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Die Tyrsener auch Tyrrhener genannt altgriechisch attisch Tyrrhnoi Tyrrhenoi ionisch Tyrshnoi Tyrsenoi dorisch Tyrsanoi Tyrsanoi lateinisch Tyrrheni waren in der antiken griechischen Mythologie und Geschichtsschreibung die Bezeichnung bestimmter Bevolkerungsteile im Bereich des nordwestlichen Kleinasiens aber auch auf den Inseln Lemnos Imbros Samothrake und Lesbos 1 Einer in der Antike und auch bis heute verbreiteten Auffassung zufolge waren sie mit den Etruskern eng verwandt die von Etrurien ausgehend im 1 Jahrtausend v Chr eine einflussreiche Kultur und politisch militarische Macht im Bereich der westlichen Apennin Halbinsel Sardiniens und Siziliens darstellten Einzelnen Autoren zufolge wurden Tyrsener auch in agyptischen Quellen um 1200 v Chr erwahnt siehe im Abschnitt Seevolker Die heute als lemnisch bezeichnete Sprache der Tyrsener ahnelte zeitgenossischen Ohrenzeugen wie auch modernen Analysen von Inschriften zufolge dem Etruskischen und ebenso dieses dem Ratischen Dies fuhrte zum Vorschlag einer ur tyrsenischen oder proto tyrsenischen gemeinsamen Ursprache die etwa um 1000 v Chr gesprochen wurde und aus der diese drei Sprachen die tyrsenischen Sprachen hervorgingen 2 Etrusker Bearbeiten Hauptartikel EtruskerDas grosse Interesse galt hierbei den Etruskern deren farbenfrohe und realistische Skulpturen hauptsachlich in Grabstatten Bewunderer und Touristen anziehen Hinzu kommen die dort hinterlassenen zahlreichen Inschriften Diese verwenden ein leicht lesbares damals verbreitetes griechisches Alphabet Die Sprache ist jedoch nicht indogermanisch kaum einer anderen bekannten Sprachgruppe zuzuordnen damit weitgehend unverstandlich Hieraus ergab sich das Ratsel der Etrusker Die Tyrsener bildeten gewissermassen einen Hebelpunkt ein hypothetisches Konstrukt mit dessen Hilfe dieses Ratsel gelost werden sollte Die Vorstellung der Tyrsener als einem den Etruskern verwandten Volk fuhrte wohl dazu dass sich Tyrrhener als Synonym fur Etrusker durchsetzte und dass der von der Apennin Halbinsel Sardinien und Sizilien umgrenzte Teil des Mittelmeers als Tyrrhenisches Meer bezeichnet wurde Alternativ wurde die Bezeichnung Tyrrhener als authentisch betrachtet und auf ursprunglich angeblich typisch etruskische Wehrbauwerke tyrseis zuruckgefuhrt 3 Es ist heute kaum ublich die Tyrsener von den Etruskern zu unterscheiden Dies mag wesentlich darauf beruhen dass es auf die Wahl der Bezeichnung der Etrusker Italiens nicht ankommt wenn man sich auf die Betrachtung der Etrusker Italiens beschrankt Bei dieser Sichtweise spielt auch der lautliche Unterschied zwischen Tyrsenern und Tyrrhenern keine Rolle Dem gegenuber ist die Unterscheidung im vorliegenden Artikel aus folgenden Grunden sinnvoll Es wird behauptet dass die agaische Insel Lemnos um 700 v Chr von Tyrsenern erobert wurde Dass es sich dabei um aus Italien angereiste Etrusker gehandelt haben sollte gilt als unsinnig Fur die Herstellung von Bezugen der auf der Apennin Halbinsel wohnenden Etrusker zu im Ostmittelmeer agierenden Volkern kommt es auf den Zischlaut in Tyrsener an der in Tyrrhener fehlt Tyrsener war die Schreibweise die von deutschsprachigen Historikern um 1900 herum in der Diskussion um Bezuge der in Italien wohnenden Etrusker zu im Ostmittelmeer agierenden Volkern und um die auf die Logographen zuruckgehende Pelasgerfrage gebraucht wurde Seevolker Bearbeiten Hauptartikel SeevolkerDurch archaologische Funde in Agypten im 19 und 20 Jahrhundert und andere Schriftquellen der Zeit entstand die Vorstellung eines Seevolkersturms der zum Ende der Bronzezeit im 12 und 11 Jahrhundert v Chr vorderorientalische Zivilisationen bedroht und zum Teil niedergerissen haben soll Die agyptischen Inschriften nennen Ethnien die durch Abgleich etwa mit hethitischer Korrespondenz oder der biblischen Uberlieferung identifiziert und lokalisiert werden konnen Lykier Philister Kreter Keftiu Danuna Danaer usw Andererseits wurde etwa behauptet bei einem der einfallenden Volker Trs w Tur u sa Turisa handele es sich einfach um die Etrusker Ahnlich wurde erwogen es seien Bewohner Sardiniens Sardana oder Siziliens Sekeles oder Tjeker auch als Sikeler umschrieben 4 gewesen Derartige Lokalisierungen im schon westlichen Mittelmeerraum sind mit vorderasiatischer Korrespondenz nicht zu belegen Allerdings liegt die Vorstellung nahe dass verschiedene Volkerschaften zunachst erfolglos an vorderasiatischen und afrikanischen Kusten Fuss zu fassen versuchen dabei auf letztlich abweisende Agypter und Libyer treffen und sich schliesslich im Bereich des Tyrrhenischen Meers niederlassen Zudem machen Funde mykenischer Keramik zypriotischer Kupferbarren und anderer ostmediterraner Importe auf Sardinien 5 sowie Keramik sardischen Ursprungs in Kommos Sudkreta Reisen zwischen Sardinien und dem vorderen Orient schon in der Bronzezeit denkbar Alternativ wird etwa angeboten dass sich die Sekeles als nordliche Nachbarn der Philister niederliessen und dort mit der Zeit in der Nachbarbevolkerung aufgingen oder untergingen archaologischer Brandhorizont Die Namensahnlichkeit mit dem eher autochthon italischen Volk der Sikeler auch Sikuler genannt die vom Festland kommend im 13 Jahrhundert v Chr die sikanische Bevolkerung aus dem Osten Siziliens verdrangten konnte insofern reiner Zufall sein Analog oder ahnlich konnte es sich mit den Sardana und Turisa verhalten Lautlich drangt sich die Gleichsetzung der Tursa mit den Tyrsenern auf sie gewinnt in Bezug auf das Piratenvolk der Tyrsener in der griechischen Dichtung an Reiz 6 Schwieriger ist es das um 1200 v Chr erwahnte Volk der Tursa mit den historischen Tyrsenern zu identifizieren die erstmals um 700 v Chr als Eroberer der agaischen Insel Lemnos fassbar werden oder mit den Etruskern die erstmals um 800 v Chr in Nordwestitalien fassbar werden und sich selbst Rasenna nannten Der Schlussel zur Gleichsetzung letzterer mit den Tursa besteht in der von antiken griechischen Autoren vorgenommenen Gleichsetzung der Etrusker mit den Tyrsenern Einzelnachweise Bearbeiten F Lochner Huttenbach Die Pelasger Arbeiten aus dem Institut fur vergleichende Sprachwissenschaft in Graz Band 6 Gerold Wien 1960 S 105ff mit Diskussion und weiterfuhrender Literatur Geschlossen wird dies vor allem indirekt aus Erwahnungen bei Herodot und dessen an einigen Stellen evidenten Verwechselungen von Pelasgern und Tyrsenern Ausdruck Eintrag Raetische Sprache im RGA urtyrsenisch Meier Brugger Michael 2002 8 Auflage Indogermanische Sprachwissenschaft und Bonfante Giuliano und Larissa 2002 2 Auflage The Etruscan Language An Introduction Dionysios von Halikarnassos Romische Altertumer Buch I Kapitel 25ff James H Breasted The Ancient records of Egypt Band IV The twentieth to the twenty sixth dynasties Reissued Russell amp Russell New York 1962 S 59 Ubersicht bei Laura Soro Sardinien und die mykenische Welt Die Forschungen der letzten 30 Jahre In Fritz Blakolmer u a Hrsg Osterreichische Forschungen zur Agaischen Bronzezeit 2009 Akten der Tagung vom 6 bis 7 Marz 2009 am Fachbereich Altertumswissenschaften der Universitat Salzburg Wien 2011 S 283 294 Eduard Meyer Die Seevolker und die ethnographischen Probleme Tyrsener und Achaeer In Geschichte des Altertums zeno org abgerufen am 30 Marz 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tyrsener amp oldid 224194915