www.wikidata.de-de.nina.az
Die Sinfonie Nr 2 D Dur op 73 komponierte Johannes Brahms im Jahr 1877 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Rezeption 3 Zur Musik 3 1 Erster Satz Allegro non troppo 3 2 Zweiter Satz Adagio non troppo 3 3 Dritter Satz Allegretto grazioso Quasi Andantino 3 4 Vierter Satz Allegro con spirito 4 Einzelnachweise Anmerkungen 5 Weiterfuhrende Literatur Weblinks NotenEntstehung BearbeitenBrahms begann im Sommer 1877 wahrend eines Aufenthaltes in Portschach am Worther See Karnten mit der Arbeit an der Sinfonie Am 17 September 1877 fuhr er nach Lichtental bei Baden Baden wo sich Clara Schumann aufhielt und wo er im vorangegangenen Sommer die Sinfonie Nr 1 fertiggestellt hatte Zu diesem Zeitpunkt stand das Konzept der Sinfonie der erste Satz und Teile des letzten wahrscheinlich auch der ubrigen Satze waren aufgeschrieben und wurden engen Freunden am Klavier vorgespielt Mitte Oktober war dann die Partitur fertig 1 Wahrend Brahms an seiner ersten Sinfonie viele Jahre arbeitete wurde die zweite Sinfonie damit in relativ kurzer Zeit vollendet 1 2 Wahrend der Arbeitsphase fuhrte Brahms seine Freunde und den Verleger Simrock oft dadurch in die Irre dass er das Werk als besonders traurig oder wehmutig bezeichnete So schreibt er z B am 22 November 1877 an Simrock Die neue Symphonie ist so melancholisch dass Sie es nicht aushalten Ich habe noch nie so was Trauriges Molliges geschrieben die Partitur muss mit Trauerrand erscheinen 3 Die Urauffuhrung der Sinfonie fand in Wien am 30 Dezember 1877 unter der Leitung von Hans Richter statt und war sehr erfolgreich Auch spatere Auffuhrungen wurden gut aufgenommen mit Ausnahme der zweiten Auffuhrung am 10 Januar 1878 wegen schlecht spielender Blaser 4 5 Im August 1878 erschien die Partitur die Orchesterstimmen und der vierhandige Klavierauszug bei Simrock Brahms erhielt dafur 5000 Reichstaler 4 Rezeption BearbeitenDie zweite Sinfonie wird oft als popularste Sinfonie von Brahms angesehen 4 6 Nach der sehr erfolgreichen Wiener Urauffuhrung konnte sie sich rasch durchsetzen Fast uberall wo sie 1878 aufgefuhrt wurde fand sie eine enthusiastische Aufnahme und bekam bis auf wenige Ausnahmen gute Kritiken 4 In den zeitgenossischen und aktuellen Kritiken und Besprechungen des Werkes werden oft folgende Aspekte hervorgehoben 4 die heitere pastorale Grundstimmung des Werkes jedoch weist das Werk auch melancholische Momente auf 7 Assoziationen zu Naturidylle der starke Gegensatz zur 1 Sinfonie in Stimmung Ausdruck und Erfassbarkeit Beispiel fur eine positive zeitgenossische Kritik Eduard Hanslick in der Neuen Freien Presse am 3 Januar 1878 Ein grosser ganz allgemeiner Erfolg kronte die Novitat selten hat die Freude des Publikums an einer neuen Tondichtung so aufrichtig und warm gesprochen Die vor einem Jahre aufgefuhrte erste Symphonie von Brahms war ein Werk fur ernste Kenner die dessen verzweigtes Geader ununterbrochen verfolgen und gleichsam mit der Loupe horen konnten Die zweite Symphonie scheint wie die Sonne erwarmend auf Kenner und Laien sie gehort allen die sich nach guter Musik sehnen Brahms neue Symphonie leuchtet in gesunder Frische und Klarheit durchweg fasslich giebt sie doch uberall aufzuhorchen und nachzudenken Allenthalten zeigt sie neue Gedanken und doch nirgends die leidige Tendenz Neues im Sinne von Unerhortem hervorbringen zu wollen 8 Beispiel fur eine negative zeitgenossische Kritik Illustrirtes Wiener Extrablatt 1 Januar 1878 Im Ganzen und Grossen emfingen wir durchaus nicht den Eindruck den eine blutechte Symphonie noch jederzeit auf uns gemacht hat Aus jedem Satze fuhlte man dass da eine grossere rein klaviermassig gedachte und angelegte Komposition sehr uberflussigerweise zu einer symphonischen Affaire aufgebauscht worden sei Wir mochten jeden feiner fuhligen Musiker auf sein musikalisches Gewissen fragen ob er uns Eine Stelle in dieser Symphonie nachweisen kann in welcher dieses oder jenes Instrument diese oder jene Instrumentalgruppe mit jener unabweisbaren Notwendigkeit auf oder eintritt wie dies beispielsweise so frappirend in allen Haydn schen Symphonien Zeile fur Zeile der Fall ist Eine Stelle in welcher das Klavier nicht dieselben Dienste leisten wurde wie das in Brahmsch scher Weise behandelte Orchester Wir wenigstens finden keine Mit einem Worte Die zweite Symphonie von Brahms ist nicht symphonisch gedacht Sie mag was immer sein den Namen einer Symphonie fuhrt sie mit demselben Unrecht wie eine kolorirte Kreidezeichnung den Namen eines Gemaldes 9 Zur Musik BearbeitenOrchesterbesetzung 2 Floten 2 Oboen 2 Klarinetten 2 Fagotte 4 Horner 2 Trompeten 3 Posaunen Tuba Pauken I Violine II Violine Bratsche Violoncello Kontrabass Auffuhrungszeit Carl Ferdinand Pohl berichtet von der Urauffuhrung am 29 Dezember 1877 Zeitdauer der Satze 19 11 5 8 Minuten 4 Dies entspricht einer Auffuhrungsdauer von 43 Minuten In aktuellen Einspielungen variiert die Auffuhrungszeit insbesondere in Abhangigkeit von der Wiederholung der Exposition im ersten Satz Eine Ubersicht zu den Satzdauern verschiedener Einspielungen bringt Reinhold Brinkmann 1 Danach hat keine der damals 1990 neueren Einspielungen die Tempo Proportionen der Urauffuhrung Die Streubreite der Tempi war insgesamt gross wobei der erste und letzte Satz fast durchweg langsamer gespielt wurden als bei der Urauffuhrung Darin versinnlicht sich eine unifizierende Werkauffassung Brahmsens II Symphonie als Bild einer heiter gelassenen pastoralen Naturstimmung musiziert wird insgesamt auf ein mittleres Temponiveau hin gedacht kein wirkliches Allegro im ersten Satz mehr ein gemutvolles Moderato ahnlich kein drastisch zupackendes Brio Finale und den anderen Pol vermeidend kein grosses Adagio Pathos keine extreme Ausdrucks Tiefe im zweiten Satz 10 Die folgende Gliederung ist als Vorschlag zu verstehen Je nach Standpunkt sind auch andere Abgrenzungen und Deutungen moglich Erster Satz Allegro non troppo Bearbeiten D Dur 3 4 Takt 523 Takte source source Erster Satz Musopen Symphony Orchestra nbsp Der Satzbeginn kann insofern als Doppelthema 4 verstanden werden als Ober und Unterstimme selbstandig gefuhrt sind Cello und Kontrabass beginnen mit einem Pendelmotiv auf dem nacheinander die Horner und Holzblaser mit ihrer gesanglichen Melodie Hauptthema erstes Thema einsetzen Das Pendelmotiv lauft wahrenddessen in den Unterstimmen weiter tritt aber auch in den Oberstimmen auf Durch die Diatonik die Instrumentierung die Vortragsbezeichnungen piano und dolce bekommt der Satzanfang pastoralen Charakter Sowohl Thema als auch Pendelmotiv sind fur den weiteren Satzaufbau von Bedeutung das Pendelmotiv sogar fur die ganze Sinfonie 11 Das Hauptthema klingt als bedeutungsschwere viertaktigen Folge 1 von Pauke Posaune und Basstuba die dreimal wiederholt wird aus Pianissimo setzt dann in Takt 44 eine zum vorigen Geschehen kontrastierende aufbluhende Achtelfiguration 1 des Hauptthemas in den Streichern an die wie ein Neuanfang wirkt 1 12 Die Themenvariante wird dann von den Floten ubernommen bis sich die Dynamik mit dem Pendelmotiv im Wechsel von Ober und Unterstimme zum Forte steigert Zudem findet eine Beschleunigung durch Phrasenverkurzung und motivische Verdichtung statt Auffallig ist die scherzandoartige Achtel Variante des Pendelmotivs ab Takt 66 mit dem Piano Dialog von Holzblasern Staccato und Violinen Legato Das Seitenthema zweites Thema mit stimmfuhrenden Bratschen und Celli in parallelen Terzen beginnt in der Dominantparallele fis Moll wechselt dann zwischen verschiedenen Tonarten Das Thema ist ahnlich zum Lied Guten Abend gute Nacht op 49 Nr 4 von Brahms aufgebaut 1 13 Wahrend das Seitenthema kaum gegensatzlich zum Hauptthema wirkte folgt nun eine Kontrastpartie 4 Takt 118 155 im Forte mit markantem punktiertem Rhythmus dem Pendelmotiv in rhythmischer Umbildung Takt 127 ff angereichert mit Synkopen die sich in der etablierenden Sechzehntelbewegung bis zum Fortissimo steigern Im grossen Esspressivo 1 ab Takt 136 spielen Fagott und Bass mit den Violinen im Dialog ein vorwartsdrangendes weitgespanntes Dreinotenmotiv zu starken Synkopen der Bratschen Horner und Klarinetten Die Schlussgruppe ab Takt 156 greift das Seitenthema mit Stimmfuhrung in 2 Violine und Bratsche auf nun in der Dominante A Dur begleitet von einer figurativen aus dem Pendelmotiv abgeleiteten 1 Gegenstimmen in den Floten Nach der Themenwiederholung mit veranderter Instrumentierung endet die Exposition in Takt 182 und wird wiederholt 14 Die Durchfuhrung Takt 183 301 lasst sich in funf Abschnitte 4 gliedern Abschnitt 1 Takt 183 203 greift das Hauptthema in F Dur Horner und in B Dur Floten auf Abschnitt 2 Takt 203 223 Fugato des Hauptthemas mit Gegenstimme aus Staccato Achteln uber die Figur aus Takt 6 8 vom Hauptthema angereichert mit zwei Kontrapunkten Brahms wechselt dabei bis Takt 238 in Abschnitt 3 im Quintenzirkel abwarts c Moll g Moll d Moll a Moll A Dur e Moll H Dur Abschnitt 3 Takt 224 246 Engfuhrung und Durchfuhrung des Pendelmotivs Abschnitt 4 Takt 246 281 Passage mit Kombinationen des Pendelmotivs zusammen mit der Terz aufwarts Kopf vom Hauptthema Takt 1 im Fortissimo der aufbluhenden Achtelfiguration aus Takt 44 im Mezzo Forte gefolgt vom abwarts sequenzierten Pendelmotiv im Piano Beginn der Passage in Takt 246 von g Moll aus Wiederholung in Takt 258 von B Dur aus Abschnitt 5 Takt 282 301 Herausstellung der Terz aufwarts vom Themenkopf Takt 1 durch mehrmalige Wiederholung im Fortissimo Chromatische Ruckung von f nach fis mit folgendem D Dur Ab Takt 290 Ruckfuhrung zur Reprise mit der Terz vom Themenkopf und der aufbluhenden Achtelfiguration aus Takt 44 Die Reprise Takt 302 446 beginnt ganz undramatisch 1 Die Tonika D Dur war bereits in Takt 290 angedeutet direkt vor Repriseneintritt in Takt 301 verwendet Brahms die Moll Subdominante g Moll und weist ab Takt 302 Cello und Kontrabass das dominantische A als Liegeton zu Das Hauptthema wird nun von der Oboe gespielt angereichert mit der aufbluhenden Achtelfiguration als Kontrapunkt in der Bratsche Daraus entwickelt sich eine die Hauptlinie umschlingende Achtelgirlande 1 Das ruhige Ausklingen des Hauptthemas entsprechend Takt 19 ist erweitert bis nach Wechsel von verschiedenen Tonarten nur noch die Achtelgirlande ubrig bleibt Der Abschnitt endet als Akkordfolge in den Blasern ahnlich wie am Ende vom Hauptsatz Takt 33 Nach dem Seitenthema Takt 350 385 Tonikaparallele h Moll und der Kontrastpartie Takt 386 423 schliesst die Reprise mit der Schlussgruppe Takt 423 446 ahnlich wie in der Exposition Auch die Coda Takt 447 523 lasst sich in funf Abschnitte 4 gliedern einleitender Achttakter Takt 447 454 die mit dem Pendelmotiv beginnende ungemein expressive Hornstelle mit ganz kuhnen Ausweichungen 4 Takt 455 476 Hauptthema und Pendelmotiv in Streichern und Horn Im Gegensatz zum Satzanfang sind nun die metrischen Schwankungen die sich dort aus dem versetzten Einsatz von Pendelmotiv und Hauptthema ergaben aufgehoben Scherzando Passage Takt 497 512 mit Staccato und Pizzicato Diese entspricht der Passage aus Takt 66 ff die in der Reprise fehlte Floten und Oboen zitieren ab Takt 502 den Anfang des 1877 entstandenen Liedes Es liebt sich so lieblich im Lenze op 71 Nr 1 4 der verklingende Schluss 4 Takt 513 523 mit dem Kopf vom Hauptthema in Hornern und Trompeten Schluss mit mollsubdominantischer g Moll in Takt 516 und dominantischer A der Horner und Trompeten zur D Dur Tonika der Streicher Takt 517 520 Komponente 1 Die Bedeutung von Verschiebungen im Taktmetrum innerhalb des Satzes wird in der Literatur oft hervorgehoben z B der instabile Satzbeginn mit versetzte Einsatz von Unter und Oberstimme 1 13 der angedeutete 6 8 Takt Takt 64 65 Takt 236 237 2 die auf und abtaktige Gestaltung des Motivs aus der Kontrastpartie in Takt 118 ff 1 die Kombination von 3 4 Takt 6 8 Takt und Hemiole in Takt 246 249 2 1 Reinhold Brinkmann 1 weist auf mehrere strukturelle Ubereinstimmung zum ersten Satz aus Ludwig van Beethovens 3 Sinfonie hin Zweiter Satz Adagio non troppo Bearbeiten H Dur 4 4 Takt 101 Takte source source Zweiter Satz Musopen Symphony Orchestra nbsp Im Hauptthema erstes Thema Takt 1 16 ist zunachst das Cello stimmfuhrend mit einer weit ausholenden Kantilene anfangs Fagotte dazu in Gegenbewegung Der melancholische Charakter des Themas entsteht durch mehrere Dur Moll Wechsel Der Themenbeginn ist auftaktig wird aber vom Ohr als abtaktig wahrgenommen 1 Ab Takt 13 wird der Themenkopf mit Stimmfuhrung in den Violinen wiederholt nun mit Gegenbewegung der Floten und der Celli Der folgende Abschnitt ab Takt 17 ist im Gegensatz zum Satzanfang durch die Dominanz der Blaser kammermusikalisch gehalten Das zunachst vom Solohorn gespielte Motiv aus pendelnden Quarten und Terzen wird allmahlich auch von Oboen Floten und Kontrabass ubernommen Ab Takt 28 wird die Kantilene mit dem Motiv aus Takt 3 kurz in den Streichern aufgegriffen Im Seitenthema zweites Thema 15 Takt 33 44 Fis Dur wechselt Brahms zum 12 8 Takt mit der Bezeichnung L istesso tempo ma grazioso 16 Durch den freundlichen bis uberschwanglichen Charakter und die zahlreichen Synkopen kontrastiert das Geschehen zum vorigen Abschnitt Die Holzblaser dominieren mit der Stimmfuhrung die Streicher begleiten meist pizzicato Die Schlussgruppe Takt 45 48 enthalt ein zweitaktiges kantilenenartiges Motiv mit Stimmfuhrung in den Violinen und bei der Wiederholung auch in den Holzblasern Die Schlussgruppe geht ohne Pause in die Durchfuhrung Takt 49 61 h Moll uber Die Durchfuhrung verarbeitet das Motiv der Schlussgruppe durch Molltrubung Wechsel in verschiedene Tonarten und imitatorische Verarbeitung In Takt 55 56 und 60 61 tritt das Pendelmotiv vom ersten Satz in der Basstuba auf in Takt 58 59 das Kopfmotiv vom Hauptthema des Adagios in den Violinen Durch die Crescendi die Tremoli verminderte Septakkorde und den abrupten Wechsel von forte und piano bekommt die Durchfuhrung dramatischen Charakter Die Reprise Takt 62 96 beginnt wie am Satzanfang mit dem Hauptthema im 4 4 Takt allerdings in veranderter Instrumentierung z B Takt 62 Thema in Oboe anstelle des Cellos Gegenbewegung in den Violinen und in anderer Gestalt Themenbeginn im Verhaltnis zum Satzanfang halbtaktig verschoben Themenbeginn auf dem subdominantischen e mit Wendung nach H in Takt 64 ab Takt 67 figurative Verzierung des Themas mit Triolen in der 1 Violine Der folgende Abschnitt Takt 80 86 mit dem pendelartigen Motiv ist um zwei Einsatze verkurzt und die Passage entsprechend Takt 28 ist nun durch veranderte Instrumentierung grosse Klangfulle 4 Verkleinerung der Notenwerte und die Vortragsbezeichnung forte dramatisch gehalten Das Seitenthema ist ausgelassen Der gegenuber der Exposition in Instrumentierung und Gestalt variierte Schlussgruppe 12 8 Takt geht nahtlos in die Coda 4 4 Takt uber die den Kopf vom Hauptthema aufgreift und in dem die Kombination von Streichergruppe und Pauke zu einem der eindrucksvollsten Beispiele Brahmsscher Instrumentationskunst zahlt 2 Die Form des Satzes wird in der Literatur meist als Mischung aus Lied und Sonatensatzform gewertet 1 5 17 Mehrere Kommentatoren haben von dem schwermutigen Grundzug dieses Adagio gesprochen Mag sein dass diese Charakterisierung auf das Hauptthema und die Coda einigermassen passt Sicher ist jedenfalls dass die Ausdruckswelt des Satzes an Schattierungen Nuancen und Kontrasten reich ist Sie erschliesst ebenso das Lyrische grazioso wie das dramatisch Bewegte Durchfuhrung und im Hohepunkt der Reprise T 86 91 auch das Feierliche 4 Ist im III Satz alles eindeutig und hell die Harmonik ohne Einschrankungen von der Dur Tonart gepragt und die Gliederung in Formteile unmissverstandlich gekennzeichnet so weilt der II Satz eher im melancholischen Schatten der Idylle in dem sich klare Konturen verwischen und ungreifbar werden Die Harmonik wird trotz der Dur Tonart durch Einbeziehung chromatischer Farben eingedunkelt und die uberaus differenzierte Instrumentation tragt das Ihre dazu bei um dem Satz seine kaleidoskopisch reiche Ausdrucksfulle zu verleihen die alles andere als nur heitere Tone umfasst 2 Dritter Satz Allegretto grazioso Quasi Andantino Bearbeiten G Dur 3 4 Takt 240 Takte source source Dritter Satz Musopen Symphony Orchestra nbsp Der Satz ist funfteilig strukturiert Teil A Takt 1 32 3 4 Takt im dominanten Holzblaserklang von Oboen Klarinetten und Fagotten spielt die stimmfuhrende 1 Oboe begleitet vom Pizzicato der Celli einen eleganten Landler 1 mit Tonrepetition und Vorschlagen Der Landler ist dreiteilig strukturiert Auf das achttaktige Thema folgt von Takt 9 22 ein Entwicklungsabschnitt anschliessend die variierte Themenwiederholung mit Trubung nach g Moll Durch die Instrumentierung ab Takt 12 treten die Horner dazu und die musetteartigen liegenden Stimmen in Fagott und Horn entsteht pastorales Kolorit 4 18 Teil B1 Takt 33 106 Presto ma non assai 2 4 Takt Der Galopp 19 bzw die Geschwind Form des Landler Themas 1 basiert auf zwei kontrastierenden Motiven Motiv 1 leggiero Takt 33 ff rhythmische Achtel Variation des Themas vom Satzanfang in den Streichern im Piano Kurz darauf Dialog 20 zwischen Holzblasern und Streichern Motiv 2 ben marcato Takt 51 ff marschartiges 21 Motiv des ganzen Orchesters mit punktiertem Rhythmus im Forte Das Motiv ist aus dem Dialog von Takt 40 ableitbar Ab Takt 63 spielen die Streicher pianissimo zunachst Staccato Achtelketten die Achtelbewegung lauft auch im Folgenden weiter durch greifen dann ab Takt 71 Motiv 2 auf ehe die Holzblaser ab Takt 83 zu Motiv 1 wechseln und ab Takt 91 der Dialog aus Takt 40 erneut erscheint Insbesondere die Takte 41 50 und 63 ff weisen Scherzo Charakter auf 1 Teil A1 Takt 107 125 Tempo I 3 4 Takt Das Anfangsthema wird ausgehend von E Dur wiederholt ebenfalls mit Stimmfuhrung in den Holzblasern Ab Takt 115 wird die Triolen Figur aus Takt 4 in e Moll mit Wendung nach H Dur herausgehoben Der Abschnitt endet in E Dur Teil B2 Takt 126 193 Presto ma non assai 3 8 Takt Geschwindwalzer 19 Die beginnende absteigende Phrase Takt 126 129 greift die Figur der Klarinetten aus Takt 21 f auf Ab Takt 130 wird Motiv 2 von den Holzblasern von A Dur aus variiert dann wechselt das Motiv in die Streicher nach C Dur Takt 172 ff bringen Motiv 1 und den Streicher Holzblaserdialog als Pianissimo Variante Teil A2 Takt 194 224 3 4 Takt Tempo I Die Streicher setzen mit dem Thema in Fis Dur ein wechseln dann ab Takt 201 mit dem Sekundschritt aus Takt 8 f nach H Dur Die Themenwiederholung ab Takt 219 in G Dur mit ahnlicher Instrumentierung wie am Satzanfang fallt durch ihre Dur moll Wechsel auf Die Coda mit Holzblaserdominanz und der ausgreifende n lyrische n Geste der Violinen 1 enthalt nochmals das Kopfmotiv des Anfangsthemas und ist stark chromatisch gepragt Reinhold Brinkmann 1 weist auf Ahnlichkeiten zum dritten Satz von Antonin Dvoraks 8 Sinfonie hin Eine Grundmelodie erscheint zuerst als menuettartiger Landler dann als Galopp dann als prickelnder Geschwind Walzer 19 Vierter Satz Allegro con spirito Bearbeiten D Dur 2 2 Takt 429 Takte source source Vierter Satz Musopen Symphony Orchestra nbsp Das Hauptthema erstes Thema ist achttaktig und wird piano von den Streichern vorgestellt Auffallig ist sein Unisono Beginn und die in Takt 5 6 wiederholten fallenden Quarten Dieses Quartmotiv wird ab Takt 9 um ein Viertel versetzt viermal wiederholt wobei zunachst das Fagott dann auch Floten und Klarinetten dazukommen Ab Takt 23 wird das Thema forte vom ganzen Orchester variiert aufgegriffen und durch Abspaltung Variation von Bausteinen erweitert Der dritte Thementakt Takt 26 ist durch eine von Takt 1 abgeleitete verdoppelte rotierende Achtelfigur 1 unterbrochen Diese rotierende Achtelfigur spielt im weiteren Satzverlauf eine wichtige Rolle z B ab Takt 56 im Fortissimo Das eintaktige sich aufschraubende Steigerungs Motiv ab Takt 32 weist denselben punktierten Rhythmus wie die Figur in Takt 7 auf Das Quartmotiv erscheint in Takt 44 in Vierteln und ab Takt 47 als Mischung aus Achteln und Vierteln Takt 61 wechselt mit fallenden Figuren der Holzblaser in halben Noten abrupt ins Piano mit ruhigerem Impuls die rotierende Achtelfigur lauft jedoch in den Streichern weiter Brahms wechselt dabei uber die Doppeldominante E Dur zur Dominante A Dur In A Dur stellen ab Takt 78 die Streicher das Seitenthema zweites Thema mit Stimmfuhrung in 1 Violine und Bratsche vor Das Thema wird mit Stimmfuhrung in den Holzblasern wiederholt rotierendes Achtelmotiv weiterhin begleitend und geht ab Takt 102 in einen Dialog von Holzblasern und Streichern uber an dessen Ende in Takt 106 nochmals der Kopf des Seitenthemas auftritt Die Schlussgruppe ab Takt 114 enthalt neben dem rotierenden Achtelmotiv ab Takt 122 auch in Terzen viel brillantes Laufwert 1 Die Exposition schliesst mit einer Folge von lombardischen Rhythmen Mit diesen Rhythmen erfolgt auch die Uberleitung zur Durchfuhrung Takt 148 154 Die Durchfuhrung Takt 155 243 beginnt mit dem Hauptthema in der Tonika D verarbeitet dann aber dessen Elemente durch Motivabspaltungen von Takt 1 und Takt 4 Takt 155 169 1 durch Umkehrungstechnik und weitere Abspaltungen Takt 170 183 und durch Verarbeitung des Quartenmotivs Takt 184 205 Einen starken Kontrast zum vorangegangenen Fortissimo bildet die ruhigere Tranquillo 22 Passage ab Takt 206 in Fis Dur die in sich dreiteilig angelegt ist 1 Im A Teil Takt 206 214 spielen die Streicher im Dialog mit den Holzblasern das Hauptthema als Triolenvariante Der B Teil Takt 214 221 bringt das Quartenmotiv in den Holzblasern im versetzten Einsatz mit hoquetusartiger Begleitung der Streicher ehe der A Teil variiert wiederholt wird Nach mehreren Tonartwechseln ist dann in Takt 234 C erreicht Die anschliessende Ruckleitung zur Reprise im Pianissimo fuhrt uber g Moll und d Moll zum dominantischen a Moll Die Passage mit dem dreimal wiederholten Quartmotiv in Flote Klarinette und Posaune und dem Oktavtremolo der Streicher erinnert stark an die Einleitung zu Gustav Mahlers Sinfonie Nr 1 1 13 Die Reprise beginnt in Takt 244 pianissimo ahnlich unscheinbar wie im ersten Satz Das Quartmotiv ab dem neunten Thementakt erscheint nun in Umkehrung Im Gegensatz zur Exposition fehlt in der Uberleitung zum Seitenthema die ruhige Holzblaserpassage entsprechend Takt 61 ff Die Struktur ab dem Seitenthema Takt 281 ff ist ahnlich zur Exposition Die Coda ab Takt 353 bildet zunachst mit ihrem Wechsel nach d Moll und der dusteren Variation des Seitenthemas in Posaunen und Basstuba einen starken Kontrast zum vorigen Geschehen Die variierte Figur des Seitenthemas wird von C Dur und dann im Fortissimo des ganzen Orchesters von B Dur aus wiederholt und ab Takt 375 im Piano mit der Tranquillo Variante des Hauptthemas kombiniert Ab Takt 387 dominieren das rotierende Achtelmotiv Tremolo und Tonwiederholungen Die virtuosen Skalenlaufe ab Takt 405 werden dreimal im jeweils vierten Takt abgebrochen und in Generalpausen zum neuen Ansatz Atem holend 1 wiederholt zunachst auf der Tonika D dann der Doppeldominante E und schliesslich auf der Dominante A Der dritte Anlauf fuhrt ins Ziel dem machtige n Plateau der reinen Tonika D Dur 1 mit fanfarenartigem Anklang des Kopfes vom Seitenthema in den Blasern Da scheint es kein Zuruckhalten mehr geben zu sollen Ein bei richtigem Tempo nicht einmal neunminutiges Brio Finale vom vorwarts treibenden thematischen Beginn an unablassig angekurbelt und kaum zur Besinnung kommend ganz am Ende gar mit fulminanten schmetternd kompakten Oktavgangen der schweren Blech Basse die einmal im ersten Satz aus ganz anderen Grunden eingefuhrt wurden ein mit allen aufbietbaren Mitteln veranstalteter Kehraus beschliesst die Symphonie Die melodischen Linien selbst werden hier 23 plotzlich jeglicher thematischer Qualitat entleert allein pures Figuren Laufwerk bleibt ubrig und auch die charakteristische Gestik des zweiten Themas in T 417 ff wird sofort anschliessend wieder eingeebnet Hatte schon Clara Schumann nicht zu Unrecht die Stretta des Schlusses der I Symphonie als unnotige Verausserlichung kritisiert so gerat am Ende der Zweiten die Heiterkeit fast gewaltsam brillant sie erscheint veranstaltet 24 Die eigentliche Coda T 387 429 bildet den glanzenden Abschluss und man muss Tovey beipflichten wenn er meint sie gehore zu den brillantesten Hohepunkten der sinfonischen Musik seit Beethoven 4 Einzelnachweise Anmerkungen Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad Reinhold Brinkmann Spate Idylle Die zweite Symphonie von Johannes Brahms In Musik Konzepte Heft 70 1990 ISBN 3 88377 377 8 123 Seiten a b c d e Christian Martin Schmidt Brahms Sinfonien Ein musikalischer Werkfuhrer Kapitel III Volkston und Naturidylle Verlag C H Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 43304 9 S 57 69 Brief an den Verleger Simrock vom 22 November 1877 zitiert bei Constantin Floros 1998 S 86 a b c d e f g h i j k l m n o p q Constantin Floros Johannes Brahms Sinfonie Nr 2 D Dur op 73 In Giselher Schubert Constantin Floros Christian Martin Schmidt Johannes Brahms Die Sinfonien Einfuhrung Kommentar Analyse Schott Verlag Mainz 1998 ISBN 3 7957 8711 4 S 77 138 a b Robert Pascall Von der ernsthaften und monumentalen Pastorale Symphonie D Dur op 73 In Renate Ulm Hrsg Johannes Brahms Das Symphonische Werk Entstehung Deutung Wirkung Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1996 ISBN 3 423 30569 X S 217 229 Wolfram Steinbeck Christoph von Blumroder Die Symphonie im 19 und 20 Jahrhundert Teil 1 Romantische und nationale Symphonik In Siegfried Mauser Hrsg Handbuch der musikalischen Gattungen Band 3 1 Laaber Verlag Laaber 2002 ISBN 3 89007 126 0 S 199 201 Reinhold Brinkmann 1990 75 ff weist auf mehrere melancholische Momente in der Sinfonie hin z B im ersten Satz der erste Auftritt der Posaunen in Takt 33 Siehe auch beim zweiten Satz Eduard Hanslick in der Neuen Freien Presse am 3 Januar 1878 zitiert bei Robert Pascall 1996 S 229 Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 1 Januar 1878 zitiert bei Constantin Floros 1998 S 103 Reinhold Brinkmann 1990 18f Auftritte des Pendelmotivs z B im zweiten Satz Takt 45 ff 55 f 60 f zu Beginn des dritten Satzes zu Beginn des vierten Satzes Die vorigen 43 Takte konnen gegenuber dem Themeneinsatz in Takt 44 als Einleitung wirken z B Kelly Dean Hansen Symphony No 2 in D Major op 73 www kellydeanhansen com opus73 html Abruf 1 Oktober 2015 Wolfram Steinbeck amp Christoph von Blumroder 2002 Gerhardt von Westermann Knaurs Konzertfuhrer Th Knaur Nachf Verlag Munchen 1951 S 237 240 Nach Reinhold Brinkmann 1990 47 sprechen folgende Aspekte dagegen a die Takte 1 43 stellten das Basismaterial der ganzen Sinfonie vor b der formale Sinn von Takt 44 ff sei nur als Steigerung von Takt 1 ff begreifbar c Reprise und Coda beziehen sich auf Takt 1 ff nicht auf Takt 44 ff d die zentrale Polaritat der Sinfonie werde in den ersten 43 Takten vorgestellt e die Wiederholung der Exposition beginnt mit Takt 1 und nicht mit Takt 44 a b c Dietmar Holland Symphonie Nr 2 D dur op 73 In Attila Csampai amp Dietmar Holland Hrsg Der Konzertfuhrer Orchestermusik von 1700 bis zur Gegenwart Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 1987 ISBN 3 8052 0450 7 S 508 511 Die Wiederholung wird in manchen Einspielungen nicht eingehalten Elisabeth von Herzogenberg schrieb am 13 Marz 1878 in einem Brief an Brahms nach der Dresdener Auffuhrung der Sinfonie am 6 Marz 1878 Herr H Kritiker Oberpriester in Dresden begreift richtig wieder nicht warum der erste Teil des Satzes der D Dur wiederholt wird zitiert bei Constantin Floros 1998 107 Die Passage kann im Sinne der Liedform auch als kontrastierender Mittelteil verstanden werden Brinkmann 1990 85 L istesso tempo italienisch dasselbe Taktmass auch bei Taktwechsel im gleichen Zeitmass bleiben ma grazioso aber anmutig lieblich Christian Martin Schmidt Reclams Musikfuhrer Johannes Brahms Philipp Reclam jun Stuttgart 1994 ISBN 3 15 010401 7 S 54 57 Constantin Floros weist auf die Ahnlichkeit mit dem Menuett von Brahms Serenade op 11 hin a b c Max Kalbeck Johannes Brahms 4 Bande Berlin 1912 1921 Band III 1 S 171 Die Figur ist nach Reinhold Brinkmann 1990 96 aus der Figur von Takt 8 f ableitbar Alfred Beaujean Sinfonie Nr 2 D Dur op 73 In Wulf Konold Hrsg Lexikon Orchestermusik Romantik Teil A H Schott Verlag Mainz 1989 ISBN 3 7957 8226 0 S 78 81 Vortragsbezeichnung ruhig still gelassen Bezug ab Takt 379 Brinkmann 1990 119 Reinhold Brinkmann 1990 Zitate von Seite 100 f und Seite 119 Weiterfuhrende Literatur Weblinks Noten Bearbeiten nbsp Commons 2 Sinfonie Brahms Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rudolf Klein Die konstruktiven Grundlagen der Brahms Symphonien In Osterreichische Musikzeitschrift 23 1968 S 258 263 Carl Schachter The First Movement of Brahms Second Symphony The Opening Theme and its Consequences In Music Analysis Band 2 Nr 1 Marz 1983 Constantin Floros Johannes Brahms Sinfonie Nr 2 Einfuhrung und Analyse Mainz 1984 Wolfram Steinbeck Liedthematik und symphonischer Prozess Zum ersten Satz der 2 Sinfonie In Friedhelm Krummacher Wolfram Steinbeck Hrsg Brahms Analysen Referate der Kieler Tagung Kieler Schriften zur Musikwissenschaft Band 28 Kassel 1984 S 166 182 Reinhold Brinkmann Die heitre Sinfonie und der schwer melancholische Mensch Johannes Brahms antwortet Vincenz Lachner In Archiv fur Musikwissenschaft Jahrgang 46 Heft 4 1989 Giselher Schubert Themes and Double Themes The Problem of The Symphonic in Brahms In 19th Century Music 18 1994 Walter Frisch The Four Symphonies New York 1996 Johannes Brahms Symphony No 2 D major op 73 Ernst Eulenburg Ltd No 426 London Zurich Taschenpartitur ohne Jahresangabe Mit einem Vorwort von Wilhelm Altmann 2 Sinfonie Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectSinfonien von Johannes Brahms Nr 1 c Moll op 68 Nr 2 D Dur op 73 Nr 3 F Dur op 90 Nr 4 e Moll op 98 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 2 Sinfonie Brahms amp oldid 236685693