www.wikidata.de-de.nina.az
Arnold von Bruck um 1500 in Brugge 6 Februar 1554 in Linz war ein franko flamischer Komponist Kapellmeister und Kleriker der Renaissance der die uberwiegende Zeit seines Lebens in habsburgischen Diensten stand 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenAbstammung und Geburtsort von Arnold von Bruck waren lange umstritten bis der osterreichische Musikforscher Othmar Wessely in seinen Veroffentlichungen von 1955 und 1958 zweifelsfrei nachwies dass der Namensteil von Bruck sich auf die Stadt Brugge bezieht vor allem wegen der ofters anzutreffenden lateinischen Variante seines Namens Arnoldus Brugensis und wegen der erwiesenen Tatsache dass Verwandte von ihm aus Flandern stammten und in Brugge ansassig waren Im Hinblick auf die Jugendzeit des Komponisten gibt es nur briefliche Angaben von ihm selbst und von Konig Ferdinand I die den Ruckschluss erlauben dass Arnold von Bruck etwa im Jahr 1506 zunachst wohl als Chorknabe in die Hofkapelle des Herzogtums Burgund aufgenommen wurde Nach dem Tod von Herzog Philipp dem Schonen war diese Kapelle nominell die Kapelle von Herzog Karl dem spateren Kaiser Karl V der ebenfalls im Jahr 1506 im Alter von nur sechs Jahren Herzog der habsburgischen Niederlande geworden war So wie Karl hat Arnold mit grosser Wahrscheinlichkeit seine Jugendzeit am Hof der Regentin Margarete von Osterreich in Mecheln verbracht Er blieb hier etwa bis zum Jahr 1519 und stand vermutlich unter dem pragenden musikalischen Einfluss der Kapellmeister und Komponisten Marbriano de Orto und Pierre de La Rue Fur die darauf folgenden etwa acht Jahre sind uber seinen Weg keine direkten Informationen uberliefert Aus spateren Quellen stammt aber die Nachricht dass er in der Diozese Therouanne heutiges Departement Pas de Calais in diesen Jahren die Priesterweihe empfing und danach schon eine gewisse Zeit am Hof in Wien tatig war Erst fur die zweite Jahreshalfte 1527 gibt es einen direkten Beleg als er namlich in Wien zum Kapellmeister des osterreichischen Regenten Erzherzog Ferdinand dem spateren Konig und Kaiser Ferdinand I ernannt worden ist und zwar als Nachfolger von Heinrich Finck Diese Stellung behielt er uber 18 Jahre lang seine Vizekapellmeister waren Pieter Maessins um 1505 1562 ebenfalls flamischer Abstammung und Stephan Mahu In dieser Zeit erwarb Arnold von Bruck mehrere Pfrunden im heutigen Slowenien und Kroatien und zwar von 1528 bis 1548 an der Kathedrale von Ljubljana ab Dezember 1529 an der Kathedrale von Zagreb und ab Juli 1531 in der Stadt Laas bei Kocevje Zum Jahresende 1545 ist er vom kaiserlichen Hof in den Ruhestand verabschiedet worden Er hielt sich noch einige Zeit in Wien auf und hatte hier das Amt eines Kaplans an einem der Altare des Stephansdoms auch komponierte er hier einige Stucke im Auftrag der Domkantorei Ab dem Jahr 1548 lebte er nachweislich in Linz wo er schon seit dem Jahr 1543 an der Trinitatskapelle des Linzer Doms die hochangesehene und bestdotierte Dreifaltigkeitspfrunde Beneficium Sanctae Trinitatis besass dienstliche Pflichten hat er hier jedoch nicht wahrgenommen Arnold von Bruck ist in Linz als wohlhabender Mann am 6 Februar 1554 verstorben Bedeutung BearbeitenDie Wiener Hofkapelle galt als herausgehobene Institution in der osterreichisch habsburgischen Musikwelt und als Leiter dieser Kapelle genoss Arnold von Bruck ein besonderes Ansehen Dies ergibt sich schon aus der von Ludwig Neufarer im Jahr 1536 gepragten Gedenkmunze mit von Brucks Abbild Ausserdem widmete ihm Antonius Margarita Magolith Professor fur Hebraisch an der Universitat Wien um 1540 die Kurtze ausslegung uber das wort Halleluia Schuler Arnolds waren Johann Zanger 1517 1587 und Heinrich Fincks Grossneffe Hermann Finck 1527 1558 wobei ihn Zanger in seiner Veroffentlichung Practicae musicae praecepta Leipzig 1554 neben Erasmus Lapicida Heinrich Finck und Stephan Mahu ausdrucklich als Vorbild benennt Entsprechend seinem Wirkungskreis verbreiteten sich von Brucks Kompositionen uberwiegend durch suddeutsche Verleger sowie durch Handschriften aus dem Umfeld des habsburgischen Herrschaftsbereichs Sogar die Bearbeitung der Motette Sancta trinitas von Antoine de Fevin vielleicht schon in seiner fruheren Zeit an der burgundischen Hofkapelle verfasst erschien erstmals 1537 bei dem Nurnberger Verleger Hieronymus Formschneider Ferner erschien 1534 in Nurnberg eine Sammlung von geistlichen und weltlichen Liedern Arnold von Bruck gewidmet in der an erster Stelle 20 Kompositionen von ihm selbst stehen des Weiteren Stucke von Ludwig Senfl und Wilhelm Breitengraser um 1495 1542 Der Wittenberger Verleger Georg Rhau gab im Jahr 1544 das geistliche Gesangbuch Newe deudsche geistliche Gesenge fur die gemeinen Schulen heraus in dem 17 Satze Arnolds enthalten sind Nachdem es in der Mitte des 16 Jahrhunderts eine konfessionsubergreifende Attraktivitat der neuen Melodien und Texte gab hat Arnold von Bruck nicht nur katholische sondern auch viele protestantische Texte vertont die dann in dem genannten lutherischen Gesangbuch von Georg Rhau erschienen sind Arnolds musikgeschichtliches Hauptverdienst liegt aus heutiger Sicht auch grundsatzlich in den Vertonungen deutscher Texte Die Choralbearbeitungen wie auch die weltlichen Lieder zeigen eine gattungstypische Cantus firmus Bearbeitung mit einem dichten durchimitierten Kontrapunkt hier sind Tenor und oberste Stimme fest aneinander gebunden und verarbeiten meist die vorgegebene Melodie vollstandig und in Oktavimitation Homophone Kantionalsatze sind selten Dagegen ist seine geistliche Musik gemeinsam mit den Manuskripten der Wiener Hofkapelle und der Kapelle des Stephansdoms weitgehend verloren gegangen Die erhalten gebliebenen Motetten weisen die typische franko flamische Vokalpolyphonie des mittleren 16 Jahrhunderts mit ihrer Durchimitation in einem dichten klangreichen Satz auf ungewohnlich sind jedoch seine zwei bis vierstimmigen Satze nur fur hohe Stimmen ad voces aequales die wohl fur die Knabenchore der Wiener Hofkapelle oder des Schottenklosters geschrieben wurden Auch hier zeigt sich wie in den ubrigen Kompositionstypen die Vorliebe des Komponisten fur kontrapunktische Hochstschwierigkeiten die in der Durchfuhrung oft langerer Passagen im strengen Kanon ebenso zum Ausdruck kommt wie die Vielfalt und Meisterschaft der Cantus firmus Verarbeitungen Als das eindrucksvollste Beispiel dafur kann das vierstimmige Dies irae gelten in dem die vollstandige sechzigzeilige Dichtung mit der Methode des strophisch repetitiven Choral Cantus firmus in immer neuen Konstellationen verarbeitet wird 1 Werke BearbeitenLateinische Hymnen Adesto nunc ecclesiae zu vier Stimmen Audi benigne conditor zu vier Stimmen Gloria laus et honor zu vier Stimmen Jesu quadragenariae zu vier Stimmen O crux ave spes unica zu vier StimmenLateinische liturgische Werke Dies irae zu vier Stimmen Magnificat octavi toni fur dreistimmigen Knabenchor Magnificat octavi toni fur vierstimmigen Knabenchor Te Deum laudamus zu vier StimmenLateinische Motetten Ascendo ad patrem zu funf Stimmen Da pacem domine fur vierstimmigen Knabenchor Deus misereatur nostri fur vierstimmigen Knabenchor Grates nunc omnes in drei Versionen fur zwei drei und vierstimmigen Knabenchor In civitate domini zu funf Stimmen Laudate dominum omnes gentes fur vierstimmigen Knabenchor Pater noster Ave Maria fur vierstimmigen Knabenchor Pater noster Ave Maria zu funf Stimmen Quomodo miseretur zu drei Stimmen Virgo prudentissimae zu drei StimmenLateinische Werke unsicherer Autorschaft Lumen ad revelationem Stimmenzahl unbekannt nur Bass erhalten A B zugeschrieben Pater peccavi zu vier Stimmen Arnoldus zugeschrieben Rosa de spinis protulit zu funf Stimmen Arnoldo zugeschrieben Si quis vult post me venire A de Ponte zugeschriebenGeistliche deutsche Choralbearbeitungen Aus tiefer Not schrei ich zu dir zu vier Stimmen Christ ist erstanden I zu vier Stimmen in zwei Versionen Christ ist erstanden II zu vier Stimmen Christ lag in Todesbanden zu vier Stimmen Dies sind die heiligen zehn Gebot zu vier Stimmen Es ist das Heil uns kommen her zu vier Stimmen Gott der Vater wohn uns bei zu vier Stimmen Herr wer wird wohnen in deiner Hutte zu vier Stimmen Herre das sein deine Gebot zu vier Stimmen Komm heiliger Geist zu vier Stimmen Kommt her zu mir zu vier Stimmen Mitten wir im Leben sind zu vier Stimmen O allmachtiger Gott zu funf Stimmen Vater unser im Himmelreich zu vier Stimmen Wir glauben all an einen Gott zu vier StimmenWeltliche Chorsatze Fortitudo dei regnantis zu sechs Stimmen Staatsmotette vermutlich fur Konig Sigismund I von PolenWeltliche deutsche Lieder Ach hilf mir leid Quodlibet zu funf Stimmen Alls von Gott zu vier Stimmen in zwei Versionen An aller Welt zu vier Stimmen Beschaffens Gluck zu vier Stimmen Des Unfalls Kraft zu vier Stimmen Die Zeit bringt viel zu vier Stimmen Ein schones Weib erfreut mich zu drei Stimmen Elend ich rief zu vier Stimmen Es geht gen diesen Sommer zu vier Stimmen Es ging ein Landsknecht zu vier Stimmen Geduld hoff Gnad zu vier Stimmen Ich stund an diesem Morgen Quodlibet zu sechs Stimmen Ich weiss mir eine Mulnerin zu vier Stimmen Ihr Christen alle gleich zu vier Stimmen Kein Adler in der Welt so schon Quodlibet zu funf Stimmen Muhe und Arbeit in der Welt zu vier Stimmen O du armer Judas zu sechs Stimmen So trinken wir alle zu funf Stimmen Vertrauen herzlich gar zu vier Stimmen in zwei Versionen Wie geht es zu zu vier StimmenBearbeitungen von Werken anderer Komponisten Antoine de Fevin Sancta trinitas zu vier Stimmen seitens Arnold von Bruck um zwei Stimmen erweitertLiteratur Auswahl BearbeitenArray von Dommer Arnold von Bruck In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 376 J Wirth Arnold von Bruck sein Leben und seine Werke Dissertation an der Universitat Wien 1910 L Nowak Das deutsche Gesellschaftslied in Osterreich von 1480 bis 1550 In Studien zur Musikwissenschaft Beihefte der Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Nr 17 1930 S 21 52 Hans Albrecht Arnold von Bruck In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 380 Digitalisat Othmar Wessely Zur Frage nach der Herkunft Arnolds von Bruck In Mitteilungen der Kommission fur Musikforschung Nr 1 Rohrer Wien 1955 Othmar Wessely Arnold von Bruck Leben und Umwelt Habilitationsschrift Wien 1958 H Osthoff Das Te Deum des Arnold von Bruck In A A Abert Hrsg Festschrift fur Friedrich Blume Kassel 1963 S 252 257 Friedrich Wilhelm Bautz Arnold von Bruck In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 233 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 30 Juni 2007 W Pass Das vierstimmige Magnificat des Arnold von Bruck in dem vor einigen Jahren wiederentdeckten Chorbuch A Ws Sign 2a 19 In Studien zur Musikwissenschaft Beihefte der Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Nr 42 1993 S 467 474 Othmar Wessely Die spaten Jahre des Arnold von Bruck in E Th Hilscher Hrsg Festschrift fur Th Antonicek Tutzing 1998 S 43 50 Thomas Schmidt Beste Arnold von Bruck In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 1 Aagard Baez Barenreiter Metzler Kassel u a 1999 ISBN 3 7618 1111 X Sp 987 991 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Markus Grassl Franko flamische Musik In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2002 ISBN 3 7001 3043 0 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Arnold von Bruck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Arnold von Bruck in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Arnold von Bruck im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Arnold von Bruck in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Eintrag zu Arnold von Bruck im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten a b Thomas Schmidt Beste Arnold von Bruck In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 1 Aagard Baez Barenreiter Metzler Kassel u a 1999 ISBN 3 7618 1111 X Sp 987 991 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 1 A Byzantinischer Gesang Herder Freiburg im Breisgau u a 1978 ISBN 3 451 18051 0 Normdaten Person GND 118665790 lobid OGND AKS LCCN n90625105 VIAF 27330861 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arnold von BruckALTERNATIVNAMEN Arnold Brugk Arnold Prugg Arnold de Prugkh Arnold von Prigkh Arnoldus Brugensis lateinisch KURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist Kapellmeister und Kleriker der RenaissanceGEBURTSDATUM um 1500GEBURTSORT BruggeSTERBEDATUM 6 Februar 1554STERBEORT Linz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arnold von Bruck amp oldid 229664982