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Staphylococcus saprophyticus ist ein grampositives kugelformiges Bakterium aus der Gattung Staphylococcus deren Vertreter auch als Staphylokokken bezeichnet werden Es gehort zur grossen Untergruppe der Staphylokokken bei denen die Koagulase Reaktion negativ ausfallt koagulasenegative Staphylokokken Staphylococcus saprophyticusStaphylococcus saprophyticus nach Gram FarbungSystematikAbteilung FirmicutesKlasse BacilliOrdnung BacillalesFamilie StaphylococcaceaeGattung Staphylokokken Staphylococcus Art Staphylococcus saprophyticusWissenschaftlicher NameStaphylococcus saprophyticus Fairbrother 1940 Shaw et al 1951UnterartenStaphylococcus saprophyticus subsp bovis Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Erscheinungsbild 1 2 Wachstum und Stoffwechsel 1 3 Genetik 1 4 Pathogenitat 1 5 Nachweise 2 Vorkommen 3 Systematik 3 1 Aussere Systematik 3 2 Innere Systematik 3 3 Etymologie 4 Bedeutung 4 1 Okologie 4 2 Medizin 4 2 1 Infektionsquellen 4 2 2 Infektionskrankheiten 4 2 3 Therapie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenErscheinungsbild Bearbeiten In der Gram Farbung stellt sich Staphylococcus saprophyticus typischerweise in Form von blauen in Haufen gelagerten Kugeln Kokken mit einem Durchmesser von 0 7 1 4 µm dar 1 Diese sind nicht aktiv beweglich nicht begeisselt bilden keine Sporen und verursachen auf Schafblut Agar keine Hamolyse 2 Die Kolonien sind dort rund weiss bis ockergelb gefarbt und werden einige Millimeter gross 1 3 Wachstum und Stoffwechsel Bearbeiten Die Art wachst mit und ohne Sauerstoff fakultativ anaerob Die Katalase Reaktion fallt positiv aus die Oxidase Reaktion negativ 1 Die Bakterien vermehren sich bei 30 bis 37 C am schnellsten und sind halotolerant wachsen also auch in Anwesenheit hoher Salzkonzentrationen z B 10 Natriumchlorid Sie sind u a mit dem Enzym Urease ausgestattet Der Energiestoffwechsel kann sowohl oxidativ als auch fermentativ mittels Garung betrieben werden Unter den beim Menschen vorkommenden Staphylokokken Arten ist Staphylococcus saprophyticus als eine der wenigen naturlicherweise resistent gegenuber dem Antibiotikum Novobiocin was man sich auch bei der Identifizierung zu Nutze macht 3 Genetik Bearbeiten Das Genom von Staphylococcus saprophyticus hat eine Lange von 2 5 Millionen Basenpaaren mit einem geringen Gehalt an Guanin und Cytosin 31 33 Die komplette Sequenz der Unterart saprophyticus wurde im Jahre 2005 publiziert 4 Pathogenitat Bearbeiten Durch die Biostoffverordnung in Verbindung mit den Technischen Regeln fur biologische Arbeitsstoffe TRBA 466 wird Staphylococcus saprophyticus subsp bovis in die Risikogruppe 1 Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus in die Risikogruppe 2 eingeordnet 5 Es bestehen aber wichtige Unterschiede zu anderen Staphylokokken Arten die ebenfalls zur Risikogruppe 2 gehoren So fehlen der Art alle Virulenzfaktoren von Staphylococcus aureus dafur verfugt Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus uber ein einzigartiges in der Zellwand verankertes Adhasin das die Anheftung an Zelloberflachen in den Harnorganen des Menschen ermoglicht Ausserdem findet man vermehrt Transportsysteme und eine starke Expression des Enzyms Urease die jeweils das Uberleben im Urin Milieu erleichtern Daraus lasst sich insgesamt erklaren dass Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus beim Menschen haufig Harnwegsinfektionen jedoch nur selten andere Infektionen verursacht 4 Nachweise Bearbeiten Die Unterart Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus wird in der Regel aus Urinproben von Patientinnen mit einem Harnwegsinfekt angezuchtet Die Unterart bovis wurde bei 7 der gesunden Rinder aus den Nustern nachgewiesen 1 Als Nahrmedien fur die Kultur eignen sich Universalnahrboden wie z B Schafblut Agar aber auch Selektivnahrboden fur grampositive Bakterien wie z B CNA Agar Besondere Anforderungen an die Kulturbedingungen bestehen nicht Die vorlaufige Identifizierung als Staphylococcus saprophyticus kann anhand folgender Kriterien erfolgen grampositive Kokken Katalase positiv Hamolyse und Koagulase negativ Pigmentbildung weiss oder gelb und Resistenz gegenuber Novobiocin 6 Die endgultige Identifizierung ist mit biochemischen manuelle oder automatisierte bunte Reihe massenspektrometrischen MALDI TOF oder molekulargenetischen 16S rRNA Sequenzierung Methoden moglich Charakteristische biochemische Eigenschaften die die Abgrenzung von anderen Staphylokokkenarten ermoglichen sind dabei Novobiocinresistenz Vorhandensein von b Galactosidase kann bei der Unterart bovis auch fehlen und Urease sowie das Fehlen der alkalischen Phosphatase und der Saurebildung aus D Mannose 7 Vorkommen BearbeitenDie beiden bekannten Unterarten Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus und subsp bovis unterscheiden sich hinsichtlich ihres Vorkommens stark voneinander Die seit Jahrzehnten bekannte Unterart saprophyticus ist in der Lage den Mastdarm die Vagina und die Harnrohre bei gesunden Frauen und verschiedenen Tierarten zu kolonisieren Eine solche Besiedlung tritt bei etwa 4 bis 8 der Individuen auf 6 Die 1996 erstmals beschriebene Unterart bovis wurde hingegen bei 7 der gesunden Kuhe aus den Nustern nachgewiesen 1 Neben dem Nachweis bei lebenden Tieren wurde Staphylococcus saprophyticus auch aus verschiedenen Lebensmitteln isoliert in hoher Rate 34 z B aus rohem Rind und Schweinefleisch Man nimmt an dass die Besiedelung von Menschen durch Tierkontakte und oder Lebensmittel erfolgt 6 Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Historisch gehorte die Gattung Staphylococcus zur Familie der Micrococcaceae Molekulargenetische Verwandtschaftsuntersuchungen zeigten dann aber dass die Gattungen Staphylococcus und Micrococcus gar nicht eng miteinander verwandt sind 7 Dies fuhrte dazu dass die Gattung Staphylococcus 2010 in die neu geschaffene Familie der Staphylococcaceae eingeordnet wurde 8 Bei der groben Einteilung der Staphylokokken wird in der medizinischen Mikrobiologie haufig zwischen koagulasepositiven und koagulasenegativen Arten unterschieden wobei S saprophyticus zu den koagulasenegativen Staphylokokken gehort Diese lassen sich wiederum hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenuber Novobiocin einteilen wobei die Arten der Staphylococcus epidermidis Gruppe zumeist empfindlich sind S saprophyticus neben Staphylococcus cohnii und einigen vorwiegend im Tierreich vorkommenden Arten hingegen stets resistent Staphylococcus saprophyticus Gruppe 3 7 Innere Systematik Bearbeiten Die zwischen 1940 und 1996 beschriebenen Bakterien der Art Staphylococcus saprophyticus werden heute zur Unterart Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus gezahlt die die bei weitem haufigere und wichtigere der beiden Unterarten ist Die Bedeutung der 1996 neu bei Rindern beschriebenen Unterart bovis ist noch nicht klar 9 Etymologie Bearbeiten Der Gattungsname Staphylococcus leitet sich von den altgriechischen Worten stafylh staphyle Weintraube und kokkos kokkos Kern Korn ab 10 wobei sich Weintraube auf die typische Lagerung in Trauben bzw Haufen und Kern bzw Korn auf die Kugelform bezieht 11 Das Art Epitheton saprophyticus kommt ebenfalls aus dem Altgriechischen und setzt sich aus sapros sapros faul verfault und fyton phyton Pflanze zusammen 10 Als Saprophyten wurden fruher Bakterien bezeichnet die in einer Symbiose mit ihrem Wirt leben und sich von Stoffen ernahren die dieser nicht selbst verwerten kann heute als Saprobionten bezeichnet Der Name der Unterart bovis kommt vom lateinischen bos Rind 10 was sich auf den Erstnachweis aus Rindernustern bezieht Bedeutung BearbeitenEine wesentlich Bedeutung kommt Staphylococcus saprophyticus als relativ haufiger Erreger von Harnwegsinfektionen bei Frauen zu Daruber hinaus ist die Bakterienart Bestandteil der Normalflora von Mensch und Tier Okologie Bearbeiten Die Beziehung zwischen Staphylococcus saprophyticus und seinen Wirten wie Mensch Rind und Schwein ist in den meisten Fallen friedlich im Sinne einer Symbiose 7 Hier findet man die Bakterienart am haufigsten als Teil der Normalflora des Mastdarmes beim Menschen auch in der Vagina in der Harnrohre auf der Haut und der Bindehaut 9 Medizin Bearbeiten Infektionsquellen Bearbeiten Die vorhandene wissenschaftliche Evidenz uber Harnwegsinfektionen durch Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus lasst folgendes Modell des Infektionsweges zu Zunachst kommt es durch direkten Tierkontakt oder Verzehr nicht ausreichend gegarten Fleisches zu einer Kolonisation des Darmes durch die Bakterienart Bereits diese tritt besonders bei jungen Frauen auf mit einer saisonalen Haufung im Sommer und Herbst Von dieser Besiedlung ausgehend kann es bei einem Teil der Frauen zu einer Harnwegsinfektion kommen besonders haufig nach vorausgegangenem Geschlechtsverkehr Die unmittelbare Infektionsquelle ist dabei nach gegenwartigen Erkenntnissen der eigene Darm bzw die eigenen Harn und Geschlechtsorgane nicht ein infizierter Partner Die Besiedelung der Harn und Geschlechtsorgane durch Staphylococcus saprophyticus kann dabei durch Storungen der physiologischen Vaginalflora begunstigt werden 6 Infektionskrankheiten Bearbeiten Besonders haufig verursacht Staphylococcus saprophyticus subsp saprophyticus eine Harnwegsinfektion bei jungen Frauen Hier ist die Bakterienart nach Escherichia coli der zweithaufigste Erreger wobei der Anteil in der Literatur mit 8 42 angegeben wird In den meisten Fallen handelt es sich um unkomplizierte Blasenentzundungen aufsteigende Infektionen wie Nierenbeckenentzundung und Urosepsis Blutvergiftung mit Komplikationen wie Harnsteinleiden oder Endokarditis Herzinnenhautentzundung sind aber ebenfalls beschrieben Schliesslich kommt Staphylococcus saprophyticus auch als Erreger von Harnwegsinfektionen bei Mannern vor 6 Bei Mannern ist die Bakterienart auch als Erreger einer unspezifischen Entzundung der Harnrohre Urethritis beschrieben 9 Therapie Bearbeiten Bei Harnwegsinfektionen durch Staphylococcus saprophyticus wird in aller Regel mit einem Antibiotikum behandelt Die Auswahl eines geeigneten Medikaments ist dabei in den meisten Fallen unproblematisch da die Bakterienart typischerweise empfindlich auf eine Vielzahl von Antibiotika ist Geeignete Wirkstoffe sind unter anderem Trimethoprim alleine oder in Kombination mit Sulfamethoxazol als Cotrimoxazol oder auch Ciprofloxacin 9 Literatur BearbeitenKarsten Becker Georg Peters Staphylococcaceae Micrococcaceae und Dermacoccaceae In Birgid Neumeister Heinrich K Geiss Rudiger W Braun Peter Kimmig Hrsg Mikrobiologische Diagnostik 2 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 2009 ISBN 978 3 13 743602 7 S 333 351 Georg Peters Gerhard Pulverer Die Familie der Micrococcaceae In Werner Kohler Hans J Eggers Bernhard Fleischer Reinhard Marre Herbert Pfister Gerhard Pulverer Hrsg Medizinische Mikrobiologie 8 Auflage Urban amp Fischer Munchen Jena 2001 ISBN 3 437 41640 5 S 250 260 Karsten Becker Christof von Eiff Staphylococcus Micrococcus and Other Catalase Positive Cocci In James Versalovic Karen C Carroll Guido Funke James H Jorgensen Marie Louise Landry David W Warnock Hrsg Manual of Clinical Microbiology 10 Auflage ASM Press Washington DC 2011 ISBN 978 1 55581 463 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Staphylococcus saprophyticus Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e V Hajek H Meugnier M Bes Y Brun F Fiedler Z Chmela Y Lasne J Fleurette J Freney Staphylococcus saprophyticus subsp bovis subsp nov isolated from bovine nostrils In International journal of systematic bacteriology Band 46 Nummer 3 Juli 1996 S 792 796 ISSN 0020 7713 PMID 8782691 S Y Loo A L Adam A G Scottolini Presumptive identification of Staphylococcus saprophyticus from urine specimens by colony appearance and coagulase testing an evaluation In American Journal of Clinical Pathology Band 81 Nummer 5 Mai 1984 S 647 650 ISSN 0002 9173 PMID 6372435 a b c Georg Peters Gerhard Pulverer Die Familie der Micrococcaceae In Werner Kohler Hans J Eggers Bernhard Fleischer Reinhard Marre Herbert Pfister Gerhard Pulverer Hrsg Medizinische Mikrobiologie 8 Auflage Urban amp Fischer Munchen Jena 2001 ISBN 3 437 41640 5 S 250 260 a b M Kuroda A Yamashita H Hirakawa M Kumano K Morikawa M Higashide A Maruyama Y Inose K Matoba H Toh S Kuhara M Hattori T Ohta Whole genome sequence of Staphylococcus saprophyticus reveals the pathogenesis of uncomplicated urinary tract infection In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 102 Nummer 37 September 2005 S 13272 13277 ISSN 0027 8424 doi 10 1073 pnas 0502950102 PMID 16135568 PMC 1201578 freier Volltext TRBA Technische Regeln fur Biologische Arbeitsstoffe 466 Einstufung von Prokaryonten Bacteria und Archaea in Risikogruppen In Website der Bundesanstalt fur Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin BAuA 25 April 2012 abgerufen am 26 Dezember 2013 a b c d e R Raz R Colodner C M Kunin Who are you Staphylococcus saprophyticus In Clinical infectious diseases an official publication of the Infectious Diseases Society of America Band 40 Nummer 6 Marz 2005 S 896 898 ISSN 1537 6591 doi 10 1086 428353 PMID 15736028 Review a b c d Karsten Becker Christof von Eiff Staphylococcus Micrococcus and Other Catalase Positive Cocci In James Versalovic Karen C Carroll Guido Funke James H Jorgensen Marie Louise Landry David W Warnock Hrsg Manual of Clinical Microbiology 10 Auflage ASM Press Washington DC 2011 ISBN 978 1 55581 463 2 Jean Euzeby List of new names and new combinations previously effectively but not validly published Validation List no 132 In International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Band 60 Nr 3 8 Marz 2010 ISSN 1466 5026 S 469 472 doi 10 1099 ijs 0 022855 0 a b c d Karsten Becker Georg Peters Staphylococcaceae Micrococcaceae und Dermacoccaceae In Birgid Neumeister Heinrich K Geiss Rudiger W Braun Peter Kimmig Hrsg Mikrobiologische Diagnostik 2 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 2009 ISBN 978 3 13 743602 7 S 333 351 a b c Jean Euzeby Aidan C Parte Genus Staphylococcus In List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN Abgerufen am 28 Dezember 2013 Hans G Schlegel Christiane Zaborosch Allgemeine Mikrobiologie 7 Auflage Thieme Verlag Stuttgart New York 1992 ISBN 3 13 444607 3 S 23 25 99 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Staphylococcus saprophyticus amp oldid 238440527