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Die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz kurz Vereinigte Domstifter ist eine gemeinnutzige Stiftung des offentlichen Rechts in Sachsen Anhalt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Rechtsform und Stiftungszweck 3 Stiftungstatigkeit 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie rechtshistorischen Wurzeln der heutigen Stiftung der Vereinigten Domstifter liegen in den mit den Bistumern entstandenen Domkapiteln am Domstift Merseburg im Jahr 968 bzw im Jahr 1004 nach der Restituierung des Bistums Merseburg sowie am Domstift Naumburg im Jahr 1028 und des nach 1028 begrundeten Kapitels des Kollegiatstifts Zeitz infolge der von Kaiser Otto I und seinen Nachfolgern verfolgten Reichskirchenpolitik In den Domkapiteln verkorperte sich eine Gemeinschaft von kanonisch lebenden Geistlichen einer Kathedralkirche die anfangs zumeist aus dem Klerus der zuvor am Ort existenten Pfarrkirche entstammten und oftmals von Person und Besitz eines Bistums separiert war Der Domklerus befolgte als geistliches Beratungsgremium des Bischofs in Wahrnehmung seiner geistlichen Pflichten anfangs die 816 in der Aachener Kanonikerregel Institutio canonicorum Aquisgranensis vorgegebene Idee einer monchsgleichen Vita communis Zu den Aufgaben eines Domkapitels gehorte zumeist die Durchfuhrung des Chor Gottesdienstes in der Kathedrale die Lesung von Messen fur Verstorbene die Fuhrung der Diozese in Zeiten der Sedisvakanz und nach dem Investiturstreit auch die Beteiligung an der Wahl eines Bischofs nach Massgabe des Wormser Konkordats uberdies die Unterstutzung des Bischofs in Diozese geistlicher Herrschaftsbereich und Hochstift bzw Niederstift weltlicher Herrschaftsbereich Im Laufe des Hochmittelalters verselbstandigte sich das Vermogen der Domkapitel gegenuber dem Bischofsgut so dass die Domherren auch Aufgaben der Wirtschaftsfuhrung sowie Territorialverwaltung ubernahmen Seit dieser Zeit waren in den Domkapiteln meist Angehorige edelfreier Familien der Ministerialitat des Hochstifts oder Vasallen des Bischofs korporiert 1 Nach der Reformation in Sachsen lebten die Domstifte und das Kollegiatstift zunachst als evangelisch lutherische Institutionen weiter hinzu kamen das von Herzog Moritz von Sachsen Zeitz 1653 1681 eingerichtete Prokuraturamt und das Kirchenkastenamt zu Zeitz Ihre Einflussnahme auf die geistlichen Belange nahm aber zusehends ab Gleichwohl blieben die Dom und Kollegiatstifte als mit Satzungsautonomie Selbstverwaltung Organen und Siegel ausgestattete offentlich privilegierte und juristisch selbstandige Korporationen in ihrer Rechtssubjektivitat weiter existent auch wenn sie nicht mehr Teil der Kirche im kanonischen Sinn waren Infolge der Anfang des 19 Jahrhunderts mit dem Reichsdeputationshauptschluss einsetzenden Sakularisation wurden auf dem Territorium des Kurfurstentums und spateren Konigreichs Sachsen zwar nicht wie andernorts die Domkapitel aufgehoben und ihre Vermogen in die landesherrliche Verwaltung eingegliedert jedoch war nach der Abtretung sachsischer Gebiete an das Konigreich Preussen nach dem Wiener Kongress der rechtliche Status der Dom und Kollegiatstifter in Merseburg Naumburg und Zeitz in der nunmehrigen Provinz Sachsen zunachst ungewiss auch wenn der preussisch sachsische Friedenstractat vom 18 Mai 1815 ihren Fortbestand zusicherte und der preussische Konig diesen spater bestatigte zuletzt durch die Kabinettsordre vom 18 Juni 1879 2 Aus den ursprunglich kirchlichen Institutionen wurden nach mehr als 100 Jahren verschiedener Reformideen die sachsischen Dom und Kollegiatstifter gemeinsam mit dem Domkapitel Brandenburg im Jahr 1930 durch Beschluss der preussischen Staatsregierung und Oktroyierung einer neuen Satzung in jeweils selbstandige Stiftungen des offentlichen Rechts reorganisiert Eine im Jahr 1935 ebenfalls durch die preussische Staatsregierung verfugte gemeinsame Satzung bestatigte im Wesentlichen den Status als selbstandige Stiftungen des offentlichen Rechts mit dem Novum eines gemeinsamen Domkapitels Auch die nachfolgenden Satzungen der Jahre 1946 1947 und 1950 sowie die mit den politischen Umbruchen einhergehenden Rechtsauffassungen anderten nichts an diesem Rechtsstatus Erst durch die Satzung von 1994 wurden die Vereinigten Domstifter zu einer Stiftung des offentlichen Rechts zusammengefasst 3 Als uberkommene Stiftung des offentlichen Rechts gelten die Vereinigte Domstifter nach Massgabe des gegenwartigen Stiftungsrechts als staatliche Stiftung des offentlichen Rechts fort Nachdem die Vereinigten Domstifter napoleonische Okkupation preussische Restauration zwei Weltkriege sowjetische Besatzung sowie ostdeutschen Sozialismus uberstanden haben sind sie nach der deutschen Wiedervereinigung durch kulturhistorische Aktivitaten wieder starker in das offentliche Bewusstsein gelangt Rechtsform und Stiftungszweck BearbeitenDie Stiftung ist als staatliche Stiftung des offentlichen Rechts und damit als juristische Person des offentlichen Rechts Eigentumerin des Merseburger Doms des Naumburger Doms der Marienkirche am Dom in Naumburg des Franziskanerklosters der Stiftsbibliothek und der Stiftskirche in Zeitz sowie deren zugehorigen Gebaude und Liegenschaften nicht jedoch des katholisch genutzten Zeitzer Domes St Peter und Paul Neben den Immobilien gehoren dazu die beweglichen Kunstguter wie Altare Skulpturen und Gemalde sowie die Archiv und Bibliotheksbestande Nach ihrer gegenwartigen Satzung hat die Stiftung die in ihrem Besitz befindlichen Kirchen nach Kraften zu fordern und die kirchlichen und aus kirchlichem Besitz stammenden Kulturguter Ausstattungen Einrichtungen Gebaude und sonstiges Vermogen konservatorisch zu erhalten pfleglich zu verwalten wissenschaftlich zu erschliessen und einer ihrer Bedeutung gerecht werden Nutzung zuzufuhren Dazu gehoren auch Projekte der Offentlichkeitsarbeit die geeignet sind die der Stiftung gehorenden Kirchen und Kulturguter in ihrer historischen kunstlerischen und kulturellen Dimension einer breiten Offentlichkeit naher zu bringen Sie dient damit kirchlichen sowie kulturellen und sozialen Zwecken und verfolgt so ausschliesslich und unmittelbar gemeinnutzige Zwecke im Sinne des Steuerrechts Die Stiftung unterliegt der Rechtsaufsicht des Kultusministerium des Landes Sachsen Anhalt Das Fuhrungsgremium der Vereinigten Domstifter bildet das Domkapitel das aus mehreren Domherren oder Domherrinnen vormals Stiftsdamen besteht Der Vorsitzende des Domkapitels fuhrt die Amtsbezeichnung Dechant sein Stellvertreter die Amtsbezeichnung Senior alle Mitglieder des Domkapitels arbeiten ehrenamtlich Von 2013 bis zu seinem Tod im Mai 2018 war Curt Becker Dechant 4 Seit 2018 leitet Karin von Welck als Dechantin die Domstifter Die Vereinigten Domstifter haben ihren Sitz in Naumburg Saale dort befindet sich auch die Domstifterverwaltung Stiftungstatigkeit BearbeitenDie Vereinigten Domstifter sind Trager vieler kulturhistorisch bedeutender Veranstaltungen wie zum Beispiel die grosse Landesausstellung Sachsen Anhalt Der Naumburger Meister Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen im Jahr 2011 die Merseburger Sonderausstellung Thilo von Trotha Merseburgs legendarer Kirchenfurst im Jahr 2014 oder die Naumburger Ausstellung Glanzlichter Meisterwerke zeitgenossischer Glasmalerei im Naumburger Dom im Jahr 2014 Ferner unterstutzten sie in den Jahren 2010 bis 2012 das Naumburg Kolleg als Graduiertenkolleg eine Einrichtung der Hochschule fur Bildende Kunste Dresden welche Wissenschaftler und Doktoranden zu interdisziplinare Forschungen uber Baugeschichte Ausstattung und Konservierung des Westchors des Naumburger Doms zusammenfuhrte Seit dem Jahr 2008 laden zudem die Vereinigten Domstifter gemeinsam mit der Stadt Naumburg alle zwei Jahre zum UTA Treffen Siehe auch BearbeitenHochstift Meissen Brandenburger Dom Freies Deutsches Hochstift Kategorie Domherr Vereinigte Domstifter Weblinks BearbeitenHomepage Vereinigte DomstifterEinzelnachweise Bearbeiten Vgl zu alledem Markus Cottin Geschichte des Merseburger Domkapitels 968 1561 In Zwischen Kathedrale und Welt 1000 Jahre Domkapitel Merseburg Aufsatze Wissenschaftlicher Begleitband zur Ausstellung Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Band 2 herausgegeben von Holger Kunde Andreas Ranft Helge Wittmann Arno Sames Petersberg 2005 ISBN 3 937251 51 0 S 75 ff S Markus Cottin Geschichte des Merseburger Domkapitels 968 1561 S 75 ff sowie Arno Sames Zwischen Kirche und Staat S 133 ff beide in Zwischen Kathedrale und Welt 1000 Jahre Domkapitel Merseburg Aufsatze Wissenschaftlicher Begleitband zur Ausstellung Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Band 2 herausgegeben von Holger Kunde Andreas Ranft Helge Wittmann Arno Sames Petersberg 2005 ISBN 3 937251 51 0 mit Abdruck der Kabinettsordre vom 18 Juni 1879 S zu alledem Arno Sames Zwischen Kirche und Staat S 133 ff In Zwischen Kathedrale und Welt 1000 Jahre Domkapitel Merseburg Aufsatze Wissenschaftlicher Begleitband zur Ausstellung Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Band 2 herausgegeben von Holger Kunde Andreas Ranft Helge Wittmann Arno Sames Petersberg 2005 ISBN 3 937251 51 0 mit Abdruck der Satzungen von 1930 1935 1946 1950 und 1994 Albrecht Gunther Harald Boltze Trauer um Curt Becker In Naumburger Tageblatt 22 Mai 2018 archiviert vom Original abgerufen am 22 Mai 2018 Normdaten Korperschaft GND 10085169 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vereinigte Domstifter amp oldid 230571838