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Fur die lemnische Sprache gibt es aus der Antike sparliche Schriftzeugnisse aus dem 6 Jahrhundert vor Christus von der griechischen Insel Lemnos in der nordlichen Agais Sie wird nach geographischen Kriterien zu den agaischen Sprachen gezahlt Da von antiken Schriftstellern die Bezeichnungen Tyrsener Tyrrhener tyrsenisch tyrrhenisch sowohl fur Bewohner von Lemnos als auch in Bezug auf Italien speziell Etrurien verwendet werden stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang Ihr wird von der Sprachwissenschaft in Form der neueren Theorie einer tyrsenischen Sprachfamilie Rechnung getragen der die drei Sprachen Lemnisch als Osttyrsenisch Etruskisch und Ratisch beide als Westtyrsenisch zugewiesen werden Dies geschieht durch Ausweis triftiger Ubereinstimmungen im Sprachbau die nicht auf Zufall oder blossem Sprachkontakt beruhen konnen Die Diskussion uber die Verbreitungswege dieser Sprachen ist noch in vollem Gang Lemnisch Zeitraum AntikeEhemals gesprochen in Insel Lemnos heute Griechenland LinguistischeKlassifikation Agaische Sprachen tyrsenische Sprachfamilie Lemnisch dd dd SprachcodesISO 639 1 ISO 639 2 ISO 639 3 xle Inhaltsverzeichnis 1 Inschriften 2 Schrift 3 Bemerkungen in der antiken Literatur 4 Charakteristik und Nahe zum Etruskischen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseInschriften Bearbeiten nbsp Stele von Lemnos nbsp Abzeichnung der Stele von LemnosDas Lemnische wurde zuerst durch den Fund einer Grabstele bekannt Stele von Lemnos 1 Die Grabstele die aus dem 6 Jahrhundert v Chr stammt fand man im Jahre 1884 oder 1885 im Dorf Kaminia als Spolie aus einer Kirchenwand nahe der antiken Nekropole Kaiminia befindet sich unweit der archaologischen Siedlung des 3 Jahrtausends bei Poliochni Weitere uber hundert sehr kurze Inschriften in Form von Graffiti und Dipinti wurden in Efestia und Chloi auf Lemnos gefunden 2 ein vereinzelter Graffito auch in Myrina gefunden im Jahr 1960 Beschi 1992 1993 1998 269 mit fig 5 Im Jahre 2009 wurde im antiken Theater von Efestia eine weitere Steininschrift in dieser Sprache entdeckt 3 Schrift BearbeitenDie Herkunft des Alphabets in dem die lemnischen Inschriften verfasst sind ist umstritten Nach Carlo de Simone soll es vom etruskischen Alphabet abstammen und aus Italien nach Lemnos gebracht worden sein Melanie Malzahn und Luciano Agostiniani argumentieren hingegen dafur dass es sich um eine eigenstandige Ableitung von einem griechischen Alphabet handelt Die Sprachverwandtschaft des Lemnischen mit dem Etruskischen und Ratischen bleibt von dieser Frage unberuhrt Wahrend der Zusammenhang des Lemnischen mit dem Etruskischen fast allgemein durch die Annahme einer Westwanderung erklart wird gibt es neuerdings auch Pladoyers fur die Annahme einer Herkunft des Lemnischen aus dem Bereich Italiens etwa im achten Jahrhundert oder etwas spater De Simone Oettinger Eichner Der archaologische Befund lasst aber nichts davon erkennen Beschi Die These die in der Agais mit Westkleinasien die Heimatregion der etruskischen Sprache vermutet wie sie schon in der Antike vertreten wurde s u bleibt davon unberuhrt da eine Westwanderung der spateren Etrusker und Rater um etliche Jahrhunderte fruher 12 11 Jahrhundert v Chr stattgefunden haben kann Bemerkungen in der antiken Literatur BearbeitenBereits bei Homer in der Odyssee finden sich Hinweise auf nicht griechische Bewohner der Insel Denn Hephaistos ist nicht mehr hierzulande sondern er hat sich bereits fortbegeben nach Lemnos zu den Sintiern mit rauher Sprache 8 293 294 Um 510 v Chr eroberte Athen durch Miltiades die Insel und in der Folgezeit ist das Lemnische nicht mehr bezeugt Ab 450 v Chr siedeln attische Kleruchen auf der Insel und in der Folgezeit assimilierte sich die Bevolkerung allmahlich an das Griechische In der Aeneis des Vergil wird angenommen dass die Etrusker von Troja her kamen Dies wird durch sprachliche Indizien untermauert welche die lemnische und die etruskische Sprache in die Nahe der anatolischen Sprache Luwisch rucken wodurch man eine Verbindung zu Nordwest Kleinasien herstellen kann 4 Charakteristik und Nahe zum Etruskischen BearbeitenDas Lautsystem ist nicht vollig identisch mit dem etruskischen jedoch fiel schon fruh auf dass beide Sprachen nur 4 Vokalbuchstaben des griechischen Alphabets verwenden etruskisch a e i u lemnisch a e i o Auch bei den Konsonanten bestehen Parallelen zwei s Laute keine stimmhaften Verschlusslaute b d g die Laute t und 8 Auf der Stele finden sich die Formeln mav sialxveis avis andere Lesung sialxveiz aviz der Originaltext hat SIALXFEIZ AFIZ sowie avis sialxvis andere Lesung aviz sialxveiz der Originaltext hat AFIZ SIALXFIZ im Alter von funfund vierzig Jahren bzw im Alter von vierzig Jahren was beides verbluffend mit dem etruskischen Syntagma avils maxs sealxls c im Alter von funf und vierzig Jahren bzw mit der etrusk Dekadenzahlwortform sealxls mit vierzig ubereinstimmt Die Formen mav bzw max konnten anstatt als Zahlworter fur funf wie von manchen Etruskologen vertreten wird auch als Zahlworter fur vier gedeutet werden da in der anatolischen Sprache Luwisch das Wort maua vier bedeutet Nach der Neulesung des Textes von Heiner Eichner wurde dieses ohne die Kasusendung s oder z auch grammatisch falsche Zahlwort mav jedoch in Wegfall kommen Die Formen sialxv e is bzw sealxls wurden fruher anstatt als Zahlworter fur vierzig alternativ auch mit sechzig ubersetzt Der Wortschatz des Lemnischen ist jedoch noch so wenig bekannt dass man sich hilfsweise auf die bisher gesicherten Deutungen des Etruskischen verlasst Auch grammatikalische Ubereinstimmungen konnten ausgemacht werden sodass man von einer gemeinsamen Urstufe ausgeht die als Ur Etruskolemnisch D H Steinbauer oder Proto Tyrsenisch auf das auch das Ratische zuruckgeht H Rix bezeichnet wurde Eine neuerdings geausserte Theorie wonach die Etrusker oder andere aus Italien kommende Sprachtrager Lemnos im 9 oder 7 Jahrhundert v Chr von Italien aus besiedelt hatten ist nicht durch Funde und noch zu wenig durch sprachliche Indizien belegt Carlo de Simone Norbert Oettinger Heiner Eichner Literatur BearbeitenFelix Durrbach Georges Cousin Bas relief de Lemnos avec inscription In Bulletin de Correspondance Hellenique 10 1886 S 1 6 Ernst Nachmanson Die vorgriechischen Inschriften von Lemnos In Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts Athenische Abteilung 33 1908 S 47 64 mit Tafel 5 Georg Karo Die tyrsenische Stele von Lemnos In Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts Athenische Abteilung 33 1908 S 48 74 Alessandro della Seta Iscrizioni tirreniche di Lemno In Scritti in onore di Bartolomeo Nogara raccolti in occasione del suo LXX anno Citta del Vaticano S 119 146 und tavv XV XVI Luigi Beschi Atitas in La Parola del Passato 51 1996 S 132 136 Luigi Beschi Nuove iscrizioni da Efestia Annuario della Scuola Archeologica di ASAtene 70 71 1992 1993 1998 S 259 274 Luigi Beschi Il Cabirio di Lemno testimonianze letterarie ed epigrafiche in Annuario della Scuola Archeologica di Atene e delle Missioni Italiane in Oriente S 74 75 1996 1997 2000 S 7 145 Carlo de Simone I Tirreni a Lemnos Evidenza linguistica e tradizioni storiche Firenze 1996 Biblioteca di Studi Etruschi 31 Melanie Malzahn Das lemnische Alphabet Eine eigenstandige Entwicklung In Studi Etruschi 63 1997 1999 S 259 279 Robert S P Beekes The Origin of the Etruscans Amsterdam 2003 Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen Helmut Rix Etruscan In Roger D Woodard Hrsg The Cambridge Encyclopedia of the World s Ancient Languages Cambridge University Press Cambridge 2004 S 943 966 Carlo de Simone La nuova iscrizione tirsenica di Efestia In Tripodes 11 2009 S 3 58 Dieter H Steinbauer Neues Handbuch des Etruskischen Scripta Mercaturae St Katharinen 1999 ISBN 3 89590 080 X Norbert Oettinger Seevolker und Etrusker In Yoram Cohen Amir Gilan Jared L Miller Hrsg PAX HETHITICA Studies on the Hittites and their neighbours in honour of Itamar Singer Wiesbaden 2010 S 233 246 Laura Ficuciello Lemno in eta araica In Emanuele Greco Hrsg Lemnos dai Tirreni agli Ateniesi Problemi storici archeologici topografici e linguistici Napoli 4 maggio 2011 In Annuario della Scuola Archeologica di Atene e delle Missioni Italiane in Oriente 88 Serie 3 10 2010 1 205 S 39 84 Laura Ficuciello Lemnos Cultura storia archeologia Topografia d un isola del Nord Egeo Monografie della Scuola Archeologica die Atene e delle Missioni Italiani in Oriente XX I 1 Lemno I 1 Roma Bretschneider 2013 456 p S 192 195 Il problema della stele di Kaminia Heiner Eichner Neues zur Sprache der Stele von Lemnos In Journal of Language Relationship Voprosy jazykovogo rodstva Band 7 2012 S 9 32 Erster Teil und Band 10 2013 S 1 42 Zweiter Teil Vincenzo Bellelli Le origini degli Etruschi Storia Antropologia Archeologia Studia Archaeologica 186 Bretschneider Rom 2012 Luciano Agostiniani Sulla grafia e la lingua delle iscrizioni anelleniche di Lemnos In Bellelli 2012 S 169 194 Heiner Eichner Die Stele Lemnia Vorstellung ihrer neuen Interpretation samt angestrebter Beweisfuhrung In Natalia Bolatti Piotr Taracha Hrsg And I Knew Twelve Languages A Tribute to Massimo Poetto on the Occasion of his 70th Birthday Warschau 2019 S 91 133 Weblinks BearbeitenAlte Schriften Lemnisch Abstammung der Etrusker Stele von Lemnos Neue Inschrift von EfestiaEinzelnachweise Bearbeiten Cousin Durrbach Nachmanson Karo Alessandro Della Seta Luigi Beschi De Simone Vgl zu moglichen Beziehungen Dieter H Steinbauer Neues Handbuch des Etruskischen Scripta Mercaturae St Katharinen 1999 S 357 ff sowie Fred C Woudhuizen Etruscan as a colonial Luwian language Innsbrucker Beitrage zur Kulturwissenschaft Sonderheft 128 Innsbruck 2008 Nach allgemeiner Mehrheitsmeinung wird Etruskisch und entsprechend Lemnisch nicht als indogermanische Sprache angesehen was einer gemeinsamen sprachliche Abstammung mit den indogermanischen ostanatolischen Sprachen allerdings widerspricht Sprachliche Ahnlichkeiten bei Worten aber auch im Vokalsystem konnen auch auf Arealkontakte oder sonstige Super oder Substratwirkung zuruckzufuhren sein Normdaten Sachbegriff GND 4735212 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lemnische Sprache amp oldid 238768640