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Zuverlassigkeit ist ein unbestimmter Rechtsbegriff der haufig im Verwaltungsrecht vorkommt und ein rechtserhebliches Kriterium der bei einer naturlichen Person in bestimmten Rechtssituationen erforderlichen charakterlichen Eignung darstellt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 1 1 Geldwasche und Luftverkehr 1 2 Waffen und Jagdrecht 1 3 Sprengstoffrecht 1 4 Fahrgastbeforderung 2 Zuverlassigkeit im Kreditwesen 3 Unzuverlassigkeit 4 Rechtsfolgen der Prufung 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenZuverlassigkeit wird insbesondere von Personen erwartet die eine Gewerbeerlaubnis beantragen Fahrgaste befordern in sicherheitsrelevanten Bereichen arbeiten oder mit Waffen zu tun haben In diesen und ahnlichen Situationen erwartet der Gesetzgeber dass die Charaktereigenschaft der Zuverlassigkeit von Amts wegen zu prufen ist Die betreffenden Gesetze verwenden in diesen Fallen den Begriff der Zuverlassigkeit ohne die ihm zuzuordnenden positiven Merkmale aufzuzahlen Mangels Legaldefinition bleibt es der Rechtsprechung und Literatur uberlassen diese Begriffsmerkmale herauszuarbeiten Haufig ist der Begriff anstatt dessen in Gesetzen negativ definiert Waffen und Bundesjagdgesetz so dass deutlich wird wann im Umkehrschluss Zuverlassigkeit jedenfalls nicht vorliegt Der Begriff der Unzuverlassigkeit hat im Gewerbe und Berufsrecht seit langem einen bestimmten Bedeutungsgehalt 35 Abs 1 GewO Unzuverlassig ist wer nach dem Gesamteindruck seines Verhaltens nicht die Gewahr dafur bietet dass er sein Gewerbe kunftig ordnungsgemass betreibt 1 Die gewerberechtliche Unzuverlassigkeit erfordert kein Verschulden des Gewerbetreibenden 2 Geldwasche und Luftverkehr Bearbeiten Nach dem Geldwaschegesetz ist zuverlassig wer die Gewahr dafur bietet dass er die ihm obliegenden gesetzlichen und vertraglichen Pflichten jederzeit sorgfaltig beachtet und in vollem Umfang erfullt vgl 1 Abs 20 GwG Nach 7 Luftsicherheitsgesetz hat eine Zuverlassigkeitsuberprufung fur bestimmte Personenkreise stattzufinden Zuverlassig im Sinne des 29d LuftVG ist nur wer die Gewahr dafur bietet die ihm obliegenden Pflichten zum Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit des Luftverkehrs insbesondere vor Flugzeugentfuhrungen und Sabotageakten 29c Abs 1 Satz 1 LuftVG jederzeit in vollem Umfang zu erfullen 3 Positiv ausgedruckt gehort zur Zuverlassigkeit die absolute Straffreiheit und wenn ansonsten ein vorwerfbares Verhalten einer Person nicht vorliegt Waffen und Jagdrecht Bearbeiten Im Waffen und im Jagdrecht ist die so genannte absolute Unzuverlassigkeit und die so genannte Regel Unzuverlassigkeit zu unterscheiden Liegen die Tatbestandsmerkmale der Regel Unzuverlassigkeit vor ist im Regelfall davon auszugehen dass die betroffene Person unzuverlassig ist diese Regelvermutung kann jedoch in Einzelfallen widerlegt werden Bei Vorliegen der absoluten Unzuverlassigkeit besteht keine Widerlegungsmoglichkeit die Unzuverlassigkeit wird gesetzlich unterstellt Nach 5 Abs 1 Waffengesetz besitzen die erforderliche Zuverlassigkeit Personen unwiderlegbar nicht die rechtskraftig verurteilt worden sinda wegen eines Verbrechens oder b wegen sonstiger vorsatzlicher Straftat zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr wenn seit dem Eintritt der Rechtskraft der letzten Verurteilung zehn Jahre noch nicht verstrichen sind oderbei denen Tatsachen die Annahme rechtfertigen dass siea Waffen oder Munition missbrauchlich oder leichtfertig verwenden werden b mit Waffen oder Munition nicht vorsichtig oder sachgemass umgehen oder diese Gegenstande nicht sorgfaltig verwahren werden c Waffen oder Munition Personen uberlassen werden die zur Ausubung der tatsachlichen Gewalt uber diese Gegenstande nicht berechtigt sind Hier geht die Zuverlassigkeitsprufung der Ausstellung eines Waffen oder Jagdscheins bzw einer Waffenbesitzkarte voraus Sprengstoffrecht Bearbeiten Im Sprengstoffrecht ist die Zuverlassigkeit in 8a des Gesetzes uber explosionsgefahrliche Stoffe Sprengstoffgesetz geregelt Fahrgastbeforderung Bearbeiten Auch die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeforderung Taxi Mietwagen Krankenwagen oder Bus setzt personliche Zuverlassigkeit voraus Die Vorschrift des 48 Abs 5 Satz 2 3 FeV regelt eine speziell fur die Fahrgastbeforderung erforderliche personliche Zuverlassigkeit welche neben der fahrerischen Eignung gegeben sein muss 4 Diese personliche Zuverlassigkeit bezeichnet eine personliche Charaktereigenschaft die die Vertrauenswurdigkeit des Betroffenen kennzeichnet und fur deren Prufung wesentlich darauf abzustellen ist ob der Betroffene sich des Vertrauens er werde die Beforderung von Fahrgasten ordentlich insbesondere unter Beachtung der fur alle geltenden Verkehrsvorschriften ausfuhren wurdig erweist oder nicht 5 Die zu befordernden Personen vertrauen sich dem Fahrer an weshalb ein hohes offentliches Interesse daran besteht sicherzustellen dass der Fahrer dieses Vertrauen rechtfertigt Die insoweit erforderliche personliche Zuverlassigkeit ist als Aspekt der Personlichkeit anhand aller im Einzelfall bekannten insoweit aussagekraftigen Erkenntnisse zu beurteilen Eine Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeforderung darf deshalb bereits dann nicht verlangert werden wenn Tatsachen die Prognose rechtfertigen dass vom Fahrer im Vergleich zu einem sich normgerecht verhaltenden Menschen gesteigerte Gefahren fur schutzenswerte Rechtsguter der Fahrgaste ausgehen 6 Zuverlassigkeit im Kreditwesen BearbeitenDie Zuverlassigkeit von Geschaftsleitern oder Inhabern von Kreditinstituten ist nach 33 KWG Voraussetzung fur die Erteilung und Aufrechterhaltung einer Banklizenz Die Zuverlassigkeit der Geschaftsleiter oder Inhaber pruft die Bankenaufsicht BaFin uber das Bundeszentral und das Gewerbezentralregister nach 7 Die Unzuverlassigkeit muss beweiserheblich sein also Tatsachen vorliegen aus denen sich eine personliche Unzuverlassigkeit ergibt Fur die personliche Zuverlassigkeit gibt es keine positiven Bewertungsmassstabe Vielmehr wird Zuverlassigkeit angenommen sofern negative Tatsachen uber die Person nicht bekannt sind 8 Bei der Prufung der Zuverlassigkeit sind die Besonderheiten der geschaftlichen Aktivitaten des Instituts und die Schutzzwecke des KWG zu berucksichtigen 9 Ferner spielen bei dieser Beurteilung die Grundsatze der Sachgerechtigkeit und Verhaltnismassigkeit eine besondere Rolle 10 Nach der Begrundung zum Regierungsentwurf zu 32 KWG 11 ist die personliche Zuverlassigkeit in der Regel zu verneinen wenn der Inhaber oder Geschaftsleiter Vermogensdelikte begangen gegen gesetzliche Ordnungsvorschriften fur den Betrieb eines Unternehmens nachhaltig verstossen oder in seinem privaten oder geschaftlichen Verhalten gezeigt hat dass von ihm eine solide Geschaftsfuhrung nicht erwartet werden kann In der Kommentierung zu 33 KWG finden sich beispielhaft Kataloge wann eine Unzuverlassigkeit gegeben sein soll 12 Dazu gehoren Schwerwiegende wiederholte Verstosse gegen gewerberechtliche Ordnungsvorschriften oder solche im Zusammenhang mit dem KWG Nichtbeseitigung schwerwiegender Mangel in der Buchfuhrung und im Rechnungswesen trotz mehrfacher Beanstandungen in vorausgegangenen Prufungsberichten ferner Buchungsmanipulationen usw mangelnde Absicherung von Krediten Neigung zu spekulativen Geschaften krankhafte Storungen wie etwa Alkoholismus sofern es sich um schwerwiegende Beeintrachtigungen mit ernsthaften funktionellen Storungen handelt Vermogensdelikte Betrug Untreue Unterschlagung etc Falle sonstiger schwerer Kriminalitat Geldwaschedelikte usw Dass in die letztgenannte Kategorie auch personliche Steuerverfehlungen gehoren erst recht auch Steuerstraftaten die im Zusammenhang mit der geschaftlichen Tatigkeit fur die Bank begangen wurden liegt auf der Hand 13 Unzuverlassigkeit BearbeitenBis auf das Waffenrecht ist der Begriff der Unzuverlassigkeit gesetzlich nicht definiert Eine Orientierung ergibt sich aus der Vorgabe fur die Versagung eines erlaubnispflichtigen Gewerbes wegen Unzuverlassigkeit z B 34d Abs 2 Nr 1 GewO fur Versicherungsvermittler Unzuverlassig ist danach wer wegen eines Verbrechens rechtskraftig verurteilt worden ist oder Diebstahls Unterschlagung Erpressung Betrugs Untreue Urkundenfalschung Hehlerei Wucher oder einer Insolvenzstraftat betrugerischer Bankrott Verletzung der Buchfuhrungspflicht Glaubigerbegunstigung Schuldnerbegunstigung rechtskraftig verurteilt worden ist Weitere spezifische Merkmale ergeben sich aus der Gaststattenerlaubnis nach 4 Abs 1 GaststattenG Hierin sind Grunde die eine Unzuverlassigkeit indizieren teilweise angefuhrt Unzuverlassig ist zum Beispiel wer dem Trunke ergeben ist oder befurchten lasst dem Alkoholmissbrauch der Hehlerei oder dem verbotenen Glucksspiel Vorschub zu leisten Rechtsfolgen der Prufung BearbeitenDie fur die Prufung der Zuverlassigkeit zustandige Behorde wird Registerauszuge Bundeszentral und Gewerbezentralregister anfordern Ergeben sich aus diesen beweiserheblichen Quellen Tatsachen aus denen auf eine personliche Unzuverlassigkeit auch kunftig geschlossen werden kann ist der vom Gesetzgeber geforderte Nachweis der Zuverlassigkeit nicht erbracht Die Behorde entwickelt auf der Basis der ihr bekannten Tatsachen eine Prognose ob der Erlaubnisinhaber in Zukunft durch Ausubung der Erlaubnis eine Gefahr fur die Offentlichkeit darstellt Im Einzelfall problematisch und streitig wird diese Prognose meist dann wenn die Prognose der Unzuverlassigkeit an fachfremde Verhaltensfehler geknupft wird so lasst sich von rudem Fahrverhalten im Strassenverkehr nicht ohne weiteres auf eine mogliche Unzuverlassigkeit als Sprengberechtigter schliessen Unzuverlassigkeit wird man aber mindestens dort bejahen konnen wo die typischen Risiken der Erlaubnisausubung mehrfach aufgetreten sind Je schwerer der Eingriff durch den Fortfall der Erlaubnis fur den Inhaber ist desto exakter und begrundeter muss die Prognose der Behorde sein Die auf Tatsachen gestutzte Prognose hat zur Folge dass die Erlaubnis fur ein erlaubnispflichtiges Gewerbe versagt oder widerrufen wird die Beschaftigung in sicherheitsrelevanten Bereichen nicht gestattet oder beendet werden kann sprengstoffrechtliche Erlaubnisscheine nach 7 SprengG Befahigungs oder Waffenscheine nicht ausgestellt oder eingezogen werden konnen Die Verwaltung hat keinen Beurteilungs und Entscheidungsspielraum bei der Anwendung Auslegung und Subsumtion dieses Begriffes auf Lebenssachverhalte Im Wege der Anfechtungsklage kann gegen einen Untersagungsbescheid vor dem Verwaltungsgericht vorgegangen werden Die Gerichte konnen somit die Entscheidung der Behorde ob Un Zuverlassigkeit im massgeblichen Zeitpunkt beim Betroffenen vorliegt voll uberprufen und ggf den die Un Zuverlassigkeit voraussetzenden Verwaltungsakt aufheben Die personliche Eignung ist hiervon strikt abzugrenzen weil mit ihr korperliche oder geistige Eigenschaften verbunden sind Siehe auch BearbeitenRechtssicherheit ReliabilitatWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Gesetz betreffend die Abanderung des 32 der Gewerbeordnung Vom 15 Juli 1880 Deutschland Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten BVerwG Urteil vom 9 Marz 1994 Az 1 B 33 94 Volltext BVerfGE 24 38BVerfGE 24 38 Nicht mehr online verfugbar Ehemals im Original abgerufen am 30 Oktober 2018 1 2 Vorlage Toter Link www servat unibe ch Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven 1 2 Vorlage Toter Link www bverwg de BVerwG Urteil vom 15 Juli 2004 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Februar 2020 Suche in Webarchiven Az 3 C 33 03 Volltext 1 2 Vorlage Toter Link www landesanwaltschaft bayern de BayVGH Beschluss vom 6 Marz 2008 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Februar 2020 Suche in Webarchiven PDF 67 kB Az 11 CE 07 1765 Volltext BVerwG Beschluss vom 1 September 1970 Az VII B 60 70 Volltext VG Hamburg Beschluss vom 18 August 2009 Az 15 E 1380 09 Volltext BAFin Bankenaufsicht Samm in Beck Samm Kokemor KWG 33 Rn 40 BVerwG Urteil vom 27 Juni 1961 Az I C 34 60 Volltext NJW 1961 1834 f Samm in Beck Samm Kokemor KWG Rn 41 abgedruckt in Beck Samm Kokemor M 2 Reischauer Kleinhans KWG Rn 5c Fischer in Boos Fischer Schulte Mattler 2 Aufl Rn 34 ff Samm in Beck Samm Kokemor Rn 47 Samm in Beck Samm Kokemor KWG 8 Rn 22bNormdaten Sachbegriff GND 4059245 5 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zuverlassigkeit Recht amp oldid 234136330