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Erasmus Lapicida eigentlich Erasmus Steinmetz um 1450 19 November 1547 in Wien war ein franko flamischer Komponist Sanger und Kleriker der Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenDie Biografie dieses Komponisten so weit sie heute bekannt ist fallt durch zwei Umstande besonders auf Zum einen erreichte er fur damalige Zeiten ein ungewohnlich hohes Alter nachdem der Chronist Johann Rasch im Jahr 1586 schreibt Lapicida war ein mannlein bey hundert jahren somit wird auf Grund des dokumentierten Sterbedatums ein Geburtsjahr um 1450 vermutet Zum anderen liegen die ersten 60 Jahre seines Lebens biografisch vollig im Dunkeln weil die ersten Belege uber sein Wirken mit dem Jahr 1510 beginnen Die Annahme uber seine Herkunft aus der Stadt Trient wie sie von der Musikhistorikerin Susan Forscher Weiss im Jahr 2000 geaussert wurde und andere Vermutungen sind deshalb reine unbegrundete Spekulationen Ein anderer Komponist mit Namen Erasmus oder Rasmo der in italienischen Handschriften und Drucken erscheint ist nach Meinung des Musikforschers Ludwig Finscher 1977 wegen Lapicidas Biografie und wegen stilistischer Diskrepanzen in der Komposition nicht mit Erasmus Lapicida identisch eine Meinung die von anderen Musikhistorikern in der Zwischenzeit aber nicht unbedingt geteilt wird Belegt ist der Komponist ab dem Jahr 1510 als Sanger und Komponist religioser Lieder an der Hofkapelle des Pfalzer Kurfursten Ludwigs V Regierungszeit 1508 1544 in Heidelberg bis etwa zum Jahr 1520 Etwa im Jahr 1515 kam er hier in Kontakt mit dem deutschen Musiktheoretiker Andreas Ornitoparchus um 1490 nach 1530 der in Heidelberg Vorlesungen hielt dieser zahlte Lapicida in seiner Schrift Musica active micrologus Leipzig 1517 zu den Komponisten mit einer probata auctoritas Um diese Zeit besass Lapicida offenbar auch Verbindungen zu Kreisen des Hauses Habsburg weil er im Jahr 1514 die Motette Sacerdos et pontifex fur die Feier anlasslich der Wahl von Bernhard von Cles zum Bischof von Trient komponiert hatte und diesem ein Huldigungsgedicht widmete Etwa um das Jahr 1521 hat ihm der Habsburger Erzherzog Ferdinand I Regierungszeit als Erzherzog 1521 1531 am Schottenkloster in Wien eine Prabende verliehen dort blieb Lapicida die 26 restlichen Jahre seines Lebens Dies weist darauf hin dass der Komponist geistlichen Standes war Er hat in diesem Kloster mit Heinrich Finck bei der Grundung einer Kantorei zusammen gearbeitet In Wien lernte er zwischen 1527 und 1534 den Theologen und Musiktheoretiker Johann Zanger 1517 1587 kennen der spater in seiner Schrift Practicae musicae praecepta Leipzig 1554 von einem Streit zwischen Lapicida Stephan Mahu und Arnold von Bruck berichtete Hierbei ging es um die Interpretation des Mensurzeichens ohne senkrechten Strich Im Jahr 1539 nahm Lapicida an den Trauerfeierlichkeiten fur Isabella von Portugal verstorbene Ehefrau von Kaiser Karl V im Wiener Stephansdom teil Der Komponist bat Ferdinand I im Jahr 1544 wegen seiner Altersschwache um ein Gnadengeld von 15 Kreuzern Dies wurde ihm bewilligt und bis zu seinem Tod im Jahr 1547 regelmassig gezahlt Sebastianus Solidus beklagte den Tod des Komponisten in einer lateinischen Elegie wo er musicus celebris genannt wird Bedeutung BearbeitenGegen Ende seines Lebens muss Erasmus Lapicida einen deutlichen Ruf genossen haben Jedoch machen es die Unklarheiten uber die Zuschreibung seines Gesamtwerks sowie sein ungewohnlich langes Leben schwer ein klares Gesamtbild von ihm zu gewinnen insbesondere weil von seinen geistlichen wie weltlichen Werken nur ein kleiner Teil erhalten geblieben ist Dieser uberlieferte Teil bezeugt Lapicidas vielseitige Begabung und eine grosse stilistische Vielfalt Er gehorte zu den ersten Komponisten die mehrstimmige Vertonungen der Lamentationes Hieremiae Klagelieder Jeremias geschaffen haben Ottaviano dei Petrucci aus Venedig der erste Notendrucker mit beweglichen Typen hat Tonsatze Lapicidas in seine Sammelwerke aufgenommen darunter des flamische Lied Tandernacken aus dem Jahr 1503 Seine deutschen Liedbearbeitungen besitzen eine Nahe zum Stil von Heinrich Isaac sie bezeugen aber durch manche Zuge wie gleichzeitiges Kadenzieren aller Stimmen und belcantohafte Melodik einen durchaus personlichen Stil Die Motetten Nativitas tua Dei genitrix und Virgo prudentissima zeigen die Bearbeitung klar gegliederter Abschnitte des Chorals teils in vierstimmigen Imitationen teils auch als Cantus firmus mit langeren Werten im Tenor was fur die vierstimmige Motette des spaten 15 Jahrhunderts durchaus typisch war Die Huldigungsmotette Sacerdos et pontifex erweist sich als kompositorisch hochstehend durch einen Cantus firmus der auf einem soggetto cavato einem den Wortern entnommenes Thema basiert mit den Noten aus den Vokalen des Mottos Bernardus Clesius Episcopus tridentinus und durch Kanonangaben fur die kontrapunktische Grundlage der Komposition In dem Stuck mit der Autorangabe Rasmo und mit dem Textbeginn Pieta cara signora La pieta ha chiuso le porte werden die Melodie der Frottola La pieta ha chiuso von Bartolomeo Tromboncino um 1470 bis um 1535 und die Melodie der Frottola Pieta cara signora von Marco Cara um 1530 mit zwei vom Autor selbst komponierten Stimmen kombiniert Werke BearbeitenGeistliche Werke Ave regina caelorum zu vier Stimmen Autor Erasmus Benedictus Dominus zu vier Stimmen 1506 Autor Erasmus Efferor ad manus zu vier Stimmen Gloriosi principes terrae Petrus Apostolus zu funf Stimmen Autor Erasmus teilweise Jean Mouton zugeschrieben Lamentatio Jeremiae zu drei Stimmen 1506 Autor Erasmus Nativitas tua Dei genitrix zu vier Stimmen 1505 Sacerdos et pontifex zu vier Stimmen 1514 Veni electa mea zu vier Stimmen 1538 Virgo prudentissima zu vier Stimmen 1505 Weltliche Werke zu vier Stimmen Ach edles N 1539 Die mich erfrewt 1539 Es lebt mich hertz 1519 1539 Gut ding muss haben weil 1539 Ich hoff es sey vast wol muglich 1539 Nie grosser lieb 1539 O herzigs S 1539 Tandernaken 1504 Frottola Pieta cara signora La pieta ha chiuso le porte 1509 Autor Rasmo textloses Stuck etwa 1535 Literatur Auswahl BearbeitenOthmar Wessely Lapicida Erasmus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 627 Digitalisat Ludwig Nowak Das deutsche Gesellschaftslied in Osterreich von 1480 bis 1550 In Studien zur Musikwissenschaft Beihefte der DTO Nr 17 1930 Seite 21 52 R Lunelli Contributi alle relazioni musicali fra l Italia e la Germania nel Rinascimiento In Acta musicologica Nr 21 1949 Seite 41 70 H J Moser Johannes Zangers Praecepta In Musica disciplina Nr 5 1951 Seite 199 und folgende H Federhofer Biographische Beitrage zu Erasmus Lapicida und Stephan Mahu In Die Musikforschung Nr 5 1952 Seite 37 46 Othmar Wessely Ein unbekannter Brief von Erasmus Lapicida In Musikerziehung Nr 8 1954 55 Seite 38 40 Derselbe Neues zur Lebensgeschichte von Erasmus Lapicida In Anzeiger der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften philosophisch historische Klasse Nr 92 1955 Seite 85 93 Derselbe Neue Beitrage zur Lebensgeschichte von Erasmus Lapicida In Kirchenmusikalisches Jahrbuch Nr 41 1957 Seite 16 19 G Pietzsch Quellen und Forschungen zur Geschichte der Musik am kurpfalzischen Hof zu Heidelberg bis 1622 Mainz 1963 Othmar Wessely Hofkapellmitglieder und andere Musiker in den Preces Registern Ferdinands I In Festschrift fur H Husmann herausgegeben von H Becker R Gerlach Munchen 1970 Seite 313 324 W F Prizer Courtly Pastimes the Frottole of Marchetto Cara Ann Arbor 1980 Studies in Musicology Nr 33 R Vettori L ambiente e le testimonianze musicale nel Trentino al tempo di Bernardo Clesio In Bernardo Clesio e il suo tempo herausgegeben von P Prodi Band 2 Rom 1988 Seite 651 687 S M Keyl Arnolt Schlick and Instrumental Music circa 1500 Dissertation an der Duke University 1989 University Microfilms International Ann Arbor Michigan Nr 9001061 R Vettori Musiche per i principi vescovi La corte dei Clesio e dei Mandruzzo In Musica e societa nella storia trentina herausgegeben von R Dalmonte Trient 1994 Seite 241 279 M Gozzi Musikgeschichte der Region Trient bis 1600 In Von den Anfangen bis zur fruhen Neuzeit herausgegeben von K Drexel M Fink Innsbruck 2001 Seite 407 593 Musikgeschichte Tirols Nr 1 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Erasmus Lapicida im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Lapicida Erasmus Tandernaken Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectQuellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 10 Barenreiter und Metzler Kassel und Basel 2003 ISBN 3 7618 1120 9 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 5 Koth Mystischer Akkord Herder Freiburg im Breisgau u a 1981 ISBN 3 451 18055 3 Normdaten Person GND 118726528 lobid OGND AKS LCCN no93005212 VIAF 275612 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lapicida ErasmusALTERNATIVNAMEN Steinmetz Erasmus ursprunglicher Name Lapicide Erasmus RasmoKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist Sanger und Kleriker der RenaissanceGEBURTSDATUM um 1450STERBEDATUM 19 November 1547STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erasmus Lapicida amp oldid 217867522