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Tegelort ist eine Ortslage und ein Villenvorort auf der gleichnamigen Halbinsel im Berliner Ortsteil Konradshohe des Bezirks Reinickendorf Der Name leitet sich von der ehemaligen Bezeichnung Tegelscher Orth ab Umgeben wird Tegelort vom Tegeler Forst sowie der Havel und dem Tegeler See Tegelort liegt rund 31 Meter uber Normalnull Die Ortslage ist mit einer Autofahre die uber die Havel zum Aalemannufer fuhrt mit dem Spandauer Ortsteil Hakenfelde verbunden Lagekarte von TegelortBlick auf Tegelort vom Flugzeug aus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Feldmark von Heiligensee 1 2 Die Kolonien bis 1914 1 3 1918 1945 1 4 Seit 1945 2 Literatur 3 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Feldmark von Heiligensee Bearbeiten Die heutige Ortslage Tegelort war ursprunglich vollkommen bewaldet und bildete den sudlichsten Teil der Feldmark der Gemeinde Heiligensee nbsp Die sudliche Heiligenseer Feldmark 1739Nur wenige unbefestigte Sandwege fuhrten in dieses Gebiet zwischen Havel Tegeler See und der Koniglichen Heyde dem spateren Tegeler Forst Bauern Jager und Pilzsucher waren lange Zeit die einzigen Besucher dieser abgelegenen Region zwischen Wald und Wasser Kahnschiffer hatten am Ostufer der Havel einen Treidelpfad angelegt Dieser Uferweg ist bis heute als beliebter Spazierweg erhalten Um 1600 begannen die Heiligenseer Bauern die Feldmark zu roden um neues Ackerland zu erschliessen Zwischen 1753 und 1767 rodeten und bestellten sie das Flurstuck Dornstucke das zu einem Grossteil auf dem Gebiet des heutigen Tegelorts lag Allerdings waren die Boden der neu bestellten Flurstucke zu sandig und somit unfruchtbar Die kummerlichen Ertrage fuhrten dazu dass die landwirtschaftliche Nutzung hier nicht dauerhaft betrieben wurde Dennoch pachteten am 22 Oktober 1822 die Heiligenseer Kossaten 70 Morgen Waldgebiet sudostlich der Dornstucke das Gebiet zwischen der Grenzstrasse heute Beatestrasse und dem heutigen Theresenweg Den dort entstandenen Kossatenacker nannten diese ersten Siedler wegen seiner Nahe zum Tegeler See Tegelscher Orth Die Kolonien bis 1914 Bearbeiten nbsp Die drei Kolonien 1905Die nach dem Deutsch Franzosischen Krieg 1870 1871 im Deutschen Reich einsetzenden Grunderjahre schlugen sich auch in der Grundung der heutigen Ortslage Tegelort nieder Der Berliner Farber Carl Berger erwarb 1872 vom Heiligenseer Kossatenehepaar Grieft ein Wassergrundstuck in der heutigen Scharfenberger Strasse Aus dem Bergerschen Haus entwickelte sich die Kolonie Tegelort bestehend aus ein paar hundert Hausern und einem Dutzend Gaststatten Das von Berger gebaute Gebaude Restaurant Tegelort spater Seegarten steht noch heute allerdings als Ruine Es ist das alteste Gebaude Tegelorts nbsp Anzeige des Grundbesitzervereins 1915Auch die Grundung der Kolonie Jorsfeld geht auf einen Berliner Unternehmer zuruck Der Mutzenfabrikant Otto Joers erwarb von Heiligenseer Bauern die Grundstucke seiner Kolonie die sich in etwa auf dem Gebiet nordlich von der nach ihm benannten Jorsstrasse befand Bis in die 1940er Jahre wurde dieser Teil von den Einwohnern Jorsfelde genannt 1896 wurde Tegelort amtlich zum Villenvorort von Berlin erklart nbsp Historisches Schulgebaude Luisenstrasse um 1910Einige Einwohner grundeten 1902 die Freiwillige Feuerwehr Tegelort 1905 wurde das Feuerwehrhaus in der Bismarckstrasse heute Friederikestrasse eingeweiht Die Feuerwache wurde im Laufe der nachsten Jahrzehnte mehrfach um und ausgebaut und erhielt u a 1929 ein Feuerloschboot mit Bootshaus 1904 schenkte Otto Joers der Gemeinde Heiligensee ein Grundstuck in der Luisenstrasse fur einen Schulbau Er wurde notig da die Einwohnerzahlen in den Kolonien standig stiegen Bereits ein Jahr spater konnte die Schule eroffnet werden die auch von Kindern der Kolonie Konradshohe besucht wurde 1911 wurde ausserdem eine Postagentur mit Telegrafenbetrieb eroffnet nbsp Strassenbahn an der Endhaltestelle Barschelplatz 1913Eine entscheidende Infrastrukturmassnahme fur die Kolonien vollzog sich 1913 mit der Eroffnung des Sudastes der Strassenbahn der Gemeinde Heiligensee an der Havel von Tegel nach Tegelort Die neue schnelle Verkehrsverbindung zum Stadtrand Berlins war ein grosser Impuls fur die weitere Besiedelung von Tegelort und Jorsfelde Insbesondere der Fremdenverkehr der in den Sommermonaten tausende Berliner ins Grune lockte profitierte von der Strassenbahn Die Linie wurde 1920 in das Netz der Berliner Strassenbahn integriert und 1958 eingestellt 1909 errichtete die Gemeinde Heiligensee in Sandhausen eine Gasanstalt um die Kolonien mit Gas zu versorgen Bis vor dem Ersten Weltkrieg waren Tegelort und Jorsfelde im Wesentlichen im heutigen Umfang bebaut 1918 1945 Bearbeiten Die Gemeinde Heiligensee mit ihren drei Kolonien Tegelort Jorsfelde und Konradshohe wurde 1920 nach Gross Berlin eingemeindet und Bestandteil des neu geschaffenen Verwaltungsbezirks Reinickendorf Nach der Inflation erlebte Tegelort und Jorsfelde einen weiteren Bau und Besiedelungsschub Die letzten Ackerflachen wurden verkauft und bebaut die Einwohnerzahl verdoppelte sich innerhalb eines Jahrzehnts Ab den 1920er Jahren erfolgte flachendeckend der Anschluss an das Berliner Strom und Wasserversorgungsnetz Im Sommer 1930 nahm eine Auto und Personenfahre zwischen der Jorsstrasse in Tegelort und dem Aalemannufer in Hakenfelde den Betrieb auf Diese Fahrverbindung besteht bis heute nbsp Tegelorter Ausflugslokale am Tegeler See um 1910Die 1920er und 1930er Jahre waren die Blutezeit der Tegelorter Ausflugslokale Ausflugsdampfer und Strassenbahn konnten die zahlreichen Gaste kaum fassen die aus Berlin in die Gaststatten stromten Neben der Gastronomie im eigentlichen Sinn offneten mehrere Vergnugungsparks ihre Pforten in denen Seilbahnen Karussells Kegelbahnen Theater und Kinos geboten wurden Besonders die Scharfenberger und Birkenstrasse heute Edeltrautweg waren Hochburgen der Berliner Wochenendausflugler Neben zahlreichen Gaststatten wurde der Wassersport zum Publikumsmagneten Mehrere Vereine Club und Bootshauser erinnern zum Teil noch heute daran 1932 eroffnete das Strandbad Tegelsee das sich seitdem jeden Sommer grosser Beliebtheit erfreut nbsp Restaurant Leuchtthurm 1907Zwei Widerstandskampfern gegen das NS Regime aus Tegelort und Konradshohe ist in Konradshohe ein Gedenkstein gewidmet Albert Brust aus der heutigen Friederikestrasse war Maschinenschlosser bei Rheinmetall Borsig in Tegel und leitete die dortige Betriebs Widerstandsgruppe Er wurde am 26 September 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet Der Zweite Weltkrieg richtete in Tegelort vergleichsweise wenig Schaden an Wegen der aufgelockerten Bebauung wurden Flachenbrande verhindert Unter anderem wurde das Wahrzeichen Tegelorts das 1890 eroffnete Restaurant Leuchtthurm bei einem Fliegerangriff zerstort wobei 24 Menschen ums Leben kamen Am 23 April 1945 gegen 15 Uhr marschierte die Rote Armee kampflos in Tegelort ein Seit 1945 Bearbeiten nbsp Schulneubau von 1953 im Gerlindeweg nbsp Endhaltestelle Tegelort Bus 222Fur kurze Zeit beschlagnahmten sowjetische Truppen einen Teil der Wohnhauser wenig spater wurde Tegelort von der franzosischen Besatzungsmacht ubernommen Diese richteten in der Scharfenberger Strasse das Offiziersheim Bir Hakeim ein siehe Schlacht von Bir Hakeim das bis Mitte der 1950er Jahre bestand Im Jahr 1950 wurde Tegelort gemeinsam mit Konradshohe als Konradshohe ein Ortsteil des Bezirks Reinickendorf Die Begriffe Jorsfelde und Kolonien sind heute nicht mehr gebrauchlich In der Nachkriegszeit kam fur Tegelort der Begriff Luftkurort auf der allerdings nie amtlich bestatigt wurde Gleichwohl besitzt Tegelort aufgrund der umgebenden grossen Wasser und Waldflachen bis heute eine vergleichsweise saubere Luft 1953 wurde ein Neubau der Tegelorter Schule im Gerlindeweg eingeweiht der mit Erweiterungen von 1995 bis heute in Benutzung ist und 1969 den Namen Grundschule am Tegelschen Ort erhielt Das historische Schulgebaude in der Luisenstrasse beherbergt seit 2008 ein Gesundheitszentrum Die Berliner U Bahn Linie C heute U6 wurde 1958 bis Tegel ausgebaut In diesem Zusammenhang wurde der Strassenbahnverkehr von Tegel nach Tegelort eingestellt und von der BVG durch die Buslinie 20 heute 222 ersetzt Im Jahr 1961 erhielten die Tegelorter Strassen ihre heutigen Madchennamen 1974 wurden die letzten Gaslaternen durch eine elektrische Strassenbeleuchtung ersetzt Mit dem Anschluss der letzten Tegelorter Grundstucke an das Berliner Kanalisationsnetz in den 1980er Jahren wurde der technische Infrastrukturausbau Tegelorts abgeschlossen In Tegelort befindet sich die Grundschule Am Tegelschen Ort die fur die meisten Grundschuler aus Konradshohe und Tegelort sowie einige Schuler aus Heiligensee und Tegel die erste Bildungseinrichtung ist Daruber hinaus verfugt Tegelort uber eine Freiwillige Feuerwehr die auch ausserhalb von Tegelort Einsatze fahrt Die Ortslage ist noch immer ein beliebtes Ziel fur Touristen und Wochenendausflugler und besitzt daher Hotels und Gaststatten Fur Ausflugsdampfer bestehen mehrere Anlegestege Literatur BearbeitenJorg Muller Konradshohe Vom Hinterfeld zum Luftkurort In Forderkreis fur Kultur und Bildung in Reinickendorf e V Hrsg Chronik des Bezirkes Reinickendorf von Berlin Teil 2 Berlin 1990 Michael Zaremba Reinickendorf im Wandel der Geschichte Berlin 1999 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tegelort Album mit Bildern Videos und Audiodateien Tegelort im Internet52 573333333333 13 229166666667 Koordinaten 52 34 N 13 14 O Normdaten Geografikum GND 7654193 9 lobid OGND AKS VIAF 248320235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tegelort amp oldid 229023386