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Die Welfenparteien im Herzogtum und Freistaat Braunschweig waren antipreussische monarchistische Parteien Sie setzten sich fur einen eigenstandigen Bundesstaat Braunschweig unter der Fuhrung eines Herzogs aus dem Haus der Welfen ein Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Beginn der welfischen Bewegung 3 Die Braunschweigische Rechtspartei 4 Spaltung 5 Wahlerfolge 6 Auflosung 7 Braunschweigisch Niedersachsische Partei 8 LiteraturVorgeschichte BearbeitenIm Rahmen des Deutschen Krieges 1866 annektierte Preussen das Konigreich Hannover In der Provinz Hannover entstand aus Protest dagegen 1869 die Deutsch Hannoversche Partei als Welfenpartei In Braunschweig waren die Verhaltnisse anders Das Herzogtum Braunschweig blieb selbststandig und der welfische Herzog blieb im Amt Allerdings war Herzog Wilhelm kinderlos der nachste Erbe aus dem Haus der Welfen war Ernst August von Hannover Herzog von Cumberland der 1866 gesturzte ehemalige Konig von Hannover Dieser hatte sich geweigert eine Friedensvereinbarung mit Preussen zu schliessen Umgekehrt wurde ihm die Ruckgabe des Welfenfonds verweigert Als Herzog Wilhelm 1884 starb ergab sich die Situation dass der deutsche Bundesrat auf Antrag und nach massivem Druck Preussens am 2 Juli 1885 bekanntgab dass die Regierung des Duke of Cumberland and Teviotdale in Braunschweig mit den Grundprinzipien der Bundesvertrage und der Reichsverfassung nicht vereinbar sei da er seine hannoverschen Erbanspruche nicht aufgeben wollte Es kam zur Regentschaft uber das Herzogtum Braunschweig Mit der Regentschaft von Albrecht von Preussen entstand auch im Herzogtum Braunschweig eine welfische Bewegung Beginn der welfischen Bewegung BearbeitenWortfuhrer der antipreussischen Bewegung war zunachst der Rechtsanwalt und Notar Franz Dedekind aus Wolfenbuttel Dessen lautstarkes Engagement fuhrte zu mehreren Verurteilungen wegen Beleidigung 1883 wurde in Braunschweig der Club Welf gegrundet dem der Gartnermeister Albert Schwenke vorstand Der Verein war klein und hatte nur geringe Aussenwirkung Am 27 Februar 1886 begann Schwenke eine Zeitschrift Brunonia herauszugeben um die Ideen des Vereins zu unterstutzen Die Zeitschrift wurde alle 14 Tage gedruckt 500 Abonnenten erwarben das Blatt hinzu kamen noch 200 Exemplare die Ludwig Windthorst fur Hannover abnahm Das Blatt fuhrte 1886 zu einer Verdreifachung der Mitgliederzahlen des Club Welf und erstmals auch zu einer Ausdehnung uber die Stadt Braunschweig hinweg 1887 kam es zu einer Unterschlagung der Mitgliedsbeitrage durch den Kassierer und in der Folge zu einer Spaltung des Vereins Neben den Nachfolgevereinen Alter Club Welf und Club Welf von der Stammfahne entstanden 1888 der Welfenclub in Schoningen und 1889 die Altbraunschweigische Vereinigung als welfische Vereine 1892 ging die Zeitschrift Brunonia wieder ein Die Braunschweigische Rechtspartei BearbeitenAm 5 Februar 1895 wurde im Sachsischen Hof in Braunschweig die Braunschweigische Rechtspartei gegrundet Zentrales Ziel war ein selbststandiges Herzogtum Braunschweig im Deutschen Kaiserreich unter der Fuhrung des Herzogs von Cumberland Sie war eng verbunden mit den anderen partikularistischen Parteien in Preussen wie der Deutsch Hannoverschen Partei oder der hessischen Rechtspartei in Kurhessen verbunden Innenpolitisch agitierte man gegen eine Verpreussung der Verwaltung wirtschaftspolitisch wurde eine Zuruckdrangung der liberalen Wirtschaftspolitik gefordert Vorsitzender der Partei war zunachst Carl Herrmann Dieser war Inhaber einer Buchdruckerei und gab ab dem 15 Juni 1895 die Zeitschrift Altbraunschweigische Volkszeitung heraus Fuhrende weitere Vertreter waren Otto Elster und Werner von der Schulenburg Hehlen Bereits kurze Zeit nach der Grundung kam es zu einer Grundung der Altbraunschweigischen Verfassungspartei Elster und Schulenburg gelang es den Konflikt zu losen Die Altbraunschweigische Verfassungspartei wurde die landesweite Organisation die Braunschweigische Rechtspartei deren Stadtverband fur die Stadt Braunschweig Otto Elster wurde Vorsitzender Werner von der Schulenburg Hehlen stellvertretender Vorsitzender der landesweiten Organisation Auf dem zweiten Parteitag am 16 17 Mai 1896 wurde der Name auf Braunschweigische Landes Rechts Partei vereinheitlicht Spaltung BearbeitenWenige Wochen nach dem Parteitag kam es zur Spaltung der Partei die bis zur Auflosung beider Parteien 1913 anhalten sollte Ein Teil der Parteimitglieder die sich im Verein Brunonia organisiert hatten warfen der Mehrheit zu radikale Positionen und zu starke Anlehnung an die Schwesterorganisation in Hannover vor Emotional wurde der Konflikt in der Bewertung der Person Bismarcks Wahrend die Minderheit Bismarck als Reichseiniger verehrte sah die Mehrheit die Tatsache dass kein Welfe regierte als Nachfolge der Politik Bismarcks Die gemassigten Welfen organisierten sich daher als eigener Verein der Vaterlandischen Vereinigung Ihre Parteizeitung war ab 1896 die Brunonia Die Landes Rechts Partei hatte zudem noch das Problem dass Carl Herrmann in Konkurs ging und die Altbraunschweigische Volkszeitung eingestellt wurde Ab Marz 1897 wurde wochentlich stattdessen die Vaterlandische Volkszeitung fur das Herzogtum Braunschweig herausgegeben Beide Welfenparteien gerieten auch in den Blick der Behorden Im November 1897 wies die Landesregierung alle Beamten an aus der Partei auszutreten da die Mitgliedschaft nicht mit dem Beamtenstatus vereinbar sei Das Gleiche galt fur die Offiziere Viele Mitglieder traten daraufhin aus der Partei aus Kurd von Damm legte hingegen sein Amt als Stadtdirektor nieder um Parteimitglied zu bleiben und wurde Rechtsanwalt Die Uneinigkeit der Welfenparteien fuhrte dazu dass kein welfischer Kandidat bei der Reichstagswahl 1898 auch nur in die Stichwahl kam In den Reichstagswahlkreisen Herzogtum Braunschweig 1 und 2 hatten die gemassigten Welfen jeweils den Kandidaten der NLP unterstutzt im Reichstagswahlkreis Herzogtum Braunschweig 3 war von Schulenburg deutlich gescheitert Der vierte Parteitag der Landes Rechts Partei beschloss daher Gesprache uber eine Vereinigung aufzunehmen Diese scheiterten und die gemassigten Welfen grundeten am 14 Mai 1899 eine vollig unabhangige Partei die Braunschweigisch Welfische Partei unter Richard Sollmann 1902 schied Otto Elsner als Vorsitzender der Landes Rechts Partei aus und von der Schulenburg wurde sein Nachfolger Als Stellvertreter wurde Hermann Dedekind gewahlt Wahlerfolge BearbeitenAuch wenn die beiden Parteien getrennt organisiert waren war ein Wahlerfolg aufgrund des Mehrheitswahlrechtes bei Reichstagswahlen nur durch Zusammenarbeit moglich Diese wurde in den folgenden Jahren auch gepflegt Bei der Reichstagswahl 1903 trug diese Zusammenarbeit Fruchte Im Reichstagswahlkreis Herzogtum Braunschweig 3 wurde Kurd von Damm von einem breiten burgerlichen Bundnis und beiden Welfenparteien unterstutzt und gewahlt Auch bei der Reichstagswahl 1907 wurde er wiedergewahlt Im Reichstagswahlkreis Herzogtum Braunschweig 1 waren beide Welfenparteien Teil des burgerlichen Bundnisses das Conrad Langerfeldt NLP erlaubte das Mandat von der SPD zuruckzuerobern Bei allen Reichstagswahlen einigten sich die Welfenparteien auf ein gemeinsames Vorgehen Bei den Wahlen zum Braunschweigischen Landtag waren die Welfen durch das Drei Klassen Wahlrecht benachteiligt und forderten daher allgemeine und gleiche Wahlen 1908 wurde mit von Dahne erstmals ein Welfe in den Landtag gewahlt Hermann Dedekind wurde 1912 der zweite welfische Abgeordnete Auch bei Kommunalwahlen verhinderte das Drei Klassen Wahlrecht grossere Erfolge der Welfen 1899 wurde Carl Ebeling 1909 Hermann Mohle in die Stadtverordnetenversammlung von Braunschweig gewahlt Auflosung Bearbeiten1913 kam es zu einer Entspannung der Politik Ernst Augusts mit den Preussen Am 24 Mai 1913 heiratete sein jungster Sohn Ernst August III die einzige Tochter Kaiser Wilhelms II Viktoria Luise Ernst August verzichtete im Oktober 1913 zugunsten seines Sohnes auf die Anspruche auf das Herzogtum Braunschweig der somit am 1 November 1913 regierender Herzog von Braunschweig wurde Damit waren die Ziele der Welfenparteien erfullt Am 1 Dezember 1913 loste sich die Braunschweigisch welfische Partei am 7 Dezember 1913 die Landes Rechts Partei auf Als Nachfolger wurde der Braunschweigisch Vaterlandische Vereinsverband gegrundet der aber nicht mehr als Partei tatig wurde Das Staatsministerium hob die Unvereinbarkeit von Beamtenschaft und Mitgliedschaft 1914 auf Braunschweigisch Niedersachsische Partei BearbeitenDie Novemberrevolution fuhrte 1918 zur Absetzung des Herzogs und der Bildung des Freistaats Braunschweig Damit war das vor kurzem erst erreichte Ziel einer Welfen Herrschaft wieder verloren Unter Fuhrung von August Hampe wurde daher im April 1920 die Braunschweigisch Niedersachsische Partei als monarchistische Partei in der Weimarer Republik aus den Nachfolgevereinen der Welfenparteien gegrundet Diese trat im Verbund mit den anderen burgerlichen Parteien im Braunschweigischen Landeswahlverband zu den Landtagswahlen an und konnte bis zu drei Abgeordnete stellen Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Partei 1933 aufgelost Literatur BearbeitenCarl Wilhelm Reibel Handbuch der Reichstagswahlen 1890 1918 Droste Verlag Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 7700 5284 4 S 1413 Burkhard Schmidt Welfenparteien im Herzogtum Braunschweig in Braunschweigisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 88 2002 ISSN 1437 2959 S 59 95 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Welfenparteien in Braunschweig amp oldid 230890468