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Wilhelm Adolf Lette 10 Mai 1799 in Kienitz Neumark 3 Dezember 1868 in Berlin war ein deutscher Sozialpolitiker und Jurist Vater von Anna Schepeler Lette und Marie Fischer Lette Wilhelm Adolf LetteBuste Lettes am Haupteingang des Lette VereinsGedenktafel am Lette Verein in Berlin SchonebergEhrengrab von Wilhelm Adolf Lette in Berlin Kreuzberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sozialpolitisches Engagement 2 1 Fur den Wohnungsbau 2 2 Fur Kindergarten 2 3 Fur die Berufsbildung von Frauen 2 4 Vereins und Kuratoriumsmitgliedschaften 3 Politische Betatigung 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilhelm Adolf Lette war der Sohn eines Landwirtes der ihn nach Berlin auf das Gymnasium zum Grauen Kloster schickte an dem er auch seine Reifeprufung ablegte Danach studierte er ab 1816 an den Universitaten Heidelberg Gottingen und Berlin Rechtswissenschaften Wahrend seines Studiums wurde er 1816 Mitglied der Burschenschaft Teutonia Heidelberg In Berlin war er 1818 an der Grundung der Alten Berliner Burschenschaft beteiligt Neben den Rechtswissenschaften beschaftigte sich Lette zusatzlich mit Staatswissenschaft und der Hegel schen Philosophie Als Burschenschafter und Besucher des Wartburgfestes wurde er im Rahmen der Demagogenverfolgung verhaftet und zu einer geringen Gefangnisstrafe verurteilt Nach der fruhen Aufhebung der Strafe war er ab 1821 Auskultator und Assessor Zuerst war er am Gericht Frankfurt Oder und spater in Landsberg tatig 1825 wurde er bei der Generalcommission zu Soldin als Obergerichtsassessor angestellt um 1834 zum Rat befordert nach Stargard versetzt zu werden 1835 wurde er zum Oberlandesgerichtsrat in Posen und 1840 zum Dirigenten der volks und landwirtschaftlichen Abteilung an der Regierung zu Frankfurt Oder ernannt Im April 1843 wurde er als vortragender Rat in das Ministerium des Innern berufen Von Januar 1844 1 bis zum Jahr 1854 2 war er ordentliches Mitglied im Landesokonomiekollegium 1845 war er an der Grundung des Revisionsausschusses fur Landeskultursachen beteiligt dessen erstes Prasidium er ubernahm Im Paulskirchenparlament von 1848 gehorte er dem volkswirtschaftlichen Ausschuss an Von 1850 bis 1852 war er Abgeordneter der I Kammer 1852 bis 1855 der II Kammer und von 1855 bis 1868 Mitglied im Preussischen Abgeordnetenhaus Beim ersten Kongress deutscher Volkswirte im Jahre 1858 an dessen Zustandekommen er mitwirkte wurde er in die Standige Deputation des Kongresses gewahlt 3 Im Preussischen Abgeordnetenhaus schloss sich Lette zunachst der Fraktion von Vincke an gehorte 1863 bis 1866 zur Fraktion Linkes Centrum und trat 1866 in die Nationalliberale Partei ein 4 1867 wurde er in den Norddeutschen Reichstag fur den Reichstagswahlkreis Waldeck Pyrmont gewahlt 5 Im Fruhsommer 1868 erkrankte er und verstarb ein halbes Jahr spater 6 Wilhelm Adolf Lette starb 1868 im Alter von 69 Jahren in Berlin Beigesetzt wurde er in einem Erbbegrabnis auf dem Friedhof III der Jerusalems und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor Vor der Grabwand aus gelben und roten Klinkern steht ein hochgesockeltes Marmorkreuz 7 Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestatte von Wilhelm Adolf Lette Grablage 322 EB 128 seit 1958 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet Die Widmung wurde zuletzt im Jahr 2016 um die inzwischen ubliche Frist von zwanzig Jahren verlangert 8 Sozialpolitisches Engagement BearbeitenFur den Wohnungsbau Bearbeiten Mit Hermann Schulze Delitzsch unterstutzte Lette die 1841 gegrundete erste gemeinnutzige Baugenossenschaft Berlins Im Wohnungsbau fur die arbeitenden Schichten sah er eine Moglichkeit der tatsachlichen Hilfe zur Selbsthilfe nur durch die eigene sittliche und wirthschaftliche Erhebung durch Selbsthulfe durch die selbstthatige Mitwirkung der Arbeiter und deren Erkenntniss dass jeder Mensch zunachst selber fur sein sittliches und wirthschaftliches Wohl verantwortlich ist konne eine Verbesserung der sozialen Lage erreicht werden 9 Viele Industrielle wie z B Franz August Mammen forderten auf diese Anregung hin Baugenossenschaften ihrer Betriebsangehorigen Die Lette Kolonie in Berlin Reinickendorf und die Lette Strasse in Plauen sind bis heute erhaltene Belege fur Lettes Engagement Fur Kindergarten Bearbeiten Lette unterstutzte zusammen mit Lina Morgenstern engagierte Berliner Frauen bei der Grundung des Berliner Frauen Vereins zur Beforderung der Frobel schen Kindergarten Vermutlich im Hintergrund setze er sich fur die Aufhebung des Kindergartenverbots ein 10 und war 1859 an der Berliner Vereinsgrundung beteiligt Fur die Berufsbildung von Frauen Bearbeiten Lette war 1866 in Berlin aktiv an der Grundung des Vereins zur Forderung hoherer Bildung und Erwerbsfahigkeit des weiblichen Geschlechts 11 heute Lette Verein beteiligt dessen Vorsitz er auch ubernahm Der Verein wollte Erwerbstatigkeit von Frauen fordern um unverheiratete burgerliche Frauen wirtschaftlich abzusichern Als erste Einrichtung dieser Art wurde der Lette Verein vorbildlich fur alle Berufsbildungsstatten fur Frauen in Deutschland In der Denkschrift uber die Eroffnung neuer und die Verbesserung der bisherigen Erwerbsquellen fur das weibliche Geschlecht hatte Lette die in Preussen realistischen Ziele bezuglich der Frauenpolitik zusammengefasst 12 Was wir nicht wollen und niemals auch nicht in noch so fernen Jahrhunderten wunschen und bezwecken ist die politische Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen Wenn sogar der beruhmte englische Nationalokonom John Stuart Mill das aktive und passive Wahlrecht die Vertretung und Teilnahme an politischen Versammlungen zu vindizieren geneigt ist so befindet er sich dabei im Widerspruch wie mit den tausendjahrigen Einrichtungen aller Staaten und Volker so auch mit der Natur und Bestimmung des Weibes und mit den ewigen Gesetzen der gottlichen Weltordnung Lette habe damit das Feld gesellschaftlicher Betatigung der Frau in der gottlichen und preussischen Weltordnung fur die vergangenen jetzigen und alle kommenden Zeiten abstecken wollen spottete Clara Zetkin in ihrer Schrift Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands 13 Ab 1872 unter der Leitung seiner altesten Tochter Anna Schepeler Lette wurde der Verein Schultrager Die Schulen des Lette Vereins befinden sich seit 1902 in Berlin Schoneberg am Viktoria Luise Platz In mehreren Berufsfachschulen werden bis heute junge Menschen in den Bereichen Design Ernahrung Gesundheit Technik ausgebildet Vereins und Kuratoriumsmitgliedschaften Bearbeiten Centralverein fur das Wohl der arbeitenden Klassen Berliner Handwerkerverein Verein zur Forderung hoherer Bildung und Erwerbsfahigkeit des weiblichen Geschlechts bis 1868 dessen Vorsitzender Kongress deutscher Volkswirte bis 1868 dessen Vorstand Deutsche Pestalozzi Stiftung bis 1868 deren Vorsitzender Konstitutioneller Club Berlin 1848 Mitgrunder und Leiter Politische Betatigung BearbeitenMitglied der Frankfurter Nationalversammlung und gehorte darin der sogenannten Casinopartei an Mitglied des Preussischen Landtags Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes Lette wurde zu den Fuhrern der liberalen Partei gezahlt Werke BearbeitenBeleuchtung der preussischen Eherechtsreform Berlin 1842 Die landliche Gemeinde und Polizeiverfassung in Preussens ostlichen und mittleren Provinzen 1848 Die Gesetzgebung uber Benutzung der Privatflusse zur Bewasserung von Grundstucken 1850 Die Landesculturgesetzgebung des preussischen Staates 3 Bande 1853 1854 Die Wohnungsfrage Berlin 1866 Digitalisat Das landwirthschaftliche Kredit und Hypothekenwesen Berlin 1868 Digitalisat Literatur BearbeitenRudolph Bauer Lette Wilhelm Adolf in Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Freiburg Lambertus 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 356 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 3 I L Heidelberg 1999 S 278 280 Carl Leisewitz Lette Wilhelm Adolf In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 459 f Irmgard Remme Lette Adolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 356 Digitalisat Marie Fischer Lette Ein Lebensbild des verewigten Prasident Dr Lette zu seinem 100jahrigen Geburtstage Hans Friedrich Carlshorst Berlin 1899 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Adolf Lette Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wilhelm Adolf Lette in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Nachlass BArch N 2175 Lette Wilhelm Adolf Hessische Biografie Stand 27 September 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten GStA PK I HA Rep 89 Nr 30081 fol 63 r 64 r Handbuch uber den Koniglich Preussischen Hof und Staat bzw Staats Kalender fur die Jahre 1845 bis 1854 Gerhard Eisfeld Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland Verlag fur Literatur und Zeitgeschehen Hannover 1969 S 19 20 Horst Conrad Bernd Haunfelder Preussische Parlamentarier Ein Photoalbum 1859 1867 Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Vorwort von Lothar Gall Droste Verlag Dusseldorf 1986 S 90 siehe auch Kurzbiografie in Mann Bernhard Bearb Biographisches Handbuch fur das Preussische Abgeordnetenhaus 1867 1918 Handbucher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 3 Mitarbeit von Martin Doerry Cornelia Rauh und Thomas Kuhne Droste Verlag Dusseldorf 1988 S 243 Fritz Specht Paul Schwabe Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903 Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewahlten Abgeordneten 2 Auflage Verlag Carl Heymann Berlin 1904 S 39 A Phillips Hrsg Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883 Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage zum Zollparlament sowie zu den funf ersten Legislatur Perioden des Deutschen Reichstages Verlag Louis Gerschel Berlin 1883 S 178 Bernd Haunfelder Klaus Erich Pollmann Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867 1870 Historische Photographien und biographisches Handbuch Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 2 Droste Dusseldorf 1989 ISBN 3 7700 5151 3 Foto S 209 Kurzbiographie S 431 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 244 Ehrengrabstatten des Landes Berlin Stand November 2018 PDF 413 kB Senatsverwaltung fur Umwelt Verkehr und Klimaschutz S 51 abgerufen am 29 Marz 2019 Anerkennung und weitere Erhaltung von Grabstatten als Ehrengrabstatten des Landes Berlin PDF 205 kB Abgeordnetenhaus von Berlin Drucksache 17 3105 vom 13 Juli 2016 S 1 und Anlage 2 S 10 abgerufen am 29 Marz 2019 Der Arbeiterfreund 1863 S 21 Gebser Klaus Die Aufhebung des Kindergartenverbots von 1860 In Textor Borstelmann Das Kita Handbuch 2021 Dritter Rechenschaftsbericht des unter dem Protektorat Ihrer Koniglichen Hoheit der Frau Kronprinzessin stehenden Lette Vereins zur Forderung hoherer Bildung und Erwerbsfahigkeit des weiblichen Geschlechts 1868 69 Berlin 1870 bsb muenchen de zitiert nach Ute Gerhard Unerhort Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek 1990 ISBN 3 499 18377 3 S 84 85 Clara Zetkin Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung DeutschlandsAbgeordnete des Reichstagswahlkreises Waldeck Pyrmont Ludwig Severin 1867 Wilhelm Adolf Lette 1867 1869 Wilhelm Wehrenpfennig 1869 1871 Johannes Miquel 1871 1877 Theodor von Bunsen 1877 1878 Friedrich Boettcher 1878 1895 Julius Konrad Muller 1895 1903 Heinz Potthoff 1903 1912 Georg Vietmeyer 1912 1913 Friedrich Naumann 1913 1918 Normdaten Person GND 116956178 lobid OGND AKS VIAF 32761455 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lette Wilhelm AdolfKURZBESCHREIBUNG deutscher Sozialpolitiker und JuristGEBURTSDATUM 10 Mai 1799GEBURTSORT KienitzSTERBEDATUM 3 Dezember 1868STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Adolf Lette amp oldid 235328020