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Die Zeche Schleswig war ein ehemaliges Steinkohlebergwerk an der Gemarkungs grenze der Dortmunder Stadtteile Asseln und Brackel Von 1910 bis 1912 wurde in geringem Umfang auch Eisenstein gefordert Zeche SchleswigAllgemeine Informationen zum BergwerkGedenktafel an der ehemaligen PforteInformationen zum BergwerksunternehmenBetreibende Gesellschaft Horder Bergwerks und Hutten VereinBetriebsende 1925Geforderte RohstoffeAbbau von Steinkohle EisensteinAbbau von EisensteinGeographische LageKoordinaten 51 30 59 N 7 34 3 O 51 516388888889 7 5675 Koordinaten 51 30 59 N 7 34 3 OZeche Schleswig Regionalverband Ruhr Lage Zeche SchleswigStandort NeuasselnGemeinde DortmundKreisfreie Stadt NUTS3 DortmundLand Land Nordrhein WestfalenStaat DeutschlandRevier Ruhrrevier Inhaltsverzeichnis 1 Bergwerksgeschichte 2 Zwischenfalle und ein Blutbad auf der Zeche Schleswig 1889 3 Von der Halde Schleswig ausgehende Drahtseilbahnen 4 Gasexplosion beim Abtragen der Halde Schleswig 1924 5 Einzelnachweise 6 LiteraturBergwerksgeschichte BearbeitenAuf der Zeche Schleswig die vom Horder Bergwerks und Hutten Verein betrieben wurde wurden ab 1855 zwei Schachte geteuft einer fur die Forderung einer fur die Wasserhaltung Der Horder Verein hatte Schleswig am 5 September 1852 gemietet und wenig spater ein 36 Zoll machtiges Floz erbohrt Am 15 Februar 1855 wurde die Zeche verliehen 1859 nahm sie die Forderung auf gleichzeitig kam es zur Inbetriebnahme der Schmalspur Pferdebahn zwischen Zeche Schleswig und der Hermannshutte Die Forderung der Zeche ging fast vollstandig an die in Horde gegrundete Hermannshutte Zum 15 November 1859 erfolgt der Zusammenschluss der Steinkohlengebiete zum Verbundbergwerk Zeche Vereinigtes Horder Kohlenwerk Abgebaut wurden die Floze Dicke Kirschbaum Mausegatt im Hangenden besonders Eisenerz Blackband Eiserner Heinrich und Huhnerhecke Finefrau Das Gebirge war von zahlreichen Satteln und Mulden durchsetzt und sehr gestort Die Esskohle galt als edel und fett Bereits ab 1862 musste eine eigene Lokomotive die Pferdebahn erganzen denn die Forderung stieg an Im Jahr 1865 waren bereits 139 000 Tonnen Jahresforderung erreicht 1872 wurde dann eine eigene Kokerei gebaut 1873 in Betrieb genommen aber 1874 wieder kaltgestellt weil die eigene Kohle keinen brauchbaren Koks lieferte Zwischen 1880 und 1886 wurde diese Kokerei aber erneut in Betrieb genommen Ab 1874 wurde vom Horder Kohlenwerk in unmittelbarer Nahe ein weiterer Schacht gebaut die Schachtanlage Holstein Beide Anlagen wurden 1877 an die Bahnlinie angeschlossen zunachst als Schmalspurbahn im Laufe des Jahres dann auf Normalspur Auf der tiefsten Sohle Schleswig 540 m Holstein 510 m wurden beide Schachtanlagen durch eine 1 8 km lange Richtstrecke verbunden das Gefalle sorgte fur die Ableitung des Grubenwassers Oberirdisch wurden die beiden Schachtanlagen ab 1885 durch eine Verbindungsbahn verknupft Eine Besonderheit von Schleswig war das von der Zeche betriebene Badehaus und Sole bad In der kleinen Badeanlage wurden die salzhaltigen Grubenwasser fur therapeutische Anwendungen genutzt Das Badehaus ist noch erhalten und wird als Wohnhaus genutzt Der Schacht Schleswig wurde am 15 Juli 1925 endgultig stillgelegt und verfullt Drei Jahre zuvor wurde in der Nahe der Zeche die bis heute erhaltene Bergbaubeamtensiedlung Am Knie fertiggestellt und bezogen Die Beamtensiedlung Am Knie wurde 1922 von der Phonix AG fur Bergbau und Huttenbetrieb zu der der Horder Verein inzwischen gehorte nach Entwurfen des Essener Architekten Fritz Schupp errichtet Fur die Kinder der Bergleute wurde in der Bergmannssiedlung Kolonie Neuasseln auch eine Schule angelegt die heutige Fichtegrundschule nbsp Schacht Schleswig 1866 nbsp Schacht Schleswigum 1900 nbsp Zufahrt zur ehemaligen Zeche Schleswig heuteZwischenfalle und ein Blutbad auf der Zeche Schleswig 1889 BearbeitenIm Bergarbeiterstreik von 1889 hatte am Abend des 9 Mai 1889 fast die gesamte Belegschaft der Zeche Schleswig die Arbeit niedergelegt Ausser Kontrolle geriet die Lage durch unbedachte Aktionen von etwa 20 Personen die nicht zur Zechenbelegschaft gehorten Sie versuchten eine Lore in den Schacht zu sturzen um die Kohleforderung zu stoppen Glucklicherweise griffen Bergarbeiter in das Geschehen ein und verhinderten ein Ungluck womoglich mit Todesfolge da bei dieser Forderfahrt keine Kohlen sondern Personen transportiert wurden Ausserdem gab es einen Anschlag auf das Kesselhaus der Zeche der nur deshalb glimpflich ausging weil die zuvor verjagten Kesselwarter zuruckkehrt waren und durch ein beherztes Eingreifen eine mogliche Explosion in letzter Minute verhindern konnten Eine Explosion hatte aller Wahrscheinlichkeit nach zum Ausfall der Wasserpumpen mit der Folge des Absaufens der Zeche gefuhrt Zudem wurden drei Zechenbeamte die sich den Streikenden entgegengestellt hatten durch Messerstiche und Tritte erheblich verletzt weitere Personen trugen leichtere Verletzungen davon Gegen 1 Uhr morgens kehrte auf dem Zechengelande wieder Ruhe ein Ferner hatte man die Telegrafenleitung an der nach Horde fuhrenden Zecheneisenbahn zerstort und die Schienen in der Nahe der Zeche Freie Vogel durch einen schweren Stein blockiert Obwohl die Zechenbahn mit etwa 50 Soldaten an Bord in das Hindernis hineinfuhr kam niemand zu Schaden Die Soldaten waren auf Grund der zuvor beschriebenen Zwischenfalle zur Zeche Schleswig beordert worden um dort wieder fur Ruhe und Ordnung zu sorgen Der Einsatz von Soldaten gegen streikende Bergleute ging ubrigens auf eine ausdruckliche Weisung von Kaiser Wilhelm II vom 6 Mai 1889 zuruck Als die Soldaten am 10 Mai gegen 3 Uhr morgens am Zechengelande ankamen war die Lage immer noch ruhig Sie blieb es auch weiterhin als Streikposten arbeitswilligen Bergleuten die Einfahrt zur Fruhschicht verwehrten Die Soldaten schritten nicht ein und die Ausgesperrten hielten sich nahe der Zechenkolonie auf dem Weg nach Solde auf Als jedoch gegen 6 Uhr Bergleute aus Horde und Schuren mit der Zechenbahn auf Schleswig ankamen rief ein junger Bursche Hurra Daraufhin brach unter den wartenden Bergleuten Unruhe aus Diese Unruhe machte die Soldaten nervos und die Menge wurde vom Kommandeur aufgefordert sich zu entfernen Als nach dreimaliger Aufforderung dem Befehl den Platz zu raumen nicht Folge geleistet wurde schossen die Soldaten ohne weitere Warnung eine Gewehrsalve in die Menschenmenge Zuruck blieben drei Tote sechs Schwerverletzte und eine unbekannte Zahl von Leichtverletzten Bei den Toten handelte es sich um zwei Bergleute und Ehefrau eines Bergmanns Sie hatte die Aufforderung zur Raumung des Platzes wegen ihrer Schwerhorigkeit wohl nicht mitbekommen Als sie nach Hause gehen wollte trafen sie mehrere Kugeln todlich Funf der Schwerverletzten wurden ins Horder Bethanien Krankenhaus transportiert dort erlag ein vier Jahre altes Kind seinen schweren Verletzungen Ferner waren die Arzte Beding aus Asseln und Scheffer aus Aplerbeck auf dem Zechengelande stundenlang im Einsatz Dieses Blutbad war der schlimmste Zwischenfall wahrend des gesamten Bergarbeiterstreiks von 1889 Die nachtlichen Zwischenfalle fanden Anfang Juli 1889 ihr gerichtliches Nachspiel Auf der Anklagebank des Dortmunder Schwurgerichts sassen neun Personen aus Neu Asseln und Brackel verhandelt wurde in der Hauptsache wegen Landfriedensbruchs Funf Angeklagte bekamen zusammen 22 Jahre Zuchthaus vier weitere zusammen 8 Jahre und 9 Monate Gefangnis In den Urteilsgrunden betonte das Gericht ausdrucklich dass diese hohen Freiheitsstrafen auch zur Abschreckung verhangt worden waren Eine umfassende Beurteilung der damaligen Verhaltnisse auf der Zeche Schleswig ist heute auch deshalb moglich weil in der Gerichtsverhandlung zusatzlich noch Ereignisse die zwar nicht die Anklagepunkte betrafen aber zur allgemeinen Verbitterung der Bergleute beigetragen hatten vorgetragen und aktenkundig gemacht wurden 1 Die todlichen Schusse die das Militar am Morgen des 10 Mai 1889 in die Menschenmenge feuerte wurden weder hier noch spater verhandelt obwohl nach damaligem Recht durchaus Ansatzpunkte fur ein schuldhaftes Verhalten gegeben waren Von der Halde Schleswig ausgehende Drahtseilbahnen BearbeitenAb dem Jahr 1904 bis in die 1930er Jahre wurde Bergematerial von der Halde Schleswig nach Kurl und Scharnhorst mittels Seilbahnen transportiert was auf den dortigen Zechen zum Verfullen der Schachte gebraucht wurde Als erste Strecke wurde die nach Kurl fuhrende Drahtseilbahn im Dezember 1904 in Betrieb genommen Sie hatte eine Lange von 4610 m und wurde um teure Winkelstationen zu vermeiden in einem sanften Bogen mit einem Radius von etwa 20 km angelegt Die Anfang 1907 in Betrieb genommene Drahtseilbahn die die Bergehalde Schleswig mit der Zeche Scharnhorst verband war 3970 m lang Beide Drahtseilbahnen waren fur einen ununterbrochenen Betrieb eingerichtet Sie hatten zwei im Abstand von 2 3 m parallel nebeneinander liegende Tragseile die in gewissen Abstanden uber Stutzpfeiler liefen Ein Seil war fur die Hinfahrt des beladenen das andere fur die Ruckfahrt des leeren Wagens bestimmt Das Zugseil war in standiger Bewegung und wurde in den Stationen um Seilscheiben gefuhrt Der Antrieb erfolgte durch eine Antriebsseilscheibe von 2 5 m Durchmesser die mittels Zahnradvorgelege und Riementrieb durch einen fur den Seilbahnbetrieb eigens entwickelten 100 PS Motor in Umdrehung gesetzt wurde 2 In der Landschaft weist nichts mehr auf die Drahtseilbahnen hin Gasexplosion beim Abtragen der Halde Schleswig 1924 BearbeitenErfreulicherweise blieb die Zeche Schleswig von schweren Massenunglucken verschont Das folgenschwerste Ungluck ereignete sich am 16 September 1924 allerdings uber Tage beim Abtragen der Bergehalde Dieser Unglucksfall stand nach Angaben des Grubensicherheitsamts im Preussischen Ministerium fur Handel und Gewerbe nach Umfang und Folgen bisher einzig da Bei Abraumarbeiten am sudlichen Haldenrucken rutschten ohne besonderes Vorzeichen rund 300 Kubikmeter Haldenmassen unter dumpfem Getose in die Schlucht zwischen dem sudlichen und dem nordlichen Haldenrucken Der Abrutsch setzte grosse Gasmassen frei die sich in Kluften und Hohlraumen der brennenden Halde durch Schwelung angesammelt hatten und unter dem plotzlichen Hinzutritt von Sauerstoff an kleinen gluhenden Kohlenteilchen entzundeten Verstarkt wurde die Wirkung der Explosion durch die Entspannung von hochgespanntem Wasserdampf Von den 40 auf der Halde tatigen Arbeitern konnten sich 29 unverletzt in Sicherheit bringen elf kamen zu Tode Acht von ihnen hatten sich zunachst in einen Tunnel retten konnen der den nordlichen Haldenrucken unterquerte Durch diesen Tunnel wurden mit Bergematerial beladene Forderwagen zur Beladestation der beiden Drahtseilbahnen gebracht Doch dann ereignete sich in dem engen Tunnel noch eine zweite Explosion die so gewaltig war dass die mit einem Hemmklotz festgerammten beladenen Forderwagen und alle acht Arbeiter aus dem Tunnel herausgeschleudert wurden Ihre unverletzt gebliebenen Arbeitskollegen fanden sie mit glimmender Arbeitskleidung Knochenbruchen und Schadelverletzungen aber noch lebend vor Trotz schneller Hilfe von herbeigeeilten Dorfarzten hatte keiner von ihnen eine reale Chance zu uberleben 3 Einzelnachweise Bearbeiten Der Bergarbeiterstreik von 1889 und die Grundung des Alten Verbandes in ausgewahlten Dokumenten der Zeit hrsg und bearbeitet von Wolfgang Kollmann unter Mitarbeit von Albin Gladen Bochum 1969 Auf den Seiten 10 23 Erklarung des Gesamtzusammenhangs und auf den Seiten 207 215 Abdruck von ausfuhrlichen Berichten der Dortmunder Tageszeitung Tremonia zum Schwurgerichtsprozess F Schulte Die Drahtseilbahnen fur Versatzmaterial der Zechen Courl und Scharnhorst der Harpener Bergbau Aktien Gesellschaft In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift 43 Jahrgang Dortmund 1907 S 875 879 Zusammenfassung des Berichts des Grubensicherheitsamts in Gabriele Unverferth Leben im Schatten des Forderturms Die Kolonie Holstein in Dortmund Asseln Regio Verlag Werne an der Lippe 2005 S 43 44 Literatur BearbeitenGunter Knippenberg Dortmund Asseln Asseln in alter Zeit Regio Verlag Werne 2003 ISBN 3 929158 15 9 Hans Georg Kirchhoff Das Blutbad auf Zeche Schleswig 1889 In 1100 Jahre Aplerbeck 899 1999 Festschrift im Auftrag des Vereins fur Heimatpflege hrsg von Hans Georg Kirchhoff und Siegfried Liesenberg Klartext Verlag Essen 1998 ISBN 3 88474 735 5 Seiten 117 118 Phoenix Actien Gesellschaft fur Bergbau und Huttenbetrieb 1852 1912 Denkschrift zum 60 jahrigen Bestehen des Unternehmens Horde 1912 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zeche Schleswig amp oldid 228269000