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Die Stadtkirche St Marien ist die grosste evangelische Kirche der Stadt Greiz im Sudosten von Thuringen und die Parochialkirche der Kirchgemeinde Greiz Zusammen mit dem Unteren Schloss bildet sie ein innerstadtisches klassizistisches Ensemble Die Kirche beherbergt die grosste Orgel Ostthuringens 1 und ist mit einer maximalen Kapazitat von bis zu 812 Sitzplatzen der grosste Versammlungsraum der Stadt Greiz Turm der Stadtkirche St Marien Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Innenraum 3 Orgel 3 1 Geschichte 3 2 Sanierung 3 3 Disposition 4 Stadtkantoren 5 Regelmassige Veranstaltungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Baugeschichte des am heutigen Kirchplatz 2 befindlichen Kirchengebaudes beginnt mit einer um 1225 erstmals urkundlich belegten Chorturmkirche die eine Keimzelle der im Entstehen befindlichen mittelalterlichen Stadt darstellte Nach der Einfuhrung der Reformation wurde das Gotteshaus zur evangelischen Stadtkirche 1727 begannen umfassende Umbauten die eine im Baustil des Barock verschwenderisch ausgestattete und im Grundriss und Grosse erweiterte Hallenkirche entstehen liessen 1736 konnte der Neubau mit einem ungewohnlich hohen Ostturm vollendet werden Die nun als Hofkirche der Fursten Reuss altere Linie genutzte Kirche fiel mit dem angrenzenden Pfarrhaus Kirchplatz 3 und grossen Teilen der Altstadt dem Stadtbrand von 1802 zum Opfer und brannte aus 2 Als eines der ersten Wiederaufbauprojekte konnte man die noch im Bau befindliche Kirche 1805 neu weihen 3 Der noch als Ruine erhaltene markante Turm wurde dabei vorbildgetreu wiederhergerichtet mit dem Aufsetzen der Turmhaube wurde der Wiederaufbau 1827 abgeschlossen 2 Innenraum Bearbeiten nbsp Innenraum Panorama nbsp Prunksarg Heinrich VI Mit dem Innenausbau der Kirchenruine wurde 1804 begonnen als die Statik des Gebaudes wiederhergestellt und das Dach errichtet waren Das Innere der dreischiffigen Kirche wird durch machtige korinthische Saulen unterteilt zwischen denen drei Emporengeschosse lagern Auf der ersten Empore befindet sich der Prunksarg Heinrich VI Er dient auch zur Erinnerung an den in der Schlacht bei Zenta 1697 gefallenen Greizer Helden Am Ostabschluss dieser ehemaligen Hofkirche befindet sich ein Kanzelaltar mit reicher klassizistischer Ausstattung Die bei normalen Veranstaltungen erreichte Kapazitat der Kirche verteilt sich wie in der nachfolgenden Tabelle dargestellt auf den Innenraum Bei Konzerten mit Orchester stehen im Hauptschiff 68 Sitzplatze und bei Veranstaltungen unter Nutzung der Mittelempore vor der Orgel 60 Sitzplatze weniger zur Verfugung Links Mitte Rechts SummeHauptschiff 17 248 20 2851 Empore 97 70 50 2172 Empore 71 73 46 1903 Empore 71 49 120Summe 256 391 165 812Orgel Bearbeiten nbsp Kreutzbach Jehmlich OrgelGeschichte Bearbeiten Bereits im Jahr 1625 ist eine Orgel bezeugt Die zwischen 1735 und 1739 von Gottfried Silbermann errichtete Orgel des Vorgangerbaus verbrannte beim grossen Stadtbrand 1802 zusammen mit der Kirche Sie verfugte uber 31 Register auf zwei Manualen und Pedal Nach der Neuerrichtung der Kirche erhielt sie als Interimslosung die alte Orgel aus dem oberen Schloss wahrscheinlich ein Werk Trampelis Diese Losung sollte in den 1840ern durch einen Neubau ersetzt werden der jedoch erst 1881 durch eine Orgel mit 3 Manualen und 40 Registern aus der Werkstatt des Orgelbaumeisters Richard Kreutzbach aus Borna verwirklicht wurde 1919 wurde das Instrument auf Betreiben von Richard Jung ein Freund Max Regers durch Gebruder Bruno und Emil Jehmlich aus Dresden auf 58 Register erweitert und auf pneumatische Traktur umgestellt 1932 und 1942 wurden noch kleinere Dispositionsanderungen vorgenommen 1980 erfolgten durch Hartmut Schussler aus Greiz weitere geringe klangliche Veranderungen Dieser baute ausserdem einen neuen fahrbaren Laukhuff Spieltisch ein und stellte die Traktur auf Elektropneumatik um Sanierung Bearbeiten Bereits 1999 wurde in einem Gutachten ein umfassender Sanierungsbedarf an der Orgel festgestellt Zuletzt waren nicht einmal mehr 30 der 58 Register uneingeschrankt spielbar was hauptsachlich auf undichte und fehlende Pfeifen schadhafte Relais sowie eine unzureichende Windversorgung zuruckzufuhren war Ausserdem zog sich Schimmelbefall durch das Instrument Deshalb sollte die Orgel umfassend restauriert werden mit dem Ziel ihr ihren romantischen Klangcharakter zuruckzugeben da die seit 1945 vorgenommenen klanglichen Umbauten nur bedingt mit dem musikhistorischen Kontext der Orgel ubereinstimmen 4 Die Sanierung der Orgel wurde 2021 bis 2022 von Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Spath ausgefuhrt Dabei wurde nicht nur die Elektrik und Mechanik der Orgel umfassend erneuert sondern auch die Disposition von 1919 wiederhergestellt Zwei Register wurden dafur rekonstruiert die Orgel umfasst seitdem 3840 Pfeifen Die elektro pneumatische Spieltraktur sowie die Schleifladen im Pedal und die Kegelladen im Manual wurden beibehalten Weiterhin wurde eine komplett neue Windversorgung mit Geblase Windkanalen und Blasebalg eingebaut sowie der Schwellermotor repariert 1 Die Optik der Orgel wurde bei der Restaurierung abgesehen von der Instandsetzung des Orgelgehauses grosstenteils bewahrt Komplett neu gebaut wurde jedoch der auf der Empore frei bewegliche Spieltisch Sein Gehause greift den romantischen Stil Kreutzbachs und klassizistische Elemente des Orgelgehauses auf Der Spieltisch umfasst eine per Touch Display steuerbare Setzeranlage fur die elektro pneumatische Registriertraktur 1 Disposition Bearbeiten Die Orgel verfugt uber 58 klingende Register zwei Transmissionen zwei Oktavauszuge und ein Register mit Kanzellentremulant Diese verteilen sich auf drei Manuale und Pedal Der Stimmton liegt bei 440 Hz Die Disposition lautet seit 2022 wie folgt 5 I Hauptwerk C a31 Prinzipal 16 2 Prinzipal 0 8 3 Gamba 0 8 4 Flute harmonique 0 8 5 Bordun 0 8 6 Gemshorn 0 8 7 Dolce 0 8 8 Oktave 0 4 9 Rohrflote 0 4 10 Quinte 2 2 3 11 Oktave 0 2 12 Cornet III IV 2 2 3 13 Mixtur IV 0 2 14 Trompete 0 8 15 Trompete 0 4 II Oberwerk C a316 Bordun 16 17 Prinzipal 0 8 18 Hohlflote 0 8 19 Viola 0 8 20 Salicional 0 8 21 Quintaton 0 8 22 Rohrflote 0 8 23 Zartflote 0 8 Schwebeflote 1 0 8 24 Oktave 0 4 25 Salicet 0 4 26 Quinte 2 2 3 27 Waldflote 0 2 28 Mixtur III IV 1 1 3 29 Clarinette 0 8 III Schwellwerk C a330 Lieblich Gedackt 16 31 Dolce 16 32 Geigenprinzipal 0 8 33 Konzertflote 0 8 Gedackt 2 0 8 Violine 3 0 8 34 Fernflote 0 8 35 Aeoline 0 8 36 Vox coelestis 0 8 37 Viola 0 4 38 Gemshorn 0 4 39 Traversflote 0 4 40 Rohrquinte 2 2 3 41 Violine 0 2 42 Terz 1 3 5 43 Sifflote 0 1 44 Harmonia aetherea III IV 0 2 45 Trompete harmonique 0 8 46 Oboe 0 8 Tremulant Pedal C f147 Untersatz 32 48 Prinzipalbass 16 49 Violin 16 50 Subbass 16 Gedacktbass 4 16 Dolcebass 5 16 51 Quintbass 10 2 3 52 Prinzipalbass 0 8 53 Violoncello 0 8 54 Gedacktbass 0 8 55 Oktavbass 0 4 56 Posaune 16 57 Trompete 0 8 58 Clarine 0 4 Koppeln Normalkoppeln II I III I III II I P II P III P Superoktavkoppel II I III I II II III II III III II P III P Suboktavkoppel II I III I II II III II III III Aequal ab II Aequal ab III Spielhilfen Setzeranlage mit Touch Display Crescendowalze Zungen ab Tutti1 Kanzellentremulant fur Zartflote 2 Oktavauszug aus Lieblich Gedackt 16 3 Oktavauszug aus Dolce 16 4 Transmission aus Lieblich Gedackt 16 von III Schwellwerk 5 Transmission aus Dolce 16 von III Schwellwerk Disposition der Orgel bis 2022 I Hauptwerk C a31 Principal 16 2 Principal 0 8 3 Gamba 0 8 4 Gemshorn 0 8 5 Dulciana 0 8 6 Flute harm 0 8 7 Bordun 0 8 8 Oktave 0 4 9 Rohrflote 0 4 10 Quinte 0 2 2 3 11 Oktave 0 2 12 Mixtur IV13 Cornet III V14 Trompete 0 8 15 Trompete 0 4 II Oberwerk C a316 Principal 0 8 17 Bordun 16 18 Salicional 0 8 19 Zartflote 0 8 Schwebeflote 0 8 20 Rohrflote 0 8 21 Quintaton 0 8 22 Oktave 0 4 23 Blockflote 0 4 24 Salicet 0 4 25 Waldflote 0 2 26 Schweizerpfeife 0 2 27 Superquinte 0 1 1 3 28 Cymbel III29 Oboe 0 8 III Schwellwerk C a330 Gedackt 16 31 Dolce 16 32 Geigenprinzipal 0 8 33 Konzertflote 0 8 34 Violine 0 8 35 Fernflote 0 8 36 Violine 0 4 37 Aeoline 0 8 38 Vox coelestis 0 8 39 Gemshorn 0 4 40 Traversflote 0 4 41 Piccolo 0 2 42 Rohrquinte 0 2 2 3 43 Terz 0 1 3 5 44 Sifflote 0 1 45 Echomixtur III46 Clarinette 0 8 47 Trompete harm 0 8 Pedal C f148 Untersatz 32 49 Prinzipalbass 16 50 Violin 16 51 Subbass 16 Dolcebass 16 Gedacktbass 16 Violoncello 0 8 52 Prinzipalbass 0 8 53 Oktavbass 0 4 54 Nachthorn 0 2 55 Rauschpfeife II56 Posaunenbass 16 57 Trompetenbass 0 8 58 Clarinbass 0 4 Koppeln Normalkoppeln II I III I III II I P II P III P Superoktavkoppel II I III II III III Generalkoppel Spielhilfen Crescendo und Jal Schweller uber FussbedienungStadtkantoren BearbeitenBis zu seinem Ruhestand war KMD Siegfried Schadwill Kantor in Greiz In den Jahren 2000 bis 2004 war Matthias Grunert Stadt und Kreiskantors an St Marien Er fuhrte 2003 das gesamte Orgelwerk Bachs auf und initiierte die Greizer Bachwoche 2004 wurde er der erste Kantor der wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche Von 2005 bis 2012 war Oliver Scheffels Stadt und Kreiskantor an St Marien zudem in den letzten Jahren Propsteikantor des Propstsprengels Gera Weimar und Orgelsachverstandiger der EKM Seit 2013 ist Ralf Stiller Stadt und Kreiskantor an St Marien Regelmassige Veranstaltungen BearbeitenDie Kirche ist neben ihrer religiosen Funktion fur die Greizer Kirchgemeinde St Marien auch ein kultureller Veranstaltungsort Zu den jahrlich wiederkehrenden Veranstaltungen zahlen im Oktober Musik und Bibeltage in der Stadtkirche im November Grosser Herbstmarkt zum Buss und Bettag im Dezember Silvesterkonzert der Vogtland Philharmonie in der StadtkircheLiteratur BearbeitenStefan Michel Das historische und theologische Umfeld des Greizer Kirchenbaus von 1803 bis 1805 Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der theologischen Aufklarung in Greiz In Andreas Hummel Volker Schimpf Hans Jurgen Beier Hrsg Von Kirchen und Burgen Gedenkschrift fur Gunter Hummel Beitrage zur Fruhgeschichte und zum Mittelalter Ostthuringens Band 7 Beier amp Beran Langenweissbach 2016 ISBN 978 3 95741 049 8 S 365 372 Ev Luth Kirchgemeinde Greiz Hrsg Festschrift zur Einweihung der restaurierten Kreutzbach Jehmlich Orgel Greiz 2022Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche St Marien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Suche nach Stadtkirche St Marien Greiz In Deutsche Digitale Bibliothek Website der KirchengemeindeEinzelnachweise Bearbeiten a b c Ev Luth Kirchgemeinde Greiz Hrsg Festschrift zur Einweihung der restaurierten Kreutzbach Jehmlich Orgel Greiz 2022 a b Das nordliche Vogtland um Greiz Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Greiz Weida Berga Triebes Hohenleuben Elsterberg Mylau und Netzschkau In Leibniz Institut fur Landerkunde Hrsg Landschaften in Deutschland Band 68 Bohlau Verlag Leipzig 2006 ISBN 3 412 09003 4 Greiz Denkmalbestand S 276 Stefan Michel Das historische und theologische Umfeld des Greizer Kirchenbaus von 1803 bis 1805 Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der theologischen Aufklarung in Greiz In Andreas Hummel Volker Schimpff Hans Jurgen Beier Hrsg Von Kirchen und Burgen Gedenkschrift fur Gunter Hummel Beier amp Beran Langenweissbach 2016 ISBN 978 3 95741 049 8 S 365 372 Kirchgemeinde Greiz Die Restaurierung der grossen Kreutzbach Jehmlich Orgel in der Greizer Stadtkirche Abgerufen am 19 Dezember 2022 Orgel in Greiz abgerufen am 4 April 2023 VKirchengebaude im Evangelischen Kirchenkreis GreizRegion Greiz Kirche Aubachtal Martin Luther Kirche Caselwitz Dorfkirche Fraureuth Kirchgemeindesaal Gommla Dorfkirche Gottesgrun Gottesackerkirche Greiz Stadtkirche St Marien Greiz Dorfkirche Hohndorf Kirche Mohlsdorf Dorfkirche Pohlitz Dorfkirche Sorge Settendorf Dreifaltigkeitskirche Reinsdorf Dorfkirche TeichwolframsdorfRegion Zeulenroda Dorfkirche Arnsgrun Liebfrauenkirche Auma Dorfkirche Bernsgrun Dorfkirche Braunsdorf Dorfkirche Dobia Kirche Forthen Kirche Frobersgrun St Martin Gutterlitz Kirche Kleinwolschendorf Kirche Krolpa Kirche Langenwolschendorf Kirche Leitlitz Kirche Merkendorf Dorfkirche Muntscha Kirche Pahren Kirche Piesigitz St Nikolaus Pollwitz Dorfkirche Schonbach Kirche Stelzendorf Kirche Weckersdorf Kirche Wenigenauma Dorfkirche Wohlsdorf Kirche Zadelsdorf Dreieinigkeitskirche Zeulenroda Kreuzkirche Zeulenroda Kirche ZickraRegion Mitte Kirche Albersdorf St Erhard Kirche Berga Hoffnungskirche Clodra Kirche Dohlen Kirche Grosskundorf Stadtkirche Hohenleuben St Georg Kuhdorf Dorfkirche Langenwetzendorf Dorfkirche Naitschau Dorfkirche Nitschareuth Dorfkirche Staitz Stadtkirche Triebes St Georg Tschirma Kirche Waltersdorf Dorfkirche Wernsdorf Dorfkirche Wittchendorf 50 656 12 1995 Koordinaten 50 39 21 6 N 12 11 58 2 O Normdaten Geografikum GND 4760012 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche St Marien Greiz amp oldid 236161522