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Der Weinsberger Tunnel ist ein 891 3 m langer Tunnel im Zuge der Bahnstrecke Crailsheim Heilbronn zwischen Weinsberg und Heilbronn Nach seiner Eroffnung 1862 war er der langste Tunnel Wurttembergs Der unter Denkmalschutz 1 stehende Eisenbahntunnel durchquert den Keupermergel der Heilbronner Berge Im Gestein eingelagerter Anhydrit bereitete beim Bau grosse Probleme und erfordert bis heute aufwandige Instandhaltungsarbeiten Weinsberger TunnelWeinsberger TunnelDer Tunnel von der Heilbronner SeiteNutzung EisenbahntunnelVerkehrsverbindung Bahnstrecke Crailsheim HeilbronnOrt Weinsberg HeilbronnLange 891 3 mAnzahl der Rohren 1Grosste Uberdeckung ca 90 mBauBauherr K W St E Baukosten 650 000 fl Baubeginn Oktober 1859Fertigstellung 18 Juli 1862BetriebBetreiber DB NetzFreigabe 4 August 1862LageWeinsberger Tunnel Baden Wurttemberg KoordinatenNordostportal 49 8 55 N 9 16 1 8 O 49 148615 9 267172Sudwestportal 49 8 35 7 N 9 15 29 O 49 14325 9 258057 Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Vorgeschichte 3 Bau 4 Betrieb 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenDer Weinsberger Tunnel verlauft im Nordteil der Heilbronner Berge unterhalb der auf der Grenze der Stadte Weinsberg im Osten und Heilbronn im Westen bei der Kernerruhe befindlichen Scharte 291 3 m u NHN 2 die 350 m sudostlich vom Gipfel der am Gewann Burg mit ostlich benachbartem Gewann Schnarrenberg gelegenen Nordkuppe 301 7 m und 1 2 km jeweils Luftlinie nordnordwestlich von jenem der Sudkuppe des Galgenbergs ca 312 m liegt Uber die Nordkuppe leitet die Landschaft in Richtung Nordwesten zum Weinsberger Sattel ca 235 m mit dortiger Bundesstrasse 39 uber Vorgeschichte BearbeitenDer Weinsberger Tunnel verdankt seine Entstehung weniger den geografischen Gegebenheiten sondern vielmehr politischen Einflussen 1857 entschied der wurttembergische Staat von Heilbronn aus uber Crailsheim eine Eisenbahnverbindung in Richtung des bayerischen Nurnbergs zu knupfen Anfang Mai 1858 legte das seinerzeit fur den Eisenbahnbau verantwortliche wurttembergische Finanzministerium Plane fur die Streckenfuhrung vor Die Strecke sollte von Heilbronn aus uber Neckarsulm Neuenstadt und Ohringen weiter nach Osten gefuhrt werden Fur Neckarsulm war im Zuge des Bahnbaus ein neuer Hafen am Neckar geplant Da Heilbronn als Ausgangspunkt feststand hatte die Stadt bis zu diesem Zeitpunkt wenig Interesse an Fragen zum Verlauf der Bahn gezeigt sah nun aber in einem Neckarhafen im benachbarten Neckarsulm eine ernsthafte Bedrohung fur die eigene Wirtschaftskraft Die Oberamtsstadt Weinsberg forderte schon zuvor eine Streckenfuhrung durch das Weinsberger Tal da ihr ansonsten der Anschluss an das Eisenbahnnetz langfristig versagt geblieben ware Sowohl Heilbronn als auch Weinsberg intervenierten unverzuglich nach Bekanntwerden der Plane Die ehemalige Reichsstadt Heilbronn argumentierte sie gerate aufgrund der durch einen Hafen in Neckarsulm entstehenden wirtschaftlichen Nachteile auch gegenuber dem badischen Konkurrenten in Mannheim ins Hintertreffen Ausserdem sei nur eine moglichst kurze Streckenfuhrung einer moglichen Fernverkehrsachse Strassburg Nurnberg Berlin Prag angemessen Weinsberg warf seine bisherige Bedeutung als Knotenpunkt fur den Handel von Osten in Richtung Heilbronn in die Waagschale und gab zu bedenken dass eine Strecke uber Neuenstadt nahe an der badischen Grenze verlaufen wurde Schon der Bericht der Volkswirtschaftlichen Kommission vom 22 Mai 1858 trug erste Fruchte da dieser empfahl die Strecke uber Weinsberg zu fuhren zumal Neckarsulm ohnehin uber eine geplante Strecke von Heilbronn in Richtung Neckarelz Anschluss an das Eisenbahnnetz erhalten sollte Die Abgeordnetenkammer folgte dem Vorschlag am 25 Mai mit breiter Mehrheit Der Tunnel war weder von Heilbronn noch von Weinsberg gefordert worden Beide Stadte gingen davon aus dass die Strecke nordlich um den Wartberg herumgefuhrt werden wurde Erst ein Bericht des Finanzministeriums vom 29 Oktober 1858 der der koniglichen Verordnung zum Streckenbau vom 17 November 1858 vorausging brachte den Tunnel ins Spiel da dieser durch die kurzeste mogliche Streckenfuhrung am wirtschaftlichsten schien Bau Bearbeiten nbsp Innenansicht wahrend des Umbaus 2003Der Erste Spatenstich fur die Strecke Heilbronn Hall fand im August 1859 in Heilbronn statt Zwei Monate danach begannen die Arbeiten am Tunnel die sowohl von der Heilbronner und der Weinsberger Seite als auch uber einen 80 m tiefen Schacht von oben in Angriff genommen wurden Die grosse Zahl an Arbeitern darunter viele italienische Gastarbeiter stellte die Kommunen vor grosse Herausforderungen So mussten allein in Heilbronn mit seinen damals 14 000 Einwohnern rund 1500 Arbeiter untergebracht werden Ende Juli 1860 forderten die Arbeiten ein Todesopfer als ein Arbeiter auf der Weinsberger Seite verschuttet wurde Die Tunnelwand wurde mit Heilbronner Sandstein ausgemauert der in den nahe gelegenen Steinbruchen am Jagerhaus und oberhalb des Tunnels gewonnen wurde Als die Arbeiten weiter in das Innere des Bergruckens vorstiessen traten Probleme auf die bis heute nicht vollstandig gelost sind Der Keupermergel mit seinen Gipsbanken durch den der Tunnel geschlagen wurde erwies sich als anhydrithaltig Kam das Gestein mit eindringendem Wasser in Beruhrung was insbesondere uber dem Schacht und auf der Weinsberger Seite der Fall war reagierte es zu Gips und quoll dabei auf Der Gips hob den Boden des Tunnels monatlich um 24 cm und sprengte an vielen Stellen die Ummauerung Nur mit einer permanenten Entwasserung und einem 430 m langen Bodengewolbe aus Holz gelang es den Tunnelbauern die Probleme ausreichend zu mildern Der Durchschlag zwischen Heilbronn und Weinsberg gelang am 19 November 1860 Die Arbeiten konnten am 18 Juli 1862 vollendet werden Der zweigleisig angelegte aber zunachst nur mit einem Gleis versehene Tunnel ist maximal 8 3 m breit und war zunachst 5 7 m hoch Er steigt in Richtung Weinsberg an Die Baukosten in Hohe von 650 000 f machten fast 1 10 des gesamten Budgets fur den Teilabschnitt Heilbronn Hall aus Mit 891 m war der Tunnel nach seiner Eroffnung am 4 August 1862 der langste Tunnel Wurttembergs und wurde nach Inbetriebnahme des 1557 m langen Hochdorfer Tunnels im Zuge der Nagoldtalbahn 1873 zum zweitlangsten Eisenbahntunnel im Streckennetz der Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahnen 3 Betrieb Bearbeiten nbsp Nordostportal auf der Weinsberger Seite wahrend des Umbaus 2003 nbsp Sudwestportal auf der Heilbronner Seite wahrend des Umbaus 2003Nach seiner Inbetriebnahme entwickelte sich der Tunnel bald zu einem grossen Sorgenkind Die schwierigen geologischen Verhaltnisse erfordern immer wieder aufwandige Sanierungsarbeiten so bereits 1866 bis 1867 als das Holzgewolbe schon fast vollstandig zerstort war und abschnittsweise eine Holzverschalung eingebaut werden musste um herabfallende Steine abzufangen Oscar Fraas nannte den Tunnel 1880 in seiner Beschreibung des wurttembergischen Eisenbahnnetzes Wurttembergs Eisenbahnen mit Land und Leuten an der Bahn einen gefahrlichen schadhaften Bau der in ein ubles Renomme gekommen ist 4 Seit 1888 ist der Tunnel zweigleisig ausgebaut Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Sanierungsbedarf so hoch dass die Deutsche Bundesbahn erwog den Tunnel uber Binswangen und Erlenbach zu umgehen Auch wenn diese Variante langfristig kostengunstiger gewesen ware kam sie wegen des kurzfristig hohen Investitionsvolumens nicht zur Ausfuhrung Weitere Sanierungsarbeiten waren 1956 1957 1973 1975 und 1988 1989 notwendig wobei die Gleise 1973 bereits tiefer verlegt wurden um eine eventuelle Elektrifizierung vorzubereiten Als im Juni 2003 der Ausbau der Bahnstrecke Crailsheim Heilbronn fur die Stadtbahn Heilbronn und damit die Elektrifizierung anstand nahm die DB erneut eine Sanierung in Angriff die sich wegen unerwarteter Probleme uber anderthalb Jahre anstatt wie zunachst geplant uber ein halbes Jahr hinzog Fur eine nachhaltige Sicherung erhielt der Tunnel einen 20 cm dicken Puffer aus Styropor zwischen Gestein und Tunnelwanden der dem quellenden Gestein fur mehrere Jahrzehnte widerstehen soll Um das Lichtraumprofil fur die Elektrifizierung zu erweitern setzte die Deutsche Bahn analog zu den Tunneln der Murgtalbahn Y Schwellen ein Literatur BearbeitenChristhard Schrenk Mit dem Dampfross vom Neckar zum Kocher 125 Jahre Eisenbahnlinie Heilbronn Schwabisch Hall Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn Nr 18 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1987 ISBN 3 928990 31 4 heilbronn de PDF Gremminger G Spang J Instandsetzung des Weinsberger Tunnels In Der Eisenbahningenieur 29 1978 S 32 38 Siegfried Lorenz Thomas Rupp Stadtbahngerechter Ausbau Heilbronn Ohringen In Die Stadtbahn Heilbronn Schienenverkehr zwischen Eppingen und Ohringen Verlag Regionalkultur Ubstadt Weiher 2005 ISBN 3 89735 416 0 Bernhard Frohlich Ludger Dauwe Siegfried Lorenz Weinsberger Tunnel Teilerneuerung und Stadtbahnverkehr In Der Eisenbahningenieur Nr 5 DVV Verlag Mai 2006 eurailpress archiv de Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weinsberger Tunnel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Weinsberger Tunnel In Eisenbahn Tunnel und deren Tunnelportale in Deutschland Lothar BrillEinzelnachweise Bearbeiten Julius Fekete Simon Haag Adelheid Hanke Daniela Naumann Denkmaltopographie Baden Wurttemberg Band I 5 Stadtkreis Heilbronn Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1988 3 S 78 Karten und Daten des Bundesamtes fur Naturschutz Hinweise Albert Muhl Kurt Seidel Die Wurttembergischen Staatseisenbahnen 2 Auflage Theiss Stuttgart 1980 ISBN 3 8062 0249 4 S 264 Oscar Fraas Wurttembergs Eisenbahnen mit Land und Leuten an der Bahn Schweizerbart Stuttgart 1880 S 64 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weinsberger Tunnel amp oldid 237974758