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Vicetia ist eine ausgestorbene Gattung der Kaurischnecken Cypraeidae aus der Unterfamilie der Gisortiinae Die Gattung tritt mit mehreren Arten im Eozan der westlichen Tethys in Erscheinung und stellt mit Vicetia bizzottoi die grosste bekannte Kaurischneckenart VicetiaTypusart Vicetia hantkeni Lectotypus MNHN F J05250 Zeitliches AuftretenEozan56 bis 33 9 Mio JahreFundorteEuropa Spanien Frankreich Italien Asien Pakistan SystematikCaenogastropodaSorbeoconchaHypsogastropodaCypraeoideaKaurischnecken Cypraeidae VicetiaWissenschaftlicher NameVicetiaFabiani 1905ArtenVicetia bellardii Deshayes in Bellardi 1852 Vicetia bizzottoi Dominici Fornasiero amp Giusberti 2020 Vicetia gennevauxi Doncieux 1908 Vicetia hantkeni Lefevre 1878 Typusart Vicetia jamesi Vredenburg 1927 Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Merkmale 3 Arten 3 1 Vicetia bellardii Deshayes in Bellardi 1852 3 2 Vicetia bizzottoi Dominici Fornasiero amp Giusberti 2020 3 3 Vicetia gennevauxi Doncieux 1908 3 4 Vicetia hantkeni Lefevre 1878 3 5 Vicetia jamesi Vredenburg 1927 4 Entwicklungslinie 5 Palokologie 6 Einzelnachweise 7 WeblinksForschungsgeschichte BearbeitenDie Erstbeschreibung der Typusart Vicetia hantkeni erfolgte 1878 durch Theodore Lefevre unter der Bezeichnung Ovula hantkeni 1 Paul Oppenheim uberfuhrte die Art 1894 in die 1884 durch Felix Pierre Jousseaume aufgestellte Gattung Gisortia 2 und Ramiro Fabiani etablierte 1905 fur die Art eine eigene zunachst noch monotypische Gattung Vicetia 3 Der Gattungsname entspricht der lateinischen Bezeichnung fur die italienische Stadt Vicenza 4 Spater wurden dem Taxon weitere Formen zugeordnet der Status von Vicetia blieb jedoch umstritten Maurice Cossmann wertete Vicetia 1906 als Untergattung von Gisortia Gisortia Vicetia spp 4 Diesem Vorschlag folgten viele wenn auch bei weitem nicht alle spateren Autoren Wahrend Einige am Rang einer Gattung festhielten wurde Vicetia noch im 21 Jahrhundert vereinzelt als Synonym von Gisortia angesehen 5 Anlasslich der Erstbeschreibung von Vicetia bizzottoi argumentierten die Autoren erneut dahingehend dass ausreichend Merkmale vorhanden seien um eine eigenstandige Gattung Vicetia zu rechtfertigen 6 wobei sie auch auf eine kurz zuvor erschienene Arbeit von Jean Michel Pacaud verweisen konnten 3 Merkmale BearbeitenDie Gattung brachte durchwegs grosse bis riesenhafte Formen hervor Vicetia bizzottoi konnte eine Gehauselange von bis zu 33 5 cm erreichen und gilt damit als die grosste jemals existierende Kaurischneckenart Die nahe verwandte Art Vicetia bellardii blieb mit Gehauselangen von bis zu 28 cm etwas kleiner 6 Das Gehause ist wie bei allen Kaurischnecken involut die einzelnen Windungen uberlappen sich vollstandig massig und weitgehend glatt Vertreter der Gattung Vicetia unterscheiden sich von der nahe verwandten Gattung Gisortia durch die eher fassartige statt ovale Gehauseform zwei transversal uber die dorsale Gehauseseite verlaufende Rippen und die durchgehend schmale leicht sinusformige Mundung die sich nicht wie bei den Vertretern der Gattung Gisortia anterior aufweitet 6 Arten BearbeitenIm Rahmen der Erstbeschreibung von Vicetia bizzottoi unterschieden die Autoren funf gultige Arten innerhalb der Gattung Vicetia 6 Vicetia bellardii Deshayes in Bellardi 1852 Bearbeiten Die zeitliche Verbreitung von Vicetia bellardii Synonyme Ovula gigantea hoernesi Gisortia vicetiana beschrankt sich auf das Mitteleozan Lutetium Bartonium Fossilfunde stammen aus dem Lutetium des Pariser Beckens sowie aus dem Bartonium von Val d Oise Nordfrankreich Alpes Maritimes Sudfrankreich und den sudlichen Pyrenaen Spaniens Die Art erreichte mit Gehauselangen von bis zu 28 cm riesenhafte Ausmasse Davon abgesehen unterscheidet sie sich von anderen Vertretern der Gattung Vicetia insbesondere durch die beiden deutlichen weitgehend parallel verlaufenden Dorsalrippen und zwei deutlich abgesetzte aber kurze und stumpfe laterale Fortsatze 6 Vicetia bizzottoi Dominici Fornasiero amp Giusberti 2020 Bearbeiten nbsp Vicetia bizzottoi Holotypus MGP PD 32314 Diese Art ist bislang nur mit einem einzelnen Exemplar Holotypus MGP PD 32314 aus dem Obereozan Priabonium der Provinz Treviso in Italien nachgewiesen Mit einer Gehauselange von 33 5 cm ubertrifft die Art noch die Dimensionen von Vicetia bellardii Die beiden Dorsalrippen verlaufen nicht parallel zueinander sondern nahern sich gehausemittig einander an Wie bei Vicetia bellardii sind zwei laterale Fortsatze vorhanden diese sind jedoch nicht kurz und stumpf sondern lang spitz zulaufend und dorsal aufgebogen 6 Vicetia gennevauxi Doncieux 1908 Bearbeiten Vicetia gennevauxi ist nur aus dem Untereozan Ypresium der Corbieres im Suden Frankreichs bekannt Diese Art ist der kleinste Vertreter der Gattung Vicetia erreicht mit einer Gehauselange von rund 10 cm jedoch eine fur Kaurischnecken dennoch beachtliche Grosse Die beiden Dorsalrippen sind nur schwach ausgebildet und Fortsatze wie bei Vicetia bellardii Vicetia bizzottoi oder Vicetia hantkeni fehlen 6 Vicetia hantkeni Lefevre 1878 Bearbeiten Die Typusart Vicetia hantkeni Synonyme Vicetia o gormani Vicetia douvillei ist im Untereozan Ypresium von Venetien und Friaul Julisch Venetien im Nordosten Italiens sowie dem Mitteleozan Lutetium Frankreichs bekannt Typlokalitat ist der Monte Postale als Teil der Fossillagerstatte Monte Bolca Vicetia hantkeni bleibt mit einer maximalen Gehauselange von knapp 19 cm grossenmassig deutlich hinter Vicetia bellardii und Vicetia bizzottoi Die beiden deutlich ausgebildeten Dorsalrippen verlaufen weitgehend parallel zueinander und liegen sehr weit auseinander Es ist nur ein deutlich ausgepragter Lateralfortsatz vorhanden 6 Vicetia jamesi Vredenburg 1927 Bearbeiten Vicetia jamesi wurde 1927 durch Ernest Watson Vredenburg aus dem Mitteleozan des Sindh im heutigen Pakistan erstmals beschrieben 6 Entwicklungslinie Bearbeiten nbsp Zeitliche Abhangigkeit der Zunahme an Grosse und Skulpturierung der europaischen ArtenDie europaischen Arten scheinen einzelne Stadien einer durchgehenden Entwicklungslinie von Vicetia gennevauxi uber Vicetia hantkeni und Vicetia bellardii bis Vicetia bizzottoi zu reprasentieren Der Evolutionstrend geht dabei stetig in Richtung immer grosserer und starker skulpturierter Gehauseformen Durch die nahe verwandte Gattung Gisortia wird mit Gisortia tuberculata und Gisortia coombii ein ahnlicher Trend im Unter bis Mitteleozan Europas angedeutet 6 Die Entwicklungslinie wird analog zur Bergmannschen Regel in Zusammenhang mit den nach Ende des Klimaoptimums im fruhesten Eozan stetig abnehmenden globalen Temperaturen interpretiert Sowohl Grossenzunahme als auch starkere Skulpturierung konnten eine Form der Heterochronie durch Peramorphose darstellen 6 Das Aussterben der Gattung wird in Zusammenhang mit einem weiteren drastischen Temperatursturz an der Wende vom Eozan zum Oligozan gesehen Dieser klimatische Einschnitt fuhrte nicht nur zu einer Neugestaltung der europaischen Wirbeltierfauna Grande Coupure sondern auch zu einem globalen Wechsel der Diversitat der Kaurischnecken im Allgemeinen mit dem weitgehenden Verschwinden basaler Formen und dem Auftreten zahlreicher weiter entwickelter Arten 6 Palokologie BearbeitenVertreter der Gattung Vicetia bevorzugten ebenso wie andere grosswuchsige Vertreter der Gisortiinae als Lebensraum den offenen Schelf bis unteren Vorstrandbereich mit geringen Sedimentationsraten und Wassertiefen zwischen 30 und 50 m Fossilien der Gattung werden haufig gemeinsam mit den Gehausen anderer sowohl herbivoren als auch carnivoren Gastropoden Grossforaminiferen Nummuliten Alveolinen und nicht koloniebildenden Einzelkorallen ohne Zooxanthellen gefunden Sie ernahrten sich moglicherweise ahnlich wie die verwandte rezente Gattung Zoila carnivor von Schwammen und hatten damit in Nahrungskonkurrenz mit anderen gemeinsam auftretenden Gastropoden wie etwa Vertretern der Columbellidae gestanden Fur den Fall dass sie sich doch herbivor durch Abweiden von Algen ernahrt hatten ware eine Nahrungskonkurrenz mit Vertretern der Strombidae und anderen sehr grossen Gastropoden vorhanden gewesen 6 Einzelnachweise Bearbeiten T Lefevre Les grandes ovules des terrains eocenes Description de l ovule des environs de Bruxelles Ovula Strombus gigantea Munst sp In Annales de la Societe Malacologique de Belgique Band 13 1878 S 22 51 Tafeln 7 8 jeweils Figur 1 Digitalisat P Oppenheim Die eocane Fauna des Mt Pulli bei Valdagno im Vicentino In Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 46 1894 S 309 445 zobodat at PDF a b J M Pacaud Remarques taxonomiques et nomenclaturales sur les mollusques gasteropodes du Paleogene de France et description d especes nouvelles Partie 2 Caenogastropoda partim In Cossmanniana Band 21 2019 S 101 153 Digitalisat a b M Cossmann Cypraeidae In Essais de paleoconchologie comparee Band 7 1906 S 238 240 Digitalisat L Dolin amp O Aguerre Les Cypraeidae et les Ovulidae Mollusca Caenogastropoda du Cuisien Ypresien moyen du bassin de Paris France In Cossmanniana Band 18 2016 S 3 37 Digitalisat a b c d e f g h i j k l m S Dominici M Fornasiero amp L Giusberti The largest known cowrie and the iterative evolution of giant cypraeid gastropods In Nature Scientific Reports Band 10 2020 Artikel 21893 doi 10 1038 s41598 020 78940 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vicetia Gattung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vicetia Gattung amp oldid 222905402