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Die Umwandererzentralstelle UWZ war eine deutsche Behorde in der Zeit des Nationalsozialismus mit Hauptsitz in Posen die die Vertreibung von Polen Ukrainern und Juden im Wartheland in Danzig Westpreussen in Ostoberschlesien und in der Aktion Zamosc koordinieren sollte Das Wartheland Danzig Westpreussen und Ostoberschlesien waren 1939 nach dem deutschen Uberfall auf Polen volkerrechtswidrig dem Deutschen Reich angegliedert worden der Raum Zamosc war Teil des Generalgouvernements Die Umwandererzentralstelle war fur die Ausweisungen dieser Ethnien zustandig betrieb Lager fur die Ausgewiesenen und teilte die aus Osteuropa vom Baltikum und vom Balkan umgesiedelten Volksdeutschen auf die annektierten polnischen Gebiete auf Mit diesem Bevolkerungsaustausch sollte eine Umvolkung erreicht werden Evakuierte Polen auf dem Weg zum Bahnhof Schwarzenau bei Gnesen 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Dienststellen 2 Tatigkeit 3 Bilanz 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDienststellen BearbeitenIm November 1939 nahm als Vorlaufer ein Amt fur Umsiedlung der Polen und Juden unter SS Obersturmbannfuhrer Albert Rapp seine Tatigkeit auf Dieses Amt wurde im Marz 1940 dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD Rolf Heinz Hoppner unterstellt und als Umwandererzentralstelle Posen UWZ weitergefuhrt Ein Teil des Amtes befand sich in Litzmannstadt es wurde als Umwandererzentralstelle Posen Dienststelle Lodz spater Litzmannstadt bezeichnet und von Hermann Krumey geleitet 1 Eine weitere Dienststelle gab es in Kattowitz Tatigkeit BearbeitenUm die mit der nationalsozialistischen Vorstellung vom Lebensraum im Osten verbundene Bevolkerungsumschichtung in den besetzten Ostgebieten umzusetzen richtete das Reichssicherheitshauptamt RSHA eine Reihe verschiedener Dienststellen ein Auf Anordnung Reinhard Heydrichs entstand im Oktober 1939 eine Einwandererzentralstelle die die Ansiedlung volksdeutscher Umsiedler aus dem Baltikum und Wolhynien betrieb Nach ersten Planungen sollten 550 000 Juden sowie deutschtumsfeindliche Polen in das Generalgouvernement abgeschoben werden 2 Nach einem ersten Nahplan wurden vom 1 bis 17 Dezember 1939 rund 87 000 Menschen meist judische Stadtbewohner aus dem Warthegau abgeschoben Ein zweiter Nahplan sah die baldige Deportation von 220 000 in einer verscharften Version von 600 000 meist judischen Einwohner vor 3 Dieser Plan war aus organisatorischen Grunden zunachst nicht oder nur teilweise durchfuhrbar Vom 7 Februar bis 15 Marz 1940 brachten Deportationszuge uber 42 000 meist polnische Staatsangehorige ins Generalgouvernement 4 Im April 1940 und Herbst 1940 liefen die geplanten Abschiebungen in grossem Ausmass weiter Ein dritter Nahplan von Januar 1941 sah die Deportation von 771 000 Polen aus den annektierten Gebieten vor sowie den Abschub von 60 000 Juden aus Wien ins Generalgouvernement Auch dieser Plan wurde nur teilweise umgesetzt denn die Wehrmacht beanspruchte ab Fruhjahr 1941 das Generalgouvernement als Aufmarschgebiet 5 Bilanz BearbeitenIn Zusammenarbeit mit SS und Polizeidienststellen und der Besatzungsverwaltung hatte die Umwanderungszentralstelle Posen mit ihren Zweigstellen bis Marz 1941 offiziell 365 000 nach spateren Berechnungen sogar 460 000 Einwohner aus den annektierten Gebieten vertrieben Darunter befanden sich rund 100 000 Juden Die Vertriebenen fanden in den Aufnahmeorten weder ausreichenden Wohnraum noch ausreichend Nahrungsmittel vor 5 Aus den meisten polnischen Gebieten die nahe an den Reichsgrenzen lagen waren die Juden bis zum Fruhjahr 1941 vertrieben worden Doch in der Osthalfte des dem Reich zugeschlagenen Gebietes lebten noch 400 000 bis 450 000 Juden davon mehr als 250 000 im Warthegau Der ursprungliche Plan alle Juden aus den eingegliederten polnischen Gebieten zu entfernen war damit gescheitert Eine territoriale Endlosung stiess auf burokratische Widerstande in den vorgesehenen Aufnahmegebieten Dies steigerte die Bereitschaft zu noch brutaleren Methoden zu greifen 5 Der Leiter der Posener Umwandererzentrale Rolf Heinz Hoppner unterbreitete am 16 Juli 1941 Adolf Eichmann den Vorschlag die Juden des Warthegaus in einem Lager zusammenzufassen und alle dorthin verschleppten Judinnen zu sterilisieren Wegen Mangel an Lebensmitteln sei ernsthaft zu erwagen ob es nicht die humanste Losung sei diese Juden soweit sie nicht arbeitseinsatzfahig seien durch irgendein schnellwirkendes Mittel zu erledigen 6 Von der Annexion der polnischen Gebiete 1939 bis zum Beginn des Deutsch Sowjetischen Kriegs wurden dort 370 000 Reichsdeutsche und 350 000 Volksdeutsche angesiedelt Allein im Wartegau verteilte die Umsiedlerzentrale 51 000 Baltendeutsche 125 000 Wolhyniendeutsche sowie 72 000 Buchenland und Bessarabiendeutsche Nach dem Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde das Umvolkungsprogramm mit etwa 300 000 Volksdeutschen aus eroberten sowjetischen Gebieten vor allem aus der Ukraine fortgesetzt 7 Literatur BearbeitenMartin Broszat Nationalsozialistische Polenpolitik 1939 1945 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1961 Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 2 ISSN 0506 9408 Einzelnachweise Bearbeiten Kerstin Freudiger Die juristische Aufarbeitung von NS Verbrechen Mohr Siebeck Tubingen 2002 S 97 98 ISBN 3 16 147687 5 Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 4 Polen September 1939 Juli 1941 Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58525 4 S 35 sowie Dok VEJ 4 25 auf S 113f Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 4 Polen September 1939 Juli 1941 Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58525 4 S 36 sowie Dok VEJ 4 66 S 190f Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 4 Polen September 1939 Juli 1941 Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58525 4 S 36 sowie Dok VEJ 4 71 S 199 201 a b c Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 4 Polen September 1939 Juli 1941 Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58525 4 S 38 Andrea Low Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 3 Deutsches Reich und Protektorat Bohmen und Mahren September 1939 September 1941 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58524 7 S 59 s a Dokument VEJ 4 314 in Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 4 Polen September 1939 Juli 1941 Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58525 4 S 680f Thomas Urban Der Verlust Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20 Jahrhundert Munchen 2004 ISBN 3 406 52172 X S 62 68 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Umwandererzentralstelle amp oldid 234571604