www.wikidata.de-de.nina.az
Die Zerspanbarkeit von Stahl ist eine wichtige fertigungstechnische Eigenschaft der verschiedenen Stahl werkstoffe Zerspanbarkeit ist dabei allgemein die Eignung eines Werkstoffes sich durch Zerspanen Bohren Frasen Drehen bearbeiten zu lassen Stahl ist der am haufigsten zerspante Werkstoff 1 Er gehort zusammen mit Gusseisen Siehe Zerspanbarkeit von Gusseisen zu den Eisenwerkstoffen und zeichnet sich durch einen Kohlenstoffgehalt bis zu 2 06 aus wahrend Gusseisen uber 2 06 enthalt Stahle sind sehr vielfaltige Werkstoffe Ihre Zerspanbarkeit hangt vor allem vom Gefuge ab das seinerseits vom genauen Kohlenstoffgehalt und vom Warmebehandlungszustand abhangt Ausserdem spielen zahlreiche Legierungselemente eine Rolle Manche werden bewusst zulegiert um die Zerspanbarkeit zu verbessern andere um Eigenschaften wie die Festigkeit zu erhohen wobei fur bessere Gebrauchseigenschaften eine Verschlechterung der Zerspanbarkeit in Kauf genommen wird Andere Elemente wie Phosphor sind eigentlich unerwunscht verbessern aber die Zerspanbarkeit Inhaltsverzeichnis 1 Gefuge 1 1 Ferrit 1 2 Zementit 1 3 Perlit 1 4 Austenit 1 5 Martensit 2 Kohlenstoffgehalt 3 Begleit und Legierungselemente 4 Zerspanbarkeit von Stahlwerkstoffen 4 1 Automatenstahl 4 2 Einsatzstahl 4 3 Vergutungsstahl 4 4 Nitrierstahl 4 5 Werkzeugstahl 4 6 Geharteter Stahl 4 7 Austenitischer nichtrostender Stahl 5 EinzelnachweiseGefuge Bearbeiten nbsp Ferritisch perlitisches Gefuge eines unlegierten Stahls mit 0 35 Kohlenstoff C35 mit hellen Ferritkornern und dunklem lamellarem PerlitDie im Stahl auftretenden Gefugebestandteile sind Ferrit Zementit Perlit Austenit Bainit und Martensit Sie unterscheiden sich stark bezuglich ihrer Festigkeit Harte Bruchdehnung und ihrer Neigung zum Verkleben mit der Schneide Ferrit Bearbeiten Ferrit ist eine kubisch raumzentrierte Phase deren maximale Loslichkeit von Kohlenstoff bei 0 02 liegt Ferrit hat die geringste Harte 80 90 HV und Zugfestigkeit 200 300 N mm aller Gefugebestandteile und die hochste Bruchdehnung von 70 80 Die auftretenden Zerspankrafte und der Verschleiss sind somit gering Problematisch ist die hohe Verformungsfahigkeit Diese fuhrt zu langen Band und Wirrspanen die sich in der Maschine verfangen konnen und zur Bildung von Graten und somit zu schlechten Oberflachenqualitaten Ausserdem neigt es bei geringen Schnittgeschwindigkeiten zum Verkleben mit der Schneide was zum unerwunschten Effekt der Aufbauschneide fuhrt 2 3 Zementit Bearbeiten Zementit ist eine intermetallische Phase die mit uber 1100 HV extrem hart ist und ebenfalls sehr sprode ist Praktisch lasst es sich nicht zerspanen Zementit kann in freier Form auftreten oder als Bestandteil von Perlit oder Bainit vorkommen Wegen der grossen Harte verursacht Zementit einen hohen abrasiven Werkzeugverschleiss 4 5 Perlit Bearbeiten Perlit ist ein Phasengemisch aus Ferrit und Zementit Bei einem Kohlenstoffgehalt von 0 8 besteht das gesamte Gefuge aus Perlit darunter aus Perlit und Ferrit daruber aus Perlit und Zementit wobei der Perlitanteil umso grosser ist je naher sich der Kohlenstoffgehalt beim sogenannten eutektoiden Punkt von 0 83 befindet Die Harte liegt bei etwa 210 HV die Zugfestigkeit bei 700 N mm und die Bruchdehnung bei 48 Die Werte liegen somit im mittleren Bereich Der Zementit liegt meist in Form von fein verteilten Zeilen vor durch eine Warmebehandlung kann er jedoch auch in globularer kugeliger Form vorliegen Wegen der grossen Harte gegenuber Ferrit verursacht Perlit einen hoheren abrasiven Verschleiss und grossere Zerspankrafte Er neigt jedoch weniger zum Verkleben und zur Aufbauschneidenbildung Die Spanformen sind gunstiger und die erreichbaren Oberflachenqualitaten sind besser weil er nicht zum Bilden von Graten neigt 6 7 Austenit Bearbeiten Austenit ist eine Phase mit kubisch flachenzentrierter Struktur Er kommt bei unlegiertem Stahl nur oberhalb von 723 C vor bei legierten Stahlen kann er jedoch auch bei Raumtemperatur vorliegen Dies ist bei vielen nichtrostenden Stahlen der Fall Austenit zeichnet sich auch durch eine hohe Verformbarkeit Bruchdehnung 50 und mittlere Zugfestigkeit und Harte 180 HV 530 750 N mm aus Austenit neigt zur Bildung von Aufbauschneiden und zum Verkleben mit der Schneide Die Adhasionsneigung ist bei Austenit besonders stark ausgepragt Ausserdem werden lange Band oder Wirrspane gebildet Wegen der hohen plastischen Verformung wahrend der Bearbeitung tritt eine Kaltverfestigung der neu erzeugten Oberflache bei der Bearbeitung auf Dies fuhrt zu erhohten Schnittkraften bei der Weiterbearbeitung Des Weiteren ist die Warmeleitfahigkeit von Austenit um ein Drittel geringer was die Abfuhr der entstehenden Warme in den Span behindert Die Schneide unterliegt somit einer hoheren thermischen Belastung 8 Martensit Bearbeiten Martensit entsteht wenn Austenit sehr schnell abgekuhlt wird Dann sind im kubisch raumzentrierten Martensitgitter uberzahlige Kohlenstoffatome gelost die nicht herausdiffundieren konnten Martensit weist eine sehr hohe Harte von 900 HV und eine Zugfestigkeit von 1380 bis 3000 N mm auf Dies fuhrt zu sehr hohen Zerspankraften und einem hohen Werkzeugverschleiss der durch die Abrasion und die thermische Belastung hervorgerufen wird 9 Kohlenstoffgehalt Bearbeiten nbsp Eisen Kohlenstoff DiagrammDer Kohlenstoffgehalt beeinflusst in hohem Masse welches Gefuge vorliegt Einen Zusammenhang bietet das Eisen Kohlenstoff Diagramm Kohlenstoffgehalte unter 0 25 Bei sehr geringem Kohlenstoffgehalt liegt hauptsachlich Ferrit vor der die Zerspanbarkeit bestimmt sowie etwas Perlit Wegen der hohen Adhasionsneigung bilden sich bei geringen Schnittgeschwindigkeiten Aufbauschneiden Ausserdem ist die Oberflachenqualitat gering wegen der hohen Verformbarkeit des Werkstoffs Der Werkzeugverschleiss und die Temperatur nehmen bei steigender Schnittgeschwindigkeit nur langsam zu Die Werkzeugschneiden sollten einen moglichst grossen positiven Spanwinkel aufweisen z B uber 6 beim Drehen Als Kuhlschmiermittel werden vor allem Ole eingesetzt da die Schmierwirkung wichtiger ist als die Kuhlwirkung Probleme bereiten Stahle mit geringem Kohlenstoffgehalt vor allem bei Verfahren mit notwendig geringer Schnittgeschwindigkeit wie beim Bohren Gewindedrehen Abstechen und Reiben Die erreichbaren Oberflachenqualitaten sind dann besonders schlecht 10 Kohlenstoffgehalte zwischen 0 25 und 0 4 Bei diesen Stahlen nimmt der Einfluss des Perlits zu Sie sind harter und fester die Zerspankrafte Temperaturen und der abrasive Werkzeugverschleiss nehmen daher zu Dafur werden jedoch gunstigere Spanformen und Oberflachenqualitaten erreicht Die Adhasionsneigung nimmt ab und die Bildung der Aufbauschneiden verschiebt sich zu geringeren Schnittgeschwindigkeiten Eine Verbesserung der Zerspanbarkeit kann durch eine Warmebehandlung erreicht werden Bei Kohlenstoffgehalten bis 0 35 ist ein Grobkorngluhen vorteilhaft daruber das Normalgluhen Stahle mit einem Kohlenstoffgehalt zwischen 0 25 und 0 4 werden oft durch Kaltfliesspressen bearbeitet und danach durch Spanen fertigbearbeitet Die beim Fliesspressen auftretende Kaltverfestigung wirkt sich gunstig auf die Zerspanbarkeit aus insbesondere bezuglich der Spanformen 11 Kohlenstoffgehalte zwischen 0 4 und 0 8 In diesem Bereich liegt hauptsachlich Perlit vor und nur noch wenig Ferrit Bei einem Gehalt von 0 83 C liegt ausschliesslich Perlit vor Die Festigkeit der Stahle im Bereich zwischen 0 4 und 0 8 C steigen somit an was auch zu hoheren Zerspankraften Temperaturen und abrasivem Werkzeugverschleiss fuhrt Die Temperaturen sind schon bei geringen Schnittgeschwindigkeiten hoch der Verschleiss liegt auch als Kolkverschleiss auf der Spanflache vor Die erreichbaren Oberflachenqualitaten und Spanformen sind jedoch gut 12 Kohlenstoffgehalte uber 0 8 Wenn diese Stahle langsam an Luft abkuhlen liegt ein Gefuge vor das aus Perlitkornern besteht die in einer Matrix aus Zementit eingebettet sind Diese Stahle sind daher schwer zu zerspanen Die auftretenden Krafte sind sehr hoch ebenfalls ist der Verschleiss und die Temperatur bereits bei geringen Schnittgeschwindigkeiten hoch Die Werkzeuge sollten moglichst stabil ausgefuhrt sein mit einem positiven Spanwinkel und einem leicht negativen Neigungswinkel von etwa 4 13 Begleit und Legierungselemente BearbeitenBegleitelemente sind im Stahl meist unerwunscht lassen sich jedoch nicht vollstandig entfernen Legierungselemente werden dagegen bewusst hinzugefugt um bestimmte Eigenschaften zu verandern Die Zerspanbarkeit konnen Begleit und Legierungselemente sowohl positiv als auch negativ beeinflussen Dies geschieht uber drei verschiedene Mechanismen Veranderung des Gefuges Hohe Nickelanteile begunstigen beispielsweise die Ausbildung von Austenit Bildung von Verbindungen die eine schmierende Wirkung erzielen wie Mangansulfid Bildung von harten Verbindungen die einen hohen abrasiven Werkzeugverschleiss nach sich ziehen wie die meisten Verbindungen von Kohlenstoff und Metallen Karbide Mangan erhoht die Festigkeit von Stahl und verbessert seine Hartbarkeit Er bildet zusammen mit Schwefel Mangansulfid das eine gunstige Auswirkung auf die Zerspanbarkeit hat Bei geringen Kohlenstoffgehalten und Mangananteilen bis 1 5 verbessert sich die Form der Spane Bei hohem Kohlenstoffgehalt erhoht sich jedoch der Werkzeugverschleiss 14 15 Chrom Molybdan Wolfram Chrom und Molybdan werden Einsatz und Vergutungsstahlen zulegiert da sie sie Hartbarkeit verbessern Chrom Molybdan und Wolfram bilden bei hoheren Kohlenstoffgehalten harte Karbide die den Werkzeugverschleiss erhohen 16 17 Nickel wird genutzt um die Festigkeit des Stahls zu erhohen Ausserdem begunstigt er die Bildung von Austenit der bei hoheren Nickelgehalten auch bei Raumtemperatur vorliegen kann Nickel bewirkt ebenfalls eine erhohte Zahigkeit besonders bei geringen Temperaturen sodass die Zerspanbarkeit durch Nickel generell negativ beeinflusst wird 18 19 Silizium erhoht die Festigkeit von Ferrit auch den Ferrit der im Perlit enthalten ist Mit Sauerstoff bildet es harte Silikate die den Werkzeugverschleiss erhohen 20 Phosphor erhoht die Sprodigkeit des Ferrits Dies ist meist unerwunscht Bei Automatenstahl wird jedoch bewusst Phosphor bis 0 1 zulegiert da dadurch die Spane leichter brechen Hohere Anteile verbessern die Oberflachenqualitat und erhohen den Verschleiss 21 22 Titan und Vanadium bilden fein verteilte Karbide und Karbonitride Diese erhohen die Festigkeit des Stahls da das Gefuge viel feiner ausgebildet wird Sie erhohen somit die Zerspankrafte und verschlechtern die Spanformen 23 24 Schwefel bildet zusammen mit anderen Legierungsbestandteilen Verbindungen Das Eisensulfid ist unerwunscht da es die Festigkeit herabsetzt und die Bruchigkeit stark erhoht Mangansulfid hat einen hoheren Schmelzpunkt und wirkt sich gunstig auf die Zerspanbarkeit aus Es liegt in Form von Einschlussen vor die das Brechen der Spane erleichtern zu einer besseren Oberflachenqualitat fuhren und die Neigung zur Aufbauschneidenbildung verringern 25 26 27 Blei ist in Eisen nicht loslich und liegt in Form von winzigen Einschlussen vor die einen Durchmesser von weniger als einem Mikrometer haben Da Blei bereits bei niedrigen Temperaturen schmilzt bildet es einen schutzenden Schmierfilm zwischen Werkzeug und Span aus was den Verschleiss reduziert Ausserdem fuhrt Blei zu geringen Zerspankraften bis zu 50 geringer und zu einem guten Spanbruch Blei wird insbesondere in Automatenstahlen zulegiert ist jedoch giftig und umweltschadlich sodass vermehrt darauf verzichtet wird 28 Zerspanbarkeit von Stahlwerkstoffen BearbeitenAutomatenstahl Bearbeiten Automatenstahl ist spezieller Stahl der eine besonders gute Zerspanbarkeit aufweist Die auftretenden Krafte sind niedrig der Verschleiss gering die Spane kurz und die Oberflachenqualitat hoch Es gibt hartbare und nicht hartbare Automatenstahle Sie werden insbesondere auf Drehautomaten eingesetzt fur die Massen und Grossserienproduktion Die wichtigsten Legierungselemente sind Schwefel Blei und Phosphor Hinzu kommen noch Tellur Wismut und Antimon Die Werkzeuge bestehen meist aus beschichtetem Schnellarbeitsstahl oder Hartmetall Haufig sind es auch spezielle Profilwerkzeuge Im Bereich niedriger Schnittgeschwindigkeiten und bei Stahlen mit geringem Kohlenstoffgehalt spielt die Adhasion eine grosse Rolle Deshalb werden Elemente zulegiert die reibungsmindernde Schichten ausbilden Dies sind Blei und Mangansulfid Phosphor fuhrt zu einer Versprodung des Werkstoffs und somit zu einem leichteren Bruch der Spane Blei und Mangansulfid verringern jedoch auch die Festigkeit und begunstigen ebenfalls den Spanbruch ohne zu einer Versprodung zu fuhren sodass Blei und Sulfid gegenuber Phosphor bevorzugt zulegiert werden 29 30 Einsatzstahl Bearbeiten Einsatzstahl ist fur das Einsatzharten vorgesehen und zeichnet sich durch einen Kohlenstoffgehalt unter 0 2 aus Sie werden meistens vor dem Harten zerspant teilweise auch danach was als Hartzerspanen bezeichnet wird Im ungeharteten Zustand uberwiegt wegen des geringen Kohlenstoffgehaltes das Ferrit im Gefuge Dies fuhrt zu langen Spanen geringen Zerspankraften und Verschleiss aber einer Aufbauschneidenbildung bis zu einer Schnittgeschwindigkeit von etwa 200 m min Als Schneidstoffe kommen meist Hartmetalle aus der P Gruppe oder Schnellarbeitsstahl zum Einsatz Einsatzstahle werden oft einer Warmebehandlung unterzogen Dazu zahlt das Einstellen einer bestimmten Festigkeit oder eines bestimmten Gefuges Legierte Einsatzstahle werden haufig durch Grobkorngluhen behandelt um die Adhasionsneigung zu verringern Der Warmebehandlungszustand hat wenig Einfluss auf die anwendbaren Schnittgeschwindigkeiten bei Hartmetallwerkzeugen aber einen grosseren bei Werkzeugen aus Schnellstahl Wegen der Bildung langer Spane ist beim Drehen eine geeignete Spanleitstufe wichtig Der Spanbruch kann jedoch auch wie bei den Automatenstahlen durch Zulegieren von Blei oder Schwefel verbessert werden Fur die Bearbeitung im geharteten Zustand mit Harten von uber 45 HRC werden als Schneidstoffe Feinstkorn Hartmetalle Mischkeramik und Bornitrid eingesetzt 31 Vergutungsstahl Bearbeiten Vergutungsstahl ist fur das Verguten vorgesehen und weist Kohlenstoffgehalte von 0 2 bis 0 6 auf Die wichtigsten Legierungselemente sind Silizium Mangan Chrom Molybdan Nickel und Vanadium Die Zerspanbarkeit wird wesentlich durch das Gefuge bestimmt welches wiederum durch die Warmebehandlung bestimmt wird Die Legierungselemente haben meist einen geringeren Einfluss Bei geringen Kohlenstoffanteilen ist die Verschleisswirkung relativ gering bei hoheren nimmt sie jedoch stark zu Die Spanlange hangt stark vom Gefuge und Warmebehandlungszustand ab Sie lasst sich verbessern durch das Zulegieren von Blei und Schwefel oder durch geeignete Spanleitstufen Stahle mit hoheren Kohlenstoffgehalten konnen weichgegluht werden um globulares Zementit zu erzeugen was die Zerspanbarkeit verbessert Allerdings nimmt dabei die Adhasion zu Bei vergutetem Gefuge wirken hohe Zerspankrafte und Temperaturen Gelegentlich werden Vergutungsstahle vor dem Verguten geschruppt Die meisten Bauteile werden jedoch im verguteten Zustand zerspant Dabei kommt es zu einem hohen abrasiven Verschleiss der Werkzeuge Die Wahl der Schneidstoffe hangt von der Harte ab Unter 45 HRC werden Hartmetalle und Cermets genutzt oberhalb Schneidkeramik und Bornitrid 32 33 Nitrierstahl Bearbeiten Nitrierstahl ist vergutbarer Stahl mit Kohlenstoffgehalten zwischen 0 2 und 0 45 Ublicherweise werden diese Stahle zunachst vergutet dann zerspant und schliesslich nitriert Dabei verbindet sich in der Randschicht Stickstoff mit Eisen und bestimmten Elementen den sogenannten Nitridbildnern Vanadium und Aluminium die dafur speziell zulegiert werden Dies fuhrt zu einer Hartezunahme in der Randschicht Ausserdem konnen Chrom und Molybdan zur Verbesserung der Vergutbarkeit zulegiert werden Das nach der Vergutung vorliegende Gefuge fuhrt zu hohem Verschleiss Temperaturen und Zerspankraften aber guter Oberflachenqualitat und kurzen Spanen Falls Nitrierstahle im weichen Zustand bearbeitet werden ist mit schlechten Oberflachenqualitaten und langen Spanen zu rechnen In manchen Stahlen wird Nickel zulegiert um die Festigkeit zu erhohen der jedoch die Zerspanbarkeit verschlechtert Aluminiumfreie Sorten sind besser zu bearbeiten als aluminiumhaltige Gunstig ist dagegen das Zulegieren von Schwefel 34 Werkzeugstahl Bearbeiten Werkzeugstahl wird eingeteilt in legierten und unlegierten Werkzeugstahl sowie in Kalt Warm und Schnellarbeitsstahl Die Kohlenstoffgehalte konnen bis 1 5 reichen Geschmiedeter oder gewalzter Werkzeugstahl mit Kohlenstoffgehalten bis 0 9 besteht aus lamellarem Perlit und Ferrit uber 0 9 sind es lamellarer Perlit und Zementit Im weichgegluhten Zustand besteht das Gefuge unabhangig vom Kohlenstoffgehalt aus Ferrit mit eingebetteten Zementitkornern Nur bei sehr hohen C Gehalten lasst sich das Zementitnetz nicht vollstandig auflosen Im geharteten Zustand besteht das Gefuge in den Randschichten aus Martensit das zur Mitte hin in Zwischenstufengefuge und schliesslich in feinlamellaren Perlit ubergeht Bei Stahlen uber 0 8 C konnen auch Zementitkorner vorkommen wenn der Stahl zuvor weichgegluht wurde Unlegierte Werkzeugstahle zwischen 0 5 und 1 5 Kohlenstoff werden meist zunachst weichgegluht und dann zerspant Bei Kohlenstoffgehalten unter 0 8 konnen sie auch normalgegluht oder im umgeformten Zustand zerspant werden Das Ferrit im Gefuge bereitet dann jedoch Probleme wie Verklebungen Aufbauschneiden und schlechter Oberflachenqualitat Im weichgegluhten Zustand bereitet das Ferrit ebenfalls Probleme wie schlechte Oberflachenqualitat und lange Spane Diese konnen beseitigt werden durch das Verguten des Stahls dann steigt jedoch die Zerspankraft und der Verschleiss stark an Im gegluhten Zustand gelten alle legierten und besonders die hochlegierten Werkzeugstahle als schlecht zerspanbar wegen starker Verklebungen und Aufbauschneidenbildung Als Schneidstoffe kommen hauptsachlich Hartmetalle mit Titan und Tantalkarbiden der Gruppe P zum Einsatz Ausserdem werden Cermets genutzt Vergutete Stahle lassen sich mit Bornitrid bearbeiten 35 36 Geharteter Stahl Bearbeiten Bis in die 1980er Jahre war man der Meinung geharteter Stahl ware ausschliesslich durch Schleifen zu bearbeiten Mit der Entwicklung der sogenannten superharten Schneidstoffe hat sich dies geandert und die Bearbeitung durch Drehen Frasen Bohren und Raumen wird heute auch in der Massenfertigung eingesetzt Die Bearbeitung durch diese Verfahren wird dann als Hartzerspanen bezeichnet Bei Verfahren mit unterbrochenem Schnitt wie das Frasen oder Verfahren mit geringen Schnittzeiten wie das Stossen oder Raumen konnen Feinstkornhartmetalle genutzt werden Diese zeichnen sich durch eine vergleichsweise hohe Zahigkeit und geringe Warmharte aus Bei Verfahren im ununterbrochenen Schnitt wie beim Drehen unterliegen die Werkzeuge deutlich hoheren Temperaturen Dann mussen mindestens Mischkeramiken genutzt werden Diese sind wegen ihrer geringen Zahigkeit jedoch nur bedingt nutzbar Die Spanungsdicken sollten unter 0 1 mm liegen und die Eckenradien sollten moglichst gross sein im Idealfall werden runde Schneidplatten genutzt Diese Massnahmen fuhren zu einer geringen mechanischen Belastung der Schneiden und beugen so einem Bruch vor Die geringen Schnittwerte verglichen mit Bornitrid konnen dann in manchen Anwendungen durch die geringeren Werkzeugkosten ausgeglichen werden Standard bei der Hartzerspanung ist Bornitrid Da die Werkstucke wahrend der Bearbeitung auf die Freiflache drucken und so erhebliche Passivkrafte erzeugen ist ein moglichst grosser Freiwinkel empfehlenswert Die Schneidkantenverrundung betragt meist etwa 20 µm Kleinere Fasen oder Radien fuhren zu erhohtem Werkzeugverschleiss grossere zu Schwingungen Die bei der Bearbeitung auftretenden Druckspannungen konnen bei 4000 bis 4700 N mm liegen Die Temperaturen konnen im Extremfall die Schmelztemperatur des Werkstoffs ubertreffen Die Passivkraft ist gegenuber der gewohnlichen Weichbearbeitung sehr viel grosser und kann sogar die Schnittkraft ubertreffen 37 38 39 Austenitischer nichtrostender Stahl Bearbeiten Nichtrostender Stahl wird nach Hauptanforderung unterteilt in korrosionsbestandige Stahle hitzebestandige Stahle warmfeste Stahle Die Hauptlegierungselemente sind Nickel und Chrom deren Anteile zwischen 10 und 20 ausmachen Alle drei Gruppen konne je nach Legierungsanteil in verschiedenen Gefugen vorliegen Ferritisch austenitisch austenitisch ferritisch oder martensitisch Die grosste Bedeutung haben die korrosionsbestandigen austenischen Stahle die im Folgenden ausschliesslich beschrieben werden Die austenitischen korrosionsbestandigen Stahle werden entweder im abgeschreckten Zustand oder im losungsgegluhten Zustand bearbeitet Verglichen mit ferritisch perlitischen oder verguteten Stahlen bereiten sie bei der Zerspanung viel grossere Probleme Dies liegt an ihrem grossen Umformvermogen ihrer hohen Duktilitat ihrer Neigung zum Verkleben mit dem Werkzeug sowie der Kaltverfestigung und der geringen Warmeleitfahigkeit Letztere fuhrt zu einer schlechten Warmeabfuhr uber den Span und somit zu einer hoheren Werkzeugtemperatur Der Verschleiss an der Span oder Freiflache ist hoch Es kommt zum Verkleben auf den Werkzeugflachen zum Ausbrockeln oder Ausbrechen der Schneidkanten und zu langen Spanen Die moglichen Schnittgeschwindigkeiten und auch die Standzeiten sind daher relativ niedrig Die Beschichtung der Werkzeuge kann sich ablosen da haufig die Verklebung mit dem Span grosser ist als diejenige zwischen Beschichtung und Werkzeug Als Schneidstoffe werden beschichtete oder unbeschichtete Hartmetalle mit Wolframcarbid und Cobalt aus der Gruppe M verwendet Verglichen mit den ferritisch perlitischen Stahlen sind die Schnittgeschwindigkeiten etwa zwei bis funfmal geringer also im Bereich von 50 m min bis etwa 160 m min was zu Standzeiten von etwa 5 bis 15 Minuten fuhrt Das Standzeitende ist bei unbeschichteten Hartmetallen durch den hohen Kolkverschleiss bedingt was die Schnittgeschwindigkeit auf unter 100 m min begrenzt Hohere Geschwindigkeiten sind nur mit beschichteten Werkzeugen moglich Fur einen guten Spanbruch mussen besondere Massnahmen ergriffen werden Dies konnen Legierungszuschlage sein die jedoch nur bedingt moglich sind ohne die Gebrauchstauglichkeit der Werkstucke einzuschranken Deshalb sind Spanleitstufen und andere Formelemente der Schneiden besonders wichtig Scharfkantige Schneiden mit einer Schneidkantenverrundung von nur 30 µm fur das Schlichten fuhren zu geringeren Schnittkraften einer geringeren plastischen Verformung der Werkstuckrandzone und zu besseren Oberflachen wegen reduzierter Gratbildung Bei kleineren Verrundungen werden diese Werte noch besser der Verschleiss steigt jedoch stark an Fur die Schruppbearbeitung sind auch Verrundungen im Bereich von 40 bis 60 µm moglich Die Bearbeitung erfolgt ublicherweise mit Kuhlschmiermittel Eine Trockenbearbeitung ist jedoch moglich aber nur mit verschlechterten Oberflachenqualitaten und Standzeiten 40 Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg Munchen Wien 2002 ISBN 3 486 25045 0 S 60 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 60 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 ISBN 978 3 540 23458 6 S 274 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 60 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 274 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 60 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 274 f Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 274 f Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 274 276 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 277 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 277 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 277 f Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 278 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 278 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 61 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 278 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 61 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 61 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 279 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 279 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 279 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 61 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 279 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 61 Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S 61 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 279 f Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 S Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 280 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 288 f Verein Deutscher Eisenhuttenleute Hrsg Stahl Band 2 Anwendungen Springer 1985 ISBN 3 540 13084 5 S 485 f Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 291 f Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S Verein Deutscher Eisenhuttenleute Hrsg Stahl Band 2 Anwendungen Springer 1985 S 137 f Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 296 f Verein Deutscher Eisenhuttenleute Hrsg Stahl Band 2 Anwendungen Springer 1985 S 350 352 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 297 299 Berend Denkena Hans Kurt Tonshoff Spanen Grundlagen 3 Auflage Springer Berlin 2011 ISBN 978 3 642 19771 0 S 194 J Paulo Davim Hrsg Machining Fundamentals and Recent Advances Springer 2008 ISBN 978 1 84800 212 8 S 105 110 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 303 306 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zerspanbarkeit von Stahl amp oldid 212376206