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Die Syntenie seltener Syntanie abgeleitet vom Griechischen syn syn zusammen und tainia tainia Band ist ein Begriff aus der vergleichenden Genomik und Bioinformatik Der Begriff wird heute meist fur Genloci orthologer Gene verwendet die bei verschiedenen biologischen Arten auf Chromosomen Bereichen gemeinsamer evolutionarer Abstammung liegen 1 2 3 Syntenie verrat die Geschichte konstant erfolgreicher Gene Enthalten Chromosomen verschiedener Arten dieselben orthologen Gene in derselben Anordnung bedeutet dies dass die Syntenie durch ihre Entwicklungsgeschichte beibehalten wurde Solche konservierten Bereiche heissen Syntenie Blocke Anstelle von konservierter Syntenie wird abkurzend oft nur von Syntenie gesprochen Ursprunglich wurde der Begriff anders definiert und fur Gene verwendet die bei Individuen derselben Art auf demselben Chromosom sitzen ohne deswegen immer Genkopplung aufzuweisen 2 Dieser Sprachgebrauch wird in wissenschaftlichen Zeitschriften manchmal noch verwendet 4 Syntenie Studien setzen voraus dass die in Frage stehenden Genome sequenziert und in Datenbanken zuganglich sind Einen machtigen Daten Browser bietet die University of California Santa Cruz USA 5 6 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Beispiele 3 Geschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenIm Rahmen der vergleichenden Genomik werden die Genome verschiedener Arten miteinander verglichen um ihre Evolutionsgeschichte und Verwandtschaft zu bestimmen um die Funktion und den Funktionswandel verschiedener Gene aufzuklaren und um darauf aufbauend dadurch moglicherweise ausgeloste oder geforderte Krankheiten heilen zu konnen Dieser Vergleich wird dadurch erschwert dass sich die DNA Sequenzen zweier Arten nach der Artbildung auseinanderentwickeln Dabei treten nicht nur Punktmutationen auf die SNPs ergeben sondern es konnen ganze Abschnitte verdoppelt werden oder durch Inversionen Translokationen und andere Umbauten tiefgreifend umgestaltet werden oder auch verloren gehen Der genaue Vergleich der Sequenzen Alignment genannt gelingt daher nur bei nahe verwandten Arten oder uber kurze Sequenzabschnitte Oft ist es aber moglich homologe Gene in ahnlicher Abfolge uber langere Abschnitte eines Chromosoms bei verschiedenen Arten nachzuweisen Diese Kolinearitat bezeugt ihre konservierte Syntenie Der Sequenzvergleich erfolgt computergestutzt mit den Methoden der Kombinatorik 7 Dafur sind im Rahmen der Bioinformatik zahlreiche Algorithmen in Gebrauch die laufend verbessert werden 8 Beispiele BearbeitenPflanzengenome An sequenzierten Genomen der Reispflanze und der Sorghumhirse wird die Anwendung eines Rechner Programms vorgestellt Der Quelltext ist samt Dokumentation frei erhaltlich 9 Biologie querdurch Die genetischen Anderungsraten schatzt man bei Wirbeltieren auf 2 Anderungen in einer Million Jahre Damit ware die Rate etwa dreimal hoher als bei Hefen Bedenkt man jedoch dass die Wirbeltiere um die 200 mal grossere Genome besitzen dann ist die Umbaurate der Hefen pro Mega Basenpaar Mb mindestens 50 mal hoher Die Autoren weisen darauf hin dass die Syntenie mit der Genkopplung zusammenhangt da die beiden Worter ursprunglich Synonyme waren 10 Rohrenblattlause Die Evolution der Chromosomen von Rohrenblattlausen wichtigen Pflanzenschadlingen wurde mit drei Genom Montagen untersucht Die DNA Sequenzen fur diese Syntenie Studie lieferten die Grune Pfirsichblattlaus die Erbsenlaus und die Maisblattlaus Rhopalosiphum maidis Ergebnis Der Gengehalt des X Chromosoms der Rohrenblattlause blieb in den letzten 30 Millionen Jahren unverandert obwohl es viele Transposon Elemente tragt Im Gegensatz dazu erfuhren die Autosomen dramatische Umbauten sodass keine Homologien zu erkennen sind zwischen den Chromosomen des Erbsen und des Pfirsich Schadlings einerseits und der Maisblattlaus andererseits 11 Schmetterlinge Die Genome der beiden Edelfalter Kleiner Kurier und Grosser Kurier Heliconius melpomene und H erato dienten als Grundlage Referenz um vorlaufige Genom Montagen von 16 Heliconius Arten zu verbessern Die errechneten Syntenien sollten den jeweiligen Chromosomensatzen moglichst vollstandig entsprechen So konnten die Autoren die genomischen Daten zu 95 7 bis 99 9 den Chromosomen der untersuchten Arten zuordnen Die erzielten Prozentwerte sind respektabel denn diese Arten besitzen Genomgrossen zwischen 270 Mb und 422 Mb 12 Taufliegen Die Drosophila Familie bot Gelegenheit genomweite Neuordnungen der Gene in nahe verwandten Arten zu suchen Von zwolf Arten waren die kompletten Genome bekannt namlich von Drosophila melanogaster deren Genom als Referenz diente Daran wurden die Genome von D sechellia D simulans D yakuba D erecta D ananassae D pseudoobscura D persimilis D willistoni D virilis D mojavensis und D grimshawi untersucht In der zitierten Reihenfolge trennten sich die Arten von D melanogaster und zwar D sechellia und D simulans vor etwa 5 Millionen Jahren jedoch bereits vor 63 Millionen Jahren entstanden D virilis D mojavensis und D grimshawi Um drei Fragen ging es Blieben in diesen Arten Syntenie Blocke erhalten Die Antwort Ja erwartungsgemass Was hat die ursprunglichen Syntenie Blocke gesprengt Das waren vorwiegend parazentrische Inversionen welche die Gene innerhalb ihrer Chromosomenarme neu ordneten Wie haufig kam es in der Evolution zu Ereignissen welche die Gene umordneten Das Auflosen der ursprunglichen Genordnung war zwischen den Arten in der veranschlagten Evolutionszeit ein annahernd linearer Prozess 13 Wirbeltiere Durch genomische Vergleiche mit dem Lanzettfischchen einem wirbellosen Chordaten wird der Entwicklungsgeschichte der Vertebraten nachgegangen Die untersuchten Genome sind durch Verdopplungen Fusionen und Umlagerungen rearrangements von 17 grundlegenden Kopplungsgruppen entstanden 14 Mensch amp Maus In den menschlichen Chromosomen gibt es 331 duplizierte Segmente die auch im Mausegenom gedoppelt sind Die genetischen Duplikate sind 0 7 5 5 Mb lang Der Befund bedeutet dass diese Doppelungen vor der entwicklungsgeschichtlichen Trennung von Maus und Mensch passiert sind 15 Suche nach mikroRNAs Mit Sequenzen menschlicher miRNAs wurden neue miRNAs von Schimpanse Gorilla Orangutan und Rhesusaffe gefunden beziehungsweise bereits bekannte bestatigt Die untersuchten RNAs stammten aus Gehirn oder Leber der Primaten wo sie bei der Genregulation mitwirken konnten 16 Geschichte BearbeitenBereits die fruhen Genetiker verglichen einzelne Fliegen Arten und stellten fest dass diese bestimmte gleiche Gene in Bereichen ihrer Chromosomen besassen So zeigen die ersten Kopplungskarten der grossen Chromosomen von Drosophila pseudoobscura und D melanogaster die einander entsprechenden Genorte Die Ubereinstimmungen bedeuten dass diese Genorte trotz moglicher Lageveranderungen dieselben genetischen Informationen enthalten Die Genorte sind homolog sie bewahrten wahrend der Evolution identische Informationen Diesen Zusammenhang hat man sogleich begriffen und zuerst nach dem Entdecker von Muller Elementen gesprochen 17 Die englische Bezeichnung synteny fuhrte John Renwick von der London School of Hygiene and Tropical Medicine auf dem vierten Internationalen Kongress fur Humangenetik 1971 in Paris ein 18 19 Da die Artikel allein den Karyotyp des Menschen behandelten wurden syntene Genorte nur je einem Chromosom zugeordnet Literatur BearbeitenKsenia Krasheninnikova Mark Diekhans Joel Armstrong Aleksei Dievskii Benedict Paten Stephen O Brien halSynteny A fast easy to use conserved synteny block construction method for multiple whole genome alignments In GigaScience 9 6 2020 giaa047 1 5 PDF Chris Bryan Gregory Guterman Kwan Liu Ma Harris Lewin Denis Larkin Jaebum Kim Jian Ma Marta Farre Synteny Explorer An interactive visualization application for teaching genome evolution In IEEE Trans Visualization Computer Graphics 23 2017 711 720 DOI 10 1109 TVCG 2016 2598789 Gene Order In N M van Straalen Dick Roelofs An Introduction to ecological Genomics Oxford University Press Oxford 2006 ISBN 0 19 856671 9 S 68 70 Synteny The comparative Analysis of Genomes In Kurt Weising DNA Fingerprinting in Plants Principles Methods and Applications Zweite Ausgabe CRC Press Hoboken 2005 ISBN 0 8493 1488 7 S 287 288 Weblinks BearbeitenAmphioxus Projekt Das Max Planck Institut fur Molekulare Genetik gibt einen Uberblick zur aktuellen Forschung uber das Lanzettfischchen Resource Center Primary Database Das deutsche Ressourcezentrum fur Genomforschung bietet genomische Daten zu Amphioxus Branchiostoma floridae und andere Organismen Einzelnachweise Bearbeiten Nils Stein Synteny Syntenic Genes In Stanley Maloy Kelly Hughes eds Brenner s Encyclopedia of Genetics 2nd ed Elsevier Amsterdam Munchen 2013 S 623 626 ISBN 978 0 08 096156 9 a b Eberhard Passarge Bernhard Horsthemke Rosann A Farber Incorrect use of the term synteny In Nature Genetics 23 4 1999 S 387 Robert C King William D Stansfield Pamela K Mulligan A dictionary of genetics Oxford University Press 7th edition 2006 ISBN 978 0 19 530762 7 Syntenic genes auf Seite 435 Haibao Tang John E Bowers Xiyin Wang Ray Ming Maqsudul Alam Andrew H Paterson Synteny and collinearity in plant genomes In Science 320 2008 486 488 doi 10 1126 science 1153917 Genome Browser im Web Christopher M Lee Galt P Barber Jonathan Casper et al et Maximilian Haeussler Robert M Kuhn W James Kent UCSC Genome Browser enters 20th year In Nucleic Acids Res 48 2020 Database issue D756 D761 PDF Guenola Drillon Alessandra Carbone Gilles Fischer Combinatorics of chromosomal rearrangements based on synteny blocks and synteny packs In Journal of Logic and Computation 23 4 2013 815 838 doi 10 1093 logcom exr047 Dang Liu Martin Hunt Isheng J Tsai Inferring synteny between genome assemblies a systematic evaluation In Cold Spring Harbor Laboratory bioRxiv preprint server 2017 doi 10 1101 149989 Yupeng Wang Haibao Tang Jeremy D Debarry Xu Tan Jingping Li Xiyin Wang Tae ho Lee Huizhe Jin Barry Marler Hui Guo Jessica C Kissinger Andrew H Paterson MCScanX A toolkit for detection and evolutionary analysis of gene synteny and collinearity In Nucleic Acids Res 40 7 2012 e49 PDF Guenola Drillon Gilles Fischer Comparative study on synteny between yeasts and vertebrates Etude comparative de la syntenie chez les levures et chez les vertebres In Comptes Rendus Biologies 334 8 9 2011 629 638 Freier Artikel Thomas C Mathers Roland H M Wouters Sam T Mugford David Swarbreck Cock van Oosterhout Saskia A Hogenhout Chromosome scale genome assemblies of aphids reveal extensively rearranged autosomes and long term conservation of the X chromosome In Mol Biol Evol 38 3 2020 856 875 PDF Fernando A Seixas Nathaniel B Edelman James Mallet Synteny based genome assembly for 16 species of Heliconius butterflies and an assessment of structural variation across the genus In Genome Biol Evol 13 7 2021 evab069 PDF Arjun Bhutkar Stephen W Schaeffer Susan M Russo Mu Xu Temple F Smith William M Gelbart Chromosomal rearrangement inferred from comparisons of 12 Drosophila genomes In Genetics 179 3 2008 1657 1680 PDF Oleg Simakov Ferdinand Marletaz Jia Xing Yue Brendan O Connell Jerry Jenkins Alexander Brandt Robert Calef Che Huang Tung Tzu Kai Huang Jeremy Schmutz Nori Satoh Jr Kai Yu Nicholas H Putnam Richard E Green Daniel S Rokhsar Deeply conserved synteny resolves early events in vertebrate evolution In Nat Ecol Evol 4 6 2020 820 830 PDF Georgia Panopoulou Steffen Hennig Detlef Groth Antje Krause Albert J Poustka Ralf Herwig Martin Vingron Hans Lehrach New evidence for genome wide duplications at the origin of vertebrates using an amphioxus gene set and completed animal genomes In Genome Res 13 6A 2003 1056 1066 PDF Zhidong Yuan Hongde Liu Yumin Nie Suping Ding Mingli Yan Shuhua Tan Yuanchang Jin Xiao Sun Identification of novel microRNAs in primates by using the synteny information and small RNA deep sequencing data In Int J Mol Sci 14 2013 20820 20832 PDF Hermann Joseph Muller Bearings of the Drosophila work on systematics In Julian 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