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Die Alte Peterskirche war ein Sakralbau im Sudteil der Altstadt von Leipzig Sie wurde 1507 anstelle eines aus dem 10 Jahrhundert stammenden Vorgangerbaus errichtet und romisch katholisch geweiht Nach Einfuhrung der Reformation wurde sie von 1539 bis 1712 profan genutzt und erst dann wieder nun als evangelische Kirche eingerichtet Nach der Fertigstellung der Neuen Peterskirche in der Leipziger Sudvorstadt wurde das Gebaude im Jahr 1886 abgerissen und das Grundstuck mit einem Profanbau bebaut Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Kapelle St Petri 2 2 Neubau und Umnutzung infolge der Reformation 2 3 Ruckbesinnung auf die ursprungliche Funktion und Umgestaltungen im 18 Jahrhundert 2 4 Zum Abriss fuhrende Rahmenbedingungen nach 1850 2 5 Zeitgenossische Bewertung des Abrisses 3 Gebaude 3 1 Aussere Erscheinung 3 2 Innere Ausstattung 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksLage Bearbeiten nbsp Bausituation auf einem Stadtplan aus dem Jahr 1884Die Alte Peterskirche befand sich auf dem Grundstuck Petersstrasse 43 das im Suden an die fruhere Stadtmauer grenzte Das Kirchenschiff erstreckte sich von Ost nach West wobei sich der Eingang an der zur Petersstrasse weisenden Westseite befand Der 1874 errichtete Glockenturm stand ostlich des Schiffs Unmittelbar sudwestlich befand sich bis 1860 mit dem von Matthaus Daniel Poppelmann gestalteten Peterstor eines der vier inneren Stadttore Leipzigs Heute ist das ehemalige Kirchengrundstuck mit einem 1886 1887 errichteten Gebaude bebaut welches zurzeit von der Musikschule Leipzig Johann Sebastian Bach genutzt wird An die Alte Peterskirche die einst namensgebend fur eines der vier Leipziger Innenstadtviertel war Petersviertel erinnert gegenwartig noch die Petersstrasse die das Grundstuck westlich tangiert Geschichte BearbeitenKapelle St Petri Bearbeiten Auf dem Grundstuck der Alten Peterskirche befand sich bereits seit dem 10 Jahrhundert eine christliche Kapelle Ihr Bau fallt nach heutigem Wissensstand mit der Errichtung der deutschen Burg urbs Lipzi auf dem Gelande des spateren Matthaikirchhofs in der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts zusammen Uber die aussere Gestalt dieser Kapelle ist nichts uberliefert Als gesichert gilt dass sie zunachst als Pfarrkirche fur eine bereits bestehende slawische Siedlung vicus sancti Petri diente deren Mittelpunkt sich auf dem heutigen Wilhelm Leuschner Platz befand 1 Im Jahr 1213 wurde die Kapelle als capella beati Petri Kapelle des seligen Petrus zum ersten Mal urkundlich erwahnt als sie den Augustiner Chorherren ubertragen wurde 1315 trug die Kapelle die Bezeichnung ecclesia sancti Petri apostoli Kirche des heiligen Apostels Petrus nbsp Leipzig im Jahr 1632 Die zu diesem Zeitpunkt nicht als Gotteshaus genutzte Alte Peterskirche ist neben dem Stadttor in der linken Bildhalfte abgebildetNeubau und Umnutzung infolge der Reformation Bearbeiten Die Peterskapelle wurde zu Beginn des 16 Jahrhunderts abgerissen An ihrer Stelle wurde ein neues Gotteshaus errichtet das der Weihbischof Heinrich von Honberg am 29 Marz 1507 weihte Nahere Informationen zum Bau der Kirche liegen nicht vor 2 Mit der Einfuhrung der Reformation in Leipzig wurde die religiose Zweckbestimmung des Gebaudes 1539 aufgegeben In der Folgezeit wurde der Bau als Kalkscheune genutzt Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges diente er als Kaserne nbsp Alte Peterskirche und Kornhaus im Jahr 1547Im Verlauf des 16 Jahrhunderts erfuhr die Umgebungsbebauung der Kirche eine zunehmende Verdichtung Nachdem in den Jahren 1523 1529 bereits an die Ostwand der Kirche das Kornhaus als Stadtmagazin gebaut worden war wurden nach der Profanierung des Baus drei unmittelbar angrenzende Wohnhauser errichtet 3 Ruckbesinnung auf die ursprungliche Funktion und Umgestaltungen im 18 Jahrhundert Bearbeiten Im Jahr 1704 regte der damalige Pfarrer der Thomaskirche Romanus Teller beim Leipziger Stadtrat eine Sanierung des Gebaudes und eine erneute Widmung zu religiosen Zwecken an Nachdem dieser seine Zustimmung erteilt hatte wurde der Bau in den Jahren 1710 bis 1712 wiederhergerichtet 4 Unter anderem wurden dabei an den Chor Betstuben und eine Sakristei angebaut sowie in den Innenraum eine zweistockige Holzempore eingefugt Insgesamt kostete der Umbau 13 006 Gulden 20 Groschen und 9 Pfennige 2 Am 29 Mai 1712 wurde in der neueroffneten Kirche der erste Gottesdienst gefeiert Die Predigt mit dem Titel Der neue Mensch hielt an diesem Tag der Oberkatechet und Prediger Adam Bernd Der Innenraum der Alten Peterskirche mit der seit 1713 eine katechetische Anstalt collegium catecheticum verbunden war wurde im Verlauf des 18 Jahrhunderts mehrfach verandert Am augenfalligsten war dabei die stetige Erhohung der Anzahl der Sitzplatze im Kirchenschiff und auf den Emporen in den Jahren 1737 1748 1764 und 1767 Ausserdem wurden im Rahmen einer Renovierung in den Jahren 1797 1799 ein neuer Kanzelaltar und eine neue Orgel installiert Zum Abriss fuhrende Rahmenbedingungen nach 1850 Bearbeiten Um 1860 war die Umgebungsbebauung der Alten Peterskirche starken Veranderungen unterworfen So wurden das mit der Kirche verbundene Magazingebaude sowie die angrenzenden Hauser am Moritzdamm der heutigen Schillerstrasse abgetragen 1860 wurde auch das Peterstor als letztes der Leipziger Stadttore abgerissen Angesichts dieser Entwicklung wurde im gleichen Jahr in einem zeitgenossischen Reisefuhrer die Frage aufgeworfen ob die Peterskirche ihren Platz behaupten oder zum Ersatz derselben an anderer Stelle ein grosseres Gotteshaus aufgefuhrt werden wird 5 Die tatsachliche Entwicklung wies zunachst aber noch in eine andere Richtung Noch 1874 wurde die Ostseite der Kirche nach Planen des Baufuhrers an der Thomaskirche S Radloff umgestaltet Dabei wurden ein Glockenturm und zwei Beichtstuben errichtet sowie die bestehende Sakristei in sudlicher Richtung erweitert nbsp Sudansicht mit neu erbautem Glockenturm 1880 Allerdings war die Bevolkerungszahl der sudlichen Leipziger Vorstadt in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts stark angewachsen Bereits im Jahr 1871 lebten dort etwa 20 000 Menschen die 1876 zur Peterskirchgemeinde zusammengefasst wurden Da die Alte Peterskirche zur seelsorgerischen Betreuung einer so grossen Gemeinde kaum geeignet war beschloss der Kirchenvorstand 1877 den Bau einer neuen Kirche auf dem fur diese Zwecke in der Sudvorstadt freigehaltenen seit 2011 nach dem Reformpadagogen Hugo Gaudig benannten Platz Nach der Fertigstellung der Neuen Peterskirche wurde am 2 Januar 1886 mit dem Abbruch der Alten Peterskirche begonnen Unmittelbar nach dem Abriss wurde auf ihrem Grundstuck bis 1887 die Reichsbank Hauptstelle Leipzig nach Planen des Architekten Max Hasak errichtet Der aus dem Jahr 1507 stammende Grundstein der Alten Peterskirche ist Eigentum des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig und kann als Leihgabe in der Taufkapelle der Neuen Peterskirche besichtigt werden einige schmiedeeiserne Fenstergitter sind im Fundus des Museums fur Angewandte Kunst Zeitgenossische Bewertung des Abrisses Bearbeiten Die Aufgabe der Alten Peterskirche zugunsten eines grosseren Neubaus stellte angesichts der Gemeindegrosse eine faktische Notwendigkeit dar Zugleich stand die Entscheidung zum Abriss des traditionsreichen Gebaudes im Einklang mit dem Zeitgeist des ausgehenden 19 Jahrhunderts dem auch zahlreiche andere jahrhundertealte Bauten in der Leipziger Innenstadt zum Opfer fielen An der Richtigkeit der Entscheidung bestanden im Jahr 1886 keinerlei Zweifel 6 Dennoch wurde bereits 1895 konstatiert dass die kraftig einfache Architektur der in ihr sich geltend machende protestantische Sinn die Kirche zu einem immerhin bedeutungsvollen Denkmal der Zeit erhoben 7 Gebaude Bearbeiten nbsp Nordostansicht mit Glockenturm 1880 Aussere Erscheinung Bearbeiten Die Alte Peterskirche war eine einschiffige Saalkirche mit funf Jochen Strebepfeilern und steilem Walmdach Der Chor war mit einem Dreiachtelschluss versehen An den Langsseiten und der Chorseite befanden sich seit dem Umbau zu Beginn des 18 Jahrhunderts 20 Betstuben sowie mehrere Treppenhauser Diese Erweiterungen wurden zwischen die Strebepfeiler eingefugt wiesen aber eine grossere Tiefe als die Pfeiler auf Bei der Gestaltung der Betstuben wurde grossen Wert auf eine einheitliche Erscheinungsform gelegt so dass der gesamte Bau eine eindrucksvolle Rhythmisierung erlangte 8 Jede Betstube besass im Erdgeschoss einen von zwei Fenstern flankierten Eingang und drei Fenster im Obergeschoss An den Seitenwanden besass die Kirche nach der Wiedereroffnung je vier Stichbogenfenster Diese traten an die Stelle der ursprunglich vorhandenen Masswerkfenster von denen in jede Seitenwand drei eingelassen worden waren Der 1874 erbaute Glockenturm besass eine spitze Haube und war insgesamt von schlichter Gestalt Aufgrund seiner geringen Hohe uberragte der freistehende Bau das Kirchendach nicht Innere Ausstattung Bearbeiten nbsp Im Innenraum der Kirche befand sich ein schlichter Kanzelaltar Aufnahme vor 1886 Der Innenraum der Alten Peterskirche war von einem Rhombennetzgewolbe uberdeckt Er wurde durch einen nach dem dritten Joch installierten Chorbogen in zwei Teile gegliedert Die an den Aussenwanden erbauten Betstuben waren nach dem Innenraum hin verglast Vor ihnen befanden sich an drei Seiten doppelgeschossige Holzemporen deren Untergeschosse von toskanischen und deren Obergeschosse von ionischen Saulen gestutzt wurden Der am Ostabschluss der Kirche befindliche schlichte Kanzelaltar wurde von zwei ionischen Saulen gebildet Diese wurden von den Glasfenstern der an der Ostseite erbauten Betstuben flankiert Die Saulen trugen einen bescheiden ausgefuhrten Sangerchor Von der Umgestaltung des Innenraums 1797 1799 bis zum Abbruch der Kirche erklang in ihrem Innern eine von den Gebrudern Trampeli erbaute 20 stimmige Orgel Teile des Instruments entstammten einer von Zacharias Thayssner erbauten Orgel der Nikolaikirche die 1786 abgebrochen worden war Vor dem Abriss wurde diese Orgel nach Alterode verkauft wo sich ihre Spur in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts verlor Einzelnachweise Bearbeiten Magirius Fiedler Sakralbauten S 4 ff a b Gurlitt Bau und Kunstdenkmaler S 150 Vgl dazu Riedel Stadtlexikon S 315 376 Vgl zu den Namen der einzelnen Handwerksmeister Magirius Fiedler Sakralbauten S 476 Weidinger Leipzig S 135 Pasch Kirchen in Leipzig und Umgebung S 13 So Gurlitt Bau und Kunstdenkmaler S 151 Magirius Fiedler Sakralbauten S 480 Literatur BearbeitenCornelius Gurlitt Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Band 17 18 Stadt Leipzig Meinhold Dresden 1895 Heinrich Magirius Hanna Lore Fiedler Die Bau und Kunstdenkmaler von Sachsen Stadt Leipzig Die Sakralbauten Deutscher Kunstverlag Munchen 1995 ISBN 3 422 00568 4 Gerhart Pasch Kirchen in Leipzig und Umgebung Schmidt Romhild Leipzig 1996 ISBN 3 7950 3903 7 Horst Riedel Stadtlexikon Leipzig von A bis Z Pro Leipzig Leipzig 2005 ISBN 3 936508 03 8 Carl Weidinger Leipzig Ein Fuhrer durch die Stadt und ihre Umgebungen Verlagsbuchhandlung J J Weber Leipzig 1860 1989 Repr ISBN 3 350 00310 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte Peterskirche Leipzig Album mit Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Ev Luth Kirchgemeinde St Petri Leipzig51 336916 12 375387 Koordinaten 51 20 12 9 N 12 22 31 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Peterskirche Leipzig amp oldid 237997069