www.wikidata.de-de.nina.az
Als Brief oder Urkundenregister noch haufiger einfach als Register bezeichnet man in der Diplomatik ein fortlaufend gefuhrtes Verzeichnis der von einer Kanzlei oder auch einem Notar ausgefertigten Briefe und oder Urkunden Sie enthalten Wortlaut der registrierten Schriftstucke wobei wiederkehrende Elemente Name des Absenders Grussformeln stark abgekurzt werden oder ganz wegfallen konnen Solchen Auslaufregistern stehen die selteneren Eingangsregister gegenuber in denen eine Kanzlei empfangene Schriftstucke verzeichnete Im Unterschied zu nachtraglich angelegten Kopialbuchern wurden Eingangsregister wie andere Register auch fortlaufend gefuhrt das heisst die Stucke wurden in aller Regel in Reihenfolge des Eingangs und zeitnah zu diesem eingetragen Register die nur bestimmte Arten von Schriftgut enthalten werden oft nach diesen benannt beispielsweise Privilegienregister Schuldbriefregister oder Missivenbucher Die Diplomatik erforscht vor allem mittelalterliche Register weil diese meist die einzige Uberlieferung der enthaltenen Urkunden sind Die Praxis der Registrierung von Urkunden wird bis in die Gegenwart von Behorden und Notaren gepflegt Bekannte Beispiele amtlicher Register sind Personenstandsregister Grundbucher oder Testamentsregister Inhaltsverzeichnis 1 Papstliche Kanzlei 1 1 Geschichte Form Inhalt 1 2 Uberlieferung 1 3 Editionen 2 Kanzleien weltlicher Herrscher 3 Freiwillige Gerichtsbarkeit 4 LiteraturPapstliche Kanzlei BearbeitenGeschichte Form Inhalt Bearbeiten Register gehen auf die spatantike romische Verwaltungspraxis zuruck Als literarischer Text uberliefert sind Register Theoderichs des Grossen durch die Variae des Cassiodor und die Briefregister Registrum epistolarum des Papstes Gregor I Die Registerfuhrung an der romischen Kurie knupfte an diese Tradition an und wurde im spateren Mittelalter zum Vorbild fur viele Kanzleien in ganz Europa Die fruhesten Hinweise auf eine mogliche Registerfuhrung reichen bis in die Zeit von Liberius zuruck das alteste Register das sich teilweise rekonstruieren lasst ist das Gelasius I Aus dem spaten 7 Jahrhundert aus dem 10 Jahrhundert und aus der ersten Halfte des 11 Jahrhunderts gibt es hingegen keine Hinweise darauf dass papstliche Schreiben registriert wurden Die altesten Register wurden wie fruhe papstliche Urkunden auch auf Papyrus geschrieben ab dem elften Jahrhundert wurde fur beides Pergament verwendet Ab dem 14 Jahrhundert wurde Papier verwendet ohne dass sofort das Pergament aufgegeben worden ware Registriert wurden zunachst alle papstlichen Schreiben allerdings mit wenigen Ausnahmen keine Privilegien Ab dem Spatmittelalter gab es Spezialregister fur verschiedene Arten Briefe und Urkunden einschliesslich Privilegien Ausser Papstbriefen enthalten die Register gelegentlich auch anderes Material historische Notizen Synodalprotokolle eingegangene Schreiben ein bekanntes Beispiel fur solches Zusatzmaterial ist der Dictatus papae im Register Gregors VII Briefe die ausserhalb der Register uberliefert sind heissen Extravaganten Uberlieferung Bearbeiten Das Register Gregors VII heute Vatikanisches Apostolisches Archiv Reg Vat 2 ist das einzige aus der Zeit vor 1198 das vollstandig im Original erhalten ist Einige altere Register sind zumindest teilweise erhalten oder rekonstruierbar Das Register Gregors des Grossen ist nicht im Original erhalten darauf zuruckgehende Sammlungen erlauben aber mit grosser Sicherheit die Rekonstruktion Vom grosseren Teil des Registers Johannes VIII wurde im spaten 11 Jahrhundert eine Kopie angefertigt Reg Vat 1 die sich erhalten hat und die als zuverlassige Abschrift gilt In ahnlicher Weise ist ein kleinerer Teil des Registers Anaklets II in einer Abschrift noch des 12 Jahrhunderts erhalten Mit dem beinahe vollstandig erhaltenen Register Innozenzens III Reg Vat 3 setzt eine geschlossene Uberlieferung von Registerbanden ein etwa 2000 Bande allein bis zur Zeit Sixtus V Ab dem ausgehenden Mittelalter gibt es neben der Hauptserie der Papstregister noch weitere Registerserien nachdem schon fruher immer wieder einzelne Spezialregister fur bestimmte Materien oder Urkundenarten angelegt worden waren Die wichtigsten Quellen fur die verlorenen Register sind die kanonischen Sammlungen in denen Auszuge aus den papstlichen Schreiben entweder als Registerauszug bezeichnet werden ex registro und oder in geschlossenen chronologisch geordneten Reihen enthalten sind Insbesondere die Avellana die Sammlung Deusdedits und die Collectio Britannica gelten als Sammlungen die auf verlorene papstliche Register zuruckgehen Im Einzelfall ist der Nachweis ob und wenn ja mit welcher Zuverlassigkeit die kanonistische Uberlieferung den Inhalt die Reihenfolge und den Wortlaut verlorener Register bewahren sehr aufwandig Editionen Bearbeiten Die alteren vor 1198 entstandenen Papstregister bzw Rekonstruktionen derselben wurden im Rahmen der Monumenta Germaniae Historica in der Reihe Epistolae ediert das Register Gregors I zudem ein zweites Mal im Corpus christianorum Das Register Innozenzens III liegt in einer beinahe abgeschlossenen historisch kritischen Ausgabe im Auftrag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften vor Die Register des spateren Mittelalters werden seit dem spaten 19 Jahrhundert von den Ecole francaise de Rome ediert Kanzleien weltlicher Herrscher BearbeitenIn Frankreich wird die Registerfuhrung erst unter Philipp August ublich in Sizilien sind seit Friedrich II Register in Gebrauch wahrscheinlich nach dem Vorbild der normannischen Kanzlei Im normannischen England finden sich ebenfalls registerartige Aufzeichnungen Aus dem Heiligen Romischen Reich sind die ersten Spuren von Registerfuhrung unter Heinrich VII belegt Zwei Bande der Reichsregister Ludwigs des Bayern sind die altesten uberlieferten Originale Auch in den deutschen Territorien setzt sich systematische Registerfuhrung erst im 14 Jahrhundert durch Auch Stadte fuhrten Auslaufregister der von ihnen ausgestellten Urkunden und teilweise spezielle Register wie zum Beispiel Missivenbucher ausgehende Briefe der Stadt oder Stadtbucher in denen bestimmte Rechtsgeschafte eingetragen wurden Freiwillige Gerichtsbarkeit BearbeitenDokumente der freiwilligen Gerichtsbarkeit Testamente Kaufvertrage Ehevertrage Kreditvertrage usw wurden im Mittelalter von verschiedenen Institutionen beurkundet insbesondere von offentlichen Notaren vor allem in Italien und Sudfrankreich Kommunen und geistlichen Gerichte Die quantitativ grosste Uberlieferung stammt aus den Registern der Notare die verpflichtet waren alle von ihnen ausgestellten Instrumente in abgekurzter Form in sogenannte Imbreviaturbucher aufzunehmen Das alteste erhaltene Notariatsregister stammt aus Genua es enthalt Tausende Eintrage deren altesten aus der Mitte des 12 Jahrhunderts stammen Im Reich nordlich der Alpen spielte die Beurkundung durch Kommunen eine wichtigere Rolle Diese trugen die von ihnen ausgestellten Urkunden der freiwilligen Gerichtsbarkeit entweder in Stadtbucher oder in spezielle Register ein zum Beispiel die Kolner Schreinsbucher das Lubecker Ober und Niederstadtbuch oder die Konstanzer Gemachtebucher Die gleichen Geschafte konnten auch vor dem bischoflichen Gericht in der Praxis durch den Offizial beurkundet werden welches die ausgefertigten Urkunden dann in sein sonst vor allem fur Urteile genutztes Register eintrugen Alle diese Eintragungen dienten der grosseren Rechtssicherheit wobei es vorkommen konnte dass das gleiche Geschaft notariell vom Stadtrat und durch das Offizialatsgericht beurkundet wurde Literatur BearbeitenHarry Bresslau Handbuch der Urkundenlehre fur Deutschland und Italien Erster Band 2 Auflage Veit Leipzig 1912 S 104 148 archive org A Gwalick Imbreviatur bucher In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 384 Othmar Hageneder Papstregister In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 7 LexMA Verlag Munchen 1995 ISBN 3 7608 8907 7 Sp 1687 f Otto Meyer Renate Klauser Hrsg Clavis mediaevalis Kleines Worterbuch der Mittelalterforschung Harrassowitz Wiesbaden 1962 S 207 208 Ludwig Vones Register In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 7 LexMA Verlag Munchen 1995 ISBN 3 7608 8907 7 Sp 581 586 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Register Diplomatik amp oldid 231278845