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Der Olfleckversuch ist ein Versuch aus der Chemie und Physik der es mit einfachen Mitteln moglich macht sowohl die Grosse eines Atoms als auch die Avogadrozahl naherungsweise zu bestimmen Gesamtabbildung des Versuchsaufbaus Inhaltsverzeichnis 1 Historisches 2 Versuchsaufbau 3 Auswertung 3 1 Berechnung der Molekulgrosse 3 2 Berechnung der Atomgrosse 3 3 Berechnung der Avogadrozahl 4 Mathematischer Ansatz 4 1 Klarung der Formelzeichen 4 2 Benotigte mathematische Formeln 5 Berechnung der Molekulgrosse 5 1 Berechnung der Atomgrosse 5 2 Berechnung der Avogadrozahl 6 Zahlenbeispiel 6 1 Bekannte Grossen 6 2 Molare Masse der Olsaure 6 3 Rechnung 7 Weblinks 8 Einzelnachweise und AnmerkungenHistorisches BearbeitenEinen solchen Versuch fuhrte Benjamin Franklin auf dem Mount Pond in Clapham Common aus und berichtete daruber 1774 1 2 Ein Teeloffel Ol breitete sich auf dem glatten See auf einem halben Acre aus mit einer Geschwindigkeit die Franklin uberraschte was zu einer Dicke von rund 10 10 Metern schliessen lasst einen Schluss den Franklin allerdings nicht vollzog Franklin war damals noch nicht an Molekuldimensionen interessiert sonst hatte er dadurch eine Abschatzung gehabt unter der Annahme dass der Olfilm die Dicke eines Molekuls hat sondern wie andere Wissenschaftler seiner Zeit an Methoden mit Ol die Wasserwogen zu glatten Auch seine Zeitgenossen nicht einmal sein Freund Joseph Priestley zogen diesen Schluss die Idee von Molekuldimensionen war damals noch nicht im Interesse von Wissenschaftlern und Priestley selbst hielt es sogar fur moglich dass Molekule unendlich klein seien Der Beitrag von Franklin geriet bald darauf in Vergessenheit in Grossbritannien auch wegen seiner Beteiligung am Unabhangigkeitskrieg der USA Interesse daran erwachte erst wieder Ende des 19 Jahrhunderts als Lord Rayleigh der Franklins Experiment kannte ihn in offentlichen Vorlesungen in der Royal Institution 1890 wiederholte auch zur Demonstration der Glattung von Wellen und in den Proceedings der Royal Society daraus Molekuldimensionen abschatzte Weitere Wiederholungen veroffentlichten Agnes Pockels 1892 und Irving Langmuir 1917 3 Versuchsaufbau Bearbeiten nbsp Der Olfleck in Draufsicht und Querschnitt nbsp Foto eines Olflecks mit deutlicher Abweichung von der runden FormAuf eine mit Wasser gefullte Schale wird eine feine Schicht Barlappsporen oder ein ahnliches Pulver gepudert Diese dienen dazu die Wasseroberflache besser sichtbar zu machen Anschliessend wird ein Tropfen eines Gemischs aus Olsaure und Petrolether oder Leichtbenzin mit bekannter Konzentration und zuvor bestimmtem Volumen in die Mitte der Schale gegeben Die chemische Formel der Olsaure muss ebenfalls bekannt sein Der Petrolether oder das Leichtbenzin dienen einer gleichmassigen schnellen Verteilung der Olsaure auf dem Wasser und der Verdunnung der Olsaure die sich so besser in sehr kleinen Mengen dosieren lasst Der Petrolether oder das Leichtbenzin verdunstet schnell ein Fleck aus reiner Olsaure verbleibt auf der Wasseroberflache Dieser verdrangt die Barlappsporen kreisformig an den Rand der Schale weshalb er deutlich sichtbar ist und mit einem Lineal vermessen werden kann Im Idealfall entsteht ein perfekter Kreis meist zerfranst jedoch der Rand Auswertung BearbeitenVon grundlegender Bedeutung ist die Annahme dass es sich bei dem Olfleck um eine monomolekulare Schicht handelt das heisst dass sich nicht mehrere Molekule ubereinander befinden Dies kann man durch einfache Zusatzversuche belegen Gibt man einen weiteren gleich grossen Oltropfen hinzu verdoppelt sich der Flacheninhalt genau d h der Radius vergrossert sich um den Faktor 2 1 4 displaystyle sqrt 2 approx 1 4 nbsp Zudem ist es nicht moglich den Fleck z B durch Pusten zu vergrossern Berechnung der Molekulgrosse Bearbeiten nbsp Ein Olsauremolekul in 3D der Versuch verwendet hingegen das stark vereinfachte Modell eines WurfelsEinen moglichst runden Fleck kann man nun als Zylinder betrachten wobei der Durchmesser eines Molekuls der Hohe des Zylinders entspricht Uber das Volumen des Tropfens und die Konzentration der Petrolether Benzin Olsaure kann man nun das Volumen der reinen Olsaure ausrechnen das mit dem des Zylinders identisch ist Mit dem abgemessenen Radius kann man nun die Hohe des Zylinders berechnen Dadurch hat man bereits die Grosse eines Olsauremolekuls Berechnung der Atomgrosse Bearbeiten nbsp Der Olfleckversuch liefert die ungefahre Grosse eines Atoms mit AtomhulleIn der einfachsten Form der Berechnung geht man von wurfelformigen Molekulen und Atomen aus Da man nun die Kantenlange kennt kann man wiederum das Volumen eines Molekuls berechnen Aus der chemischen Formel der Olsaure kann man erkennen aus wie vielen Atomen ein Molekul besteht Man geht nun davon aus dass alle Atome gleich gross sind und das Volumen des Molekuls vollstandig ausfullen Teilt man also das Volumen eines Molekuls durch die Anzahl der Atome erhalt man das Volumen eines Atoms Da man wieder eine Wurfelform verwendet kann man den Durchmesser eines Atoms berechnen Je nach Genauigkeit der Durchfuhrung erhalt man einen Atomradius von etwa 10 10 displaystyle 10 10 nbsp Metern angesichts der Einfachheit des Versuchs ein sehr genauer Wert Berechnung der Avogadrozahl Bearbeiten Da man nun die Kantenlange eines Molekuls kennt kann man die Anzahl an Molekulen im Olfleck ausrechnen indem man das Volumen des Ols durch das Volumen eines Molekuls dividiert Uber die Definition der Avogadrozahl weiss man dass sich die Anzahl der Molekule des Olflecks zur Avogadrozahl so verhalt wie die Masse des Ols im Olfleck zu der Masse eines Mols Ol Molare Masse oder Molmasse welche man aus der chemischen Formel und den Angaben des Periodensystems entnehmen kann Auch das Ergebnis der Avogadrozahl liegt in der richtigen Grossenordnung je nach Versuch etwa zwischen 5 1023 und 7 1023 also nahe beim wirklichen Wert von 6 022 1023 4 Mathematischer Ansatz BearbeitenKlarung der Formelzeichen Bearbeiten Bekannte oder gemessene Grossen r Fleck displaystyle r text Fleck nbsp Radius des OlflecksV Tropfen displaystyle V text Tropfen nbsp Volumen eines TropfensV Ol displaystyle V text Ol nbsp Volumen des Ols in einem Tropfenr Ol displaystyle rho text Ol nbsp Dichte des OlsM Ol displaystyle M text Ol nbsp Molare Masse des OlsZwischenergebnisse d Molekul displaystyle d text Molekul nbsp Hohe des zylinderformigen Olflecks und damit Durchmesser eines Olsauremolekuls in der Modellvorstellung von wurfelformigen Molekulen die Kantenlange eines MolekulsV Molekul displaystyle V text Molekul nbsp Volumen eines OlsauremolekulsV Atom displaystyle V text Atom nbsp Volumen eines Atomsd Atom displaystyle d text Atom nbsp Durchmesser eines Atoms in der Modellvorstellung von wurfelformigen Atomen die Kantenlange eines AtomsN displaystyle N nbsp Anzahl der Olmolekule im Olfleckm Ol displaystyle m text Ol nbsp Masse des OlsGesuchte Grossen r Atom displaystyle r text Atom nbsp Radius eines AtomsN A displaystyle N text A nbsp Avogadro KonstanteBenotigte mathematische Formeln Bearbeiten V r 2 p h displaystyle V r 2 cdot pi cdot h nbsp Volumen eines Zylinders h V r 2 p displaystyle h frac V r 2 cdot pi nbsp Aufgelost nach h displaystyle h nbsp V a 3 displaystyle V a 3 nbsp Volumen eines Wurfels a V 3 displaystyle a sqrt 3 V nbsp Aufgelost nach a displaystyle a nbsp Radius Durchmesser 2 displaystyle text Radius frac text Durchmesser 2 nbsp r m V displaystyle rho frac m V nbsp Berechnung der Molekulgrosse Bearbeitend Molekul V Ol r Fleck 2 p displaystyle d text Molekul frac V text Ol r text Fleck 2 cdot pi nbsp Berechnung der Atomgrosse Bearbeiten V Atom V Molekul Anzahl der Atome displaystyle V text Atom frac V text Molekul text Anzahl der Atome nbsp d Atom d Molekul 3 Anzahl der Atome 3 displaystyle d text Atom sqrt 3 frac d text Molekul 3 text Anzahl der Atome nbsp r Atom 1 2 V Ol r Fleck 2 p 3 Anzahl der Atome 3 displaystyle r text Atom frac 1 2 sqrt 3 frac left frac V text Ol r text Fleck 2 cdot pi right 3 text Anzahl der Atome nbsp Berechnung der Avogadrozahl Bearbeiten N V Ol V Molekul displaystyle N frac V text Ol V text Molekul nbsp N V Ol d Molekul 3 displaystyle N frac V text Ol d text Molekul 3 nbsp N N A m Ol M Ol displaystyle frac N N mathrm A frac m text Ol M text Ol nbsp N A N M Ol m Ol displaystyle N mathrm A N cdot frac M text Ol m text Ol nbsp N A V Ol V Ol r Fleck 2 p 3 M Ol r Ol V Ol displaystyle N mathrm A frac V text Ol left frac V text Ol r text Fleck 2 cdot pi right 3 cdot frac M text Ol rho text Ol cdot V text Ol nbsp N A r Fleck 2 p V Ol 3 M Ol r Ol displaystyle N mathrm A left frac r text Fleck 2 cdot pi V text Ol right 3 cdot frac M text Ol rho text Ol nbsp Zahlenbeispiel BearbeitenBekannte Grossen Bearbeiten r Fleck 6 4 c m 6 4 10 2 m displaystyle r text Fleck 6 4 mathrm cm 6 4 cdot 10 2 mathrm m nbsp V Tropfen 2 13 10 8 m 3 displaystyle V text Tropfen 2 13 cdot 10 8 mathrm m 3 nbsp Normtropfen gtt 1 20 cm V Ol V Tropfen 2000 1 06 10 11 m 3 displaystyle V text Ol frac V text Tropfen 2000 1 06 cdot 10 11 mathrm m 3 nbsp da Mischungsverhaltnis 1 2000 r Ol 900 k g m 3 9 00 10 2 k g m 3 displaystyle rho text Ol 900 mathrm frac kg m 3 9 00 cdot 10 2 mathrm frac kg m 3 nbsp Molare Masse der Olsaure Bearbeiten Die Masse eines Kohlenstoffatoms betragt 12 u die eines Sauerstoffatoms 16 u und die eines Wasserstoffatoms 1 u Aus der Formel der Olsaure C17H33COOH erkennt man dass ein Molekul aus 18 Kohlenstoff 2 Sauerstoff und 34 Wasserstoffatomen besteht Die Molekulmasse betragt damit 282 u womit die Molare Masse der Olsaure 282 g mol betragt Rechnung Bearbeiten d Molekul 1 06 10 11 m 3 6 4 10 2 m 2 p displaystyle d text Molekul frac 1 06 cdot 10 11 mathrm m 3 6 4 cdot 10 2 mathrm m 2 cdot pi nbsp d Molekul 8 24 10 10 m displaystyle d text Molekul 8 24 cdot 10 10 mathrm m nbsp d Atom 2 18 10 10 m displaystyle d text Atom 2 18 cdot 10 10 mathrm m nbsp r Atom 1 10 10 10 m displaystyle r text Atom 1 10 cdot 10 10 mathrm m nbsp N A 6 4 10 2 m 2 p 1 06 10 11 m 3 3 2 82 10 1 k g 9 00 10 2 k g m 3 displaystyle N mathrm A left frac 6 4 cdot 10 2 mathrm m 2 cdot pi 1 06 cdot 10 11 mathrm m 3 right 3 cdot frac 2 82 cdot 10 1 mathrm kg 9 00 cdot 10 2 mathrm frac kg m 3 nbsp N A 5 6 10 23 displaystyle N mathrm A 5 6 cdot 10 23 nbsp Weblinks BearbeitenOlfleckversuch Versuchsaufbau LEIFI Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Franklin Philosophical Transactions of the Royal Society Band 64 1774 S 445 Der Versuch von Franklin wurde am Originalort von Charles Giles wiederholt Giles Chem Ind 1969 S 1616 Mit Fotos Charles Tanford Ben Franklin Stilled the Waves An Informal History of Pouring Oil on Water with reflections on the up and downs of scientific life in general Oxford UP 2004 S 138f Streng genommen misst man auf diese Weise das Verhaltnis der Masseneinheit Gramm zur Atomaren Masseneinheit u Seit der Reform der Masseinheiten 2019 ist dieser Quotient nicht mehr definitionsgemass die Avogadro Zahl sondern eine davon unabhangige experimentell zu bestimmende Zahl Aber der Unterschied betragt deutlich weniger als ein Milliardstel und kann hier ignoriert werden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olfleckversuch amp oldid 213190206