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Dieser Artikel behandelt die Person fur den Roman von Eveline Hasler siehe Anna Goldin Roman fur den Film von Gertrud Pinkus siehe Anna Goldin Letzte Hexe Anna Goldi auch Goldin weibliche Form 24 Oktober 1734 in Sennwald heute im Kanton St Gallen 13 Junijul 24 Juni 1782greg in Glarus war eine der letzten Frauen die in Europa der Hexerei beschuldigt und hingerichtet wurden Es war die letzte legale Hexenhinrichtung und rief europaweit Emporung hervor 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Steckbrief 3 Aufarbeitung 4 Rezeption 5 Rehabilitation 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGoldi stammte aus armen Verhaltnissen und arbeitete als Dienstmagd Sie gebar nachweislich zwei Kinder Das erste starb kurz nach der Geburt Anna Goldi wurde darauf wegen Kindsmordes verurteilt und bestraft Das zweite Kind stammte von ihrem Dienstherrn Zwicky in Mollis Das ausserehelich gezeugte Kind kam in Strassburg zur Welt und wurde in fremde Obhut gegeben Uber das weitere Schicksal dieses Kindes ist nichts bekannt In Fachkreisen ist umstritten ob es noch ein drittes Kind gab da der Eintrag im Taufbuch Zweifel aufkommen lasst Anna Goldi arbeitete spater als Magd beim Glarner Arzt Ratsherrn Richter und Regierungsrat Johann Jakob Tschudi Tschudi entstammte einer der reichsten und einflussreichsten Familien des protestantischen Kantons Glarus Hier soll sie dann mehrmals Stecknadeln in die Milch einer Tochter Tschudis gezaubert haben Ausserdem soll die Tochter nach Aussagen von Angehorigen der Familie Tschudi mehrfach Nagel gespuckt haben Wegen Verzauberung der Tschudi Tochter wurde Anna Goldi daraufhin der Hexerei beschuldigt und angeklagt Die Hintergrunde fur die Anklage durften aber eher mit einer Affare mit ihrem Dienstherrn Tschudi in Zusammenhang stehen Zudem war Anna Goldi gut bekannt mit dem Schwager der Familie Tschudi Ruedi Steinmuller Dieser war vermogend und vermutlich in einen Erbschaftsstreit mit der Familie Tschudi geraten Auch er wurde beschuldigt und als Mittater inhaftiert Im anschliessenden Gerichtsprozess gab Goldi unter Folter zu die Krafte des Teufels zu nutzen Auch Steinmuller sollte unter Folter seine Aussage machen Er erhangte sich jedoch in der Nacht vom 11 zum 12 Mai 1782 Sein Suizid wurde als Schuldeingestandnis betrachtet sein Vermogen beschlagnahmt nbsp Beschreibung der Exekution Landesarchiv Kanton Glarus Der Evangelische Rat von Glarus verurteilte Anna Goldi am 6 Juni 1782 zum Tod durch das Schwert Das Urteil wurde am 13 Juni vollstreckt 2 Da Anna Goldi keine Glarnerin war Sennwald gehorte zur Herrschaft Sax Forstegg einer zurcherischen Landvogtei galt sie als fremdlandische Person Die Gerichtsbarkeit lag somit eigentlich bei einem gemeinen Gericht welches paritatisch aus katholischen und reformierten Personen zusammengesetzt war Das Urteil war somit nicht rechtmassig Der Hexenprozess sorgte trotz Pressezensur in der Schweiz und in Deutschland fur Aufruhr und wurde von August Ludwig von Schlozer als Justizmord bezeichnet Der Journalist Heinrich Ludwig Lehmann publizierte den Fall Wilhelm Ludwig Wekhrlin kritisierte die Verurteilung ebenfalls Der Gerichtsschreiber Johann Melchior Kubli gab die streng geheimen Akten heraus Erst im Jahr 2007 konnte dies aufgrund Lehmanns Tagebucheintragungen bewiesen werden die Walter Hauser wahrend seiner Recherchen zu Justizmord an Anna Goldi ans Licht brachte Da uber den Prozess Geheimhaltung verhangt wurde hatte Kubli ebenfalls die Todesstrafe gedroht wenn man ihn als Informanten uberfuhrt hatte Er hatte sich bereits wahrend des Prozesses fur Anna Goldi eingesetzt Im Urteil wurden die Begriffe Hexe und Hexerei vermieden Goldi wurde als Giftmorderin verurteilt Ihr Fall war auch nicht der letzte derartige in Europa 1811 wurde Barbara Zdunk unter ahnlichen Umstanden unter dem Vorwand der Brandstifterei hingerichtet Ob diese wegen Hexerei hingerichtet wurde ist jedoch sehr unwahrscheinlich da Hexerei in Preussen zu der Zeit kein Straftatbestand war 3 Die letzten bekannten Hinrichtungen fur Hexerei in Europa fanden 1793 in Posen damals in Preussen statt 4 Steckbrief Bearbeiten nbsp Steckbrief Zurcher Zeitung vom 9 Februar 1782In der Zurcher Zeitung erschien am 9 Februar 1782 ein vom Kanton Glarus als Inserat aufgegebener Steckbrief mit dem Anna Goldi gesucht wurde 5 Loblicher Stand Glarus evangelischer Religion anerbietet sich hiermit demjenigen welcher nachbeschriebene Anna Goldin entdecken und der Justitz einbringen wird Einhundert Kronenthaler Belohnung zu bezahlen womit auch alle Hohe und Hohere Obrigkeiten und Dero nachgesezte Amtsleuth ersucht werden zu Gefangennehmung dieser Person all mogliche Hulfe zu leisten zumahlen solche in hier eine ungeheure That vermittelst geheimer und fast unbegreiflicher Beibringung einer Menge Guffen Stecknadeln und anderen Gezeug gegen ein unschuldiges acht Jahr altes Kind verubet hat Anna Goldin aus der Gemeind Sennwald der Landvogthey hohen Sax und Forstek zugehorig Zurchergebiets ohngefahr 40 Jahr alt dicker und grosser Leibsstatur vollkommnen und rothlechten Angesichts schwarzer Haaren und Augbraunen hat graue etwas ungesunde Augen welche meistens rothlecht aussehen ihr Anschauen ist niedergeschlagen und redet ihre Sennwalder Aussprach tragt eine modenfarbne Juppen eine blaue und eine gestrichelte Schos darunter eine blaue Schlingen oder Schnabeli Gestalt ein Damastenen grauen Tschopen weis castorin Strumpf ein schwarze Kappen darunter ein weisses Haubli und tragt ein schwarzes Seidenbettli Datum den 25 Jenner St v 1782 Kanzley Glarus evangelischer Religion Aufarbeitung BearbeitenDer Glarner Autor und Jurist Walter Hauser stellt in seinem Buch Anna Goldi geliebt verteufelt enthauptet Der letzte Hexenprozess und die Entdamonisierung der Frau Limmat Verlag Zurich 2021 den Fall Anna Goldi erstmals ausfuhrlich in den Zusammenhang mit dem Bayerischen Hexenkrieg und dem Konflikt um den Churer Priester und Exorzisten Johann Joseph Gassner 1727 1779 der in der Spataufklarung den Teufelsglauben neu entfacht hat und durch seine Wunderkuren sowohl in katholischen wie auch in protestantischen Kreisen enormes Aufsehen erregte Die letzten drei Hexenprozesse im christlichen Europa 1775 der Hexenprozess gegen Anna Maria Schwagelin im suddeutschen Kempten 1779 der letzte bundnerische Hexenprozess in Tinizong am Julierpass gegen Maria Ursula Padrutt und der Goldi Prozess 1782 in Glarus waren stark von diesem am Ende der Aufklarung neu entflammten Satansglauben gepragt Zur Prazision ist festzuhalten Johann Joseph Gassner trifft direkt keine Schuld an den letzten drei Hexenprozessen Gassner war im Gegensatz etwa zu Heinrich Kramer 300 Jahre zuvor kein Hexenjager und war auch nicht an den Hexenprozessen in Kempten Tinizong und Glarus beteiligt Er war kein Befurworter von Gewalt Hingegen ist zu betonen dass der von Gassner mitverantwortete Teufelsglaube am Ende der Aufklarung den Nahrboden bildete fur die letzten drei Hexenprozesse Dass der bayrische Hexenkrieg und der Gassner Konflikt im Zusammenhang mit den drei letzten Hexenprozessen stehen ist die vorherrschende Meinung in Fachkreisen Das Standardwerk uber die spaten Hexenprozesse Bielefeld 2017 setzt sich ausfuhrlich damit auseinander und beschreibt die Zusammenhange im Detail Dem Hexenprozess gegen Anna Goldi ging wie im Buch von Walter Hauser ausfuhrlich geschildert wird eine ungeklarte Privataffare zwischen der Magd aus Sennwald und ihrem Dienstherrn Dr Tschudi voraus Beiden wurde verbotener fleischlicher Umgang wie aussereheliche Beziehungen hiessen vorgeworfen Das war damals eine strafbare Handlung die Amtsunfahigkeit zur Folge hatte und deshalb Dr Tschudi als Richter und Ratsherrn in Bedrangnis brachte Geruchteweise hiess es sogar Anna Goldi sei von ihm schwanger Dr Tschudi drehte den Spiess jedoch um stellte sich selber als Opfer dar und machte Anna Goldi zur Taterin Er erhob gegen sie den Vorwurf sie habe sein Kind die achtjahrige Annamiggeli Tschudi mit ubernaturlicher Kunstkraft verzaubert so dass das Kind uber 100 Gufen Stecknadeln ausgespuckt habe Darum setzte er alles daran Anna Goldi die vorubergehend auf der Flucht war zu verhaften und vor heimischem Gericht in Glarus zur Rechenschaft zu ziehen Der Angeklagten erst recht zum Verhangnis wurde dass sie das Kind so der Vorwurf auf wundersame Weise mithilfe des Teufels geheilt haben soll Die von der Familie Tschudi verfolgte Strategie der Opferbeschuldigung ging auf Der Evangelische Rat dem Dr Tschudi selbst angehorte entlastete ihn vom Vorwurf des verbotenen fleischlichen Umgangs und liess Anna Goldi als Vergifterin wie es im Urteil offiziell hiess hinrichten Wie im letzten deutschen Hexenprozess 1775 in Kempten wurden auch im Prozess gegen Anna Goldi in Glarus Ausdrucke wie Hexerei oder Hexe vermieden um kein Aufsehen zu erregen Wie Wolfgang Behringer in seinem Standardwerk uber spate Hexenprozesse 2016 erlautert waren diese Begriffsverschleierungen im Urteil typisch fur Hexenprozesse des 18 Jahrhunderts Zu den grossen Mysterien des Goldi Falles gehort das Gufenspucken des angeblich von Anna Goldi verzauberten Kindes Annamiggeli Tschudi Dieses Krankheitsphanomen tauchte erstmals im grossen Stil im ostdeutschen Annaberg in den Jahren 1712 bis 1720 auf und stand im Mittelpunkt eines der beruhmtesten deutschen Hexenprozesse der sich uber Jahre hinzog und durch Anschuldigungen des protestantischen Pfarrers immer wieder von neuem aufflammte Zahlreiche Bewohner der Kleinstadt im sachsischen Erzgebirge waren angeblich vom Teufel besessen und litten unter Krankheiten wie Gufenspucken die auf naturliche Weise nicht zu erklaren waren und deshalb als Annaberger Krankheit in die Geschichte eingingen Auch der Churer Teufelsaustreiber Johann Joseph Gassner der die letzten drei Hexenprozesse in Europa stark inspirierte befasste sich in seiner beruhmten Schrift Nutzlicher Unterricht wider den Teufel zu streiten 1774 mit dieser Krankheit und nannte Beispiele von Menschen bei denen allerlei Fremdgegenstande wie Nadeln Messer und Scheren aus Korperoffnungen wie Mund und Ohr ausgetreten seien Fur den erzkonservativen Geistlichen Johann Joseph Gassner und wenige Jahre spater auch fur die Anklager im Fall von Anna Goldi waren das klare Beweise dafur dass der Teufel kein Hirngespinst sei sondern real und leibhaftig existiert Das war zugleich die Erklarung dafur dass die wegen Hexerei angeklagten Frauen mit dem Teufel im Bund standen Hexen wurden in fruheren Zeiten typischerweise mit dem Feuertod bestraft Anna Goldi wurde jedoch entgegen einer heute noch verbreiteten Meinung nicht verbrannt Das lag daran dass im 18 Jahrhundert Enthauptungen mit dem Schwert die ubliche Art der Hinrichtung geworden waren und die Verbrennungsstrafe hierzulande nicht mehr angewendet wurde Wie Recherchen der Anna Goldi Stiftung in den letzten Jahren ergaben stellte sich die Rekrutierung geeigneter Scharfrichter im Fall Goldi als schwierig heraus Es gab wegen stark rucklaufiger Todesurteile zu wenig qualifiziertes Personal Darum wurden in diesem protestantischen Verfahren zwei katholische Scharfrichter aus dem St Gallischen sowohl fur die Folter wie auch fur die Exekution beigezogen Franz Leonhard Volmar von Fischhausen bei Kaltbrunn 1734 1785 und Johann Jakob Volmar aus Wil 1749 1808 der im Hauptberuf Arzt und Chirurg war Das mutmassliche Original des Richtschwertes von Volmar ist heute im Besitz des Henkersmuseums in Sissach ein Duplikat ist im Anna Goldi Museum in Glarus ausgestellt Der promovierte Prozessrechtler Hauser befasst sich in seinem neuen Anna Goldi Buch detailliert mit den juristischen Aspekten der Hexenprozesse und ordnet diese als Justizmorde ein die von zumeist staatlichen Gerichten mit dem Segen der Kirche begangen wurden Daruber hinaus waren es gemass Hauser Femizide die sich spatestens nach dem im Jahr 1486 von Dominikanerpater Heinrich Kramer alias Institoris geboren um 1430 gestorben 1505 veroffentlichten Hexenhammer systematisch gegen das weibliche Geschlecht richteten Frauen galten nach der damals vorherrschenden christlichen Ideologie als besonders empfanglich fur die Verlockungen des Teufels Hexerei und Magie wurden uber Jahrhunderte hinweg als typisch weibliche Delikte angesehen und mit dem Tode bestraft Zwar gab es erhebliche regionale Unterschiede in Deutschland etwa wurden Hexenprozesse auch gegen politische Gegner gefuhrt Doch wie aktuelle Untersuchungen in der heutigen Deutschschweiz zeigen betrug der Anteil der betroffenen Frauen rund 95 Prozent Erst am Ende der Neuzeit endete die von religiosem Fanatismus gepragte Hexenverfolgung im christlichen Europa Zwar gab es damals noch keine Frauenrechte die Frauen wurden weder rechtlich noch gesellschaftlich aufgewertet Aber es war trotzdem ein Meilenstein in der Geschichte des weiblichen Geschlechts Die Frau konnte sich im christlichen Europa von ihrer Jahrhunderte langen Kriminalisierung und Damonisierung von ihrem Stigma als naturliche Verbundete des Teufels befreien Das von Buchautor Walter Hauser bereits vor 2006 2007 in Deutschland sichergestellte Stammbuch eine Art Reise und Fluchttagebuch des Journalisten Heinrich Ludwig Lehmann 1754 1828 befindet sich heute im Besitz der Anna Goldi Stiftung in Glarus und kann im Anna Goldi Museum unter Sicherheitsauflagen besichtigt werden Die Familie Lehmann in Zweibrucken Rheinland Pfalz hat dieses einmalige Fundstuck in das sich alle Hauptfiguren des Goldi Prozesses mit ihrer eigenen Handschrift eingetragen haben der Goldi Stiftung in Glarus im Jahr 2020 geschenkt Der aus Detershagen bei Magdeburg stammende und als Privatlehrer bei Aristokratenfamilien im Bundnerland tatige Lehmann hatte als erster Journalist kurz nach dem Goldi Prozess in Glarus den mysteriosen Gerichtsfall recherchiert und in einer Schrift uber den beruchtigten Hexenhandel zu Glarus ins Rollen gebracht Damit machte er sich zum Landesverrater und wurde steckbrieflich gesucht Wie aus dem Stammbuch hervorgeht fluchtete Lehmann uber St Gallen Zurich Neuenburg das damals zu Preussen gehorte bis nach Genua um sich der Verhaftung durch die glarnerischen Behorden zu entziehen Ebenfalls beweist das Stammbuch dass Gerichtsschreiber Johann Melchior Kubli 1750 1835 dem deutschen Journalisten Lehmann unter Todesgefahr geheime Akten des Hexenprozesses anvertraut hatte Kubli war also ein Whistleblower wie wir heute sagen wurden Das Stammbuch war aus damaliger Sicht ein Corpus Delicti ein Beweisstuck fur Landesverrat Nur zwei Jahre vor dem Goldi Prozess wurde in Zurich Pfarrer Johann Heinrich Waser 1742 1780 wegen desselben Delikts wegen Herausgabe angeblich geheimer Staatsdokumente an die deutsche Presse hingerichtet Heute ist das Stammbuch von Lehmann nicht nur ein eindruckliches Zeugnis fur eine der grossten Pionierleistungen im Kampf um die schweizerische Pressefreiheit sondern auch fur einen der ersten Whistleblowing Falle in Europa Der Goldi Prozess hinterliess auch im spateren offentlichen Wirken von Johann Melchior Kubli dem Verrater und Whistleblower des Hexenprozesses sichtbare Spuren Wahrend der Helvetik setzte er sich als Senatsabgeordneter fur die Abschaffung der Folter und der Todesstrafe ein und legte im Jahr 1800 einen der ersten gesamtschweizerischen Verfassungsentwurfe vor Er wurde nach seinem Umzug nach Quinten an den Walensee im Jahr 1815 sogar noch Regierungsrat des neu gegrundeten Kantons St Gallen und machte sich landesweit einen Namen als Justizreformer Wie auch Nicole Lieberherr in ihrer Kubli Biografie schreibt gehorte der uberzeugte Demokrat zu den Wegbereitern des schweizerischen Verfassungsstaates des 19 Jahrhunderts Rezeption Bearbeiten nbsp Nachempfundenes Portrat Anna Goldis von Patrick Lo Giudice Das Bild im Anna Goldi Museum im Hanggiturm in Glarus Ennenda ist orientiert an der Titelfigur des Films Anna Goldin Letzte Hexe von 1991 Der Schriftsteller Kaspar Freuler veroffentlichte 1945 den Roman Anna Goldi Die letzte Hexe der Schweiz 6 der mehrere Auflagen mit insgesamt uber 30 000 Exemplaren erlebte und Freulers bekanntestes Werk wurde 1948 veroffentlichte er ferner ein gleichnamiges Schauspiel nach dem Roman 7 1982 veroffentlichte Eveline Hasler den Tatsachenroman Anna Goldin letzte Hexe 1991 drehte Gertrud Pinkus die Filmbiografie Anna Goldin Letzte Hexe mit Cornelia Kempers in der Titelrolle Anlasslich des 225 Todestags von Anna Goldi wurde am 22 September 2007 das Anna Goldi Museum in Mollis eroffnet Diese Ausstellung wurde 2014 beendet Initiiert von der Anna Goldi Stiftung wurde am 20 August 2017 ein neues Anna Goldi Museum im Hanggiturm einem historischen Bau in Ennenda Glarus eroffnet Das Anna Goldi Museum gehort heute zu den bedeutendsten kulturellen Sehenswurdigkeiten 8 der Region und zieht jahrlich Tausende von Besuchern an Es gilt zugleich als Vorzeigemodell fur eine lebendige Erinnerungskultur die sich auch mit aktuellen Menschenrechtsfragen 9 auseinandersetzt Der Jurist und Publizist Walter Hauser hat das Thema uber Jahre hinweg recherchiert und Sachbucher dazu veroffentlicht In Der Justizmord an Anna Goldi 2007 und Anna Goldi Hinrichtung und Rehabilitierung 2013 legte er neue bis dahin unbekannte Dokumente vor Stammbuch des deutschen Journalisten Lehmann Im Buch Anna Goldi geliebt verteufelt enthauptet Der letzte Hexenprozess und die Entdamonisierung der Frau 2021 fasst er aufgrund seiner jahrelangen Recherchen neu gewonnene Erkenntnisse zusammen z B Debatte um den Exorzisten Johann Joseph Gassner Gufenspucken als Phanomen der Annaberger Krankheit neue Details zum Whistleblowing Aspekt Einordnung des Goldi Prozesses als Femizid usw Am 13 Juni 2014 wurde in Glarus ein Mahnmal zu Anna Goldi errichtet Vom Gerichtsgebaude strahlt aus zwei runden Fenstern im Dachgeschoss ein Licht in die Dunkelheit Unten erinnert eine Tafel an den Hexenprozess von Glarus samt Anweisung in bestem Glarnerdeutsch Dett obe schiint es Liecht Das Mahnmal wurde von dem Basler Kunstlerpaar Hurter Urech konzipiert 10 Rehabilitation BearbeitenDie Rehabilitierung von Anna Goldi kam im Fruhjahr 2007 durch das vom Glarner Juristen und Journalisten Walter Hauser veroffentlichte Buch Der Justizmord an Anna Goldi ins Rollen Wie Hauser darin ausfuhrte hat die Justiz die Aufgabe Menschen vor Unrecht zu schutzen Im Fall Goldi hatten jedoch die damaligen Machttrager Staat und Kirche die Justiz dazu missbraucht eine zur Bedrohung gewordene Frau zu eliminieren fur immer zum Schweigen zu bringen Hauser forderte deshalb vom Regierungsrat und von der protestantischen Landeskirche des Kantons Glarus sie sollten Anna Goldi zum 225 Jahr Gedenken in einem symbolischen Akt fur unschuldig erklaren und ihr damit die Ehre zuruckgeben die ihr durch staatliche Willkur entrissen worden war In seinem Buch wies Walter Hauser darauf hin dass das Todesurteil schon nach damaligen Massstaben als Willkur eingestuft worden sei und auch vor dem Recht des alten Landes Glarus in keiner Weise standgehalten habe Gemass Hauser fehlte jegliche Rechtsgrundlage fur eine Verurteilung der Angeklagten Hexerei und Zauberei waren im 18 Jahrhundert keine gultigen Straftatbestande mehr und waren vor dem Fall Anna Goldi im Land Glarus auch nie zur Anwendung gekommen Im Marz 2007 lehnten sowohl die Glarner Kantonsregierung als auch der reformierte Kirchenrat eine Rehabilitation Anna Goldis anlasslich ihres 225 Todestages ab weil sie im Bewusstsein der Glarner Bevolkerung bereits rehabilitiert sei Zwar handle es sich um ein Fehlurteil aber dieses lasse sich nicht wiedergutmachen Schuldige gibt es keine mehr nicht einmal eine direkte Nachfolgebehorde des urteilenden Gremiums schrieb der Regierungsrat Die Sache schien damit bereits abgehakt als eine uberraschende Wende eintrat und der damalige Landrat und Standerat Fritz Schiesser FDP am 8 Juni 2007 dem Landrat dem Kantonsparlament eine Motion einreichte und darin die Rehabilitierung von Anna Goldi forderte Mitunterzeichnet war der parlamentarische Vorstoss von Mitgliedern aus allen im Landrat vertretenen Parteien Trotzdem hielten der Regierungsrat und die protestantische Landeskirche an ihrem ablehnenden Standpunkt fest 11 Der Rehabilitierungsvorstoss loste in der Offentlichkeit heftige Debatten aus und wurde vom Glarner Landrat am 7 November 2007 kontrovers diskutiert Der landesweit bekannte Politiker Schiesser Urheber der Motion trat vor dem Parlament als Wortfuhrer auf Vergangenes Unrecht konne man nicht ungeschehen machen sagte er Doch was uns heutigen Zeitgenossen moglich ist sollten wir tun Die Motion wurde mit 37 zu 29 Stimmen also gegen starke Widerstande uberwiesen Abgelehnt wurde ein Antrag der die Rehabilitierung von einer wissenschaftlichen Untersuchung abhangig machen wollte Man wisse zu wenig uber den Fall Der Verstoss gegen damaliges Recht sei zu wenig klar erwiesen lautete die Begrundung der Skeptiker Aufgrund der Gutheissung der Motion mussten der Regierungsrat und die evangelisch protestantische Landeskirche des Kantons Glarus ihre ablehnende Haltung aufgeben und einlenken Am 10 Juni 2008 beschloss der Regierungsrat Anna Goldi 226 Jahre nach ihrer Hinrichtung vom Tatbestand der Vergiftung zu entlasten Zugleich stellte die Regierung dem Parlament den Antrag den Prozess vom Juni 1782 als Justizmord zu bezeichnen 12 Diesem Antrag schlossen sich nun auch beide Landeskirchen an Damit waren in der politischen Auseinandersetzung die Wurfel gefallen Die Landratssitzung vom 27 August 2008 an der die Rehabilitierung von Anna Goldi offiziell beschlossen wurde war vor allem noch eine formelle Angelegenheit Trotzdem war es ein historisches Ereignis Es handelte sich um die erste Rehabilitierung einer sogenannten Hexe durch ein Parlament also auf demokratischer Grundlage Deshalb wurden die Rehabilitierungsdebatten im Glarner Rathaus auch von den nationalen und internationalen Medien aufmerksam verfolgt Die New York Times schrieben Swiss Canton exonerates a woman executed as a witch 13 Der Zurcher Tages Anzeiger kommentierte Gerechtigkeit fur Anna Goldi 226 Jahre zu spat 14 Fur die Anna Goldi Stiftung war die Rehabilitierung mehr als nur ein formeller Beschluss zu einem einzelnen Unrechtsfall Wie sie betonte sei die Rehabilitierung von Anna Goldi Anlass der zehntausenden von unschuldigen Menschen zu gedenken die im christlichen Europa Opfer des Hexen und Teufelswahns geworden waren Zudem setze sie ein deutliches Signal im Ringen um Recht und Gerechtigkeit in der heutigen Zeit Siehe auch BearbeitenCatherine Repond eine der letzten Frauen die in der Schweiz in einem Hexenprozess hingerichtet wurden Literatur BearbeitenCaroline Arni Lauter Frauen Zwolf historische Portrats Echtzeit Basel 2021 ISBN 978 3 906807 23 2 Kaspar Freuler Anna Goldi Die Geschichte der letzten Hexe Buchergilde Gutenberg Zurich 1945 Eveline Hasler Anna Goldin letzte Hexe Benziger Zurich u a 1982 ISBN 3 545 36356 2 Mehrere Ausgaben Walter Hauser Der Hexenprozess gegen Anna Goldi in der Beurteilung der Zeitgenossen In Wolfgang Behringer Sonke Lorenz und Dieter R Bauer Hrsg Spate Hexenprozesse Der Umgang der Aufklarung mit dem Irrationalen Hexenforschung Band 14 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2016 ISBN 978 3 89534 904 1 S 123 126 Walter Hauser Der Justizmord an Anna Goldi Neue Recherchen zum letzten Hexenprozess in Europa Limmat Verlag Zurich 2007 ISBN 978 3 85791 525 3 Erweiterte Neuausgabe als Anna Goldi Hinrichtung und Rehabilitierung Mit einem Beitrag von Kathrin Utz Tremp Ebenda 2013 ISBN 978 3 85791 714 1 Walter Hauser Anna Goldi geliebt verteufelt enthauptet Der letzte Hexenprozess und die Entdamonisierung der Frau Limmat Verlag Zurich 2021 ISBN 978 3 03926 025 6 15 Elisabeth Korrodi Aebli Auf den Spuren der letzten Hexe Anna Goldi Der Fall Die Presseberichte Darstellung des Goldi Handels und seiner publizistischen Verarbeitung im 18 Jahrhundert Zurich 1996 Zurich Universitat Lizenziatsarbeit 1996 Nicole Lieberherr Johann Melchior Kubli 1750 1835 Biografie Wie der Fursprecher im Hexenhandel um Anna Goldi die Schweizer Polizeispitze erlangte und die Ostschweiz vor einem Krieg bewahrte Baeschlin Glarus 2010 ISBN 978 3 85546 223 0 Heinrich Ludewig Lehmann Freundschaftliche und vertrauliche Briefe den sogenannten sehr beruchtigten Hexenhandel zu Glarus betreffend Erstes Heft Johann Caspar Fuessly Zurich 1783 Digitalisat Heinrich Ludewig Lehmann Freundschaftliche und vertrauliche Briefe den sogenannten sehr beruchtigten Hexenhandel zu Glarus betreffend Zweytes Heft Johann Caspar Fuessly 1783 Digitalisat Silvio Margadant Die Stammbucher von Heinrich Ludewig Lehmann 1754 1828 In Jahrbuch der Hist Gesellschaft von Graubunden 2007 Gaudenz Meili Anna Goeldi oder Die Geschichte der letzten Hexe Drehbuch zu einem nicht realisierten Spielfilm nacherzahlt von Walter Matthias Diggelmann aufgrund geschichtlicher Dokumente 1976 Zentralbibliothek Zurich 2012 109 BI Swissbib und Worldcat Bibliothekskatalog Johannes Scherr Die Hexe von Glarus Historische Essays Verlag der Nation Berlin 1953 August Ludwig von Schlozer Abermaliger JustizMord in der Schweiz 1782 In A L Schlozer s Stats Anzeigen Band 2 Heft 7 1783 ZDB ID 513959 4 S 273 277 Anton Heinz Schmidt Die Hexe gibt in Glarus wieder zu reden Versuche zur Rehabilitation von Anna Goldi zum 225 Todestag Selbstverlag Aigen Voglhub 2008 Kathrin Utz Tremp Anna Goldi letzte Hexe Die Akten des Prozesse 1781 1782 In Annaherungen an Anna Goldi Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus Heft 99 Kung Druck AG Nafels 2019 S 38 81 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anna Goldi Sammlung von Bildern Literatur von und uber Anna Goldi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Anna Goldin letzte Hexe in der Internet Movie Database englisch Website der Anna Goldi Stiftung Glarus Ernst Tremp Kathrin Utz Tremp Anna Goldi In Historisches Lexikon der Schweiz Anna Goldi SRF Horspiel 1976 von Walter Wefel Walter Hauser Der letzte Hexenprozess Europas wird in einem Buch neu aufgerollt ein exklusiver Vorabdruck In Tagblatt ch 21 August 2021 Schweiz Die letzte Hexe Europas Arte TV Stadt Land Kunst von Philippe Alleaume 26 Januar 2022Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Behringer Hexen Glaube Verfolgung Vermarktung Beck sche Reihe 2082 C H Beck Wissen Beck Munchen 1998 ISBN 3 406 41882 1 S 36 und S 86 Nach Kathrin Utz Tremp fand die Hinrichtung nach dem heute gultigen gregorianischen Kalender am 24 Juni 1782 statt Vgl Kathrin Utz Tremp Anna Goldi letzte Hexe Die Akten des Prozesse 1781 1782 In Annaherungen an Anna Goldi Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus Heft 99 Kung Druck AG Nafels 2019 S 40 Hugo Haelschner System des Preussischen Strafrechtes Band 2 Die Verbrechen gegen das Recht der Privatperson Adolph Marcus Bonn 1868 Marijke Gijswijt Hofstra Brian P Levack Roy Porter Witchcraft and Magic in Europe The Eighteenth and Nineteenth Centuries The Athlone History of Witchcraft and Magic in Europe Band 5 Athlone Press London 1999 ISBN 0 485 89005 4 Abgedruckt bei Hauser Der Justizmord an Anna Goldi 2007 S 61 und bei Hasler Anna Goldin letzte Hexe 1982 S 166 Vgl Elsbeth Pulver Red Zwischenzeilen Schriftstellerinnen der deutschen Schweiz Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia Pro Helvetia Dossier Reihe Literatur 4 Zytglogge Bern i e Gumligen 1985 ISBN 3 7296 0218 7 S 81 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Kaspar Freuler Anna Goldi Die Geschichte der letzten Hexe Buchergilde Gutenberg Zurich 1945 Neuauflage Baschlin Glarus 2008 ISBN 978 3 85546 185 1 Kaspar Freuler Anna Goldi Schauspiel nach dem Roman Volksverlag Elgg 1948 DNB 573377502 Glarner Sehenswurdigkeiten Top 10 In Tripadvisor Abgerufen am 26 Januar 2022 Menschenrechtsanlasse Hinweise In amnesty ch Abgerufen am 26 Januar 2022 Jorg Krummenacher Ein Licht fur die letzte Hexe In Neue Zurcher Zeitung 13 Juni 2014 abgerufen am 18 August 2023 Recht fur Anna Goldi In EMMA 1 November 2007 abgerufen am 18 August 2023 Anna Goldi wird rehabilitiert In Neue Zurcher Zeitung 10 Juni 2008 abgerufen am 18 August 2023 Swiss canton exonerates woman executed as a witch In The New York Times 11 Juni 2008 abgerufen am 18 August 2023 englisch Matthias Chapman Gerechtigkeit fur Anna Goldi 226 Jahre zu spat In Tages Anzeiger 27 August 2008 abgerufen am 18 August 2023 Walter Hauser Der letzte Hexenprozess Europas wird in einem Buch neu aufgerollt ein exklusiver Vorabdruck In Tagblatt ch 21 August 2021 Normdaten Person GND 118993208 lobid OGND AKS LCCN n2008039081 VIAF 15570135 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goldi AnnaALTERNATIVNAMEN Goldin AnnaKURZBESCHREIBUNG Schweizer JustizopferGEBURTSDATUM 24 Oktober 1734GEBURTSORT Sennwald Kanton St Gallen SchweizSTERBEDATUM 24 Juni 1782STERBEORT Glarus Kanton Glarus Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anna Goldi amp oldid 236952352