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Wald und Wasserkreislauf haben eine intensive Wechselbeziehung Zum einen bestimmt die Menge des jahrlichen Niederschlags ob und welcher Wald wachsen kann Auf der anderen Seite nimmt der Wald als Form der Landnutzung einen erheblichen Einfluss darauf was mit dem Niederschlagswasser weiter geschieht 1 Auch erzeugen grossere Waldgebiete ihren eigenen Regen durch Erhohung der Luftfeuchte und Absenken der Lufttemperatur gegenuber dem Offenland 2 3 Wald und Wasser eine innige Beziehung Inhaltsverzeichnis 1 Niederschlag 2 Verdunstung 3 Wasserspeicher Waldboden 4 Oberflachenabfluss 5 Grundwasserneubildung 6 Probleme bei der Bodennutzung im Hinblick auf den Wasserhaushalt 7 Probleme des Waldbaus im Hinblick auf den Klimawandel 8 EinzelnachweiseNiederschlag Bearbeiten nbsp Verhaltnis Niederschlag Temperatur VegetationIn Abhangigkeit von der Temperatur benotigt es eine gewisse Niederschlagsmenge damit Wald entstehen oder bestehen kann Trockengrenze des Waldes Man spricht von der klimatischen Wasserbilanz Die Niederschlagsmenge muss wahrend der Vegetationsperiode im Verhaltnis zur Verdunstung hoch genug sein Ist die Trockenheit Ariditat zu hoch konnen keine Baume irgendwann auch keine Graser und anderen Pflanzen mehr gedeihen Neben anderen Faktoren bestimmt die Niederschlagsmenge auch die Zusammensetzung der Baumarten und den Zuwachs an Holz 1 Jede Baumart hat eine individuelle Trockengrenze die zudem auch von okologischen Faktoren und den Bodeneigenschaften abhangt Die haufigsten mitteleuropaischen Baumarten ertragen innerhalb der Wachstumsperiode unter sonst gunstigen Bedingungen auch ein moderates Defizit in der Wasserbilanz also negative Werte 4 Niederschlag erreicht im Wald nicht gleich den Boden Ein Teil wird auf der Oberflache der Baume zuruckgehalten Interzeption Die Hohe dieses Anteils wird von vielen Faktoren bestimmt Grosse der Krone Anzahl der Blatter Rauigkeit der Blattoberflache Nadeln halten mehr Wasser zuruck als Blatter Es gibt aber auch Sonderfalle Die kanarische Kiefer hat sich mit 25 cm langen Nadeln daran angepasst aus dem Nebel des Nordostpassat Tau einzufangen Dieser tropft anschliessend zu Boden und verbessert so die Wasserversorgung des Baums Hier verbessern die Nadeln die Wasserversorgung anstatt sie durch Interzeption zu behindern 3 Verdunstung BearbeitenAuf Waldflachen verdunstet mehr Wasser als auf Grunland oder Ackerflachen Ein grosser Teil verdunstet physikalisch Evaporation Dieser Anteil hangt direkt mit der Grosse der Oberflache und Struktur eines Baumes zusammen Ist die Interzeption hoch folgt daraus eine hohe Evaporation Mit den Wurzeln wird aber auch Wasser aus dem Boden mit den darin gelosten Nahrstoffen aufgenommen und zu den Blattern oder Nadeln geleitet Die Verdunstung durch die Spaltoffnungen der Pflanzen Transpiration ist neben der Photosynthese der Motor fur den Stoffwechsel der Baume 5 nbsp Schema Transpiration nbsp Verdunstung und GrundwasserleiterWasserspeicher Waldboden BearbeitenNiederschlagswasser welches nicht auf der Oberflache zuruckgehalten wird und nicht verdunstet tropft herunter oder rinnt als Stammablauf an Zweigen und Stamm zum Boden Dieser ist in Waldgebieten von einer dicken Humusschicht mit reichlich organischem Material bedeckt Es ist in der Lage aufzuquellen und grosse Mengen an Wasser zu binden Ausserdem ist der Waldboden in der Regel kaum verdichtet Zwischen den Partikeln befinden sich reichlich Zwischenraume in denen Wasser gespeichert werden kann Wasser verbleibt in Waldgebieten lange Zeit im Boden Nur wenn dessen Aufnahmefahigkeit uberschritten wird versickert es in die Grundwasserleiter oder fliesst an der Oberflache ab 3 Oberflachenabfluss BearbeitenDa der Waldboden wie ein Puffer auf den Wasserhaushalt wirkt kommt es im Bereich von Waldgebieten auch bei Starkregenereignissen wesentlich seltener zu Hochwasserereignissen in den ableitenden Oberflachengewassern 3 Grundwasserneubildung BearbeitenWird die Speicherkapazitat des Waldbodens uberschritten fliesst Niederschlagswasser das nicht oberflachlich ablauft als Sickerwasser in tiefere Bodenschichten Das Ausmass dieser Grundwasserneubildung ist beim Wald wegen Interzeption und Verdunstung deutlich niedriger als unter offenen Flachen Grundwasserneubildung Ackerland gt Grunland gt Mischvegetation gt Laubwald gt Nadelwald 6 Umgekehrt verhalt es sich mit der Qualitat des Grundwassers sie ist unter Wald am besten meist Trinkwasserqualitat Unter Ackerland ist sie in der Regel am schlechtesten wegen des Eintrags von Schadstoffen vor allem Nitrat Im Wald fallen schon weniger Schadstoffe an und sie werden in der Humusschicht abgefangen und abgebaut Im Sinne des Trinkwasserschutzes ist es daher von grosser Bedeutung auf die Ausbringung von Schadstoffen im Wald zu verzichten Insektenvernichtungsmittel Dunger 3 7 8 Probleme bei der Bodennutzung im Hinblick auf den Wasserhaushalt BearbeitenAuf Kahlschlagflachen und auf Waldbrandflachen besteht die Gefahr der Bodenerosion Durch Wind vor allem aber durch starke Niederschlage kann die Humusschicht besonders in Steillagen schnell verlorengehen Der Wasserhaushalt wird auf dieser Flache dann erheblich gestort auch die Wiederansiedelung bestimmter Baumarten erschwert In diesem Sinne sind auch steil angelegte Forststrassen problematisch Wenn fur Skigebiete Wald gerodet wird sind Erosion und Bodenverdichtung die Folge Der Oberflachenabfluss steigt erheblich die Hochwassergefahr ebenfalls Gleiches gilt fur die Flachenversiegelung beim Siedlungsbau und bei der Anlage von Industriegebieten 3 Probleme des Waldbaus im Hinblick auf den Klimawandel BearbeitenNach Einschatzung des Potsdam Instituts fur Klimafolgenforschung PIK werden wir es in der Zukunft mit einer jahreszeitlichen Umverteilung der Niederschlage zu tun haben In den Sommern wird es haufiger langere Trockenzeiten geben Die Jahresniederschlagsmenge wird sich mehr auf die Wintermonate verteilen und haufiger in Form von Starkregenereignissen auftreten Die Verdunstungsrate wird im Sommer ansteigen der Oberflachenabfluss der Niederschlage durch Starkregenereignisse zunehmen 9 Unabhangig von der Form der Landnutzung wird mit einem weiteren Ruckgang der Grundwasserneubildung zu rechnen sein Trinkwasser wird wertvoller 10 11 Im Bezug auf den Waldbau ist es daher von Bedeutung dass die Grundwasserneubildung bei verschiedenen Baumarten unterschiedlich ist Bei Baumarten mit hoher Interzeption und Evaporation fallt die Grundwasserneubildung geringer aus Dies ist in besonderem Masse bei Nadelholzern der Fall Sie bilden mit ihrer Nadelstruktur eine grosse Oberflache aus Insbesondere werfen sie aber ihre Nadeln im Winter nicht ab mit Ausnahme der Larche So ist nach einer Untersuchung des PIK die Grundwasserneubildung unter Buche und Eiche deutlich grosser als unter Kiefern und Douglasie In allen Klimamodellen in denen die Klimaentwicklung der nachsten Jahrzehnte berechnet wird bleibt dieser Effekt fur alle Szenarien bestehen Dies hat besondere Bedeutung z B fur die niederschlagsarmen Regionen in Brandenburg Die ohnehin durchlassigen Sandboden dort sind noch haufig mit Kiefern bestockt Zur Sicherung der zukunftigen Trinkwasserversorgung ist eine Waldumbau in Richtung Laubholzer zu bedenken 9 Naturlich ist es auch von besonderem Interesse welche Baumarten mit langen sommerlichen Trockenperioden bei steigenden Temperaturen uberhaupt zurechtkommen Da sieht es fur Fichten und Tannen in geringerem Masse aber auch fur die Buche nicht gut aus Besser bestellt ist es wohl fur Traubeneiche Hainbuche Robinie und die Kiefernarten Wald Kiefer und Schwarzkiefer 12 Die Trockengrenzen der einzelnen Baumarten werden sich verschieben 13 Fur die Aufgabenstellung der zukunftigen Waldentwicklung siehe auch Hauptartikel klimaplastischer WaldEinzelnachweise Bearbeiten a b Sandra Collin Wie viel Wasser braucht der Wald Kompetenz Netzwerk Klimawandel Krisenmanagement und Transformation in Waldokosystemen KoNeKKTiW 5 Dezember 2019 abgerufen am 19 April 2021 deutsch Globale Auswirkungen der Abholzung Klimatische Rolle der Walder Abgerufen am 19 April 2021 a b c d e f Hermann Kuhnert Die Bedeutung des Waldes fur den Wasserhaushalt der Natur und seine Gefahrdung durch die Technik In Natur und Land 64 Jahrgang Heft 1 1978 Januar 1978 zobodat at PDF abgerufen am 19 April 2021 K H Mellert R Canullo T Mette D Ziche A Gottlein 2018 Die klimatische Trockengrenze haufiger Baumarten hangt vom Bodennahrstoffstatus ab Schweizerische Zeitschrift Fur Forstwesen 169 6 323 331 doi 10 3188 szf 2018 0323 8open access Basiswissen zum Wasserkreislauf im Wald Forschungsinstitut fur Bergbaufolgelandschaften e V abgerufen am 19 April 2021 deutsch Johannes Messer Grundwasserneubildung im nordlichen Westfalen Westfalen Regional Landschaftsverband Westfalen Lippe 14 Dezember 2017 abgerufen am 19 April 2021 Wasserhaushalt Bayerische Landesanstalt fur Wald und Forstwirtschaft abgerufen am 19 April 2021 Marc Schurch Thilo Herold Ronald Kozel Grundwasser die Funktion des Waldes In Bundner Wald Nr 4 2003 71 76 April 2003 abgerufen am 19 April 2021 a b M Gutsch P Lasch F Suckow C Reyer Waldumbau in Brandenburg Grundwasserneubildung unter Klimawandel Potsdam Institut fur Klimafolgenforschung PIK e V 2011 abgerufen am 19 April 2021 Alana Steinbauer Holger Komischke Vassilis Kolokotronis Andreas Meuser Christian Iber Monika Rauthe Thomas Deutschlander Klimawandel in Suddeutschland Veranderungen von meteorologischen und hydrologischen Kenngrossen In Klimamonitoring im Rahmen der KLIWA Kooperation Arbeitskreis KLIWA 2016 abgerufen am 19 April 2021 Jurgen Muller Wasser das blaue Gold des Waldes In Forschungsreport 2011 Johann Heinrich von Thunen Institut vTI Institut fur Waldokologie und Waldinventuren 2011 abgerufen am 19 April 2021 Eva Maria Mossmer Wald im Klimastress Stiftung Wald in Not 2008 abgerufen am 19 April 2021 Laubwalder im Klimawandel In NEMKLIM Projekt Hochschule fur angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim Holzminden Gottingen abgerufen am 20 April 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wald und Wasserkreislauf amp oldid 236001409