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Wilhelm Roux 9 Juni 1850 in Jena 1 15 September 1924 in Halle Saale war ein deutscher Anatom sowie Embryologe und Entwicklungsbiologe Wilhelm Roux Anfang des 19 JahrhundertsGrab von Wilhelm Roux auf dem Laurentius Friedhof in Halle Saale Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen als Biologe 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilhelm Roux war ein Sohn des Jenaer Universitatsfechtmeisters Friedrich August Wilhelm Ludwig Roux Nachkomme des Refugie Francois Roux 1674 1750 und seiner zweiten Ehefrau Clothilde geb Baumbach Er wuchs in Jena auf und besuchte die Oberrealschule in Meiningen Er studierte ab 1870 in Jena Berlin und Strassburg Medizin Unterbrochen zunachst 1870 71 durch den Militardienst setzte er um 1873 sein Studium in Jena fort und absolvierte dort 1877 1878 das Medizinische Staatsexamen Wissenschaftlich gepragt worden war er wahrend seiner Studienzeit von Ernst Haeckel Rudolf Virchow sowie Friedrich Daniel Recklinghausen Gustav Schwalbe regte ihn zu kausal morphologischen Untersuchungen an aus denen die Dissertation Die Verzweigungen der Blutgefasse 1878 hervorging Roux erweiterte die vergleichende entwicklungsgeschichtliche Morphologie der Gegenbaur Schule durch die Analyse der Ursachen bestimmter Formgestaltungen Roux benannte seine kausal analytische Erforschung der Individualentwicklung der Organismen mit dem ihm von dem Physiologen Rudolf Heidenhain vorgeschlagenen Wort Entwicklungsmechanik wobei Mechanik hier nicht physikalisch sondern als ein philosophischer Begriff zu verstehen ist der alles kausal bedingte Geschehen umfasst 2 Er stellte fest dass die Gefasse der Leber durch die hamodynamischen Krafte des Blutstromes geformt werden Daraus leitete Roux das Prinzip der funktionellen Anpassung ab siehe Reizstufenregel auch Roux Prinzip genannt Programmatisch fur die neue Richtung wurde seine Schrift Der Kampf der Teile im Organismus 1881 in der er den Darwinschen Kampf ums Dasein auf die intraorganismischen Beziehungen der Zellen und Gewebe ubertrug Durch Analysen hochgradig funktionell bedingter Organgestaltungen unter anderem Knochenbalkchen im Oberschenkelhalsknochen Schwanzflosse des Delphins gelang ihm der Nachweis einer Physiologie der Formbildung womit er die Arbeiten Georg Hermann von Meyers 1815 1892 Julius Wolffs und August Raubers 1841 1917 zur Begrundung der funktionellen Orthopadie fortfuhrte Diese Arbeiten Roux fielen in seine Breslauer Jahre wo er von 1879 bis 1889 wirkte zuletzt als Direktor des auf Friedrich Althoffs Veranlassung eigens fur Roux gegrundeten Instituts fur Entwicklungsgeschichte und Entwicklungsmechanik 1889 folgte er einem Ruf nach Innsbruck 1895 ging Roux als Direktor des Anatomischen Instituts nach Halle wo er 1924 an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb Sein Grab befindet sich auf dem Laurentius Friedhof Am 19 Juli 1901 Matrikel Nr 3148 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt 3 Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1911 zu ihrem korrespondierenden Mitglied 4 1916 wurde er auch korrespondierendes Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften 5 1924 wurde er in die National Academy of Sciences gewahlt 1909 erhielt er die Ehrendoktorwurde der Universitat Leipzig 6 Leistungen als Biologe BearbeitenBeruhmt wurde Roux durch die 1882 begonnenen Experimente am Froschei bzw dem sich entwickelnden Froschkeim Auf ihnen grundet das Programm einer Entwicklungsmechanik des Embryo 1885 Fur diesen neuen biologischen Wissenschaftszweig gab Roux selbst mehrere Definitionen die einmal als experimentelle Entwicklungsmechanik 7 starker mechanistisch ausgerichtet waren zum anderen die spezifisch biotischen Lebensleistungen in den Mittelpunkt ruckten Dennoch gilt Roux in der Biologiegeschichte als typischer Vertreter des Mechanizismus was zumindest ungenau ist 1887 stellte Roux erstmals Hemiembryonen vor das heisst typische halbe Froschlarven die er durch das Abtoten einer der beiden ersten Tochterzellen des Froschkeimes erhielt Entwicklung ist danach eine mit der ersten Furchungsteilung einsetzende gleichmassige Verteilung der Keimqualitaten auf die kunftigen Organe Mosaikenentwicklung was mit seiner Deutung der Kernteilungsfiguren korrespondierte Doch das blieb nicht Roux letztes Wort denn einige seiner Hemiembryonen zeigten typische regenerative Effekte der Hemiembryo komplettierte sich was Roux durch die Hypothese eines Reserveidioplasmas das bei jeder Zellteilung an jede Tochterzelle mitgegeben werde zu erklaren suchte 1891 erhielt Hans Driesch mit Seeigeleiern aus den im Zweizellenstadium halbierten Keimen vorwiegend sofort Ganzbildungen womit Roux Theorie der ontogenetischen Entwicklung erschuttert war Die Klarung der Differenz der Ergebnisse von Roux und Driesch gelang erst wesentlich spater aufbauend auf den Arbeiten von Theodor Boveri Alexander Gurwitsch und Paul Alfred Weiss sowie durch die biochemische und genetisch molekularbiologische moderne Forschung Roux wissenschaftlicher Lebensweg war fortan durch die Kontroversen mit Driesch und Oskar Hertwig bestimmt was jedoch fur die Propagierung der Entwicklungsmechanik die auch als Entwicklungsphysiologie bezeichnet wurde sehr forderlich war 1893 legte Roux Gewebskulturen an 8 Im Herbst 1894 grundete Roux das Archiv fur Entwicklungsmechanik der Organismen welches unter mehrfach wechselndem Namen bis heute erscheint Die Bedeutung Roux fur die Biologie besteht in der Begrundung eines experimentellen biologischen Konzepts Damit wurde sein Werk zum Ausgangspunkt der modernen Biologie Schriften Auswahl BearbeitenDer Kampf der Teile im Organismus Wilhelm Engelmann Leipzig 1881 Archive Ueber die Bedeutung der Kerntheilungsfiguren Wilhelm Engelmann Leipzig 1883 Archive Ueber die Zeit der Bestimmung der Hauptrichtungen des Froschembryo Wilhelm Engelmann Leipzig 1883 Archive Gesammelte Abhandlungen uber Entwicklungsmechanik der Organismen 2 Bande Wilhelm Engelmann Leipzig 1895 Erster Band Archive Zweiter Band Archive Programm und Forschungsmethoden der Entwickelungsmechanik der Organismen Wilhelm Engelmann Leipzig 1897 Archive Uber die Selbstregulation der Lebewesen Archiv fur Entwicklungsmechanik der Organismen Band VIII Heft 4 Wilhelm Engelmann Leipzig 1902 Archive mit Carl Correns Alfred Fischel und Ernst Kuster Terminologie der Entwicklungsmechanik der Tiere und Pflanzen Wilhelm Engelmann Leipzig 1912 Archive Wilhelm Roux Intellektuelle Autobiographie In Die Medizin der Gegenwart in Selbstdarstellungen hrsg v L R Grote Leipzig 1923 S 141 206 Literatur BearbeitenOskar Roux Der Refugie Francois Roux seine Ahnen und Nachkommen Geschichte der Familie Roux in Biographien o O o J Privatdruck fur die Familie Roux ausgegeben im November 1928 S 74 78 Wilhelm Roux mit Huftbild Stefan Kirschner Roux Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 149 f Digitalisat Stefan Kirschner Wilhelm Roux 1850 1924 und seine Konzeption der Entwicklungsmechanik In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 22 2003 S 67 80 Reinhard Mocek Wilhelm Roux und Hans Driesch Zur Geschichte der Entwicklungsphysiologie der Tiere Jena 1971 Hermann Stieve Wilhelm Roux In Mitteldeutsche Lebensbilder 2 Band Lebensbilder des 19 Jahrhunderts Magdeburg 1927 S 452 461 Ulrike Feicht Wilhelm Roux 1850 1924 seine hallesche Zeit Diss Halle 2008 PDF Barbara I Tshisuaka Roux Wilhelm In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1271 f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Roux im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Wilhelm Roux im Catalogus Professorum Halensis Zur GenealogieEinzelnachweise Bearbeiten Getauft am 7 Juli 1850 Blatter von der Saale vom 5 September 1850 S 446 Stefan Kirschner Wilhelm Roux 1850 1924 und seine Konzeption der Entwicklungsmechanik In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 22 2003 S 67 80 hier S 67 zitiert Mitgliedseintrag von Wilhelm Roux bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 27 Juni 2016 Mitgliedseintrag von Prof Dr Wilhelm Roux mit Bild bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 27 Juni 2016 Wilhelm Roux Mitglieder der Vorgangerakademien Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 27 Juni 2016 Verzeichnis der Ehrenpromotionen Nicht mehr online verfugbar Archiv der Universitat Leipzig archiviert vom Original am 22 Januar 2021 abgerufen am 4 November 2020 Ordnung nach Graduierungsjahr nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot geschichte archiv uni leipzig de Vgl auch Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 46 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 47 Normdaten Person GND 118750038 lobid OGND AKS LCCN n87144436 VIAF 59879459 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Roux WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher ZoologeGEBURTSDATUM 9 Juni 1850GEBURTSORT JenaSTERBEDATUM 15 September 1924STERBEORT Halle Saale Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Roux amp oldid 237020966