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Die Zerspanbarkeit von Gusseisen ist eine wichtige technologische Eigenschaft von Gusseisen Gusseisen weist eine ausgezeichnete Giessbarkeit auf aber eine schlechte Umformbarkeit es lasst sich also schlecht schmieden biegen oder walzen Die Formgebung erfolgt daher hauptsachlich durch Giessen und eine anschliessende Feinbearbeitung durch Zerspanen Drehen Bohren Frasen etc Die genauen Eigenschaften sind von der Gusseisensorte abhangig Das besonders haufig genutzte Gusseisen mit Lamellengrafit lasst sich sehr gut zerspanen Die Zerspanungskrafte und der Werkzeugverschleiss sind gering die Spane kurz und konnen sich nicht verfangen und die erreichbaren Oberflachenqualitaten sind gut Die Zerspanbarkeit hangt stark ab vom Gefuge und der genauen Ausbildung des Kohlenstoffs Gusseisensorten die grosse Mengen der Eisen Kohlenstoff Verbindung Zementit enthalten weisses Gusseisen lassen sich nur sehr schwer bearbeiten Andere Sorten bestehen hauptsachlich aus Ferrit oder Perlit und sind einfacher zu bearbeiten Sie sind insbesondere wegen des eingelagerten Grafits einfacher zu bearbeiten als Stahle mit vergleichbarem Gefuge siehe Zerspanbarkeit von Stahl da der Werkstoff durch den Grafit unterbrochen wird und somit eine geringere Festigkeit aufweist die zu geringeren Zerspankraften und zu einem einfachen Spanbruch fuhrt Ausserdem entfaltet der Grafit auf der Spanflache eine Schmierwirkung und bildet eine Schutzschicht sodass die Standzeit sehr hoch ist Gusseisen wird eingeteilt in weisses Gusseisen das vor allem aus Zementit besteht der aber durch eine Warmebehandlung umgewandelt werden kann Temperguss und graues Gusseisen bei dem der Kohlenstoff in Form von Grafit vorliegt der als Lamellen als Wurmchen oder als Kugeln ausgebildet ist 1 Inhaltsverzeichnis 1 Weisses Gusseisen 1 1 Hartguss 1 2 Temperguss 2 Graues Gusseisen 2 1 Gusseisen mit Lamellengrafit 2 2 Gusseisen mit Vermiculargrafit 2 3 Gusseisen mit Kugelgrafit 3 EinzelnachweiseWeisses Gusseisen BearbeitenWeisses Gusseisen entsteht bei schneller Abkuhlung der Schmelze und besteht grosstenteils aus Zementit In dieser Form wird es als Hartguss bezeichnet Wenn der Zementit durch eine Warmebehandlung in weichere Gefuge umgewandelt wird spricht man von Temperguss Hartguss Bearbeiten Hartguss besteht fast ausschliesslich aus Zementit ist hart und sprode und lasst sich nur sehr schwer zerspanen Als Schneidstoffe werden Hartmetalle genutzt bei hoheren Harten auch oxidische Mischkeramik oder Bornitrid der Gruppe H Mit Bornitrid ist verglichen mit Hartmetall eine etwa drei bis viermal hohere Schnittgeschwindigkeit moglich Werkzeuge aus Bornitrid sind jedoch bruchanfallig Je hoher die Harte des Werkstoffs ist desto geringer sollten die Schnittgeschwindigkeit und die Eingriffsgrossen gewahlt werden Die Werkzeug Einstellwinkel betragen meist 10 bis 20 und die Spanwinkel bei 5 bis 5 2 Temperguss Bearbeiten Wenn weisses Gusseisen einer Warmebehandlung unterzogen wird sogenanntes Tempern entsteht Temperguss Beim weissen Temperguss wird in einer oxidierenden Atmosphare gegluht die Randschicht wird dabei vollstandig entkohlt und in Ferrit umgewandelt Im Inneren verbleibt noch Kohlenstoff Das Gefuge besteht dann aus Perlit und einem Grafitnetz Bei schwarzem Temperguss wird in einer nicht oxidierenden Atmosphare gegluht das Gefuge besteht dann auch an den Randern aus Perlit und Grafit Bei schneller Abkuhlung kann sich auch Martensit bilden Die Zerspanbarkeit des schwarzen Tempergusses ist gunstiger allerdings nur weil die ferritische Randschicht des weissen Tempergusses Probleme bereitet wie lange Spane Aufbauschneidenbildung und Verklebungen mit dem Werkzeug Ansonsten ist Temperguss gut zu zerspanen deutlich besser als Stahle mit einem vergleichbaren Gefuge was am eingelagerten Grafit liegt Dieser fuhrt zu geringeren Zerspankraften einer schmierenden Grafitschicht auf dem Werkzeug die die Reibung reduziert und auch als Schutzschicht wirkt sowie zu kurzbruchigen Spanen Als Schneidstoffe werden meist unbeschichtete und beschichtete Hartmetalle Cermets Oxidkeramiken und Bornitrid der Gruppen P und K genutzt Durch die Warmebehandlung kann auch bei grosseren Losen ein gleichbleibendes Gefuge erreicht werden Daher eignet sich Temperguss gut zur Optimierung der Schnittbedingungen 3 Graues Gusseisen BearbeitenBei Grauguss oder grauem Gusseisen liegt der Kohlenstoff nicht im Zementit gebunden vor sondern als Grafit Grauguss entsteht bei sehr langsamen Abkuhlgeschwindigkeiten Da in der Praxis die Abkuhlgeschwindigkeit endlich ist liegt meist auch noch ein Teil Zementit vor die Bildung von Grafit kann jedoch durch Zulegieren von Silizium begunstigt werden Das Grundgefuge von Grauguss kann in weiten Grenzen variiert werden Es reicht von ferritisch uber ferritisch perlitisch bis hin zu perlitisch was den haufigsten Fall darstellt Ein rein ferritisches Gefuge entsteht erst nach sehr langem Gluhen Im Allgemeinen lasst sich Grauguss leichter zerspanen als vergleichbare Stahle mit ahnlicher Festigkeit und Harte da bei diesen nicht das Gefuge durch den Grafit unterbrochen wird Die meisten Gusswerkstoffe erreichen daher eine gute Zerspanbarkeit mit kurzen Spanen niedrigem Verschleiss und guter Oberflachenqualitat 4 Graues Gusseisen wird eingeteilt nach der Form des Grafits in Gusseisen mit Lamellengrafit Gusseisen mit Vermiculargrafit und Gusseisen mit Kugelgrafit Gusseisen mit Lamellengrafit Bearbeiten Bei Gusseisen mit Lamellengrafit Kurzzeichen GJL liegt der Grafit in Form von dunnen Lamellen vor die fein verteilt im Gefuge vorliegen und die Festigkeit mindern Es ist der am haufigsten genutzte Gusseisenwerkstoff GJL lasst sich ausgezeichnet zerspanen Der Grafit entfaltet eine schmierende Wirkung auf der Werkzeugoberflache und reduziert so die Zerspankraft und verlangert die Standzeit Des Weiteren fuhren die Grafitlamellen zu kurzbruchigen Spanen meist in Form von Spanlocken oder Brockelspanen Die Spanbildung erfolgt uber Scherspanbildung oder Reissspanbildung Eine Besonderheit ist die Ausbildung einer schutzenden Mangansulfidschicht auf der Freiflache und der Spanflache Diese Schicht entsteht bei Temperaturen die bei Schnittgeschwindigkeiten ab 200 m min herrschen entfaltet eine schmierende Wirkung und hat ebenfalls eine Schutzfunktion Sie hemmt vor allem die Diffusion die bei hoheren Schnittgeschwindigkeiten einen bedeutenden Verschleissmechanismus darstellt Die erreichbare Oberflachenqualitat ist abhangig von vielen Faktoren dem Fertigungsverfahren den Schnittbedingungen und dem Gefuge Es entstehen keine Grate wie bei Stahl sondern Kantenausbruche wegen der Sprodigkeit des Werkstoffs Die Schnittgeschwindigkeiten konnen umso hoher liegen je mehr Ferrit und je weniger Perlit im Gefuge vorhanden ist Bei einem Perlitanteil von 10 sind bei konstanter Standzeit bis zu dreimal hohere Schnittgeschwindigkeiten moglich wie bei einem Gefuge mit 90 Perlit Harte Einschlusse wie Zementit oder Steadit reduzieren die anwendbare Schnittgeschwindigkeit betrachtlich Die Randzonen der Gussstucke lassen sich meist deutlich schlechter zerspanen als das Kerngefuge Dies liegt einerseits an anderen Gefugearten direkt unter der Oberflache sowie an der sogenannten Gusshaut die Verzunderungen und nichtmetallische Einschlusse beinhaltet Die Randschicht wird daher meist mit reduzierten Schnittwerten bearbeitet Als Schneidstoff wird Schnellarbeitsstahl nur bei bestimmten Werkzeugen eingesetzt wie beim Bohren Reiben oder Gewindeschneiden Hartmetalle fur Gusseisen mit Lamellengrafit sind aus der Gruppe K Auch Cermets werden fur die Feinbearbeitung genutzt Beschichtete Hartmetalle und Bornitirid ermoglichen deutlich hohere Schnittwerte 5 Gusseisen mit Vermiculargrafit Bearbeiten Bei Gusseisen mit Vermiculargraphit GJV liegt der Grafit in wurmchenartigen Strukturen vor Es bietet gegenuber Gusseisen mit Lamellengrafit und Gusseisen mit Kugelgrafit GJS zahlreiche bessere Gebrauchseigenschaften hohere Festigkeit hohere Zahigkeit bessere Oxidationsbestandigkeit und bessere Temperaturwechselbestandigkeit Ausserdem verfugt es uber eine ausgezeichnete Giessbarkeit Die Zerspanbarkeit ist allerdings relativ schlecht verglichen mit anderen Gusseisenwerkstoffen was die Verwendung von GJV einschrankt Der wesentliche Unterschied ist dass GJV keine Schutzschicht aus Mangansulfid bildet da auf die Zugabe von Schwefel verzichtet werden muss um das charakteristische Gefuge zu erhalten Bei Schnittgeschwindigkeiten unter 200 m min bei denen sich die schutzende und schmierende Mangansulfid Schicht auch bei GJL nicht ausbildet ergeben sich dagegen kaum Unterschiede bei den Standzeiten Titan als Legierungselement bildet sehr harte Karbide die auch bei Wolframkarbid Hartmetallen zu hohem Verschleiss fuhren Die Spanbildung ist bei vielen Schnittgeschwindigkeiten nicht kontinuierlich was zu schwankenden Schnittkraften fuhrt Dies liegt an dem inhomogenen Material aus Ferrit und Perlit sowie der Grafitform Als Schneidstoff fur GJV wird beschichtetes Hartmetall genutzt Gunstig ist ausserdem Keramik aus Aluminiumoxid Beide Schneidstoffe verfugen jedoch uber einen bestimmten Schnittgeschwindigkeitsbereich in dem sie jeweils vorteilhaft sind Beschichtetes Hartmetall eignet sich eher fur niedrige und normale Geschwindigkeiten Keramik fur die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung Bei geringen Geschwindigkeiten ist die Wechselbeanspruchung durch die diskontinuierliche Spanbildung entscheidend sodass hier die hohere Zahigkeit und Biegewechselfestigkeit der Hartmetalle vorteilhaft sind Bei hoheren Schnittgeschwindigkeiten zahlt sich die hohere Warmharte sowie ihre hohere chemische Bestandigkeit der Keramiken aus Mit Bornitrid sind gegenuber Hartmetall und Keramik hohere Schnittgeschwindigkeiten moglich Allerdings liegen diese mit nur 300 m min deutlich unter den 1500 m min die bei GJL moglich sind 6 Gusseisen mit Kugelgrafit Bearbeiten nbsp Gusseisen mit KugelgraphitBei Gusseisen mit Kugelgrafit liegt der Grafit in kugeliger Form vor Er wird daher auch Spharoguss genannt Er hat eine hohe Festigkeit und Zahigkeit Das Gefuge kann aus Ferrit Perlit oder einer Mischung daraus bestehen jeweils mit eingebetteten Grafitkugeln Je hoher der Perlitanteil ist desto hoher ist der abrasive Werkzeugverschleiss und umso hoher ist die Zerspankraft Als Schneidstoffe werden unbeschichtete und beschichtete Hartmetalle sowie Oxidkeramik der Gruppe K genutzt Die Oberflachenrauigkeit kann Werte von Ra 1 µm erreichen Es entstehen meist Scherspane Nur bei sehr scharfkantigen Schneiden entstehen Fliessspane Die Schnittgeschwindigkeiten liegen nur etwas unter denen von Stahlen vergleichbarer Harte und Festigkeit 7 Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 307 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 310 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 308 f Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 310 f Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 312 314 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 314 316 Fritz Klocke Wilfried Konig Fertigungsverfahren Band 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer 2008 S 316 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zerspanbarkeit von Gusseisen amp oldid 222237128