochter von Edvard Philipsson Ehrensteen 25 Februar 1620 30 Juni 1686 und Catharina Wallia Edle Wallenstedt 10 Marz 1627 25 Oktober 1719 Anna Beata hatte in ihrer Jugend eine gute Ausbildung in Den Haag erhalten und war sehr sprachkundig Aus der Ehe entstammten zwei Sohne die als Kleinkinder verstarben 1705 schloss Horn seine zweite Ehe mit Inga Tornflycht um 1675 20 Februar 1708 Tochter von Olaf Hansson Tornflycht 5 April 1640 9 April 1713 und Margareta Andersen 1653 1727 Diese Ehe blieb kinderlos 1711 trat Horn erneut in den Ehestand Seine Ehefrau Margareta Gyllenstierna 1740 Tochter des koniglichen Rates Nils Karlsson Gyllenstierna 1648 1720 seit 1698 Generalgouverneur von Bremen und Verden gebar ihm drei Kinder Nikolaus Gustav Horn af Ekebyholm 1712 Eva Horn af Ekebyholm 1716 1790 wurde 1735 mit Axel von Lowen 1 November 1686 25 Juli 1772 Generalgouverneur von Schwedisch Vorpommern verheiratet Adam Horn 25 November 1717 24 Januar 1778 bestritt die militarische Laufbahn und kampfte als General wahrend des Pommernkrieges 1757 1762 gegen Brandenburg Seit 1741 war er mit Anna Katharina Meijerfeldt verheiratet 1798 starb die Linie Horn af Ekebyholm aus Literatur BearbeitenRalph Tuchtenhagen Kleine Geschichte Schwedens Verlag C H Beck oHG Munchen 2008 ISBN 978 3 406 53618 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Arvid Horn Album mit Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Anders Fryxell Geschichte Karls XII 18965 S 50Normdaten Person GND 13871598X lobid OGND AKS LCCN no2007021548 VIAF 48149196485174791764 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Horn ArvidALTERNATIVNAMEN Horn Arvid Bernhard vollstandiger Name Horn Arvi Bernard finnisch KURZBESCHREIBUNG Kanzleiprasident Vorsitzender des Reichsrates von SchwedenGEBURTSDATUM 6 April 1664GEBURTSORT Vuorentaka FinnlandSTERBEDATUM 17 April 1742STERBEORT Ekebyholm Schweden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arvid Horn amp oldid 215476789