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Cotrimoxazol ist die feste Kombination der beiden antibiotisch wirksamen Arzneistoffe Trimethoprim und Sulfamethoxazol im Dosisverhaltnis 1 5 Strukturformel von TrimethoprimStrukturformel von Sulfamethoxazol Inhaltsverzeichnis 1 Klinische Angaben 1 1 Anwendungsgebiete Indikationen 1 2 Art und Dauer der Anwendung 1 3 Gegenanzeigen Kontraindikationen 1 4 Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten 1 5 Unerwunschte Wirkungen Nebenwirkungen 2 Pharmakologische Eigenschaften 2 1 Wirkungsmechanismus Pharmakodynamik 2 2 Aufnahme und Verteilung im Korper Pharmakokinetik 2 3 Toxikologie 2 3 1 Uberdosierung 3 Klassifikation der Wirkung auf Bakterien 4 Chemie 5 Handelsnamen 6 EinzelnachweiseKlinische Angaben BearbeitenAnwendungsgebiete Indikationen Bearbeiten Cotrimoxazol ist ein antibiotisch wirksames Arzneistoffgemisch das zur Behandlung von Infektionskrankheiten durch hiergegen empfindliche Erreger eingesetzt wird Dazu zahlen insbesondere Infektionen der oberen und unteren Atemwege einschliesslich der Pneumocystis jirovecii Pneumonie HNO Infektionen ausgenommen der Streptokokken Angina Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege Infektionen der weiblichen und mannlichen Geschlechtsorgane einschliesslich Prostatitis Ulcus molle und Lymphogranuloma venereum Infektionen des Magen Darm Trakts einschliesslich Typhus Paratyphus Serotyp A und B Shigellose und Reisediarrho sowie Salmonellenenteritis mit septischen Krankheitsverlaufen bei abwehrgeschwachten Patienten 1 Weitere Indikationen umfassen Brucellosen Nocardiosen das nicht echt mykotische Myzetom und die sudamerikanische Blastomykose 2 Die Kombination Trimethoprim Sulfamethoxazol wurde 1977 von der Weltgesundheitsorganisation WHO in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen 3 Eine weitere Anwendung findet sich bei der Behandlung der Granulomatose mit Polyangiitis ehemals als Wegener Granulomatose oder Morbus Wegener bezeichnet als Therapieversuch im Initialstadium Der Wirkmechanismus ist hierbei noch unbekannt Art und Dauer der Anwendung Bearbeiten Bei einer Pneumocystis jirovecii Pneumonie betragt die Dosierung bis zum 5 fachen der Standarddosis Bei einer Niereninsuffizienz muss die Dosis gegebenenfalls reduziert werden In einem fortgeschrittenen Stadium der Niereninsuffizienz ist die Anwendung von Cotrimoxazol kontraindiziert 1 Gegenanzeigen Kontraindikationen Bearbeiten Ausser bekannte Uberempfindlichkeiten gegen Sulfonamide Trimethoprim oder verwandte Substanzen gelten das Erythema multiforme krankhafte Blutbildveranderungen ein angeborener Glucose 6 Phosphat Dehydrogenase Mangel der roten Blutkorperchen Nierenschaden oder eine hochgradige Niereninsuffizienz mit Kreatinin Clearance von unter 15 ml min schwere Leberschaden oder Leberfunktionsstorungen und akute Porphyrie als absolute Kontraindikationen Ebenso darf Cotrimoxazol nicht bei Fruhgeborenen oder bei Neugeborenen mit Hyperbilirubinamie oder Glucose 6 Phosphat Dehydrogenase Mangel der Erythrozyten angewendet werden 1 Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten Bearbeiten Beide wirksamen Bestandteile des Cotrimoxazols konnen Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen eingehen So kann Sulfamethoxazol zu einer Verstarkung der blutgerinnungshemmenden Wirkung von 4 Hydroxycumarinen fuhren Ebenfalls ist eine Verstarkung der blutzuckerspiegelsenkenden Wirkung von Sulfonylharnstoffe durch Sulfamethoxazol zu beobachten Trimethoprim wird mit einer Hemmung der Ausscheidung und damit mit einer Wirkungsverstarkung von Phenytoin herzwirksamen Glykosiden und Procainamid assoziiert Die Relevanz eines moglichen Einflusses auf die freie Plasmakonzentration von gleichzeitig verabreichten Methotrexat oder auf die Wirksamkeit der Antibabypille gilt hingegen als fraglich 4 Unerwunschte Wirkungen Nebenwirkungen Bearbeiten Cotrimoxazol besitzt ein als gunstig eingestuftes Sicherheitsprofil mit einem gut definierten und daher kalkulierbaren Nebenwirkungsspektrum Zu den haufigsten unerwunschten Wirkungen des Cotrimoxazols mit etwa 3 bis 8 zahlen Storungen des Verdauungssystems wie Ubelkeit Erbrechen und Appetitlosigkeit sowie seltener Durchfall Glossitis und Stomatitis 4 Die Lebertoxizitat des Cotrimoxazols ist mit der anderer Antibiotika vergleichbar 5 Hautreaktionen treten mit einer Haufigkeit von etwa 3 bis 4 auf Diese schliessen unter anderem makulopapulosen Ausschlag Nesselsucht diffuses Erythem morbilliforme Lasionen Erythema multiforme Purpura und Photosensibilisierung ein Schwere Hautreaktionen wie das Stevens Johnson Syndrom oder das Lyell Syndrom treten selten auf 4 Seltener werden schwere Storungen des Blutbilds wie beispielsweise Anamie Granulozytopenie Agranulozytose und Thrombozytopenie beobachtet Vereinzelt wurde auch uber psychische Storungen insbesondere bei alteren Patienten berichtet Daruber hinaus kann Cotrimoxazol in einer hohen Dosierung zu einem Anstieg des Kaliumspiegels fuhren 4 Auch sind Herzrhythmusstorungen durch Verlangerung der QTc Zeit moglich 6 Pharmakologische Eigenschaften BearbeitenWirkungsmechanismus Pharmakodynamik Bearbeiten nbsp Bakterieller FolinsaurestoffwechselDie wirksamen Bestandteile des Cotrimoxazols Sulfamethoxazol und Trimethoprim hemmen die bakterielle Biosynthese der Tetrahydrofolsaure der biologisch aktiven Form der Folsaure Diese ist essenziell fur die Bildung von Thymidin und der Purinbasen und somit fur die Synthese der DNA Sulfamethoxazol hemmt wie auch andere Sulfonamide kompetitiv das Enzym Folsauresynthetase an der Bindungsstelle fur das naturliche Substrat para Aminobenzoesaure Trimethoprim hemmt als ein Strukturanalogon der Dihydrofolsaure ein weiteres fur den bakteriellen Folsaure Stoffwechsel wichtiges Enzym die Dihydrofolatreduktase 4 In der Kombination ergibt sich zumindest in vitro ein synergistischer Effekt 4 Durch die Inhibition der Folsauresynthese an zwei Stellen ergibt sich ein erweitertes Wirkspektrum und eine verzogerte Resistenzbildung 7 Aufnahme und Verteilung im Korper Pharmakokinetik Bearbeiten Aufgrund der sehr guten Bioverfugbarkeit von annahernd 100 kann Cotrimoxazol fast immer oral als Tablette verabreicht werden Es sind aber auch Praparationen zur intravenosen Anwendung erhaltlich ohne dass sich daraus ein wesentlicher pharmakokinetischer Unterschied ergibt Aus pharmakokinetischer Sicht sind die beiden Wirkstoffe gute Kombinationspartner da die Halbwertszeit ahnlich ist Trimethoprim 10 11 Stunden Sulfamethoxazol 9 11 Stunden Beide Wirkstoffe werden vorwiegend uber die Niere ausgeschieden wobei Sulfamethoxazol zu einem relevanten Anteil zuvor in der Leber verstoffwechselt wird Toxikologie Bearbeiten Uberdosierung Bearbeiten Cotrimoxazol kann bereits ab einer Dosis von 3000 mg toxisch wirken Uberdosierungserscheinungen konnen mit einem oder mehreren Symptomen sowie Gesundheitsproblemen diagnostiziert werden Ataxie Ubelkeit und Erbrechen Leberteilung Immunschwache Atembeschwerden Leukopenie Krampfe Psychosen Depressionen Schweissausbruche Ubelkeit Hautausschlag toxische GelbsuchtFerner sind ab einer Dosis von 5000 mg Cotrimoxazol permanente Gehirnschadigungen Nierenversagen schwere Leberschaden und bei Frauen eine permanente Unfruchtbarkeit bekannt Klassifikation der Wirkung auf Bakterien BearbeitenBeide Bestandteile und auch die Kombination wirken bakteriostatisch Nur bei sehr empfindlichen Mikroorganismen kann die Kombination auch bakterizid wirksam sein Chemie BearbeitenSulfamethoxazol ist eine Substanz aus der Gruppe der Sulfonamide die strukturell der para Aminobenzoesaure PABA ahneln Trimethoprim ist eine Substanz aus der Gruppe der Diaminopyrimidine und hat strukturelle Ahnlichkeit mit der Dihydrofolsaure Handelsnamen BearbeitenBactrim CH Drylin D Escoprim CH Eusaprim D A Kepinol D Lagatrim CH Nopil CH TMS forte D zahlreiche Generika D A CH Einzelnachweise Bearbeiten a b c Fachinformation Kepinol Dr R Pfleger Chemische Fabrik GmbH Stand Januar 2008 GP Wormser GT Keusch RC Heel Co trimoxazole trimethoprim sulfamethoxazole an updated review of its antibacterial activity and clinical efficacy In Drugs 24 Jahrgang Nr 6 Dezember 1982 S 459 518 PMID 6759092 WHO Model List of Essential Medicines PDF 475 kB abgerufen am 24 Marz 2014 a b c d e f PA Masters TA O Bryan J Zurlo DQ Miller N Joshi Trimethoprim sulfamethoxazole revisited In Arch Intern Med 163 Jahrgang Nr 4 Februar 2003 S 402 410 PMID 12588198 H Jick LE Derby A large population based follow up study of trimethoprim sulfamethoxazole trimethoprim and cephalexin for uncommon serious drug toxicity In Pharmacotherapy 15 Jahrgang Nr 4 1995 S 428 432 PMID 7479194 Torsten Kratz Albert Diefenbacher Psychopharmakotherapie im Alter Vermeidung von Arzneimittelinteraktionen und Polypharmazie In Deutsches Arzteblatt Band 116 Heft 29 f 22 Juli 2019 S 508 517 S 512 Thomas Karow Ruth Lang Roth Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie Vorlesungsorientierte Darstellung und klinischer Leitfaden fur Studium und Praxis 2019 Pulheim 2018 S 830 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cotrimoxazol amp oldid 233985686