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Wolfgang Martini 20 September 1891 in Lissa Provinz Posen 6 Januar 1963 in Ebenhausen Isar Ortsteil von Schaftlarn 1 war ein deutscher Berufsoffizier der in der Luftwaffe zuletzt als General der Luftnachrichtentruppe wesentlich fur Entwicklung Forderung Einfuhrung und Einsatz von Radarverfahren verantwortlich war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Karriere 1 2 Vom Oberstleutnant zum General 1 3 Beziehungen zur GEMA 1 4 Nachkriegsereignisse 2 Auszeichnungen 3 Werke 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBeforderungen 1912 Leutnant Ernennung Oberleutnant Hauptmann 1928 Major 1934 Oberstleutnant 1937 Oberst 1 Marz 1938 Generalmajor Ernennung Generalleutnant 20 September 1941 General der Luftnachrichtentruppe Wolfgang Martini war der Sohn von Karl Martini 1834 1915 Direktor des Landgerichts von Lissa und dessen Ehefrau Hedwig Hubschmann 1843 1930 aus Neuenburg Westpr Sein Bruder war Erich Martini spater Professor fur Medizin und im Ersten Weltkrieg Generalarzt der Marine Fruhe Karriere Bearbeiten Bereits wahrend seiner Schulzeit am Gymnasium seiner Heimatstadt Lissa in der Provinz Posen interessierte sich Wolfgang Martini fur Nachrichtentechnik Nach dem Abitur trat er 1910 als Offiziersanwarter in das Telegraphenbataillon 1 der Armee ein 1912 wurde er zum Leutnant und damit zum Offizier im Telegraphenbataillon 5 ernannt Schon zu Beginn seiner Laufbahn hatte er mit der sich rasant entwickelnden Funktechnik zu tun Wahrend des Ersten Weltkrieges ubernahm er zeitweise bei Verdun verantwortliche Aufgaben als Funkoffizier und wurde zum Oberleutnant dann zum Hauptmann befordert Bei Kriegsende war er Funksachbearbeiter beim Chef des Nachrichtenwesens des Heeres und kommandierte zuletzt die Heeresnachrichtenschule in der Provinz Namur im besetzten Belgien Nach dem Friedensvertrag von Versailles 1919 konnte Martini als einer der wenigen Offiziere in der Reichswehr verbleiben In den nachsten funf Jahren unterrichtete er an verschiedenen Nachrichtenschulen der Armee Kriegstelegraphenschule in Spandau Ruhleben 1919 1920 Artillerieschule in Juterbog 1920 1924 und war von 1924 bis 1928 Nachrichtenstabsoffizier bei einem Bezirkskommando Um 1928 1929 erhielt er in Lipezk eine geheime Pilotenausbildung dort fuhrte er auch Versuche mit Fliegerfunkgeraten durch Er wurde zum Major befordert und war von 1928 bis 1933 technischer Referent fur Gerate der Fernmeldetruppe beim Reichswehrministerium Vom Oberstleutnant zum General Bearbeiten Ab 1933 arbeitete Martini in Vorbereitung der spateren Grundung der Luftwaffe beim Reichsluftfahrtministerium RLM und war dort fur die Organisation der in Flugzeugen fur den Funk notwendigen Personen und Gerate verantwortlich Ab Dezember 1933 baute er das Luftnachrichtenverbindungswesen LNVW und die Luftnachrichtentruppe auf Dazu gehorte ein der Luftwaffe eigenes Fernmeldenetz mit den es betreibenden Truppenteilen sowie die Organisation fur Flugsicherung Funkaufklarung und Meldung von Flugbewegungen 1934 wurde er zum Oberstleutnant 1937 zum Oberst befordert in diesem Zeitraum leitete er im RLM die Abteilung fur das Funkwesen 1938 wurde er zum Generalmajor und Leiter des Nachrichtenwesens bei der Luftwaffe ernannt Am 20 September 1941 wurde er zum General der Luftnachrichtentruppe befordert und verblieb bis zum Kriegsende im Mai 1945 in seiner Position 1944 wurde er zusatzlich zum Generalnachrichtenfuhrer der Luftwaffe bestellt Beziehungen zur GEMA Bearbeiten In der Mitte der 1930er Jahre nahm die Gesellschaft fur elektroakustische und mechanische Apparate GEMA die Entwicklung eines Funkmessgerates auf Dieses pulsmodulierte System basierte auf fruheren Arbeiten von Rudolf Kuhnhold einem fur die Kriegsmarine tatigen Wissenschaftler Seine Entwicklung erfolgte unter hochster Geheimhaltung auch die anderen Teilstreitkrafte wurden uber seine Existenz nicht unterrichtet 2 Das von der GEMA unter dem Decknamen Seetakt hergestellte Fruhwarnsystem wurde im November 1938 dem Generalstab der Luftwaffe vorgefuhrt Martini der bei dieser Vorfuhrung zugegen war erkannte den grossen Wert dieser neuen Technik fur das Militar Er beauftragte die Entwicklung eines vergleichbaren Systems fur die Luftwaffe das den Decknamen Freya erhielt und befurwortete an erster Stelle die notwendigen Funkmessgerate beim deutschen Oberkommando der Wehrmacht Der von ihm initiierte Versuch mit zwei langeren Erkundungsfahrten des Zeppelins LZ 130 vor den britischen Inseln eine vergleichbare Ortungstechnik bei den Briten nachzuweisen scheiterte jedoch da die Briten ihr Radarsystem Chain Home mit stark von den deutschen Verfahren abweichenden Funkfrequenzen betrieben Im November 1941 wurde er zusatzlich zu seinen anderen Aufgaben offiziell Sonderbeauftragter fur Funkmesstechnik beim Oberkommando Obwohl er keine wissenschaftliche Ausbildung besass verstand er die Technik tiefgehend und er betrieb in Deutschland am starksten die Entwicklung des Radars fur militarische Zwecke Fur die meisten seiner Aufgaben berichtete Martini direkt Hermann Goring den Oberbefehlshaber der Luftwaffe Goring vertraute Martini jedoch nie ganz die beiden gerieten bei technischen Entscheidungen oft in Streit miteinander Als beispielsweise durch den Martini unterstehenden Funkhorchdienst den Deutschen die Existenz eines britischen Radarsystems bekannt geworden war waren die beiden uber dessen Bedeutung diametral unterschiedlicher Auffassung Goring diffamierte gegenuber anderen Kommandeuren Martini als Narr Fisher formuliert es wie folgt It was the same with all specialists they exaggerate the importance of whatever they are working on Es war immer das gleiche mit all den Fachleuten sie ubertreiben die Bedeutung dessen woran sie gerade arbeiten 3 Nachkriegsereignisse Bearbeiten Mit Kriegsende geriet Martini in Kriegsgefangenschaft zunachst war er bei den US Amerikanern inhaftiert dann bis 1947 bei den Briten Anschliessend arbeitete er als Berater fur die C Lorenz AG in Stuttgart Mit Grundung der Bundeswehr arbeitete er erneut fur die Streitkrafte Als ziviler Berater ubernahm er ab 1956 verantwortliche Aufgaben zunachst fur die Luftwaffe dann bei der NATO 4 Bereits Ende 1944 hatte er befurchtet dass Aufzeichnungen uber die wahrend des Krieges in Deutschland durchgefuhrten Arbeiten auf dem Gebiet der Funkortung und des Radarwesens nach einer Niederlage verloren gehen oder zerstort werden konnten Daher vergrub er zusammen mit dem GEMA Mitarbeiter Leo Brandt wichtige Dokumente und Aufzeichnungen in einer Metallkassette die er zu Beginn der 1950er Jahre in der SBZ wieder barg 5 1952 berief ihn Nordrhein Westfalen in die Position des Geschaftsfuhrenden Vorstandsmitgliedes des Ausschusses fur Funkortung e V in Dusseldorf aus dem 1961 die Deutsche Gesellschaft fur Ortung und Navigation DGON wurde Bei der DGON gelang ihm die geordnete Zusammenfuhrung der bei vielen Firmen und Personen in Deutschland verstreuten Unterlagen und Kenntnisse zur wahrend des Krieges entwickelten Radartechnik und Navigationsverfahren Darin flossen auch die 1944 vergrabenen Dokumente ein und wurden dort erstmals veroffentlicht 5 Damit wurde Deutschland in militarischer Funktechnik und in der Technik fur die Sicherheit ziviler See und Luftfahrt der Anschluss an den internationalen Wettbewerb moglich In diesen Jahren knupfte Martini auch auf vielen von ihm initiierten Fachtagungen Beziehungen zu Personen die in anderen Landern die Einfuhrung des Radars begleitet hatten Zu ihnen gehort auch Sir Robert Watson Watt der in Grossbritannien massgeblich den Aufbau eines Radarsystems vorantrieb Watson Watt schreibt 1959 in seiner eigenen Autobiographie uber Martini I have a very dear postwar friend in General Wolfgang Martini a shy modest charming and very perfect gentleman His many claims on my affectionate respect include his failure to endear himself to Goring from whom the qualities I have just tried to summarize may have concealed General Martini s very high technical competence wisdom and resource Nach dem Krieg habe ich in General Wolfgang Martini einen lieben Freund gewonnen ein zuruckhaltender bescheidener charmanter und ziemlich perfekter Gentleman Zu den zahlreichen positiven Eigenschaften die ihm meine herzliche Hochachtung eintragen gehort insbesondere die Tatsache dass es ihm nicht gelang ein gutes Verhaltnis zu Goring aufzubauen dem moglicherweise wegen der positiven Eigenschaften die ich gerade zusammenzufassen versucht habe die Tatsache verborgen geblieben ist dass General Martini uber sehr ausgepragte technische Kenntnisse und Weisheit verfugt 6 Martini heiratete 1962 in Dusseldorf Ilse Kattner die Ehe blieb kinderlos Er verstarb am 6 Januar 1963 an einem Herzinfarkt 7 Auszeichnungen BearbeitenMartini wurde vielfach ausgezeichnet dazu gehorte 1941 die Rettungsmedaille am Band im Februar 1944 das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern 8 und im Februar 1959 das Grosse Bundesverdienstkreuz Seit 1961 war er Ehrenmitglied des British Institute of Navigation bei der Royal Geographical Society 1962 wurde er in Hannover zum Dr Ing E h ernannt In Osnabruck wurde die ehemalige Flak Kaserne als General Martini Kaserne nach ihm benannt Dort waren zwischen 1960 und 2002 die Fernmelderegimenter 71 und 11 stationiert 9 Werke BearbeitenDas Luftnachrichtenverbindungswesen im Rahmen der Wehrmachtsfuhrung Bundesarchiv Militararchiv Freiburg 1947 10 Siehe auch BearbeitenJagdgradnetzmeldeverfahrenLiteratur BearbeitenKarl Otto Hoffmann Martini Wolfgang In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 301 f Digitalisat Karl Otto Hoffmann Die Geschichte der Luftnachrichtentruppe 3 Bande 1965 1968 1973 Louis Brown A Radar History of World War II Institute of Physics Publishing Bristol Philadelphia 1999 ISBN 0 7503 0659 9 Henry E Guerlac Radar in World War II The History of Modern Physics 1800 1950 Band 8 Tomash American Institute of Physics 1987 ISBN 0 88318 486 9 H Kummritz German radar development up to 1945 In Russell Burns Hrsg Radar Development to 1945 Kapitel 14 Peter Peregrinus London 1988 ISBN 0 86341 139 8 Fritz Trenkle Die deutschen Funkmessverfahren bis 1945 Motorbuch Verlag 1978 ISBN 3 87943 668 1 auch Huthig 1986 ISBN 3 7785 1400 8 Raymond C Watson Jr Radar Origins Worldwide History of Its Evolution in 13 Nations Through World War II Trafford Publishing 2009 ISBN 978 1 4269 2110 0 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche General der Luftnachrichtentruppe Dr Ing E h Wolfgang Martini Zu seinem 25 Todestag In Hans Jurgen von Arnim Deutsches Soldatenjahrbuch 1988 Sechsunddreissigster Deutscher Soldatenkalender Band 36 Schild Verlag 1988 ISBN 3 88014 090 1 S 7 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenTobias Rieger Das Reichsluftfahrtministerium und der Radarkrieg online Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien 16 August 2018 Wolfgang Martini in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer RepublikEinzelnachweise Bearbeiten Sterbeort Ebenhausen Isar nach Angabe der NDB und den Akten der Reichskanzlei der Spiegel nennt abweichend Dusseldorf Harry von Kroge GEMA Birthplace of German Radar and Sonar ubersetzt von Louis Brown Inst of Physics Publishing 2000 David E Fisher A Summer Bright and Terrible Shoemaker amp Hoard 2005 S 164 168 David Prichard The Radar War Germany s Pioneering Achievement Patrick Stephens 1989 S 219 a b Cajus Bekker Radar Duell im Dunkel Gerhard Stalling Verlag 1958 Sir Robert Watson Watt The Pulse of Radar Dial Press 1959 S 405 Gestorben Wolfgang Martini In Der Spiegel 3 1963 16 Januar 1963 Klaus D Patzwall Die Ritterkreuztrager des Kriegsverdienstkreuzes 1942 1945 Patzwall Verlag Hamburg 1984 S 106 107 Jakob Knab Falsche Glorie Das Traditionsverstandnis der Bundeswehr Ch Links Verlag 1995 ISBN 3 86153 089 9 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Eintrag 1 2 Vorlage Toter Link startext net build de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis zur Fernmeldetruppe der Luftwaffe in der Bestandsubersicht auf der Webprasenz des Bundesarchivs Militararchiv gesehen 22 Mai 2012 Normdaten Person GND 133600246 lobid OGND AKS VIAF 20878625 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Martini WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier zuletzt General der NachrichtentruppeGEBURTSDATUM 20 September 1891GEBURTSORT Lissa Provinz PosenSTERBEDATUM 6 Januar 1963STERBEORT Ebenhausen Isar Ortsteil von Schaftlarn oder Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Martini amp oldid 232990835