www.wikidata.de-de.nina.az
St Vitus ist eine Kapelle am Sudrand des Kaiserstuhls in Baden Wurttemberg Sie liegt im Wohnplatz Neunkirch von Wasenweiler einem Ortsteil von Ihringen auf halbem Wege zwischen Wasenweiler und Ihringen 1 Bis 1716 war die Kapelle Pfarrkirche zunachst von Wasenweiler und Ihringen nach der Reformation als Ihringen evangelisch geworden war nur noch von Wasenweiler 2 Heute ist sie Friedhofskapelle und gehort zur Pfarrgemeinde Wasenweiler Ihringen der Seelsorgeeinheit Breisach Merdingen im Dekanat Breisach Neuenburg der Erzdiozese Freiburg Kunstgeschichtlich bekannt ist sie durch ihre mittelalterlichen Wandgemalde und das Sixt von Staufen zugeschriebene Altarretabel Blick von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 3 Ausstattung 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Anfange sich unsicher Eine Muhle in Nunkilche wird 1314 erstmals erwahnt die Vituskirche in Archivalien des 13 Jahrhunderts Sie ist aber alter Ein Tauf oder Weihwasserbecken das aus der Kirche stammen soll und sich heute im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe befindet wurde von dem Freiburger Theologen und Kunsthistoriker Joseph Sauer ins 9 oder 10 Jahrhundert von spateren Untersuchern ins 12 Jahrhundert datiert Ebenso alt ist vermutlich die tonnengewolbte Sakristei ursprunglich wie an der Piscina zu erkennen ein Raum zur Feier der heiligen Messe Das Schiff ist junger Im 11 Jahrhundert war Wasenweiler im Besitz des elsassischen Klosters Murbach 1275 war es Sitz eines Dekanats der spater nach Breisach verlegt wurde 1290 bis 1371 kam es in mehreren Schritten an die Kommende des Deutschen Ordens in Freiburg im Breisgau Die Deutschherren verlangerten das Schiff nach Westen erhohten es um 2 m und bauten im 15 Jahrhundert den Chor an 3 Aus dem 15 Jahrhundert stammen auch die meisten Wandgemalde im Schiff und Chor Uber dem Durchgang vom Chor zur Sakristei ist die Jahreszahl 1492 eingemeisselt Terminus ante quem fur das beim Durchbruch beschadigte Gemalde Im 17 oder 18 Jahrhundert zerstorte ein Brand das Kreuzgewolbe des Chores das anschliessend durch eine flache Decke ersetzt wurde 3 4 Im Westen wurde 1664 eine Empore eingezogen 5 und allmahlich verschwanden die Wandmalereien unter einer immer dicker werdenden Gipsschicht St Vitus versank im Dornroschenschlaf 3 1850 war die Kirche dem Einsturz nah und es wurde erwogen sie abzureissen Alternativ konne man sie zum Schmuck der Landschaft als Ruine stehen lassen 6 Mit Hilfe einer privaten Kollekte wurde sie aber instand gesetzt Eine weitere Renovierung erfolgte 1914 Von 2005 bis 2010 wurden die Fresken restauriert 4 2011 erhielt die Kapelle das holzgeschnitzte Retabel zuruck das im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und danach im Freiburger Augustinermuseum aufbewahrt worden war 7 nbsp Langsschnitt und Grundriss nbsp Masswerk im sudostlichen Chorfenster nbsp Inneres Richtung Chor nbsp Inneres Richtung WestenGebaude BearbeitenDie Kapelle liegt inmitten des Friedhofs Sie besteht aus dem innen etwa 10 8 m messenden Schiff im Westen dem in drei Seiten des Achtecks schliessenden Chor mit einem Dachreiter im Osten und der nordlich an den Chor stossenden Sakristei Im Westen fuhrt ein spitzbogiger im Suden ein gerade geschlossener Eingang ins Schiff Die Fenster des Schiffs sind unregelmassig gestaltet wahrend der Chor durch je ein zweiteiliges Lanzettfenster mit Fischblasenmasswerk in den drei Polygonseiten und ein weiteres spateres kleineres und tiefer ansetzendes Lanzettfenster in der Sudwand Licht erhalt Vor dem Durchbruch des Jahres 1492 vom Chor in die Sakristei war die Sakristei vom Kirchenschiff her zuganglich Im Chor sind die Konsolen fur das ehemalige Kreuzgewolbe erhalten An der Chor Nordwand ist ein 1502 oder 1507 datiertes Sakramentshauschen angebracht Ausstattung BearbeitenDie Wandbilder wurden 1919 von Joseph Sauer entdeckt und freigelegt Sie sind in Seccotechnik auf den getrockneten Putz gemalt 8 Wandgemalde nbsp 1 Schiff Vituslegende und Christophorus nbsp 2 Schiff Vituslegende nbsp 3 Schiff Christophorus Barbara Katharina Muttergottes mit Kind und Georg nbsp 4 Chor Petrus Johannes Jakobus der Altere im Spitzbogen zur Sakristei Jahreszahl 1492 nbsp 5 Chor Jakobus der Jungere Judas ThaddausAuf der sudlichen Triumphbogenwand sind ubereinander eine Kreuzigung drei Heilige und zwei Szenen der Legende des heiligen Vitus dargestellt An der Sudwand des Schiffs folgen in drei horizontalen Streifen ubereinander in gerahmten Feldern zusatzliche Vitus Szenen1 2 unterbrochen durch den heiligen Christophorus uber und neben dem sudlichen Eingang1 An der nordlichen Triumphbogenwand ist grossenteils verdeckt durch das barocke Retabel siehe unten der heilige Antonius der Grosse zu erkennen An der Nordwand des Schiffs erscheint links ein weiteres Mal Christophorus neben ihm erscheinen die heiligen Barbara von Nikomedien und Katharina von Alexandrien sowie rechts die Muttergottes mit Kind daruber gross der heilige Georg3 Die jungeren Gemalde an den Wanden und in den Fensterlaibungen des Chors bilden uber einer 1 5 m hohen braunen Sockelzone mit weiss eingezeichneten Quadern einen Zyklus der Apostel Sie stehen mit unleserlich gewordenen Spruchbandern auf grunem ranken und blumengezierten Grund Die Reihe beginnt im Norden mit der Dreiergruppe4 von Petrus mit einem grossen Schlussel Johannes mit einem Kelch und Jakobus dem Alteren mit seinem Pilgerstab den Joseph Sauer zunachst fur Paulus mit einem Schwert hielt 9 Die Reihe wird dann durch das Sakramentshauschen innerhalb einer seine Form aufnehmenden Architekturmalerei unterbrochen In der Laibung des linken Chor Polygonfensters stehen sich Andreas und Philippus gegenuber in der Laibung des mittleren Polygonfensters Jesus und Thomas in der Laibung des rechten Polygonfensters Bartholomaus und Matthaus Die folgende Dreiergruppe im Suden ist durch den spateren Einbruch des kleineren Lanzettfensters gestort Das letzte Feld zeigt Jakobus den Jungeren und Judas Thaddaus5 nbsp Hochaltarretabel nbsp linker Seitenaltar mit drei Vitus SkulpturenDas Hochaltarretabel beschreibt Franz Xaver Kraus dem die Fresken noch verborgen waren 1904 in seinen Kunstdenkmalern des Grossherzogthums Baden 10 Der dreitheilige Altarschrank enthalt in den drei oben von kraus verschlungenem Astwerk abgeschlossenen von kleinen Sterngewolbchen uberspannten und hinten von zweitheiligen Masswerkfenstern durchbrochenen polygonen Nischen drei circa 1 10 m hohe Standfiguren lt gt In der erhohten mittleren Nische steht die Madonna auf der Mondsichel mit dem nackten Christkinde auf dem Arme Links handele es sich um den heiligen Nikolaus von Myra bei dem die drei Goldkugeln auf dem Buch rechts um den heiligen Diakon Stephanus in reicher verzierter Dalmatik bei dem die Steine seiner Steinigung Apg 7 54 59 EU verloren gegangen seien Ingeborg Krummer Schroth hat das Werk vor allem durch Vergleich mit dem Locherer Altar im Freiburger Munster dem Sixt von Staufen zugeschrieben 11 In den Nischen deren mittlere hoher ist stehen die Figuren der Muttergottes eines heiligen Bischofs Nikolaus und eines heiligen Diakons Stephanus Ein reiches dichtes Masswerk mit Dornblattranken in denen Vogel sitzen im Locherer Altar sind darin Engel fullt die Flache vor den kleinen Gewolben uber den Heiligen Es wachst aus borkig gebildeten Asten die sich zum Teil mit gekehlten Architekturprofilen verschneiden welche aus den gestangehaften Saulchen ausschwingen Dieses Masswerk ist in seiner gesamten Bildung wie auch in der Schnitzweise im einzelnen dem Locherer Altar so verwandt dass wir hier wohl auf eine gemeinsame Meisterhand schliessen konnen Die beiden Seitenaltare qualifizierte Kraus als unbedeutende Renaissancearbeiten Nur der linke ist noch vorhanden Dessen seitliche Gemalde wohl noch barock zeigen links den heiligen Georg rechts die heilige Elisabeth von Thuringen Das mittlere Gemalde signiert Fidelis Liebenstein 1803 ein sonst nicht bekannter Maler 12 zeigt Vitus mit seinen Erziehern dem heiligen Modestus und der heiligen Crescentia Unter ihnen wird Ol zum Sieden gebracht in das alle drei bei ihrem Martyrium geworfen wurden Auf dem Altar stehen drei verschieden grosse Skulpturen zur selben Szene entweder alle Vitus meinend den dank seiner Aufnahme unter die vierzehn Nothelfer bekannteren Heiligen oder ihn selbst mit seinen Erziehern Im holzernen Dachreiter hangt eine Glocke aus Bronze die im Jahr 1723 von J G Gapp aus Freiburg gegossen wurde Bei einem Umfang von 388 mm wiegt sie 32 kg und ist auf des 4 gestimmt Sie ist nur von Hand zu lauten Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kapelle St Vitus Wasenweiler Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenNeunkirch Wasenweiler In Hermann Brommer Bernd Mathias Kremer Hans Otto Muhleisen Kunst am Kaiserstuhl 2 Auflage Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2008 ISBN 978 3 89870 284 3 S 89 91 Ernst Heim Ehemalige Pfarrkirche St Vitus zu Wasenweiler Ihringen ohne Jahr etwa 2011 Franz Xaver Kraus Die Kunstdenkmaler des Grossherzogthums Baden Band 6 1 Die Kunstdenkmaler der Amtsbezirke Breisach Emmendingen Ettenheim Freiburg Land Neustadt Staufen und Waldkirch Kreis Freiburg Land Verlag J C B Mohr Tubingen und Leipzig 1904 S 107 111 Digitalisat Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg und Landratsamt Breisgau Hochschwarzwald Landkreis Breisgau Hochschwarzwald Liste der Kulturdenkmale I Die Bau und Kunstdenkmale des ehemaligen Kreises Freiburg Freiburg im Breisgau 1974 Neunkirch auf der Internetseite Landeskunde entdecken online Baden Wurttemberg Abgerufen am 11 April 2014 Hans Otto Muhleisen Wasenweiler Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Vituskapelle Neunkirch Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2014 ISBN 978 3 89870 490 8 Helmut Naumann Der Apostelzyklus von Neunkirch In Freiburger Diozesan Archiv 82 83 1962 63 S 532 540 Digitalisat Joseph Sauer Die Vituskapelle in Wasenweiler und ihre Wandgemalde In Heimatklange Beilage zur Freiburger Tagespost Freiburg im Breisgau 1920 Wasenweiler in Staatliche Archivverwaltung Baden Wurttemberg Freiburg im Breisgau Stadtkreis und Landkreis Amtliche Kreisbeschreibung Band II 2 Rombach Freiburg im Breisgau 1974 S 1138 1154 Dagmar Zimdars u a Bearb Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg II Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 1997 ISBN 3 422 03030 1 S 826 827 Einzelnachweise Bearbeiten Landeskunde online Seelsorgeeinheit online a b c Heim ohne Jahr a b Birgit Luttmann Fresken in der St Vituskapelle wurden restauriert In Badische Zeitung vom 15 September 2010 Abgerufen am 11 April 2014 Landesdenkmalamt 1974 Staatliche Archivverwaltung S 1148 Christine Aniol Die St Vituskapelle hat ihren Altarschrein wieder In Badische Zeitung vom 11 September 2011 Abgerufen am 12 April 2014 Muhleisen 2014 S 27 Naumann 1962 63 Kraus 1904 Ingeborg Schroth Meister Sixt der Bildhauer von Staufen In Schauinsland 74 1956 S 82 101 hier S 94 Digitalisat Muhleisen 2014 S 32 48 048154 7 670618 Koordinaten 48 2 53 4 N 7 40 14 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Vitus Wasenweiler amp oldid 226262968