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Stephanie Hollenstein 18 Juli 1886 in Lustenau Vorarlberg 24 Mai 1944 in Wien war eine osterreichische Malerin des Expressionismus die im Nationalsozialismus zu einer hohen Funktionarin des offentlichen Kunstbetriebs aufstieg Das Bildnis eines Soldaten von 1917 wird weithin als ein Selbstbildnis der Kunstlerin angesehen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Ausbildung 1 2 Erster Weltkrieg 1 3 Zwanziger Jahre 1 4 Reisejahre 1 5 Zeit des Nationalsozialismus 1 6 Tod und Vermachtnis 2 Werk 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie pragenden Elemente in Stephanie Hollensteins Leben waren ihre Kindheit im bauerlichen Umfeld ihre Kriegserlebnisse und ihre Reisen All dies schlagt sich augenscheinlich in ihrem Werk nieder Bemerkenswert in ihrer Biografie ist unter anderem der extreme Gegensatz zwischen ihrer gluhenden Begeisterung fur den Nationalsozialismus einerseits und ihrem Ausbrechen aus den damaligen Wertvorstellungen andererseits sei es durch ihr Schaffen als expressionistische Malerin oder ihre offen lesbische Lebensweise Kindheit und Ausbildung Bearbeiten nbsp Magd treibt Kuhherde heim 1910Hollenstein wurde als funftes Kind des Bauern und Stickers Ferdinand Hollenstein und seiner Gattin Anna Maria geb Bosch geboren Sie arbeitete in ihrer Jugend als Kuhhirtin auf dem elterlichen Hof Dort entstanden erste Zeichnungen die Hirten und Tiere zeigten Von 1892 bis 1900 besuchte sie die Volksschule in Lustenau Im November 1904 wurde sie aufgrund ihrer mitgebrachten Zeichnungen ohne die sonst ubliche Prufung an der Koniglichen Kunstgewerbeschule Munchen aufgenommen Bis 1908 studierte sie in Munchen und eroffnete danach in Schwabing eine eigene Malschule die sie bis 1910 betrieb In den nachsten Jahren stellte sie im Munchener Kunstverein und im Rahmen von Gruppenausstellungen im Ferdinandeum Innsbruck in Bregenz und in Zurich aus 1913 wurde ihr durch ein Stipendium auf Empfehlung Franz von Defreggers eine Studienreise nach Italien ermoglicht in den Jahren 1913 bis 1914 bereiste sie daraufhin Venedig Florenz und Rom Ihre Malerei dieser Jahre ist stark von Vincent van Gogh beeinflusst Erster Weltkrieg Bearbeiten nbsp Sterbender Soldat 1917Im Ersten Weltkrieg machte sie zunachst einen Sanitaterinnenkurs schloss sich aber im Mai 1915 unter dem Namen Stephan Hollenstein den Vorarlberger Standschutzen an Sie wurde an der Sudfront eingesetzt Wahrend ihren Kameraden ihr Geschlecht bekannt war wurden Vorgesetzte erst bei einem Truppenbesuch am 4 August 1915 darauf aufmerksam worauf sie sofort nach Hause geschickt wurde Sie ist neben Viktoria Savs eine von nur drei bekannten weiblichen Soldaten der osterreich ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg Das Erlebnis als Soldatin garantierte ihr bis an ihr Lebensende offentliche Aufmerksamkeit Bald darauf wurde sie als Kriegsmalerin fur das k u k Kriegspressequartier tatig und war in dieser Funktion 1916 mindestens dreimal an der Front im Einsatz Spater erhielt sie fur ihren Dienst von insgesamt uber 90 Tagen an der Front das Karl Truppenkreuz 1916 17 malte sie auch fur das Heeresgeschichtliche Museum in Wien das schliesslich 87 ihrer Werke ankaufte Zwanziger Jahre Bearbeiten nbsp Allerseelen 1924Nach ihrer Kriegserfahrung lebte sie mit ihrer Freundin der Arztin Franziska Gross in Wien 1 1920 bis 1921 stellte sie dort erstmals in einer Ausstellung der Kunstgemeinschaft aus und bald darauf auch in Ausstellungen des Kunstlerhaus Wien der Wiener Secession und des Hagenbunds 1926 war sie zusammen mit Fanny Harlfinger Mitbegrunderin der Kunstlerinnengruppe Wiener Frauenkunst Sie erlangte immer grossere Anerkennung als Malerin 1924 schrieb Hans Ankwicz Kleehoven einen ausfuhrlichen Artikel uber sie fur das Allgemeine Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart in dem er ihr eine ungemein kraftige dabei aber harmonische Farbengebung bescheinigte und ihr eine durchaus moderne Auffassung zuschrieb die jedoch immer in Naturnahe bleibe 2 Durch einen doppelten Knochelbruch den sich Stephanie Hollenstein bei einem Unfall im Jahr 1928 zuzog wurde diese Schaffensperiode fur langere Zeit unterbrochen Erst die Behandlung durch den beruhmten Unfallchirurgen Lorenz Bohler ebenfalls ein Vorarlberger in Wien ermoglichte ihre Genesung und eine neue kunstlerisch fruchtbare Phase Reisejahre Bearbeiten nbsp Cetara 1931In den Jahren 1929 bis 1932 war sie viel auf Reisen Neben Italien bereiste sie dabei vor allem Sudtirol und die Schweiz 1931 gewann sie einen Staatspreis fur ein inzwischen verschollenes Portrat ihrer Mutter 1932 einen weiteren fur das Gemalde Alter Winkel aus dem Fleimstal Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten nbsp Im Walgau 1942In den 1930er Jahren begeisterte sie sich fur den Mannlichkeitskult und das militarische Menschenideal des Faschismus Schon fruh wurde sie Mitglied der in Osterreich verbotenen NSDAP nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich beantragte sie am 10 Juni 1938 die Aufnahme in die Partei und wurde ruckwirkend zum 1 Mai aufgenommen Mitgliedsnummer 6 240 350 3 Von Juli 1938 bis 1943 war sie Vorsitzende des 1938 als Nachfolgeorganisation der Vereinigung bildender Kunstlerinnen Osterreichs VBKO gegrundeten Kunstlerverbands Wiener Frauen ab 1941 Vereinigung Bildender Kunstlerinnen der Reichsgaue der Ostmark Dadurch wurde sie eine der einflussreichsten osterreichischen Kunstlerinnen in der Zeit des Nationalsozialismus Erstaunlicherweise wurden gerade ihre Gemalde mit den starksten expressionistischen Zugen aus den fruhen 1930er Jahren in der nationalsozialistischen Ausstellung Deutsche Kunst gezeigt Moderne Kunst und Nationalsozialismus schienen weder fur Hollenstein noch fur die Machthaber in unaufloslichem Gegensatz zu stehen in der Eigenwahrnehmung ahnelt sie hier Emil Nolde und noch 1938 verteidigte sie das kubistische Werk ihres Vorarlberger Landsmanns Albert Bechtold offentlich wenn auch erfolglos gegen den Vorwurf Entartete Kunst zu sein Ein Ansuchen zur Verleihung des Professorentitels wurde 1942 1943 mit der Begrundung abgelehnt dass die Kunstlerin nur eine lokale Bedeutung habe Ausserdem sei nicht festzustellen dass ihr Schaffen geeignet ist dem von ihr betreuten Kreis von Kulturschaffenden Anregungen im Sinne der vom Fuhrer gegebenen Richtlinien zu geben 1 Tod und Vermachtnis Bearbeiten 1943 trat sie aus gesundheitlichen Grunden vom Vorsitz des Kunstlerverbands Wiener Frauen zuruck im Jahr darauf starb sie in Wien an den Folgen eines Herzanfalls Ihre sterblichen Uberreste wurden nach Lustenau uberfuhrt und in einem Ehrengrab der Gemeinde bestattet Ihre beiden Schwestern Maria und Frieda verwalteten ihren Nachlass sorgsam bevor sie ihn 1961 an die Marktgemeinde Lustenau ubergaben Als an der Stelle ihres Geburtshauses der Gebaudekomplex Vorarlberger Stickereizentrum gebaut wurde wurde auch die gemeindeeigene Galerie Stephanie Hollenstein geplant und am 4 Juli 1971 eroffnet Werk BearbeitenNeben Portrats stellen Hollensteins Gemalde und Grafiken meist Landschaften aus der heimatlichen Bodenseeregion aus den Alpen oder aus dem Suden Italiens dar Ihr farbenfroher expressiver Stil mit einer charakteristischen Behandlung des Raumes brachte ihr den Spitznamen Schiefmalerin ein Die bedeutendste Sammlung ihres Werks mit 94 Gemalden 150 Aquarellen und Gouachen sowie 870 Zeichnungen Skizzen und Studien befindet sich in der Galerie DOCK 20 Kunstraum und Sammlung Hollenstein vormals Galerie Stephanie Hollenstein Ihr Nachlass wird im Gemeindearchiv Lustenau aufbewahrt Stephanie Hollenstein ist damit die einzige osterreichische Kunstlerin der ein mit offentlichen Mitteln finanziertes umfangreiches Archiv und ein nach ihr benannter Ausstellungsraum gewidmet sind Ehrungen Bearbeiten nbsp Ehrengrab in LustenauEhrengrab der Marktgemeinde Lustenau Buste in einem kleinen Park neben dem Lustenauer RathausLiteratur BearbeitenHans Ankwicz Kleehoven Hollenstein Stephanie In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 17 Heubel Hubard E A Seemann Leipzig 1924 S 380 381 biblos pk edu pl Hollenstein Stephanie In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 2 E J E A Seemann Leipzig 1955 S 474 Hollenstein Stephanie 1886 1944 Malerin In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 Band 2 Lieferung 10 Glae Hub Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1959 S 402 biographien ac at Elmar Vonbank Red Galerie Stephanie Hollenstein Fuhrer durch die Sammlung Fuhrer durch Museen und Sammlungen in Vorarlberg Band 5 Marktgemeinde Lustenau Lustenau 1971 Liselotte Popelka Red Die Frau im Krieg Heeresgeschichtliches Museum Wien 1986 Ausstellungskatalog Willi Oberfrank Helmut Gassner Stephanie Hollenstein 1886 1944 Marktgemeinde Lustenau Lustenau 1994 ISBN 3 900954 03 8 Ausstellungskatalog Edeltraud Furst Hrsg Die Kunstlervereinigung Der Kreis Maler und Bildhauer am Bodensee 1925 1938 Kunst am See Band 24 Gessler Friedrichshafen 1992 ISBN 3 922137 83 0 Evelyn Kain Stephanie Hollenstein Painter Patriot Paradox In Woman s Art Journal Band 22 2001 S 27 33 Wolfgang Scheffknecht 100 Jahre Marktgemeinde Lustenau Lustenau 2003 ISBN 3 900954 06 2 S 254 261 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stephanie Hollenstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stephanie Hollenstein Biografie und Weiterfuhrendes auf den Seiten von DOCK 20 Kunstraum und Sammlung Hollenstein Literatur von und uber Stephanie Hollenstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Stephanie Hollenstein im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten a b Andreas Brunner Ines Rieder Nadja Schefzig Hannes Sulzenbacher Niko Wahl geheimsache leben Schwule und Lesben im Wien des 20 Jahrhunderts Locker Verlag Wien 2005 ISBN 3 85409 435 3 S 99 f Hans Ankwicz Kleehoven Hollenstein Stephanie In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 17 Heubel Hubard E A Seemann Leipzig 1924 S 380 381 biblos pk edu pl Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 16621401Normdaten Person GND 119159082 lobid OGND AKS LCCN nb2001064603 VIAF 8191627 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hollenstein StephanieALTERNATIVNAMEN Hollenstein Stephan Soldatenname KURZBESCHREIBUNG osterreichische MalerinGEBURTSDATUM 18 Juli 1886GEBURTSORT Lustenau VorarlbergSTERBEDATUM 24 Mai 1944STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stephanie Hollenstein amp oldid 234196509