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Mit Wasserstoffbrennen wird die Kernfusion von Protonen d h von Atomkernen des haufigsten Isotops 1H des Wasserstoffs zu Helium im Inneren von Sternen oder im Fall einer Nova auf der Oberflache eines weissen Zwergs bezeichnet also mit anderen Worten die stellare Wasserstofffusion Diese Reaktion stellt in normalen Sternen wahrend des Grossteils ihres Lebenszyklus die wesentliche Energiequelle dar Alle Sterne der Hauptreihe beziehen ihre Energie aus dem Wasserstoffbrennen Trotz der Bezeichnung handelt es sich nicht um eine Verbrennung im Sinne der chemischen Redoxreaktion eine solche setzt bedeutend weniger Energie frei Schema der Proton Proton ReaktionDas Wasserstoffbrennen kann wie folgt zusammengefasst werden 6 1 1 H 2 4 H e 2 1 1 H 2 e 2 n e 2 g displaystyle 6 1 1 mathrm H rightarrow 2 4 mathrm He 2 1 1 mathrm H 2e 2 nu e 2 gamma Der Massendefekt bei der Fusion von Wasserstoff zu Helium ist der grosste aller Fusionsreaktionen und somit bezuglich der Energie am ergiebigsten die nachste Stufe stellarer Fusionsreaktionen das Heliumbrennen setzt pro erzeugtem Kohlenstoffkern nur noch etwa ein Zehntel davon frei Bei der Fusion von vier Protonen entstehen also neben dem Heliumkern zwei Positronen zwei Elektronneutrinos und zwei Gammaquanten 1 Aufgrund des auftretenden Massendefekts wird eine Energie von 26 731 MeV frei 2 Die direkte Fusion von vier Protonen ist zur Erklarung der Leuchtkrafte der Sterne zu unwahrscheinlich 2 das Wasserstoffbrennen lauft stattdessen vor allem in zwei verschiedenen Reaktionsketten ab 3 die relativ direkte Proton Proton Reaktion der schwere Elemente Kohlenstoff Stickstoff Sauerstoff nutzende Bethe Weizsacker Zyklus CNO Zyklus Die Elektronneutrinos konnen den Stern praktisch ungehindert verlassen daher hangt die dem Stern zur Verfugung stehende Energie von der Reaktionskette ab 4 Relative Energieproduktion fur den Proton Proton PP CNO und Triple a Fusionsprozesse in Abhangigkeit von der Temperatur Bei Temperaturen wie im Kern der Sonne ist der PP Prozess dominant Die Energieerzeugungsrate ist bei der Proton Proton Reaktion proportional zur vierten Potenz der Temperatur beim Bethe Weizsacker Zyklus zur 18 Potenz 5 Mithin bewirkt eine Erhohung der Temperatur um 5 eine Steigerung von 22 bzw 141 bei der Energiefreisetzung Beim Heliumbrennen 27 Potenz und Kohlenstoffbrennen 30 Potenz liegen diese Werte nochmals deutlich hoher Wahrend der Hauptreihenphase findet das Wasserstoffbrennen im Kern des Sternes bei Temperaturen zwischen 5 und 55 MK statt 2 Fur die Sonne bedeutet das dass bei einer Kerntemperatur von 15 6 MK 2 in jeder Sekunde etwa 564 Millionen Tonnen Wasserstoff zu 560 Millionen Tonnen Helium verschmolzen werden der Massendefekt also 4 Millionen Tonnen betragt Nach dem Verlassen der Hauptreihe findet das Wasserstoffbrennen in einer Schale um den Kern statt Dabei werden Temperaturen zwischen 45 und 100 MK erreicht 2 Von der Art der Reaktionskette CNO Zyklus oder p p Zyklus hangt ab ob der Stern im Zentrum eine Konvektionszone oder eben keine besitzt Der Temperaturgradient in einem Stern hangt zwar nicht von der Art der Reaktion ab nur von seiner Masse aber die Fusionsraten von p p Zyklus und CNO Zyklus hangen unterschiedlich stark von der Temperatur ab Damit Konvektion stattfindet muss entweder die Opazitat wie in der Hulle von kuhlen Sternen oder bei Sternen mit weniger als 0 35 Sonnenmassen hoch sein oder der Energiefluss hoch sein Bei Sternen unter 1 12 Sonnenmassen und solaren Haufigkeiten von C N und O ist der p p Zyklus noch die bestimmende Fusionsreaktion welche relativ wenig von der Temperatur abhangt Die Fusionsrate ist im Zentrum des Kerns am hochsten und nimmt nach aussen dem Temperaturgradienten entsprechend langsam ab die freiwerdende Energie kann dabei noch radiativ durch Strahlung ubertragen werden Bei Sterne mit 1 3 Sonnenmassen und mehr ist wegen der hoheren Kerntemperatur der CNO Zyklus die bestimmende Reaktion bei der die Fusionsgeschwindigkeit sehr viel starker an die Temperatur gekoppelt ist Infolgedessen ist die gesamte Energieproduktion fast punktformig im Kern solcher Sterne konzentriert der Energiefluss ist hoch und die Ubertragung im Kern erfolgt nun konvektiv durch Stromung Je schwerer der Stern ist umso dichter reicht die Konvektionszone bis unter die Oberflache Sterne ab 60 Sonnenmassen sind anfangs fast voll konvektiv Mit abnehmendem Wasserstoffgehalt im Kern muss die Temperatur ansteigen was dazu fuhrt dass Sterne mit radiativen Kernen zwischen 1 3 und 1 12 Sonnenmassen fruher oder spater wahrend ihrer Hauptreihenphase vom p p Zyklus in den CNO Zyklus wechseln und einen konvektiven Kern bekommen Die Konvektion im Kern von Sternen mit CNO Zyklus fuhrt zur standigen Durchmischung und letztendlich dazu dass der Wasserstoff am Ende der Hauptreihenphase schlagartig versiegt wahrend bei Sternen mit p p Zyklus der Kern langsam von innen her ausbrennt und ein langsamer Ubergang ins Schalenbrennen stattfindet Sterne mit CNO Zyklus mussen dagegen beim Versiegen des Wasserstoffs im Kern insgesamt so weit kontrahieren bis die den ehemaligen Kern umgebende Kugelschale soweit aufgeheizt ist dass dort das Wasserstoffschalenbrennen einsetzen kann Die Kontraktion des gesamten Sterns bis zum Einsetzen des Schalenbrennens fuhrt nun zu einer Aufheizung der Oberflache im Hertzsprung Russell Diagramm zeigen die Evolutionslinien von Sternen mit CNO Zyklus einen charakteristischen blauen Haken bevor die Entwicklung zum Riesenstern beginnt 6 Literatur BearbeitenBogdan Povh et al Teilchen und Kerne 4 Auflage Springer Verlag 1997 ISBN 3 540 61737 X S 317 318 Einzelnachweise Bearbeiten Bradley W Carroll Dale A Ostlie An introduction to modern astrophysics 2nd ed Pearson new International ed Pearson Harlow 2014 ISBN 978 1 292 02293 2 S 399 a b c d e Christian Iliadis Nuclear Physics of Stars 2 Auflage Wiley VCH Weinheim 2015 ISBN 978 3 527 33648 7 S 353 englisch John N Bahcall M C Gonzalez Garcia Carlos Pena Garay Does the Sun Shine by pp or CNO Fusion Reactions In Physical Review Letters 90 2003 doi 10 1103 PhysRevLett 90 131301 Christian Iliadis Nuclear Physics of Stars 2 Auflage Wiley VCH Weinheim 2015 ISBN 978 3 527 33648 7 S 364 englisch Eric G Adelberger et al Solar fusion cross sections II The pp chain and CNO cycles In Reviews of Modern Physics Band 83 Nr 1 2011 S 226 doi 10 1103 RevModPhys 83 195 O R Pols Stellar Structure and Evolution Hrsg Astronomical Institute Utrecht Chapter 9 3 Stellare Nukleosynthese Wasserstoffbrennen Heliumbrennen Kohlenstoffbrennen Neonbrennen Sauerstoffbrennen Siliciumbrennen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserstoffbrennen amp oldid 237286274