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Der altslawische Ritus auch glagolitischer Ritus und romisch slawische Liturgie ist eine Form des Romischen Ritus die seit dem 9 Jahrhundert in Kroatien und Bosnien und Herzegowina geubt wird sich zuletzt aber nur in Teilen Dalmatiens und in Istrien erhalten hat Wahrend sonst in der romisch katholischen Kirche bis zur Liturgiereform des II Vatikanischen Konzils fast uberall das Lateinische in der Liturgie verwendet wurde feierte man in vielen Kirchen Dalmatiens den Gottesdienst Messfeier weitere Sakramente und das Stundengebet uber Jahrhunderte in slawischer Ubersetzung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 2 1 Quellen 2 2 Darstellungen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Slawenapostel Cyrill und Method waren die ersten die die altslawische Sprache geschrieben haben Dafur entwickelte Cyrill das so genannte glagolitische Alphabet In dieser Schrift wurden einige der altesten slawischen Manuskripte ausnahmslos biblische und liturgische Texte westlicher wie ostlicher Herkunft verfasst Wahrend sich spater bei den Mahrern die lateinische Schrift durchsetzte und in Bulgarien Serbien und der Kiewer Rus die kyrillische Schrift in Gebrauch kam hat sich bei den dalmatinischen Kroaten die Glagoliza erhalten und wurde insbesondere fur liturgische Bucher verwendet die auf Altkirchenslawisch geschrieben waren nbsp Missale Romanum Glagolitice 1483 nbsp Altslawisches Missale Romanum in glagolitischer Schrift Rom 1631Wie die Slawen in Bohmen und Mahren so gerieten auch die Slawen an der Adriakuste bald in den Einflussbereich der lateinischen Kirche und sie benutzten auch den Romischen Ritus im Gottesdienst Ahnlich wie die Griechen im sudlichen Italien erhielten sie das papstliche Privileg die Messe in ihrer eigenen Sprache zu feiern Wahrend aber die Griechen dabei dem byzantinischen Ritus folgten war der altslawische Ritus der dalmatinischen Slawen eine Ubersetzung der lateinischen Liturgietexte wie sie in den meisten westlichen Diozesen verwendet wurden Der muttersprachliche Ritus des Method missfiel einem Teil des romischen Klerus Deshalb berief ihn Papst Johannes VIII in einem Brief vom 14 Juni 879 nach Rom Dort rechtfertigte sich Method und der Papst erlaubte den Ritus und teilte dies 880 in dem Brief Industriae tuae auch dem grossmahrischen Fursten Svatopluk mit In spateren Zeiten verhielten sich die Papste in dieser Frage uneinheitlich und manche versuchten den altslawischen Ritus in Dalmatien einzuschranken oder gar ganz abzuschaffen Um das Jahr 920 verbot Johannes X in Schreiben an den Erzbischof von Spalato und an den Herzog Tomislav die slawische Liturgie Im Jahre 1059 kam Mainard als papstlicher Legat nach Dalmatien und Kroatien und ein Konzil unter seinem Vorsitz erneuerte das Verbot des slawischen Ritus welches auch von den Papsten Nikolaus II und Alexander II bestatigt wurde Dessen Nachfolger Papst Gregor VII verweigerte in einem Brief aus dem Jahre 1080 an Vratislav II von Bohmen die Verwendung der slawischen Sprache Allein bis ins 11 Jahrhundert genoss die altslawische Liturgie immer die Forderung und den Schutz der kroatischen Konige Und als schliesslich ab 1102 keine slawische Dynastie mehr in Kroatien herrschte war die Tradition der altslawischen Liturgie in Dalmatien schon so fest verwurzelt dass an eine Abschaffung nicht mehr zu denken war Im Jahre 1248 erlaubte Papst Innozenz IV den Sudslawen den ritus slavo latinus Die slawischen Texte fur den Gottesdienst Missale die Spendung der Sakramente und Sakramentalien Rituale sowie das Stundengebet Brevier wurden das gesamte Mittelalter uber in glagolitischen Manuskripten tradiert Zentren der Uberlieferung waren vor allem Kloster auf den dalmatinischen Inseln Mittlerweile hatte sich aber die kroatische Volkssprache weiterentwickelt und sehr weit von der Sprache des altslawischen Ritus entfernt Daher wurden die Messtexte auch in adaptierter Form in der Volkssprache aufgeschrieben Seit dem 15 Jahrhundert wurden slawische Messbucher und Breviere in glagolitischer Schrift auch gedruckt 1640 in Lateinschrift ein volkssprachliches Rituale Romanum zur Verwendung sowohl im glagolitischen wie im lateinischen Gottesdienst nbsp Titelblatt des kroatischen Rituale Romanum 1640Die papstliche Kirche in Rom interessierte sich in den Zeiten der Gegenreformation wieder starker fur den altslawischen Ritus Papst Urban VIII approbierte in einer Apostolische Konstitution vom 29 April 1631 die korrigierte Neuausgabe des romisch slawischen Missale Missale Romanum Slavonico idiomate als gleichwertig zum lateinischen Missale Romanum Sein Nachfolger Innozenz X erkannte in gleicher Weise 1648 das slawische Brevier offiziell an dessen uberarbeitete Neuausgabe 1688 unter Innozenz XI erfolgte Als im Jahr 1828 Latein als alleinige Unterrichtssprache in den Priesterseminaren Dalmatiens eingefuhrt worden war wirkte sich dies ungunstig fur den Erhalt des altslawischen Ritus aus Die jungen Priester gingen nun an vielen Kirchen zum lateinischen Ritus uber der ihnen von der Ausbildung her vertraut war Trotzdem uberlebte der altslawische Ritus an einigen Orten und 1893 bzw 1894 wurden in Rom von der Propagandakongregation ein neues Missale Romanum Slavonico idiomate und ein neues Rituale Obrednik herausgegeben Einige patriotisch gesinnte kroatische Bischofe wie Josip Juraj Strossmayer und Antun Mahnic engagierten sich besonders fur den Erhalt und Verbreitung der altslawischen Liturgie Mahnic z B grundete 1902 die Altslawische Akademie mit Sitz auf Krk Der Bitte Strossmayers den slawischen Ritus in ganz Kroatien und in Bosnien einzufuhren hat der Hl Stuhl aber eine Absage erteilt Auf Bitten des montenegrinischen Fursten Nikola verlieh Papst Leo XIII dem Erzbistum Bar 1886 das Recht auch die altslawische Sprache in der Liturgie zu gebrauchen die dort in der Praxis aber kaum Verwendung fand einerseits weil die Priester mit der glagolitischen Schrift nicht vertraut waren andererseits weil viele Katholiken in Montenegro Albaner waren Um 1900 wurde der altslawische Ritus noch in den kroatischen Diozesen Senj Krk Zadar und Split gepflegt Dazu kamen noch einige Klosterkirchen der glagolitischen Franziskaner TOR 1 Den Priestern war es verboten wahrend des Gottesdienstes zwischen den Sprachen zu wechseln die Liturgie musste entweder ganz in slawischer oder ganz in lateinischer Sprache zelebriert werden Die Existenz der glagolitischen liturgischen Bucher hinderte bereits das Konzil von Trient daran Latein als einzige zulassige liturgische Sprache vorzuschreiben Am 6 November 1962 wurde noch wahrend des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Messe im glagolitischen Usus von Bischof Josip Arneric gefeiert In der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils ebnete die glagolitische Tradition massgeblich die Entscheidung die erneuerte romische Liturgie in Landessprachen zu erlauben 2 Durch die Einfuhrung der Volkssprache in der romisch katholischen Liturgie infolge der Liturgiereform des II Vatikanischen Konzils verlor der altslawische Ritus seine Bedeutung er wird heute nur mehr ausnahmsweise in der Liturgie verwendet Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Misal po zakonu rimskoga dvora 1483 Erster Druck in glagolitischen Lettern Nachdruck Zagreb 1971 Missale Romanum Slavonico idiomate Ex Decreto Sacrosancti Concilii Tridentini Restitutum Pii V Pontificis Maximis Jussu Editum Clementis VIII Urbani VIII et Leonis XIII Auctoritate Recognitum Romae 1893 Rimski Misal slovenskim jezikom Missale Romanum slavonico idiomate ex decreto Sancrosancti Concilii Tridentini restitutum S Pii V Pontificis Maximi iusu editum a Pio X reformatum et SSmi D N Pii XI auctoritate vulgatum Rimĕ Romae Typis polyglottis Vaticanis 1927 XLIV 664 167 S Missale Romanum Ex Decreto SS Concilii Tridentini restitutum Summorum Pontificum Cura Recognitum Ratisbonae 1958 Letzte Ausgabe des altslawischen Missale vor der Liturgiereform Rimskyj Misal slovenskym jazykem Missal Romanum veteroslavica Olomucii 1972 Darstellungen Bearbeiten D Kniewald Altslawische und kroatische Sprache im Gottesdienst In Liturgisches Jahrbuch 13 1963 33 42 Frantisek V Mares Das neue kroatisch neukirchenslavische Missale In Slovo 32 33 1982 1983 123 130 Francis J Thomson The Legacy of SS Cyril and Methodius in the Counter Reformation The Council of Trent and the Question of Scripture and Liturgy in the Vernacular together with an Account of the Subsequent Consequences for the Slavo Latin Glagolitic Rite and the Bible in Croatian Translation In E Konstantinou Hrsg Methodios und Kyrillos in ihrer europaischen Dimension Philhellenische Studien 10 Lang Frankfurt a M 2005 85 246 ISBN 3 631 53477 9 Internet Ausgabe PDF 807 kB Mario Grcevic Das kroatische volkssprachliche Missale Romanum des 16 Jahrhunderts Philologisch linguistische Untersuchung Diss Mannheim 2005 PDF Datei 3 57 MB Ana Simic Jozo Vela From the Little Chapters to the big question How were the Croatian Glagolitic Breviaries and Missals compiled In Slovo 71 2021 121 168 Alojz Ivanisevic Die Bemuhungen Josip Juraj Strossmayers um die slawische Liturgie aus der Sicht der osterreichisch ungarischen Zentralbehorden und des Vatikans In Kroatien Osterreichische Osthefte 37 1995 2 S 423 445 Matthias Murko Die slawische Liturgie an der Adria In Osterreichische Rundschau 2 1884 S 163 178 Josef Vajs Memoria liturgiae slavicae in Dioecesi Auxerensi Ex archivo Dioecesano Auxerensi excerpsit Veglae 1906 Bernardo Benussi La liturgia slava nell Istria In Atti e memorie della societa istriana di archeologia e storia patria Parenzo 1893 Weblinks BearbeitenGlagolitische Handschriften und LiturgiebucherEinzelnachweise Bearbeiten Franjevci Trecoredci Glagoljasi Abgerufen am 26 Januar 2021 kroatisch Predrag Bukovec Der Glagolitische Usus des Romischen Ritus In Ostkirchliche Studien 64 2015 S 96 129 Digitalisat Normdaten Sachbegriff GND 4339898 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altslawischer Ritus amp oldid 220006488