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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum Archaologen und Maler William Waldren siehe dort Das Waldren Rangifer tarandus fennicus ist eine Unterart des Rentiers die in Finnland und Karelien Russland heimisch ist WaldrenWaldrentiere im Zoo Korkeasaari Helsinki Systematikohne Rang Stirnwaffentrager Pecora Familie Hirsche Cervidae Unterfamilie Trughirsche Capreolinae Gattung RangiferArt Ren Rangifer tarandus Unterart WaldrenWissenschaftlicher NameRangifer tarandus fennicus Lonnberg 1909 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Abgrenzung der Unterart 4 Verbreitung 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenVon den auf der Skandinavischen Halbinsel noch wild lebenden und domestizierten Individuen der Nominatform des Rens Rangifer tarandus tarandus unterscheidet sich das Waldren durch ein um im Schnitt etwa 15 cm hoheres Stockmass und wesentlich langere Beine Diese werden als evolutionare Anpassung an die Schneeverhaltnisse im Lebensraum des Waldrens gedeutet in der Taiga ist die Schneedecke im Winter hoher und weicher als in der baumlosen Tundra 1 Das Waldren kann sich durch Schneetiefen von bis zu 70 cm bewegen und dabei Futter suchen Die Kopfrumpflange betragt 150 bis 210 cm die Schulterhohe etwa 85 bis 120 cm Mannliche Exemplare konnen ein Gewicht von 180 bis 200 kg erreichen weibliche von 120 bis 140 kg Weiterhin ist der Schadel des Waldrens langer und schmaler als der der Nominatform und im Vergleich ladt das Geweih des Waldrens weniger zur Seite aus 2 Das Fell des Waldrens ist dunkler als das des Tundrarens und dessen domestizierter Form Der Hals ist weiss Lebensweise BearbeitenWaldrentiere haben wesentlich grossere Aufenthaltsgebiete als domestizierte Rentiere leben aber in kleineren Herden Wahrend der Sommermonate betragt die Gruppengrosse durchschnittlich 1 6 bis 2 Individuen mannliche und weibliche Waldrentiere leben im Sommer ab der Geburt der Kalber getrennt voneinander Wahrend der Brunstzeit von September bis Oktober halten sich Waldrentiere in Herden von 10 bis 40 Tieren auf Danach wandern sie zu ihren Winterweiden grosstenteils trockene Kiefernheidewalder mit Geholzen Heidekraut und Cladina Flechten wo sie sich in grossen Gruppen von hunderten Rentieren sammeln Anfang April ziehen die weiblichen Waldrentiere zu den Gebieten wo sie ihre Kalber zur Welt bringen Die Geburt findet vom ersten Mai bis Anfang Juni statt nach acht Monaten Trachtigkeit Zwillingsgeburten sind selten meistens ist es nur ein Kalb Bevorzugte Sommerweiden sind von dichtem Fichtenwald umgebene Moore Die mannlichen Waldrentiere bleiben das ganze Jahr uber auf den Winterweiden Im Winter ernahren sich Waldrentiere hauptsachlich von Flechten Sie fressen etwa 20 verschiedene Flechtenarten bevorzugen allerdings Cladina und Cetraria Arten Mit ihrem Geruchssinn konnen sie Flechten bei einer Schneetiefe von bis zu 72 cm finden und ausgraben Sind Flechten knapp werden Geholze Seggen und andere Pflanzen mit geringerem Nahrwert gefressen Mangelt es an Bodenflechten kann die Winternahrung aus Hangeflechten beispielsweise Alectoria und Bryoria Arten verdorrtem Schilf sowie Zweigen von Laubbaumen bestehen Wahrend der Vegetationsperiode ist ihre Nahrung vielfaltiger und unterscheidet sich nicht nennenswert von der domestizierter Rentiere unter anderem Scheiden Wollgras Fieberklee und Sumpf Blutauge Draht Schmiele Seggen und Laub Flechten werden im Sommer eher von mannlichen als von weiblichen Waldrentieren gefressen Pilze sind im Spatsommer und Herbst ein begehrtes Futter Abgrenzung der Unterart BearbeitenFennoskandinavien wurde nach dem Ende der Weichseleiszeit vor rund 9 000 Jahren zunachst von Rentierpopulationen aus Mitteleuropa besiedelt aus denen sich die heutige Nominatform des Rens entwickelte Das Waldren wanderte hingegen erst vor rund 7 000 Jahren vermutlich aus Sibirien ein 3 und verbreitete sich mit der nacheiszeitlichen Ausdehnung seines Habitats der borealen Fichtenwalder stetig nach Norden 4 Altere Publikationen nahmen noch eine pleistozanische Unterart Rangifer tarandus constantini 5 6 als Vorfahren des Waldrens an Phylogenetische Analysen mitochondrialer DNA verschiedener Renpopulationen legen jedoch den Schluss nahe dass sich sowohl R t tarandus wie R t fennicus diphyletisch aus zwei Eiszeitrestpopulationen einer eurasischen und einer europaischen entwickelt haben und die morphologischen Unterschiede der rezenten Unterarten das Resultat holozaner Evolution sind 7 Weiters legen kraniometrische Befunde den Schluss nahe dass sich in jungerer Zeit semidomestizierte Zuchtformen von Rangifer tarandus tarandus insbesondere an der Grenze von der Halbinsel Kola zu Weisskarelien in die nordlichen Populationen des Waldrens eingekreuzt haben 8 Um eine weitere Durchmischung der Waldrenpopulation mit Zuchtrenen zu verhindern wurde in Kainuu uber eine Lange von rund 83 km ein Zaun errichtet der die Weidegebiete der beiden Unterarten trennt Verbreitung BearbeitenIn der Vergangenheit kam das Waldren in weiten Teilen Nordosteuropas vor so noch bis in das 16 Jahrhundert in Teilen Polens und bis Mitte des 19 Jahrhunderts in Schweden die letzten schwedischen Exemplare wurden in den 1870er Jahren erlegt Als 1879 die Jagd auf wilde Rentiere in Schweden eingeschrankt wurde waren beide Unterarten bereits so gut wie ausgerottet 9 10 In ganz Finnland mit Ausnahme der sudlichen Kustenebene kam es im 18 Jahrhundert sehr zahlreich vor 11 wurde dann aber durch Bejagung ausgerottet Ursprunglich war fur die Bewohner Nordfinnlands das Waldren der wichtigste Fleischlieferant Die zuvor nur in Nordwestlappland in grosserem Umfang betriebene Zucht von halbdomestizierten Rentieren verbreitete sich erst im Zuge der Ausrottung des Waldrens auf die ubrigen Teile Nordfinnlands 12 Als es 1913 unter Schutz gestellt wurde war das Waldren in Finnland bereits ausgestorben Die heutigen Populationen stammen von Tieren ab die erst seit den 1940er Jahren wieder aus Russland eingewandert sind Heute gibt es wieder zwei vitale Populationen im nordostfinnischen Kainuu 2006 rund 1 000 Tiere sowie in den abgelegenen Waldern des Suomenselka in Westfinnland rund 1 400 Tiere Eine nur ein bis zwei Dutzend Kopfe zahlende Population gibt es zudem bei Lieksa in Nordkarelien Der Bestand im russischen Teil Kareliens wurde 2002 noch auf 3 000 Individuen geschatzt sinkt aber durch Wilderei 13 Seit 1996 darf das Waldren in Finnland wieder bejagt werden In der finnischen Roten Liste von 2010 wird es als potenziell gefahrdet Near Threatened aufgefuhrt Ein von der EU gefordertes Projekt namens WildForestReindeerLIFE soll den Erhaltungszustand des Waldrens bis 2023 verbessern unter anderem durch Auswilderungen im Lauhanvuori und im Seitseminen Nationalpark In Schweden wird die Wiederansiedlung des Waldrens diskutiert und unter anderem vom schwedischen Jagerverband Svenska Jagareforbundet befurwortet wahrend Rentierhalter eine Vermischung der Unterarten und Storung der semidomestizierten Rentiere befurchten Stig Olof Holm zufolge ist die okologische Nische von Flechten als Nahrung heutzutage in grossen Teilen Schwedens ausserhalb des heutigen Rentierhaltungsgebietes ungenutzt das Waldren wurde also nicht mit Elchen Damhirschen Rothirschen und Rehen um Futter konkurrieren konnte aber als weiteres Beutetier Konflikte zwischen Menschen und Wolfen reduzieren In mehreren schwedischen Tierparks werden Waldrentiere gehalten verantwortlich fur das Zuchtbuch ist Nordens Ark 14 15 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rangifer tarandus fennicus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Projekt WildForestReindeerLIFE englisch Management Plan for the Wild Forest Reindeer Population in Finland Memento vom 8 Dezember 2008 im Internet Archive Finnisches Land und Forstwirtschaftsministerium September 2007 englisch Suomen metsapeura kannan hoitosuunnitelma Memento vom 8 Dezember 2008 im Internet Archive Finnisches Land und Forstwirtschaftsministerium September 2007 finnisch Thor Draiby Possibilities for and attitudes towards a potential reintroduction of wild forest reindeer Rangifer tarandus fennicus Lonn to parts of Sweden Universitat Umea 2011 schwedisch mit englischer Zusammenfassung Stig Olof Holm Aterinplantera skogsvildren Vasterbottens Kuriren 13 Marz 2014 aktualisiert am 9 April 2019 schwedisch Einzelnachweise Bearbeiten T Helle Variations in Body Measurements of Wild and Semidomestic Reindeer Rangifer tarandus in Fennoscandia In Annales Zoologici Fennici 1980 17 4 S 275 284 Suomen metsapeura kannan hoitosuunnitelma Memento vom 8 Dezember 2008 im Internet Archive S 14 Tuija Rankama On the early history of the wild reindeer Rangifer tarandus L in Finland In Boreas 2001 30 2 S 131 147 J Lepiksaar The Holocene history of theriofauna in Fennoscandia and Baltic countries In Striae 24 Constantine C Flerov A New Paleolithic Reindeer from Siberia In Journal of Mammalogy 15 3 August 1934 S 239 Vol 15 No 3 Aug 1934 S 239 240 hier noch als eigene Spezies R constantini E Pulliainen u a Wild Forest Reindeer Rangifer tarandus fennicus Lonnb Its Historical and Recent Occurrence and Distribution in Finland and the Karelian ASSR with Special Reference to the Development and Movements of the Kuhmo Kammenojeozero USSR Subpopulation Aquilo Ser Zoologica 23 1985 O Flagstad und K H Rod Refugial origins of reindeer Rangifer tarandus L inferred from mitochondrial DNA sequences In Evolution 57 2003 S 658 670 Vladimir Varkovsky u a On the taxonomy and geographical variation of the European reindeer with special reference to the wild forest reindeer R t fennicus Lonnberg 1909 In Aquilo Ser Zoologica 29 1996 S 3 23 Einar Lonnberg Taxonomic Notes about Palearctic Reindeer In Arkiv for Zoologi Band 6 Nr 4 1910 S 13 englisch Online zuganglich Thor Draiby Possibilities for and attitudes towards a potential reintroduction of wild forest reindeer Rangifer tarandus fennicus Lonn to parts of Sweden schwedisch mit englischer Zusammenfassung S 5 7 Martti Montonen Metsapeura ja Suomen kulttuurihistoria In Suomen luonto 6 1972 Matti Enbuske Lapin asuttamisen historia In Ilmo Massa Hanna Snellman Hrsg Lappi Maa kansat kulttuurit Suomalaisen Kirjallisuuden Seura Helsinki 2003 S 54 Management Plan for the Wild Forest Reindeer Population in Finland Memento vom 8 Dezember 2008 im Internet Archive S 21 26 englisch Suomen metsapeura kannan hoitosuunnitelma Memento vom 8 Dezember 2008 im Internet Archive S 20 25 finnisch Erik Hansson Skogsren fodd i finsk nationalpark for forsta gangen pa 150 ar 16 Mai 2020 schwedisch Ingrid Soderbergh Vilda renar slipper dra tomtens slade 20 Dezember 2017 schwedisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldren amp oldid 210185715