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Tarichane englisch Tarikhaneh persisch تاریخانه DMG tariḫane ist die vermutlich fruheste nach der islamischen Eroberung gebaute und erhaltene Moschee im Iran aus dem 8 Jahrhundert Sie wurde nach dem Bauplan einer klassischen arabischen Hofmoschee unter Einbeziehung von lokalen sassanidischen Architekturformen und Handwerkstechniken errichtet Iwan und Saulenhalle des Betsaals Minarett im Nordwesten ausserhalb des Moscheehofs Blick nach Westen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Bauform 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie ehemalige Freitagsmoschee liegt in der Kleinstadt Damghan in der nordostlichen Provinz Semnan im sudostlichen Randbezirk einen halben Kilometer vom zentralen Platz dem Meydan Emam Chomeini entfernt Eine weitere in seldschukischer Zeit um 1080 erbaute Freitagsmoschee Masdsched e Dschameʿ 1 befindet sich etwa 300 Meter nordlich Von ihr ist nur noch das Minarett im ursprunglichen Zustand erhalten Geschichte Bearbeiten nbsp Sudecke des Moscheehofs mit IwanDie arabischen Eroberungszuge gegen das Sassanidenreich begannen mit der Eroberung des Ortes Ubulla nahe Basra um 635 Die Araber folgten dem sich zuruckziehenden Sassanidenherrscher Yazdegerd III ins iranische Hochland bis zu dessen Niederlage in der letzten Schlacht 642 Eine der ersten gebauten Moscheen vor der Mitte des 7 Jahrhunderts war die Grosse Moschee von Kufa im heutigen Irak Sie bestand aus einem offenen quadratischen Hof mit etwa 100 Metern Seitenlange der von hohen Umfassungsmauern umgeben war Nur entlang der Qibla Wand befand sich eine Saulenhalle die von einem Satteldach uberdeckt war Anfangs gab es in jeder Stadt nur eine Freitagsmoschee in der das Freitagsgebet salat al dschumʿa stattfindet und die politisch religiose Predigt Chutba ḫuṭba gehalten wird Ab dem 11 Jahrhundert waren mehrere Freitagsmoscheen in einer Stadt moglich Die Muslime trafen in den eroberten Gebieten unter der persischen Bevolkerung auf Christen Juden und Zoroastrier denen sie die Ausubung ihrer Religion in einem Friedensvertrag garantierten Es fand uber die Jahrhunderte eine allmahliche Islamisierung statt Die ersten Moscheen entstanden in umayyadischer Zeit 661 750 wesentlich mehr wurden unter den nachfolgenden Abbasiden errichtet Sassanidische Stilmerkmale fuhrten zu der unbelegten Vermutung dass die Tari Khaneh Moschee auf einem zoroastrischen Feuertempel errichtet worden sein konnte 2 Dies wurde der erwahnten Religionspolitik widersprechen Feuertempel waren in Damghan noch im 9 Jahrhundert und im ganzen Iran noch bis ins 10 Jahrhundert verbreitet nbsp Seldschukisches ZiegelminarettDie ursprungliche Umgebung der Moschee ist heute nicht mehr rekonstruierbar Es durfte Anbauten nach Nordwesten gegeben haben die dortigen Aussenmauern stammen aber aus einer spateren Bauzeit Das ausserhalb im Nordwesten gelegene freistehende Minarett stammt aus der seldschukischen Zeit Es fand sich am Minarett eine kufische Inschrift mit der Jahreszahl 1027 28 aus blau glasierten Ziegeln Als Auftraggeber wird Abu Harb Bachtiar genannt Die gesamte Inschrift wurde noch nicht entziffert es ist die alteste ihrer Art im Iran die sich in situ befindet 3 Die feingliedrigen geometrischen Ziegelmuster des zylindrischen Turms sind charakteristisch fur diese Hochphase der islamischen Architektur Die teilweise erhaltenen quadratischen Grundmauern daneben konnten zu einem ersten Minarett aus der Bauzeit der Moschee gehoren Dieses durfte eingesturzt sein als 856 ein Erdbeben einen Grossteil der Stadt zerstorte Mitte des 10 Jahrhunderts scheint die Stadt nach einem zeitgenossischen Bericht wiederaufgebaut und zu einer Blutezeit gelangt zu sein Der Grundriss der Moschee und Details der Konstruktion haben Ahnlichkeit mit dem fruhislamischen umayyadischen Wustenschloss Qasr Atshan im Irak das von Barbara Finster in die erste Halfte des 8 Jahrhunderts datiert wird 4 Sie schlagt nach einem Vergleich der Formen von Rundbogen und Pfeilern eine Datierung noch in umayyadische Zeit also kurz vor 750 vor 5 Ansonsten kommt ein abbasidischer Bau aus der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts in Betracht Nur wenig nach Tarichane wird die schlechter erhaltene Freitagsmoschee von Fahraj datiert 1 Bauform Bearbeiten nbsp Aussere der drei Bogenstellungen des Betsaals parallel zur Qibla Wand Richtung Nordwesten nbsp Hofarkaden Riwaq Die langsrechteckigen Aussenmauern umschliessen eine Grundflache von etwa 38 50 Metern Entlang der Innenwande laufen an drei Seiten einreihige uberdachte Arkaden um die in der islamischen Architektur als Riwaqs bezeichnet werden Vor der nach Mekka hier Sudwesten ausgerichteten Qibla Wand liegen parallel Arkaden in drei Bogenstellungen und ergeben einen hypostylen Betsaal Somit verbleibt ein etwas nach hinten versetzter quadratischer offener Hof in dessen Mitte ein kleiner gruner Busch die Lage eines in fruhesten Zeiten ublichen schattenspendenden Baumes anzeigt Die Saulenreihen entsprechen einem arabischen Bauplan die vier Iwane jeweils in den Seitenmitten sind fur die persische Architektur typisch und fuhren zu einem Vergleich mit dem sassanidischen Palast von Tepe Hissar der etwa drei Kilometer weiter sudostlich liegt Der Betraum wird aus sieben Jochen konstruiert die auf ein breiteres Mittelschiff mit einem hohen Iwanbogen zentriert sind Die kreuzformigen Bogen tragen Kuppeln und Tonnengewolbe Die Nordwest und Sudostseite begrenzen den Innenhof mit sechs Arkadenbogen die dem Betsaal gegenuberliegende Nordostseite besitzt funf Arkaden Die Saulenstellungen dieser beiden Seiten korrespondieren nicht miteinander da obwohl es im Nordosten ursprunglich einen Zugang gab hier kein breiteres Mittelschiff vorhanden ist Ein weiterer heute der einzige Eingang liegt in der Sudostwand Er ist durch ein aus der Wand vorkragendes Portal betont Der Mihrab ist aus der Mittelachse etwas nach links verschoben dafur steht in gleicher Entfernung rechts der Mitte ein massiver Minbar aus Lehmziegeln Die archaisch wirkenden insgesamt 34 Saulen sind mit einem Durchmesser von 1 60 Metern gewaltig dimensioniert Sie bestehen aus Ziegeln die zur Angleichung an die Kreisform und um einen hoheren Druck aufnehmen zu konnen in Rollschichten aufgefuhrt sind Die einreihigen Saulen an den drei Seiten des Hofriwaqs sind etwas weniger dick Anstelle von Kapitellen ragen die Arkadenbogen an den Ecken uber die Rundform der Saulen hinaus Die Bogen des Hofriwaqs verlaufen in einer flachen parabelformig aussehenden Kurve zu einem Spitzbogen aus Ihre aus vier Zirkelschlagen gebildete Form erhielten sie wohl bei einem spateren Umbau Die altesten Bogen sind die hohen sassanidischen Ellipsen im Betraum Sie haben eine kaum erkennbare Spitze und verlaufen leicht schrag ab dem Saulenschaft nach oben Vor Tarichane gab es die ersten Spitzbogen in der islamischen Architektur an umayyadischen Bauten in Syrien Die Bogenform und die Ziegelrollschichten entsprechen dem Iwanbogen von Qasr Atshan Die ubrigen Teile der Moschee sind aus Lehmziegeln gemauert Der Grundriss ist typisch fur iranische Moscheen die spater ubliche strenge Axialitat wird durch den ausmittigen Mihrab und die ungleiche Saulenordnung der beiden Schmalseiten verunklart Ob das ursprungliche Minarett frei stand oder mit der Moschee durch einen Anbau verbunden war ist nicht bekannt Es lag auf jeden Fall innerhalb einer Ziyada einem ausseren profanen Hof Die Saulen und vermutlich auch die Wande waren fruher mit einem Gipsputz uberzogen ob es Stuckdekorationen gab ist nicht bekannt Die Moschee wurde in den 1930er Jahren teilweise restauriert grundlegende Erneuerungen fanden von 1974 bis 1978 statt Seither scheinen keine weiteren Erhaltungsmassnahmen mehr durchgefuhrt worden zu sein Vom Sudost Riwaq sind die Bogen ohne Gewolbe dazwischen erhalten vor der nordostlichen Wand stehen nur die Saulen bis zum Bogenansatz Literatur BearbeitenBarbara Finster Fruhe iranische Moscheen vom Beginn des Islam bis zur Zeit salguqischer Herrschaft Reimer Berlin 1994 S 184 186 ISBN 978 3 496 02521 4 Erich Friedrich Schmidt Fiske Kimball Excavations at Tepe Hissar Damghan Publication for the University Museum by the University of Pennsylvania Press 1937 S 12 16 327 350 Andre Godard Le Tarikhana de Damghan La Gazette des Beaux Arts 12 1934 S 225 35 Denis Wright Persien Atlantis Verlag Zurich Freiburg i B 1970 S 174Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tarichane Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tarikhaneh tarikhaneh comEinzelnachweise Bearbeiten a b Friday Mosque of Damghan In archnet org Abgerufen am 29 Juli 2011 Iran Chamber Society Iranian Cities Damqan In iranchamber com Abgerufen am 29 Juli 2011 Encyclopaedia Iranica In iranica com Abgerufen am 29 Juli 2011 Articles David Nicolle Adam Hook Saracen Strongholds AD 630 1050 The Middle East and Central Asia Osprey Publishing Oxford 2008 S 28 ISBN 978 1 84603 115 1 Finster S 18636 164358 54 354258 Koordinaten 36 9 51 7 N 54 21 15 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tarichane amp oldid 216623450