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Der Verein fur Raumschiffahrt VfR war die erste deutsche Organisation die sich der Erkundung des Weltraums widmete Der Verein wurde 1927 in Breslau gegrundet Aus ihm gingen zahlreiche bekannte Raketenpioniere hervor Inhaltsverzeichnis 1 Satzung und Ziel 2 Geschichte 3 Aktivitaten 4 Mitglieder 5 Publikationen 6 Literatur 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseSatzung und Ziel BearbeitenAls Ziel des Vereins wurde in der Satzung die Verwirklichung des Raumfahrtgedankens genannt Allerdings wurde der Begriff Raumschiffahrt vom Amtsgericht Breslau angezweifelt Der Grunder und erste Vorsitzende Johannes Winkler erganzte daraufhin Paragraf 1 der Satzung Er will die fur den Flug im leeren Raume erforderlichen Vorarbeiten leiten und gegebenenfalls soweit fordern dass Fahrten zu benachbarten Himmelskorpern unternommen werden konnen 1 Geschichte BearbeitenDie Grundung des Vereins fur Raumschiffahrt ging auf eine Initiative von Max Valier zuruck 2 Am Rande eines Vortrags in Breslau traf er sich im April 1927 mit Johannes Winkler der sich an die Ausarbeitung einer Satzung und eines Arbeitsprogramms machte Die Vereinsgrundung erfolgte am 5 Juli 1927 abends im Wirtshaus zum Goldnen Zepter Breslau In den Vorstand wurden neben Winkler und Valier die Herren Fuhrmann Jakubowitz Neubert und Sauer gewahlt Winkler wurde Vereinsvorstand Der Eintrag im Vereinsregister Breslau erfolgte am 4 August 1927 Der Mitgliedsbeitrag betrug anfangs 3 Mark im Jahr Im Herbst wurden die Raumfahrttheoretiker Hermann Oberth und Walter Hohmann in den Vorstand gewahlt Ende 1927 zahlte man bereits 100 Mitglieder Die von Johannes Winkler gegrundete Zeitschrift Die Rakete wurde zum Vereinsorgan Ende 1927 fand Max Valier in dem Industriellen Fritz von Opel einen Finanzier fur seine Raketenplane Mangels Material und Erfahrungen wurde mit Pulverraketen experimentiert Hohepunkt waren die spektakularen Fahrten mit Raketenautos uber die Berliner AVUS Im Juni 1928 trat der Schuler Wernher von Braun in den Verein ein und bot Winkler seine Hilfe an Im Herbst 1928 wurde Hermann Oberth von Fritz Lang als wissenschaftlicher Berater fur seinen Film Frau im Mond eingeladen Dabei ergab sich die Moglichkeit gefordert von Lang und der Ufa an einer Flussigkeitsrakete zu arbeiten Hierfur wurde Rudolf Nebel als Assistent eingestellt Bis zur Filmpremiere gelang es nicht Konstruktion und Erprobung abzuschliessen Aber die Vereinsarbeit verlagerte sich damit von Breslau nach Berlin wo im Herbst 1929 eine Geschaftsstelle eroffnet wurde Im September 1929 wechselte Winkler zu den Junkers Flugzeugwerken in Dessau Aus finanziellen Grunden muss er Ende des Jahres Die Rakete einstellen Valier nahm eine Anstellung bei der Gesellschaft fur Industriegasverwertung in Berlin Britz auf Die Geschaftsstelle des Vereins wurde nach Berlin verlegt wo der Patentanwalt Erich Wurm sein Buro hierfur zur Verfugung stellte Anfang 1930 suchte Nebel Kontakt zu zahlreichen Dienststellen und Unternehmen Nur die Reichswehr zeigte naheres Interesse und finanzierte die weiteren Entwicklungen mit 5000 Mark Bei einem Triebwerktest in Berlin Britz erlitt Max Valier am 17 Mai 1930 todliche Verletzungen er war der erste Tote dieser jungen Ingenieurwissenschaft Gleichzeitig begannen die Vorbereitungen fur eine Erprobung der Raketentriebwerke vor Gutachtern Im Sommer 1930 wurde Winkler vom VfR Vorsitz verdrangt Oberth zur Ubernahme der Funktion uberredet Am 27 September 1930 konnte Nebel den Raketenflugplatz Berlin auf dem Gelande des ehemaligen Schiessplatzes Berlin Tegel eroffnen Das Startgestell der Ufa Reklamerakete wurde zum Teststand ausgebaut Im Marz 1931 fanden hier erste Brenntests von Flussigkeitstriebwerken statt Im April 1931 legte Oberth uberraschend den VfR Vorsitz nieder und trat aus dem Verein aus Im Dezember ubernahm Major a D Hanns Wolf von Dickhuth Harrach den Vereinsvorsitz Regelmassig erschienen nun Mitteilungen des VfR fur die Mitglieder ab Januar 1932 als Raketenflug Mitteilungsblatt des Raketenflugplatzes Berlin Hier zeichnet sich schon eine Trennung von Vereinsaktivitaten und Arbeiten auf dem Raketenflugplatz ab Die Mitgliederzahl im VfR hatte im Sommer 1930 mit 705 ihren Hochststand erreicht sank bis Ende 1932 auf gut 100 Im Herbst 1932 eroffnete sich die Moglichkeit fur Entwicklung Bau und Start einer fur bemannte Fluge vorgesehenen Rakete finanziert von der Stadt Magdeburg Dieses Projekt wurde aber bereits nicht mehr durch den Verein getragen Auch der Startversuch Winklers im Oktober 1932 war eine Privatunternehmung finanziell getragen durch den Unternehmer Hugo A Huckel Das Vorhaben der Magdeburg Rakete scheiterte im Sommer 1933 Letzte Raketenstarts fanden im September 1933 statt Im Dezember 1933 verliessen die bisherigen Vorsitzenden von Dickhuth Harrach und Willy Ley im Streit den VfR und wechselten in den Eingetragenen Verein fur Fortschrittliche Verkehrstechnik e V Die Reichswehr ubernahm nach 1933 zunehmend die Aktivitaten auf dem Raketengebiet Wernher von Braun war bereits Ende 1932 zum Heereswaffenamt gewechselt und verdrangte die privaten Raketenentwickler aus ihrer Rolle Ein Teil von ihnen konnte seine Arbeiten an der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf und an der Heeresversuchsanstalt Peenemunde fortsetzen Ab 1935 spielte der Verein fur die Raketenentwicklung keine Rolle mehr Er wurde 1945 aufgelost Beim Amtsgericht Munster wurde 1953 der Verein fur Raumschiffahrt 1927 Munster eingetragen und 2018 ohne Mitglieder fur erloschen erklart Aktivitaten BearbeitenJohannes Winkler gab von 1927 bis 1929 mit Die Rakete weltweit die erste wissenschaftliche Zeitschrift fur Weltraumfahrt heraus Im Sommer 1929 konstruierte und erprobte Oberth in den Ufa Werkstatten Neubabelsberg sein erstes Flussigkeitstriebwerk Er meldet ein Patent auf die Selbstzerreissung brennender Treibstoffe an Am 4 Marz 1930 fand die erste Mitgliederversammlung des VfR in Berlin statt Am 11 April gestaltete man einen offentlichen Vortragsabend im Horsaal des Postamtes am U Bahnhof Oranienburger Tor Im Mai beteiligte sich der VfR an der Luftfahrtwerbewoche auf dem Potsdamer Platz Am 19 und 23 Juli 1930 wurden in der Chemisch Technischen Reichsanstalt Triebwerkstests durchgefuhrt und die Messwerte mit einem staatlichen Zertifikat bestatigt Im August wurden die Versuche in Bernstadt Sa fortgesetzt Am 21 Februar 1931 gelang es Winkler bei Dessau eine kleine Testplattform einige Meter steigen zu lassen Dies war der erste Start einer europaischen Flussigkeitsrakete Zu Himmelfahrt 1931 startete auch auf dem Raketenflugplatz die erste Flussigkeitsrakete Die grosste Steighohe wurde im Sommer mit vier Kilometern erreicht Nach zahlreichen Umkonstruktionen der Minimumrakete Mirak 1 bis 3 und Repulsor und dem Umstieg von Benzin auf ein Alkohol Wasser Gemisch als Treibstoff wurde im Fruhjahr 1932 die Umlaufkuhlung mit Treibstoff erfunden und erfolgreich erprobt Im Juni 1932 fuhrte Nebel zusammen mit Klaus Riedel und Wernher von Braun auf dem Schiessplatz Kummersdorf einen Raketenstart vor der aber die Anforderungen der Reichswehr nicht erfullte Daraufhin machte man sich an die Konstruktion eines 250 kp Triebwerks fur die Magdeburg Rakete Fehlstart Winklers Raketenmodells HW2 auf der Frischen Nehrung bei Pillau am 6 Oktober 1932 Fehlstart der Magdeburger Pilotenrakete am 29 Juni 1933 Mitglieder BearbeitenZeitweise zahlte der VfR uber 500 Mitglieder darunter Hans Ulrich Berkner ab 1930 Hans Bermuller Hedwig Bernhard Grundungsmitglied 3 Wernher von Braun ab 1928 4 Hans Wolf von Dickhuth Harrach 1 Vorsitzender 1931 bis 1933 Paul Ehmayr Rolf Engel 1930 1932 Otto Willi Gail Kurt Heinisch Walter Hohmann Vorstandsmitglied ab 1927 Franz von Hoefft Hugo A Huckel Hans Huter Willy Ley ab August 1927 Mitgliedsnummer 20 2 Vorsitzender ab November 1930 Rudolf Nebel Walter Neubert Grundungsmitglied 3 Hermann Noordung Hermann Oberth 1 Vorsitzender 1929 bis 1930 Guido von Pirquet Klaus Riedel Nikolai Alexejewitsch Rynin 5 Alexander B Scherschevsky Max Valier Grundungs 3 und Vorstandsmitglied ab 1927 Johannes Winkler Grundungsmitglied 3 1 Vorsitzender 1927 bis 1929 Erich Wurm Leiter der Geschaftsstelle Berlin 1929 1930 Helmuth ZoikeDie Grundungsmitglieder waren 3 Max Valier Munchen Johannes Winkler Breslau Georg Lau Breslau Theodor Fuhrmann Breslau Alfons Jakubowicz Breslau Hedwig Bernhard Breslau Gerhard Guckel Breslau Herbert Fuchs Nestau b Suhlendorf Kr Uelzen und Walter Neubert Munchen Publikationen BearbeitenZahlreiche VfR Mitglieder veroffentlichten Bucher zur Raketentheorie Oberth Hermann Die Rakete zu den Planetenraumen R Oldenbourg Verlag Munchen 1923 Valier Max Vorstoss in den Weltenraum R Oldenbourg Verlag Munchen 1925 Hohmann Walter Die Erreichbarkeit der Himmelskorper R Oldenbourg Verlag Munchen 1925 Ley Willy Die Fahrt ins Weltall Hachmeister amp Thal Leipzig 1926 Ley Willy Mars der Kriegsplanet Hachmeister amp Thal 1927 Ley Willy Die Moglichkeit der Weltraumfahrt Hachmeister amp Thal Leipzig 1928 Gail Otto Willi Mit Raketenkraft ins Weltenall Vom Feuerwagen zum Raumschiff K Thienemanns Verlag Stuttgart 1928 Noordung Hermann Das Problem der Befahrung des Weltraums Schmidt Berlin 1929 Oberth Hermann Wege der Raumschiffahrt Oldenbourg Verlag Munchen 1929 Scherschevsky Alexander B Die Rakete fur Fahrt und Flug Eine allgemeinverstandliche Einfuhrung in das Raketenproblem Verlag C J E Volckmann Nachf GmbH Berlin 1929 Valier Max Raketenfahrt Oldenbourg Verlag Munchen 1929 Nebel Rudolf Raketenflug Berlin Reinickendorf Raketenflugverlag 1932 Die Rakete VfR Mitteilungsblatt 1927 1929 Raketenflug Mitteilungsblatt des Raketenflugplatzes Berlin 1932 1934Literatur BearbeitenBoth Wolfgang Kulturaufgabe Weltraumschiff Die Geschichte des Vereins fur Raumschiffahrt Bremen 2020 ISBN 978 3 95651 266 7 Both Wolfgang Walter Hohmann Baustatiker und Himmelsmechaniker Essen 2019 Essers Ilse Max Valier ein Vorkampfer der Weltraumfahrt VDI Verlag Dusseldorf 1968 Guder Rudolf Astris Zu den Sternen der Raketenpionier Johannes Winkler Selbstverlag 2002 Gunzel Karl Werner Raketenpionier Klaus Riedel Westerland Verlag Holzminden 1989 Ley Willy Vorstoss ins Weltall Universum Verlagsgesellschaft Wien 1949 Nebel Rudolf Die Narren von Tegel Ein Pionier der Raumfahrt erzahlt Droste Verlag Dusseldorf 1972 Neufeld Michael J Wernher von Braun Visionar des Weltraums Ingenieur des Krieges Aus dem Englischen von Ilse Strasmann Siedler Munchen 2009 ISBN 978 3 88680 912 7Siehe auch BearbeitenDeutsche Raumfahrt Geschichte der Raumfahrt WeltraumorganisationEinzelnachweise Bearbeiten Die Rakete 15 August 1927 S 98 Die Rakete 15 April 1927 S 55 a b c d e Die Rakete 15 Juli 1927 S 83f Michael J Neufeld Wernher von Braun Visionar des Weltraums Ingenieur des Krieges Aus dem Englischen von Ilse Strasmann Siedler Munchen 2009 ISBN 978 3 88680 912 7 S 78 f Hans Christoph Graf von Seherr Thoss Ley Willy In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 425 f Digitalisat Normdaten Korperschaft GND 131025 2 lobid OGND AKS VIAF 157709102 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verein fur Raumschiffahrt amp oldid 229934820