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Die Tourbiere des Ponts de Martel ist ein Moorgebiet in der neuenburgischen Gemeinde Les Ponts de Martel in der Schweiz das im 20 Jahrhundert in grossem Ausmass zur Gewinnung von Torf ausgebeutet wurde 1 Bei Les Ponts de Martel liegt das grosste zusammenhangende Hochmoor der Schweiz Das Naturschutzgebiet ist seit 1977 im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung BLN verzeichnet Moorlandschaft bei Les Ponts de Martel Hochtal bei Les Ponts de Martel mit Moor Torfstich und WeidelandInhaltsverzeichnis 1 Namenkunde 2 Geografie 3 Torfstich 4 Botanik Naturschutz Didaktik 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseNamenkunde BearbeitenDie Landschaft ist mit der offiziellen Bezeichnung Tourbiere des Ponts de Martel im BLN eingetragen Der franzosische Begriff tourbiere bedeutet auf Deutsch Torfmoor und dann auch Torfstich 2 Die Ortsnamen Les Ponts de Martel und Les Petits Pont beziehen sich auf die fruher zur Uberquerung des Moorgebiets verlegten Holzbohlenwege franzosisch ponts hin die im Jahr 1376 erstmals erwahnt sind 3 Es gibt andere Namen fur die Moorgebiete im Tal von La Sagne und Les Ponts de Martel zum Beispiel Le Marais Rouge was auf Deutsch Roter Sumpf bedeutet und sich auf die braunrote Farbe der Vegetation im Feuchtgebiet bezieht Weitere Hochmoorflachen im Tal heissen Sous Martel Dernier Bois des Lattes Sur Les Bieds auf Deutsch ubersetzt bei den Bachen Marais Gilgen und Marais de Brot Einige seit langer Zeit entwasserte und weitgehend urbarisierte Flachen tragen noch Flurnamen die an die ehemaligen Feuchtgebiete erinnern wie Marais des Petits Ponts Marais de Petit Martel und Marais de Plamboz nbsp Versickerungsstelle des Grand BiedGeografie BearbeitenDer sudliche Abschnitt des Tales von La Sagne im Neuenburger Juras bildet wegen der nacheiszeitlichen Verlandung eine Ebene mit einer Flache von mehreren Quadratkilometern Der Untergrund des Kalkgebirges ist von wasserundurchlassigen Sedimenten bedeckt die teils von der eiszeitlichen Grundmorane und teils von Seeablagerungen stammen die bei jungeren Forschungsarbeiten im Hochmoor entdeckt worden sind 4 Darauf liegen ausgedehnte Feuchtgebiete und Hochmoore Beim Torfabbau hat man in tiefen Bodenschichten konservierte Eichenstumpfe entdeckt die aus einer Epoche stammen als das Hochtal bewaldet war 5 6 Die Zonen an den Talrandern wo sich an den beidseitigen Talstrassen mehrere Ortschaften befinden hat man das Hochmoor in historischer Zeit durch Entwasserung fur die Weidewirtschaft nutzbar gemacht Auf diese Weise sind von ursprunglich 1500 Hektaren Moor im Tal etwa 90 Prozent allmahlich verschwunden 7 Die im Landwirtschaftsgebiet ausgebrachten Dungemittel bedrohen indirekt die Moorbiotope Die noch vorhandenen Hochmoore mit einer Flache von etwa 130 Hektaren liegen in den Gemeinden Les Ponts de Martel Brot Plamboz und Val de Travers Der Talfluss Le Grand Bied hat keinen oberirdischen Abfluss sondern versickert am Rand der Moorzone bei Les Ponts de Martel in einer Doline mit dem Namen Perte du Voisinage 8 Das Wasser durchquert das verkarstete und hohlenreiche Felsmassiv unter der Ebene und erscheint vier Kilometer weiter sudlich und 250 Meter tiefer in einer Quelle bei Noiraigue wieder an der Oberflache 9 10 Dort mundet der Fluss in die Areuse die ein indirekter Nebenfluss dritter Ordnung des Rheins ist Der dialektale Ortsname Noiraigue stammt aus der Frankoprovenzalischen Sprache und bedeutet auf Deutsch Schwarzwasser was von der dunklen truben Erscheinung des Wassers aus dem Moorgebiet kommt 11 Der Flusslauf des Grand Bied ist bei Les Ponts de Martel von einem Flachmoor begleitet Im Suden entwassert der Bach Les Bieds die feuchte Ebene er mundet im Gebiet Sur les Bieds du Milieu von links in den Grand Bied Das in der Westschweiz verbreitete Dialektwort bied bedeutet auf Deutsch Bach und auch Kanal im Unterwallis ist es auch in der Form Bisse gebrauchlich 12 nbsp Torfabbau nbsp Karte von 1923Torfstich BearbeitenDas grosse Torfvorkommen der Moore im Vallee des Ponts wurde seit dem 18 Jahrhundert genutzt und im 20 Jahrhundert industriell ausgebeutet 13 Die Societe Anonyme des Marais des Ponts begann als erste mit dem maschinellen Abbau des Torfs im Gebiet des Marais Rouge und produzierte um 1920 etwa 1000 Tonnen Torf pro Jahr 14 Aus einer anderen Zone im westlichen Abchnitt des Hochmoors holte die Societe de Combe Varin jahrlich rund 800 Tonnen Torf Die Gesellschaft Societe Anonyme des Marais des Ponts verpachtete einen Teil des Gebiets 1917 an die im gleichen Jahr gegrundete Schweizerische Torfgenossenschaft die fur den Transport des Materials eine Feldbahn des Systems Decauville einrichtete Die Torfbahn von Les Ponts de Martel benutzte seit 1920 eine Lokomotive mit Benzinmotor An einigen Stellen war die machtige Torfschicht nach dem Abbau vollstandig zerstort 15 nbsp Zum Trocknen aufgeschichteter TorfIm 20 Jahrhundert entstand ein dichtes Netz von Drainagekanalen in der Ebene was einerseits den Torfstich erleichterte und andererseits weite fruhere Moorgebiete fur die Landwirtschaft nutzbar machte Die Spuren des erst im spaten 20 Jahrhunderts aufgegebenen Torfabbaus sind in der Landschaft gut zu erkennen Vereinzelt noch erhaltene hohe Abstichkanten zeigen die Machtigkeit der ursprunglichen Torfschichten Vertiefungen die heute als Weiher im Moor erscheinen stammen von den Abbaufeldern Auch die Zugangswege zu den Abbaugebieten und Fusspfade beschadigten die Torfschicht und auf einigen beim Betrieb des Torfstichs intensiv begangenen Flachen hat sich nach dem Ende der Arbeiten ein Flachmoor entwickelt 16 Nach dem Torfabbau breitete sich Pioniervegetation und Wald auf grossen Flachen des ehemaligen Moors aus und auch Bereiche die zwar fur den Torfstich z B durch Drainage vorbereitet und dann aber doch nicht ausgebeutet wurden konnte der Wald erobern und die Moorvegetation bedrangen 17 Botanik Naturschutz Didaktik BearbeitenDie botanische Forschung im Neuenburger Jura begann im 18 Jahrhundert mit der Tatigkeit der Naturforscher und Sammler Laurent Garcin Jean Jacques Rousseau Jean Antoine d Ivernois und Abraham Gagnebin 18 1868 erhielt die Akademie von Neuenburg aus welcher 1909 die Universitat Neuenburg entstand einen Lehrstuhl fur Botanik Die Neuenburger Botaniker untersuchten seit Henri Spinner 1875 1962 auch die Pflanzengesellschaften der Hochmoore im Jura und gaben der Erforschung der Moorvegetation in der Schweiz wesentliche Impulse Spinners Schuler Adolphe Ischer 1904 1985 publizierte eine Arbeit uber das Hochmoor von Les Ponts de Martel engagierte sich fur den Naturschutz in der Schweiz und machte dessen Anliegen mit zahlreichen didaktischen Mitteln bekannt 19 Unter Professor Jean Michel Gobat erforschte das Laboratoire d Ecologie vegetale et de Phytosociologie des Botanischen Instituts Neuenburg zusammen mit der EPFL in Lausanne unter anderem die Biologie der Hochmoore von Les Ponts de Martel und die Fragen im Zusammenhang mit der Regenerierung der geschadigten Torfmoore im Jura Wegen der erheblichen Bedeutung der Moore in der Region richtete der Botanische Garten Neuenburg 2014 eine neue Anlage mit einem Flachmoor ein das dem Botanischen Institut der Universitat Neuenburg als Studienobjekt dient 20 Etwa um die Wende zum 20 Jahrhundert begann man sich im Kanton Neuenburg fur den Schutz der Hochmoore zu interessieren Die Neuenburgische naturforschende Gesellschaft vereinbarte mit Grundbesitzern aus Les Ponts de Martel die Erhaltung eines Moorabschnitts im Gebiet Bois des Lattes 21 Die Moorlandschaft im Tal von Les Ponts de Martel ist seit 1977 im Inventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung BLN verzeichnet doch erst nach der Annahme der Eidgenossische Volksinitiative zum Schutz der Moore Rothenthurm Initiative im Jahr 1987 horte der Torfabbau auf Die Neuenburger Regierung stellte die Feuchtgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton von denen die Tourbiere des Ponts de Martel das wichtigste ist am 24 September 2008 unter Schutz Die damit in Kraft gesetzte Karte der Moorgebiete und Sumpfe definiert auch Pufferzonen rund um die geschutzten Feuchtgebiete 22 23 nbsp MoorlehrpfadDas Moor Sous Martel Dernier eine der grosseren Moorparzellen bei Les Ponts de Martel wird in einem Klimaschutzprojekt regeneriert um den CO2 Ausstoss des Gebiets wieder zu verringern 24 Les Ponts de Martel liegt in einem nationalen Vogelschutzgebiet Important Bird Areas IBA In der Ebene findet der selten gewordene Wachtelkonig noch einen Lebensraum 25 Das Moorgebiet dient als Anschauungsobjekt zur naturkundlichen Bildung Durch das Moor fuhrt seit 1998 der didaktische Torfmoorpfad ein Lehrpfad auf welchem die Besucher uber die Naturlandschaft und die ehemalige Torfgewinnung informiert werden 26 Seit 1996 besteht die Fondation du Musee de la Tourbiere Stiftung Torfmuseum die von der Gemeinde Les Ponts de Martel dem Kanton Neuenburg und der Pro Natura Neuchatel getragen wird Sie plant in Les Ponts de Martel die Errichtung des Torfmoorhauses das ab 2023 als Moormuseum und Informationszentrum fur den Naturschutz bestehen soll 27 In einem Holzschuppen auf dem ehemaligen Torfstichgelande ist eine alte Torfknetmaschine erhalten geblieben 28 die in einem Projekt von Restauratoren der Hochschule Haute Ecole Arc in Neuenburg restauriert werden soll 29 Siehe auch BearbeitenBundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung Liste der Schutzgebiete im Kanton Neuenburg Flachmoore von nationaler Bedeutung im Kanton NeuenburgLiteratur BearbeitenRaymond Beutler Andreas Gerth Naturerbe der Schweiz Die Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung Bern 2015 S 22 23 Adolphe Ischer Les tourbieres de la vallee des Ponts de Martel Recherches paleobotaniques et contribution a l etude des associations vegetales In Bulletin de la Societe Neuchateloise des Sciences Naturelles 60 1935 S 77 164 Yvan Matthey Etude phytosociologique du complexe de tourbieres du Bois des Lattes In Bulletin de la Societe Neuchateloise des Sciences Naturelle 109 1986 S 137 145 Jean Michel Gobat u a Les tourbieres du Jura suisse Milieux naturels modifications humaines caracteres des tourbes potentiel de regeneration In Actes de la Societe jurassienne d emulation 89 1986 S 213 315 Annette Barkhausen u a Guide des reserves naturelles de Suisse Les sites les especes lesconseils pratiques Lausanne Paris 1998 S 193 204 Martin Benninghoff Les tourbieres de la vallee des Ponts de Martel Protection des paysages marecageux Institut de hautes etudes en administration publique Etude de cas de l IDHEAP 4 Chavannes pres Renens 1997 Yvan Matthey Alain Lugon Le plan d entretien et d amenagements pour les hauts marais Presentation d un exemple le marais de Brot In Bulletin de la Societe neuchateloise des sciences naturelles Neuenburg 1999 S 154 168 Weblinks BearbeitenSite maregaceux no 2 Les Ponts de Martel Plan general de situation echelle 1 10 000 Republique et canton de Neuchatel Departement de la gestion du territoire Naturschutzgebiet Tourbieres des Ponts de Martel NE auf pronatura ch Didaktischer Torfmoorpfad auf j3l ch Fondation La Tourbiere des PontsEinzelnachweise Bearbeiten Jean Michel Gobat u a Les tourbieres du Jura suisse Milieux naturels modifications humaines caracteres des tourbes potentiel de regeneration In Actes de la Societe jurassienne d emulation 89 1986 S 213 315 hier S 218 Philippe Hebeisen Torfstecherei In Historisches Lexikon der Schweiz Germain Hausmann LesPonts de Martel In Historisches Lexikon der Schweiz Pierre Olivier Mojon u a Micropaleontologie des depots lacustres tardiglaciaires a holocenes du Val de Travers et de la Vallee des Ponts Jura suisse nord occidental In Bulletin de la Societe neuchateloise des sciences naturelles 135 2015 S 51 77 Henri Buhler Au dela des raies de Valangin In L Impartial 3 August 1929 A Jaccard Sur les chenes enfouis des marais tourbeux des Ponts de Martel In Le Rameau de Sapin 30 1896 S 13 14 Jean Michel Gobat u a Les tourbieres du Jura suisse Milieux naturels modifications humaines caracteres des tourbes potentiel de regeneration In Actes de la Societe jurassienne d emulation 89 1986 S 213 315 hier S 255 Les Dolines Processus de formation fonctions et conservation conseils pratiques auf isska ch Andre Burger Hydrogeologie du bassin de l Areuse Neuenburg 1959 S 25 Yves Bouyer Dynamisme du fer dans un karst complexe de la Vallee des Ponts a la Noiraigue des marais et tourbes de surface jusqu a la resurgence Neuenburg 2000 Noiraigue auf ortsnamen ch Abgerufen am 14 Oktober 2021 Artikel Bief im Glossaire des patois de la Suisse romande Olivier Dessibourg Dans la tourbiere du Marais Rouge In Le Temps 17 August 2009 Henri Buhler Au dela des raies de Valangin In L Impartial 3 August 1929 Jean Michel Gobat u a Les tourbieres du Jura suisse Milieux naturels modifications humaines caracteres des tourbes potentiel de regeneration In Actes de la Societe jurassienne d emulation 89 1986 S 213 315 hier S 254 Jean Michel Gobat u a Les tourbieres du Jura suisse Milieux naturels modifications humaines caracteres des tourbes potentiel de regeneration In Actes de la Societe jurassienne d emulation 89 1986 S 213 315 hier S 254 Yvan Matthey Etude phytosociologique du complexe de tourbieres du Bois des Lattes In Bulletin de la Societe Neuchateloise des Sciences Naturelle 109 1986 S 137 145 hier S 144 Chaillet et la flore neuchateloise auf botanical legacies unine ch Claude Favarger u a Un siecle de botanique neuchateloise 1890 1990 In Botanica Helvetica 100 1990 S 299 313 Jardin botanique de Neuchatel une tourbiere pour etudier l evolution climatique auf unine ch 25 September 2014 Abgerufen am 14 Oktober 2021 Henri Buhler Au dela des raies de Valangin In L Impartial 3 August 1929 Plan cantonal de protection des marais des sites marecageux et des zones alluviales d importance nationale PAC Marais Republique et canton de Neuchatel Departement de la gestion du territoire Abgerufen am 14 Oktober 2021 Marais Republique et canton de Neuchatel Service de la Faune des Forets et de la Nature Abgerufen am 14 Oktober 2021 Renaturierung vom Hochmoor Sous Martel Dernier von nationaler Bedeutung auf myclimate org La Brevine et Les Ponts de Martel auf birdlife ch Torfpfad Ein Moor und seine Geschichte auf myswitzerland com Maison de la Tourbiere Un ecrin pour un tresor de la biodiversite Suisse auf mdt ne ch Zur Technik der Torfaufbereitung Rudolph Gyssler Der Torf seine Bildung und Eigenschaften wie seine beste billigste Bereitungsweise Weimar 1864 Restauration d une malaxeuse a tourbe aux Ponts de Martel auf rtn ch 46 97497 6 70936 Koordinaten 46 58 29 9 N 6 42 33 7 O CH1903 544509 202914 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tourbiere des Ponts de Martel amp oldid 239193189