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Die Zitronenstelze Motacilla citreola ist eine Singvogelart aus der Familie der Stelzen und Pieper Namensgebend ist die lebhaft zitronengelbe Farbung des Kopfes im Prachtkleid Das Verbreitungsgebiet der Art reicht von Osteuropa Nordwest und Mittelsibirien sudwarts durch Zentralasien bis zum Himalaya Sie besiedelt offene Graslandschaften und ist nicht selten in Gewassernahe zu finden Die Zitronenstelze ist ein Zugvogel der zum grossten Teil auf dem indischen Subkontinent aber auch in anderen Teilen Sudasiens uberwintert Die Art hat ihre westliche Verbreitungsgrenze im Laufe des 20 Jahrhunderts immer weiter in Richtung Mitteleuropa verschoben und seit den 1990er Jahren gibt es hier erste vereinzelte Brutnachweise Die Zitronenstelze ist nicht bedroht ZitronenstelzeMannliche Zitronenstelze der Unterart M c calcarata im PrachtkleidSystematikUnterklasse Neukiefervogel Neognathae Ordnung Sperlingsvogel Passeriformes Unterordnung Singvogel Passeri Familie Stelzen und Pieper Motacillidae Gattung Stelzen Motacilla Art ZitronenstelzeWissenschaftlicher NameMotacilla citreolaPallas 1776 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Stimme 3 Verbreitung 4 Wanderungen 5 Geografische Variation 6 Lebensraum 7 Nahrung 8 Fortpflanzung 9 Bestandsentwicklung 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Winterkleid vermutlich ein Mannchen nbsp Zitronenstelze im ersten WinterDie Zitronenstelze ist mit einer Korperlange von 17 18 cm und einer Schwanzlange von 6 5 8 0 cm geringfugig grosser und etwas langschwanziger als eine Schafstelze Die Flugellange liegt zwischen 80 und 90 mm Der schlanke Schnabel ist zwischen 6 und 19 mm lang schwarzlich und bisweilen an der unteren Basis grau bis fleischfarben aufgehellt Fusse und Beine sind schwarzlich Die Iris zeigt bei adulten Vogeln eine dunkelbraune bei jungeren Tieren eine graubraune Farbung Die Geschlechter unterscheiden sich im Sommerkleid relativ deutlich im Schlichtkleid das sich vom Sommerkleid des Weibchens kaum unterscheidet nur geringfugig Das Mannchen der Nominatform zeigt im Prachtkleid einen lebhaft zitronenfarbenen Kopf Lediglich bei wenigen Vogeln findet sich auf dem hinteren Scheitel und den Ohrdecken ein grauer Anflug Die gelbe Farbung setzt sich auf der Unterseite fort und verlauft zu den weissen Unterschwanzdecken hin ins Weissliche Uber den Nacken verlauft ein individuell unterschiedlich ausgedehntes meist etwa 1 cm breites schwarzes Band bis zu den Seiten der oberen Brust Nach oben ist es deutlich abgesetzt nach unten verlauft es in die mittelgraue Farbung des Ruckens Der Burzel ist wie die meisten Oberschwanzdecken dunkelgrau die langsten sind wie die mittleren vier Steuerfederpaare schwarzlich Diese sind fein weisslich gesaumt beim vierten findet sich oft ein weisser Endsaum Die beiden ausseren Paare sind uberwiegend weiss und zeigen lediglich an der Basis der Innenfahne etwas dunkelgrau Das Flugelgefieder ist uberwiegend schwarzbraun mit weissen Saumen Die Randdecken zeigen die gleiche Farbung wie der Rucken Die grossen und mittleren Armdecken weisen schwarzbraune Federzentren und breite weisse Spitzen auf die zwei auffallige weisse Flugelbinden bilden Die Aussenfahnen der grossen Armdecken sind zudem breit weiss gesaumt Die schwarzbraunen Schwingen tragen weisse Saume die auf den Schirmfedern besonders breit sind Die Unterflugeldecken sind graulich die langsten tragen weisse Spitzen Die weisslichen Basen der Schwingeninnenfahnen bilden auf der Flugelunterseite ein helles Feld Beim Weibchen im Sommerkleid sind die gelben Partien weniger farbintensiv als beim Mannchen spielen bisweilen etwas ins Grunliche und vor allem auf der Unterseite ins Weissliche Die Flanken zeigen eine graue Tonung Zudem ist ein grauer Scheitel ausgepragt der verwaschen auf der Stirn beginnt Der intensiv gelbe Uberaugenstreif umrundet den Hinterrand der Ohrdecken und lauft dann weiter zu den Halsseiten Die Ohrdecken sind im Zentrum verwaschen gelblich und an den Randern grau Das Grau von Nacken und Rucken weist im frischen Gefieder einen grunlichen Anflug auf der Burzel ist etwas braunlicher grau als beim Mannchen Im Winterkleid sind nur extrem gefarbte Individuen einem Geschlecht zuzuordnen Die meisten Vogel ahneln den Weibchen im Sommerkleid bei einigen Mannchen sind aber die gelben Partien sehr intensiv gefarbt bei einigen Weibchen sehr viel blasser als im Sommerkleid Das Jugendkleid zeigt grosse Ahnlichkeit mit dem der Schafstelze der Uberaugenstreif ist jedoch meist breiter sauberer und zieht sich am hinteren Rand der Ohrdecken bis zu den Halsseiten Die Oberseite ist braun die Unterseite braunlich beige Ein beiger Uberaugenstreif wird gesaumt von einem dunklen Scheitelseitenstreifen ein heller Bartstreif ist dunkel braunlich eingefasst und mit einem dunklen Band uber die obere Brust verbunden Die Saume der Flugelfedern sind beige braunlich gefarbt Vogel im ersten Winter ahneln den adulten Vogeln im Winterkleid es fehlt ihnen aber die gelbe Farbung so dass sie meist gut von Schafstelzen im ersten Winter unterscheidbar sind Ein weiteres Merkmal ist die helle vom Uberaugenstreif ausgehende Umrandung der Ohrdecken Stimme BearbeitenDer Ruf der Zitronenstelze ist ein scharfes leicht raues tsriep 1 das harter ist als der entsprechende Ruf der Schafstelze Als Alarmruf in Nestnahe wird er fortwahrend wiederholt Daneben gibt es einen weicheren Kontaktruf der als tslie beschrieben wird Der Gesang baut auf den arttypischen Rufen auf und fallt individuell recht unterschiedlich aus Er besteht meist aus kurzen Phrasen die mit einer harten Silbe beginnen der zwei oder drei weichere folgen wie etwa tzschierip tschererrie tzschierip tschererrie Dabei gibt es schwatzende sehr variable sowie auch monotone rhythmische Varianten in unterschiedlichem Tempo Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitung der Zitronenstelze Brutgebiete Ganzjahriges Vorkommen UberwinterungsgebieteDie Verbreitung der Zitronenstelze reicht in der russischen Tundra vom Osten der Halbinsel Kola bis zur Chatanga Mundung sudostwarts davon bis etwa 115 E und am Sudrand der Tundraregion zwischen Ob und Angara bis etwa 65 N Ein sudlicher gelegener Teil erstreckt sich vom aussersten Westen Russlands und der Ukraine zwischen 57 und 48 N ostwarts durch die russischen Steppenregionen bis zum Altai und uber die Mongolei bis nach Sudostsibirien und ins nordwestliche Heilongjiang Sudwarts verlauft die Arealgrenze durch West und Mittelchina bis in den Norden Yunnans und westwarts durch den Himalaya bis nach Afghanistan zu Pamir und Tian Shan Ob die beiden grossen Teilareale in Sud und Sudostsibirien nahtlos aneinanderstossen oder keine Verbindung haben ist umstritten Moglicherweise sind sie durch Arealausdehnungen in jungerer Zeit zusammengewachsen Weitere disjunkte Vorkommen gibt es in Westpakistan sowie aufgrund der Arealausdehnung nach Westen im Nordiran und im Osten der Turkei Zerstreute Brutvorkommen liegen zudem seit einigen Jahren im Baltikum und in Polen vor Vereinzelte Brutnachweise gab es in Tschechien Deutschland Osterreich 2 Schweden und Finnland 3 Wanderungen BearbeitenDie Zitronenstelze ist ein Zugvogel der in Sudasien und dort vor allem auf dem indischen Subkontinent uberwintert Die Winterquartiere erstrecken sich von Sudchina uber den Norden von Vietnam und Laos das nordliche und mittlere Thailand sowie Myanmar ostwarts uber den indischen Subkontinent mit Ausnahme des sudostlichen und sudlichen Indiens Zerstreute Uberwinterungsvorkommen gibt es zudem im Iran wo die Art vor allem an der Nordkuste des Persischen Golfs zu finden ist sowie im Suden und Osten der Arabischen Halbinsel und in Israel Aufgrund der Arealausdehnungen nach Westen tritt die Art auch in vielen Landern Europas vor allem in Grossbritannien und Skandinavien regelmassig auf Der Wegzug erfolgt von Mitte August bis Anfang November der Ruckzug ab Februar und hauptsachlich zwischen Marz und Mai In den nordlichen Brutgebieten trifft die Art im Mai und Juni ein Geografische Variation BearbeitenEs wurden bis zu sechs Unterarten beschrieben von denen zwei bis drei weitgehend anerkannt sind Sehr deutlich unterscheiden sich die Mannchen der beiden Unterarten M c citreola und M c calcarata im Prachtkleid Letztere zeichnen sich durch einen schwarzen Rucken aus Die Unterart werae wird von manchen Autoren citreola zugerechnet und zeigt unter anderem im Brutkleid einen helleren Rucken sowie ein schmaleres schwarzes Nackenband Oft sind diese Unterschiede aber nur gering ausgepragt Die Weibchen variieren im Sommerkleid nur schwach und bei den Winter und Jugendkleidern ist kein Unterschied ausgepragt M c citreola Pallas 1776 Finnland und nordliches Russland ostwarts bis Mittelsibirien Transbaikalien Mongolei und nordwestliches Nordostchina M c werae Buturlin 1907 Baltikum Polen Weissrussland Ukraine und Sudrussland Kasachstan und Nordwestchina M c calcarata Hodgson 1836 Norden und Osten Irans sowie Afghanistan ostwarts bis Mittelchina und sudwarts bis zum HimalayaLebensraum BearbeitenDie Habitatanspruche der Zitronenstelze ahneln denen der Schafstelze mit der sie oft an den gleichen Brutplatzen anzutreffen ist die Art kommt aber daruber hinaus an sehr feuchten und dichter bewachsenen Orten vor Im Norden ihres Verbreitungsgebiets besiedelt die Zitronenstelze die Strauchtundra aus Zwerg Birke Erlen und Weidengestrauch In Russland bewohnt die Art Seggenwiesen mit einzelnen Weidenbuschen und Rieselfelder In den mittelasiatischen Steppengebieten kommt sie haufig auf Uberschwemmungsflachen in Seebecken vor wo sie gerne reich strukturierte offene Rohrichtbestande annimmt 4 Die Unterart M c calcarata findet man auf alpinen Matten im Feuchtgrunland 5 und im Hochland von Tibet in feuchten Talsohlen in Ackerbaugebieten sowie in sumpfigen Stellen der Hochsteppen 4 Die Hohenverbreitung reicht auf bis zu 5000 Meter im Himalaya 5 Auf dem Zug findet man die Art starker als die Schafstelze in Uferbiotopen und Feuchtgebieten 4 Nahrung BearbeitenAuch die Ernahrungsweise und das Nahrungsspektrum ahneln denen der Schafstelze Letzteres besteht vorwiegend aus Insekten und anderen Arthropoden kleinen Schnecken und Wurmern Da die Zitronenstelze jedoch kaum Insekten in Flugjagd erbeutet fallt der fur die Schafstelze typische recht grosse Anteil an kleinen Dipteren geringer aus Auch terrestrische Formen werden weit seltener erbeutet da die Zitronenstelze ihre Nahrung vorwiegend auf feuchten Flachen und watend im flachen Wasser sucht in das auch der Kopf bisweilen eingetaucht wird Entsprechend hoch ist der Nahrungsanteil an aquatisch lebenden Insektenlarven Wurmern und Wasserflohen Im Unterschied zur Schafstelze wird die Nahrung zur Brutzeit nicht nur in Nestnahe gesucht sondern meist 100 200 m entfernt liegende Nassflachen aufgesucht In der Nahe von Vieh ist die Art kaum zu finden 6 Fortpflanzung BearbeitenDie Brutzeit beginnt im Norden des Verbreitungsgebiets zwischen Mitte Mai und Ende Juni im Suden zwischen Ende April und Anfang Mai Meist findet eine Jahresbrut statt gelegentlich auch eine zweite Wie die Schafstelze nistet die Zitronenstelze oft in lockeren Kolonien deren Nestabstand zwischen 13 5 und 64 0 m liegt Das Nest wird an meist feuchten bis staunassen Standorten in Altschilf oder Seggenhorsten errichtet Der ordentlich gebaute Napf aus feinen Grashalmen wird in sudlichen Regionen kaum ausgekleidet in der Tundra jedoch gut mit Tierhaaren und Federn gepolstert Er misst 11 13 cm im Durchmesser und ist 5 8 mm hoch Die 5 5 8 0 cm breite Mulde ist 3 4 cm tief Das Gelege besteht aus 4 5 seltener 6 rundovalen schwach glanzenden Eiern die auf beigem oder graulichem Grund so fein grau oder hellbraun gesprenkelt sind dass sie einfarbig wirken Sie sind 19 5 14 5 mm gross Die Brutdauer betragt meist um 14 Tage die Nestlingsdauer liegt zwischen 13 und 15 Tagen 7 Bestandsentwicklung BearbeitenWahrend es bei den nordlichen Vorkommen seit dem Jahr 1900 offenbar kaum Bestandsveranderungen gab hat sich die Arealgrenze der Verbreitung im gemassigten Russland in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts kontinuierlich nach Westen verschoben 1930 verlief sie noch entlang der Stadte Nischni Nowgorod Rjasan Tambow und Pensa etwa 300 400 km ostlich von Moskau in den 1950er Jahren etablierte sich die Art dort als Brutvogel Um 1970 erreichte sie die Nordostgrenze der Ukraine 1976 gab es dort die ersten Brutnachweise Die baltischen Staaten wurden zwischen 1987 und 1993 erschlossen und Nordpolen in den 1990er Jahren besiedelt Eine Arealausdehnung ist zudem seit etwa 1995 in der Turkei spurbar gewesen Seither gab es zahlreiche vereinzelte Brutnachweise in Mittel und Nordeuropa 8 Der Weltbestand wird grob auf 3 30 Mio adulte Individuen geschatzt Die Art ist laut IUCN nicht bedroht least concern 9 Literatur BearbeitenPer Alstrom Krister Mild Pipits and Wagtails of Europe Asia and North America Christopher Helm London 2003 ISBN 0 7136 5834 7 Urs N Glutz von Blotzheim Kurt M Bauer Handbuch der Vogel Mitteleuropas HBV Band 10 II Passeriformes 1 Teil Motacillidae Prunellidae AULA Verlag 1985 2001 ISBN 3 923527 00 4 J Baumanis P Jackson V V Serebryakov Motacilla citreola in W J M Hagemeijer M J Blair The EBCC Atlas of European Breeding Birds their distribution and abundance T amp A D Poyser London 1997 ISBN 0 85661 091 7 S 500Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zitronenstelze Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Motacilla citreola in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2009 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 31 August 2009 Zitronenstelze Motacilla citreola bei Avibase Zitronenstelze Motacilla citreola auf eBird org xeno canto Tonaufnahmen Zitronenstelze Motacilla citreola Citrine Wagtail Motacilla citreola in der Encyclopedia of Life englisch Einzelnachweise Bearbeiten Zitronenstelze Horbeispiel MP3 214 kB http www club300 at node 1021 Alstrom Mild S 325f a b c Glutz v Blotzheim S 832 s Literatur a b Alstrom Mild S 327f s Literatur Glutz v Blotzheim S 834f Glutz v Blotzheim S 833f s Literatur sowie C Harrison P Castell H Hoerschelmann Jungvogel Eier und Nester der Vogel Europas Nordafrikas und des Mittleren Ostens Aula Verlag Wiebelsheim 2004 ISBN 3 89104 685 5 Glutz v Blotzheim S 829 sowie Baumanis et al S Literatur BirdLife species factsheet Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zitronenstelze amp oldid 239352807