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Anna Maria Schwegelin auch Schwagele Schwegele Schwagelin 23 Januar 1729 in Lachen 7 Februar 1781 in Gefangenschaft in Kempten 1 war eine Dienstmagd die 1775 als letzte Hexe auf dem Gebiet des heutigen Deutschland zum Tode verurteilt wurde 1995 entdeckte ein Historiker dass das Urteil nicht vollstreckt wurde und die Angeklagte 1781 im Gefangnis des Furststifts Kempten gestorben ist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Lebensgeschichte bis 1775 1 2 Prozess und Urteil 2 Forschung und Nachleben 3 Siehe auch 4 Literatur 4 1 Inhaltlich aktuelle Literatur 4 2 Inhaltlich veraltete Literatur 4 3 Literarische Bearbeitung 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLebensgeschichte bis 1775 Bearbeiten Maria Anna Schwegelin wuchs in armlichen Verhaltnissen in Lachen auf das damals als Exklave zum Territorium des Furststifts Kempten gehorte und verdiente sich ihren Lebensunterhalt als Magd Ihre Dienststellen waren vor allem Bauernhofe und Gasthauser im Umland der Reichsstadt Memmingen Etwa 1751 lernte die Katholikin bei einer Aushilfstatigkeit auf dem Landsitz Kunersberg einen evangelischen Kutscher aus Memmingerberg kennen Auf sein Eheversprechen hin das aber nicht eingelost wurde wechselte sie ihren eigenen Angaben zufolge in der St Martinskirche in Memmingen zum lutherischen Bekenntnis Diese Konversion versuchte sie spater wieder ruckgangig zu machen Aufgrund ihrer durch ein Beinleiden verursachten Arbeitsunfahigkeit wurde sie 1769 in das Leprosenhaus Obergunzburg aufgenommen und 1770 oder 1771 in das stiftkemptische Arbeitshaus Langenegg bei Martinszell uberstellt Zu dieser Zeit hatte sich bei Schwegelin bereits die Vorstellung verfestigt dass sie mit dem Teufel ein Bundnis eingegangen sei Wie sie spater im Verhor angab habe dieser sie bald nach ihrem Glaubenswechsel missbraucht und sie genotigt sich ihm zu unterwerfen und Gott abzuschworen Ihre Andeutungen und merkwurdige Vorfalle fuhrten schliesslich dazu dass eine Mitinsassin die Schwegelin im Februar 1775 bei der ortlichen Obrigkeit anzeigte worauf sie in das Stockhaus das Gefangnis in der Stiftsstadt Kempten 2 gebracht wurde Prozess und Urteil Bearbeiten Die Untersuchungen wurden vor dem Freien kaiserlichen Landgericht des Furststifts Kempten vom Landrichter Johann Franz Wilhelm Treuchtlinger geleitet Ohne gefoltert zu werden gestand die Schwegelin den Teufelspakt ein bestritt allerdings jemals einen Schadenzauber ausgeubt zu haben Gestutzt auf die Constitutio Criminalis Carolina die 1532 fur das Reich erlassene Strafgesetzgebung und auf juristische Autoritaten des 16 und 17 Jahrhunderts pladierte der Landrichter in seinem Gutachten wegen erwiesener Teufelsbuhlschaft auf Hinrichtung mit dem Schwert Das Urteil wurde von drei anderen Hofraten des Furststifts Kempten und vom Landesherrn Furstabt Honorius Roth von Schreckenstein unterzeichnet Als Tag der Exekution war der 11 April 1775 vorgesehen Vermutlich auf den Einfluss seines Beichtvaters des Franziskanerpaters Anton Kramer hin befahl der Furstabt jedoch noch vor diesem Termin den Aufschub des Vollzugs und die Wiederaufnahme der Nachforschungen Nach dem Juli 1775 scheint der Fall nicht mehr weiter verfolgt worden zu sein Schwegelin blieb im Gefangnis und starb dort 1781 versehen mit den Sterbesakramenten wie im Sterbematrikel von St Lorenz vermerkt ist Das gegen sie ergangene Urteil muss im Zusammenhang mit den geistesgeschichtlichen Auseinandersetzungen der Epoche der Aufklarung gesehen werden insbesondere der Frage nach der Moglichkeit des Einwirkens himmlischer und hollischer Krafte auf die materielle Welt Besondere Aktualitat gewannen diese Kontroversen in den Jahren 1774 und 1775 durch die spektakularen Wunderheilungen des Exorzisten Johann Joseph Gassner dessen Schriften auch in Kempten gedruckt wurden Forschung und Nachleben Bearbeiten nbsp Der nach Anna Maria Schwegelin benannte Brunnen an der Sudostseite der Residenz Der Fall der letzten Hexe galt aufgrund der schwierigen Uberlieferungslage die Originalakten galten als verschollen und befinden sich in Privatbesitz lange Zeit als letzte Hinrichtung einer angeblichen Hexe auf dem Gebiet des Heiligen Romischen Reiches Erst 1995 fand man heraus dass es nicht zur Vollstreckung des Todesurteils kam Dennoch kann Anna Maria Schwegelin weiterhin als letztes Opfer der Hexenverfolgung auf deutschem Boden bezeichnet werden In der alteren Literatur wurde angenommen dass das Todesurteil vollstreckt wurde Der Kemptener Historiker Wolfgang Petz konnte jedoch 1995 klaren dass die Verurteilte mehrere Jahre nach dem Prozess 1781 im stiftkemptischen Stockhaus 3 starb Er hatte den Eintrag zum Tod der Schwegelin im Sterbebuch der Pfarrei St Lorenz bei den Recherchen fur seine 1998 veroffentlichte Dissertation entdeckt Die 2005 herausgegebene Lexikonreihe der Wochenzeitung Die Zeit schrieb Schwegelin 1775 ware hingerichtet worden 4 Den aktuellen Forschungsstand stellte Wolfgang Petz 2007 dar der inzwischen die gesamten Prozessakten einsehen konnte in seinem Buch Die letzte Hexe Das Schicksal der Anna Maria Schwagelin In Kempten wurde als Erinnerungsort fur Anna Maria Schwegelin an der Sudostseite des Residenzgebaudes der ehemaligen Benediktinerabtei am 27 Juni 2002 ein nach ihr benannter Brunnen mit Gedenktafel auf einem Sockel daneben eingeweiht Die Errichtung des Brunnens wurde durch die Kemptener Frauenliste finanziell unterstutzt Die ursprunglich geplante Gestaltung des Brunnens mit einem stilisierten Flugel Entwurf der Kunstlerinnen Waltraud Funk und Andrea Ziereis uber der Brunnenschale wurde nicht realisiert 5 Die Brunnenschale selber ist alter Am 18 Dezember 2018 enthullte Oberburgermeister Thomas Kiechle eine doppelseitige Informationsstele neben dem Schwegelin Brunnen auf der Details zum Lebensweg der Schwegelin und zum Prozess zu finden sind Die Romanbearbeitung des Schwegelin Prozesses von Uwe Gardein 2008 ignoriert den aktuellen Forschungsstand und lasst aus dramaturgischen Grunden die Hinrichtung stattfinden Der Allgauer Kunstler Josef Loflath 1915 2003 malte um 1991 im Foyer der Kemptener Residenz im Auftrag der Justizbehorden ein historisierendes Wandbild ihrer Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen an die Nordwand 6 Damals war noch nicht bekannt dass sie nicht hingerichtet wurde Siehe auch BearbeitenAnna Goldi die letzte Hexe der SchweizLiteratur BearbeitenInhaltlich aktuelle Literatur Bearbeiten Wolfgang Petz Die letzte Hexe Das Schicksal der Anna Maria Schwagelin Campus Frankfurt am Main New York 2007 ISBN 978 3 593 38329 3 Wolfgang Petz Zweimal Kempten Geschichte einer Doppelstadt 1694 1836 Vogel Munchen 1998 ISBN 3 89650 027 9 S 425 431 Zugleich Dissertation an der Universitat Augsburg 1996 Wolfgang Behringer Hexen Glaube Verfolgung Vermarktung 5 Auflage Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 41882 2 Erstausgabe 1998 Wolfgang Petz Der letzte Hexenprozess im Reich Der Fall der Anna Maria Schwagelin 1775 in der Furstabtei Kempten pdf 200 kB 26 Marz 2013 abgerufen am 18 Oktober 2013 Online Ressource auf dem Publikationsserver der Universitat Augsburg Wolfgang Petz Der letzte Hexenprozess im Reich Der Fall der Anna Maria Schwagelin 1775 in der Furstabtei Kempten In Wolfgang Behringer Sonke Lorenz Dieter R Bauer Hrsg Spate Hexenprozesse Der Umgang der Aufklarung mit dem Irrationalen Hexenforschung 14 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2016 ISBN 978 3 89534 904 1 S 67 87 Wolfgang Wust Hrsg Historische Kriminalitatsforschung in landesgeschichtlicher Perspektive Fallstudien aus Bayern und seinen Nachbarregionen 1500 1800 Franconia 9 Beihefte zum Jahrbuch fur frankische Landesforschung Wissenschaftlicher Kommissionsverlag Erlangen 2017 ISBN 978 3 940049 23 0 Inhaltlich veraltete Literatur Bearbeiten von Wachter Hrsg Der letzte Hexenprozess des Stiftes Kempten In Allgauer Geschichtsfreund Band 5 1892 S 8 14 21 25 37 41 60 63 Carl Haas Die Hexenprozesse Ein cultur historischer Versuch nebst Dokumenten Laupp amp Siebeck Tubingen 1865 als Google books online Wolfgang Behringer Hexenverfolgung in Bayern Volksmagie Glaubenseifer und Staatsrason in der fruhen Neuzeit 3 verbesserte und um ein Nachwort erganzte Auflage Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 53903 5 Zugleich Dissertation an der Universitat Munchen 1985 Hansjorg Strasser Anna Schwegelin Der letzte Hexenprozess auf deutschem Boden 1775 in Kempten Allgauer Heimatbucher 84 Verlag fur Heimatpflege Kempten im Heimatbund Allgau e V Kempten 1985 Literarische Bearbeitung Bearbeiten Uwe Gardein Die letzte Hexe Maria Anna Schwegelin Historischer Roman Krimi im Gmeiner Verlag Gmeiner Messkirch 2008 ISBN 978 3 8392 3069 5 Benedikt Hummel Heiligtumer und s letscht Fuir Zwei Schauspiele in Allgauer Mundart Allgauer Zeitungsverlag Kempten Allgau 1991 ISBN 3 88006 159 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anna Maria Schwegelin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Anna Maria Schwegelin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Elisabeth Brock Anna Maria Schwegelin In FemBio Frauen Biographieforschung mit Literaturangaben und Zitaten Wolfgang Petz Anna Maria Schwagelin In Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung Hrsg von Gudrun Gersmann Katrin Moeller Jurgen Michael Schmidt 11 Dezember 2007 archiviert vom Original am 31 Mai 2008 abgerufen am 11 April 2020 wiedergegeben auf historicum net Einzelnachweise Bearbeiten Anna Maria Schwegelin auf den Seiten von Fembio de abgerufen am 5 Dezember 2021 Wolfgang Petz Anna Maria Schwagelin In Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung Hrsg von Gudrun Gersmann Katrin Moeller Jurgen Michael Schmidt 11 Dezember 2007 archiviert vom Original am 31 Mai 2008 abgerufen am 11 April 2020 wiedergegeben auf historicum net Hartmut Hegeler Hexendenkmaler in Bayern PDF 4 6 MB 2011 S 11 abgerufen am 11 April 2020 Birgit Kata Die Jubelfeiern zur Geschichte des Furststiftes Kempten zwischen 1777 und 2002 in ihren historischen Kontexten In Birgit Kata u a Hrsg Mehr als 1000 Jahre Das Stift Kempten zwischen Grundung und Auflassung 752 1802 Allgauer Forschungen zur Archaologie und Geschichte 1 LIKIAS Kempten Friedberg 2006 ISBN 3 980 76286 6 S 84 Anm 18 Einweihung des Anna Maria Schwegelin Brunnens In frauenliste kempten de Archiviert vom Original am 13 Oktober 2013 abgerufen am 11 April 2020 Denkmaler fur die Opfer der Hexenprozesse in Deutschland pdf 14 Seiten Normdaten Person GND 118760025 lobid OGND AKS LCCN n85310373 VIAF 8183256 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwegelin Anna MariaALTERNATIVNAMEN Schwegelin Maria Anna Schwegelin Anna Maria Schwagelin AnnaKURZBESCHREIBUNG Dienstmagd und letzte Hexe die auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands zum Tode verurteilt wurde Urteil wurde nicht vollstrecktGEBURTSDATUM 23 Januar 1729GEBURTSORT LachenSTERBEDATUM 7 Februar 1781STERBEORT Kempten Allgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anna Maria Schwegelin amp oldid 233826504