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Aristolochia arborea im Deutschen gelegentlich als Baumartige Pfeifenblume bezeichnet ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Pfeifenblumen Aristolochia die im Unterwuchs tropischer Regenwalder in Sudmexiko Guatemala und El Salvador vorkommt Wie andere Aristolochia Arten bilden die Bluten eine komplexe Kesselfalle und ziehen als Tauschblumen Bestauber an Aristolochia arborea imitiert dabei im Inneren der Blutenhulle durch Geruch und eine einzigartige dreidimensionale Attrappe den Fruchtkorper eines Standerpilzes zur Anlockung von Pilzmucken Da nur sieben Fundorte dieser Art bekannt sind wird angenommen dass sie sehr selten und moglicherweise vom Aussterben bedroht ist Sie wird aber in einer Reihe von botanischen Garten kultiviert Aristolochia arboreaAristolochia arboreaSystematikMagnoliidsOrdnung Pfefferartige Piperales Familie Osterluzeigewachse Aristolochiaceae Unterfamilie AristolochioideaeGattung Pfeifenblumen Aristolochia Art Aristolochia arboreaWissenschaftlicher NameAristolochia arboreaLinden Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus und Blatter 1 2 Bluten 1 3 Frucht 2 Vorkommen 3 Bluten und Fruchtokologie 4 Systematik 5 Botanische Geschichte 6 Literatur 6 1 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus und Blatter Bearbeiten nbsp Aristolochia arborea StrauchAristolochia arborea wachst als aufrechter Strauch oder kleiner Baum mit reich verzweigtem Stamm Die Wuchshohe betragt meist etwa zwei maximal funf bis sechs Meter Die jungen Aste sind dicht filzig mit feinen anliegenden braunlichen Trichomen behaart Altere Aste weisen eine dick verkorkte rissige Rinde auf Die Blatter sitzen an etwa einen Zentimeter langen kraftigen Blattstielen sind ganzrandig und in der Form relativ variabel von eiformig uber langlich bis lanzettlich langlich Scheinnebenblatter fehlen bei ihr im Gegensatz zu vielen anderen Arten der Gattung Der Grund ist schrag gerundet stumpf oder leicht zugespitzt die Blattspitze ist zugespitzt Die Blatter erreichen eine Lange von 20 bis 35 und eine Breite von 4 bis 15 Zentimetern Ihre Oberseite ist dunkelgrun und glatt die Unterseite ist insbesondere entlang der Blattadern dicht mit dunnen rostbraunen Harchen besetzt Die Blattadern verlaufen von der Mittelrippe ausgehend annahernd parallel zum Blattrand 1 2 3 Bluten Bearbeiten nbsp Bluten von vorne und von der SeiteDie Bluten sitzen direkt am Stamm Kauliflorie unterhalb der tiefsten Blatter Sie sind in traubenartigen reichverzweigten Gruppen mit Vorblattern angeordnet und haben gekniete Blutenstiele Die Blutenhulle ist purpurn dicht fein behaart und etwa acht bis neun Zentimeter lang Die Aussenseite ist schmutzig braunrot aufgrund des durchscheinenden Rots der Innenseite und der dichten braunlichen Behaarung Der vordere Teil der Blutenhulle ist breit verkehrt herzformig mit drei je 2 5 bis 3 Zentimeter breiten und 3 bis 4 Zentimeter langen nach unten weisenden Lappen die sich zum Rand hin scharf nach aussen einrollen In der Mitte dieser ausseren Hulle liegt die Offnung zur Blutenrohre vor der unten ein feinflaumiger und drusenbesetzter Buckel sitzt der auf einem Stiel einen aufgeblahten Kopf tragt Seine Unterseite ist weiss und von ihm ausgehend ist auch der mittlere Lappen der Blutenhulle weiss gefarbt so dass die Imitation des Fruchtkorpers eines Standerpilzes der Gattung Marasmius aus der Familie der Schwindlingsverwandten sowie des darunterliegenden Myzels entsteht Die Rohre hinter diesem Buckel ist braunlich langsgestreift aufgeblaht gebogen eiformig und etwa 2 Zentimeter lang Sie knickt direkt hinter dem Eingang scharf nach unten ab und biegt sich dann senkrecht nach oben zur Narben und Staubgefasssaule Diese ist nur undeutlich dreiteilig und von sechs regelmassig angeordneten Antheren umgeben Der Fruchtknoten ist unterstandig 1 2 3 4 Frucht Bearbeiten Die Fruchte sind holzige leicht gebogene keulenformige und im Querschnitt sechseckige Kapseln die eine Lange von zehn bis funfzehn und eine Breite von 1 5 bis 2 5 Zentimetern erreichen Sie sind glanzend grun und dicht braunlich behaart Etwa funf bis sechs Monate nach der Bestaubung zerfallen sie von der Spitze in sechs Teile und entlassen etwa 60 Samen die in der Frucht in dichten Reihen sitzen Die Samen sind herzformig etwa einen Zentimeter lang und 0 8 Zentimeter breit und von einem etwa doppelt so grossen Elaiosom umgeben 3 Vorkommen Bearbeiten nbsp Fundorte von Aristolochia arborea 5 Es liegen nur Berichte uber sieben Fundorte von Aristolochia arborea in der Natur vor so dass allgemein angenommen wird dass die Art sehr selten oder in Freiheit schon ausgestorben ist wobei der Ruckgang der mittelamerikanischen Regenwalder als Hauptbedrohung der Art gilt 6 Gefunden wurde die Art in Sudmexiko in den Bundesstaaten Veracruz Tabasco und Chiapas sowie in Guatemala und El Salvador Dieses Verbreitungsgebiet stellte im spaten Pleistozan ein Refugium fur tropische Vegetation dar Die bekannten Exemplare wurden im Unterwuchs feuchter Regenwaldhange in 350 bis 1250 Metern Hohe gefunden 5 2 Bluten und Fruchtokologie Bearbeiten nbsp Die Pilzattrappe in der BluteAristolochia arborea setzt das ganze Jahr hindurch mit kurzen Unterbrechungen zahlreiche Bluten an Die Bestaubung wurde in freier Natur noch nicht untersucht Unter Gewachshausbedingungen wurde beobachtet dass die drei Narbenlappen kurz nach ihrer Entfaltung durch das Austrocknen des Narbensekrets verkleben Zusatzlich offnen sich die Antheren schon bevor die Blute sich offnet und so moglichen Bestaubern zuganglich wird Auf diese Weise wird eine Fremdbestaubung verhindert und es kann nur gelegentlich und dann zufallig zu einer Selbstbestaubung kommen die auf Grund der fehlenden Selbstinkompatibilitat auch zu Samenansatz fuhren kann Es wurde vermutet dass die beobachtete Blutenentwicklung nicht der am naturlichen Standort entspricht und moglicherweise auf ungunstige Umweltbedingungen in der Kultur wie zum Beispiel eine ungeeignete Luftfeuchtigkeit zuruckgehen konnte 4 Die auffalligen Bluten stellen eine effektive Pilzmimese dar uber die Pilzmucken angelockt werden konnen die ihre Eier normalerweise am Fruchtkorper von Pilzen ablegen Hierbei spielt wahrscheinlich auch der schwach campherartige wurzige Geruch eine Rolle der an den der Gewohnlichen Haselwurz Asarum europaeum erinnert 4 Die Muckenweibchen rutschen bei der Untersuchung der Pilzattrappe uber den mit glatten Zellen ausgestatteten Eingang in den dahinter liegenden Kessel Es wird daher angenommen dass die Bluten von Aristolochia arborea ahnlich denen anderer Aristolochia Arten als effektive Kesselfallen funktionieren Da die Narbensaule am oberen Ende der Kesselrohre von einem Kranz lichtdurchlassiger Zellen umgeben ist versuchen die gefangenen Tiere hier zu entkommen und konnten dabei Pollen auf der Oberflache einer empfangsbereiten Narbensaule abladen Die Bluten sind proterogyn so dass die mannlichen Organe erst nach den Narben reifen und ihren Pollen entlassen der dann auf die gefangenen Mucken herabrieselt Beim Verwelken der Blute konnen die Pilzmucken dann wieder entkommen und mit Pollen beladen von einer weiteren Blute angelockt werden 3 Die Samen von Aristolochia arborea werden wahrscheinlich von Ameisen verschleppt die das Elaiosom als Nahrungsquelle nutzen und auf diese Weise ausgebreitet Myrmekochorie In Gewachshausversuchen konnte dies mit mehreren Ameisenarten beobachtet werden 4 Die Pflanzen keimen nach vier Wochen bis drei Monaten wobei sich die Keimblattstiele rasch verlangern wahrend die Keimblatter in der Samenschale verbleiben und sich nicht oder erst dann daraus befreien wenn die Primarblatter bereits ausgebildet sind 6 Systematik BearbeitenAristolochia arborea wird nach der Einteilung von O C Schmidt 1935 7 in die Untergattung und Sektion Siphisina eingeordnet Nach der Revision von H Huber 1985 8 der die Gattung Aristolochia in mehrere Gattungen aufteilt wird Aristolochia arborea als Isotrema arborea der Gattung Isotrema und dort der Untergattung Isotrema zugerechnet 6 Molekularbiologische Untersuchungen unterstutzen die Zuordnung zu Isotrema und weisen darauf hin dass Aristolochia salvadorensis die Schwesterart ist und diese beiden Arten zusammen mit Aristolochia tricaudata und Aristolochia paracleta eine mittelamerikanische Verwandtschaftsgruppe bilden Wie alle Isotrema Arten hat Aristolochia arborea einen diploiden Chromosomensatz aus 16 Paaren 2n 32 9 Botanische Geschichte Bearbeiten nbsp Jean LindenDie Art wurde das erste Mal von dem luxemburgisch belgischen Botaniker Jean Linden 1858 in seinem Catalogue des plantes exotiques beschrieben wo er die Art zum Verkauf anbot Er hatte sie von dem Sammler Ghiesbrecht erhalten der sie in Chiapas Mexiko gefunden hatte Ein weiterer Sammler namens Broadway berichtete von kultivierten Exemplaren auf Trinidad Eine genauere Beschreibung erfolgte 1862 in den Kew Gardens durch Joseph Dalton Hooker im Curtis s Botanical Magazine Mindestens seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist die Pflanze auch im botanischen Garten von Bogor Indonesien vorhanden von wo aus ein Steckling in den Botanischen Garten Bonn importiert wurde Von den Bonner Exemplaren wurden weitere Stecklinge an verschiedene botanische Garten weitergegeben so dass moglicherweise alle heute in Europa in Kultur vorhandenen Pflanzen Klone eines Exemplars aus Bogor sind Woher dieses ursprunglich stammte ist unbekannt Auf Grund ihrer Selbstkompatibilitat kann die Art auch leicht durch Offnung der Bluten und kunstliche Bestaubung vermehrt werden was aber erst seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts praktiziert wird Die Zucht in und die Weitergabe zwischen botanischen Garten gilt auf Grund der Seltenheit im Freiland als bedeutend fur die Erhaltung der Art 3 6 Literatur BearbeitenChristoph Neinhuis Dieter Roth Wilhelm Barthlott Aristolochia arborea The Biology and Thread of a Remarkable Rain Forest Tree from Central America In Der Palmengarten Band 58 Nr 1 S 15 19 englisch Online Deutsche Ubersetzung beim Botanischen Garten Bonn Howard W Pfeifer Revision of the North and Central American Hexandrous Species of Aristolochia Aristolochiaceae In Annals of the Missouri Botanical Garden Volume 53 Nr 2 1966 S 115 196 doi 10 2307 2394940 englisch Online Paul C Standley Julian A Steyermark Flora of Guatemala In Fieldiana Botany Band 24 Nr 4 1946 S 95 englisch Online H Cammerloher Unfruchtbarkeit in Folge vorubergehender Kleistopetalie bei Aristolochia arborea In Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Band 40 1922 S 385 393 englisch Online Einzelnachweise Bearbeiten a b Howard W Pfeifer Revision of the North and Central American Hexandrous Species of Aristolochia Aristolochiaceae In Annals of the Missouri Botanical Garden Volume 53 Nummer 2 1966 S 134 a b c Paul C Standley Julian A Steyermark Flora of Guatemala In Fieldiana Botany Band 24 Nr 4 1946 S 95 englisch a b c d e Christoph Neinhuis Dieter Roth Wilhelm Barthlott Aristolochia arborea The Biology and Thread of a Remarkable Rain Forest Tree from Central America In Der Palmengarten Band 58 Nr 1 S 15 19 englisch a b c d H Cammerloher Unfruchtbarkeit in Folge vorubergehender Kleistopetalie bei Aristolochia arborea In Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Band 40 1922 S 385 393 a b Jose Ortega Ortiz Dos nuevos registros de Aristolochia Aristolochiaceae para Veracruz Mexico In Phytologia Band 67 Nr 1 1989 S 94 99 spanisch Online a b c d Herwig Teppner Experiences in ex situ conservation in the Botanic Garden of the Institute of Botany of the University of Graz In Fritschiana Band 39 2003 S 1 22 Online PDF 444 kB O C Schmidt Aristolochiaceae In A Engler H Harms Hrsg Die naturlichen Pflanzenfamilien 2 Auflage Band 16 b Berlin 1935 S 204 242 H Huber Samenmerkmale und Gliederung der Aristolochiaceen In Botanische Jahr bucher fur Systematik Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie Band 107 Nr 1 4 1985 S 277 320 Tetsuo Ohi Toma Takashi Sugawara Hiroko Murata Stefan Wanke Christoph Neinhuis Jin Murata Molecular Phylogeny of Aristolochia sensu lato Aristolochiaceae based on Sequences of rbcL matK and phyA Genes with Special Reference to Differentiation of Chromosome Numbers In Systematic Botany Band 31 Nr 3 2006 S 481 492 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aristolochia arborea Album mit Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung beim Botanischen Garten Wien PDF 1 10 MB nbsp Dieser Artikel wurde am 30 November 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aristolochia arborea amp oldid 231617830