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St Jakob an der Birs oder kurz St Jakob ist eine historische Quarantanesiedlung bei Basel deren Anfange bis mindestens an die Wende vom 11 zum 12 Jahrhundert zuruckreichen Ursprunglich vor der Stadt gelegen gehort St Jakob heute zum Basler St Alban Quartier Das im 13 Jahrhundert erstmals erwahnte Siechenhaus wo an Aussatz Hautinfekte wie insbesondere Lepra erkrankte Basler Burger untergebracht waren bildet das ehemalige Siedlungszentrum und ist ins kantonale Denkmalverzeichnis von Basel Stadt aufgenommen worden 1444 fand hier die Schlacht bei St Jakob an der Birs statt Der Gebaudeblock des Siechenhauses bei St Jakob an der Birs Blick von der Strassenseite 1894 Ganz rechts die alte St Jakobskirche Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Ortsname 2 Geschichte 2 1 Mittelalter und Fruhe Neuzeit 2 2 19 Jahrhundert bis Gegenwart 3 Historische Gebaude 3 1 Kapelle Kirche 3 2 Zollhaus Wirtshaus 3 3 Siechenhaus 3 4 Brunnwerk 4 Besonderes 5 Literatur 6 WeblinksLage und Ortsname BearbeitenSt Jakob liegt am St Alban Teich und an der Birs bei einem Flussubergang der alten Verbindungsstrasse vom Elsass uber Basel zum Hauenstein und weiter ins schweizerische Mittelland Eine Brucke wird erstmals 1102 03 erwahnt doch durfte diese eher ein Fussgangersteg gewesen sein 1425 liess die Stadt Basel die das Furt und Bruckenrecht 1295 von den Grafen von Frohburg erworben hatte die Grundherrschaft ubte das Kloster St Alban aus die Gerichtsbarkeit ab 1383 die Stadt eine etwas weiter flussabwarts gelegene und fur den Warentransport taugliche Steinbrucke bauen Dies durfte der Anlass gewesen sein die ursprungliche Bezeichnung Birsbruck o a fur den Ort als nicht mehr passend aufzugeben und durch St Jakob zu ersetzen erstmals 1418 als ze sant Jacob an der Birsse belegt Geschichte BearbeitenMittelalter und Fruhe Neuzeit Bearbeiten Vermutlich bestanden bereits zur Zeit der ersten Erwahnung der Brucke ein Zollhaus da die Birs die Grenze zwischen Sisgau und Sundgau bildete und mit Rucksicht auf die Abgelegenheit des Orts und den nicht ungefahrlichen Flussubergang eine dem hl Jakob dem Patron der Reisenden geweihte Kapelle Weitere Patrone die hier verehrt wurden waren die hl Barbara als Patronin gegen Gewitter und der hl Wendelin als Patron der Hirten Das stadtische Siechenhaus zur Unterbringung der Aussatzigen entstammt der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts Ursprunglich befand es sich als Teil des 1265 gegrundeten stadtischen Spitals unmittelbar in Stadtnahe doch gab es die leprosi apud Birsebruge schon 1260 Spatestens 1295 war das Siechenhaus des Spitals nach St Jakob verlegt worden seine Verwaltung erscheint 1297 als procuratores leprosorum residentium an der Birsigbrugge Die von einer Umfassungsmauer eingeschlossene Aussatzigensiedlung durften ausgewahlte Kranke Sondersiechen zum Sammeln von Almosen verlassen Den Kranken das Betteln zu ermoglichen war auch der Grund weshalb solche Siechenhauser in der Nahe von Verkehrsachsen errichtet wurden Das Siechenhaus nahm nur Basler Burger auf die zudem eine Einkaufsgebuhr zu bezahlen hatten Den laufenden Betrieb finanzierten Stiftungen und tagliche Geldsammlungen Die Fuhrung des Siechenhauses geschah unter der Oberaufsicht des Basler Spitals Der gubernator oder Pfleger des Siechenhauses ubernahm ab 1328 zusatzlich die Verwaltung der Birsbrucke und hiess in der Folge auch Birsmeister Den geistlichen Dienst in St Jakob versah ein Leutpriester Das Siechenhaus hatte einen umfangreichen Grundbesitz und verzeichnete bis ins 18 Jahrhundert einigen okonomischen Erfolg Die Lepra verschwand mit dem Ende des 16 Jahrhunderts fast ganz aus der Reihe der chronischen Volkskrankheiten Im Siechenhaus durfte der letzte Fall Ende des 17 Jahrhunderts behandelt worden sein und es wurde zu einem Asyl fur Alte und dauerhaft Kranke Korperbehinderungen psychische Storungen Der Name Siechenhaus kam aufgrund der anderen Verwendung zusehends ausser Gebrauch ein Siegel von 1685 lautete auf Gotteshaus St Jakob Erstmals auf dem Siegel des Siechenhauses erscheint der hl Jakob 1494 nbsp St Jakob 1747 Links das Gebaudeensemble des in die alte Siedlungsmauer hineingebauten Siechenhauses und die Kirche von St Jakob in der Mitte die Ziegelhutte und dahinter das Zollhaus Wirtshaus rechts die Schaferei und die Walke Das Verschwinden des Aussatzes ausserte sich in Neubauten die nicht der Krankenversorgung dienten 1548 kaufte die Zunft der Basler Weber dem Siechenhaus einen Platz zur Anlage einer Tuchwalke ab die bereits 1585 und nochmals 1673 ersetzt wurde eine zweite Walke entstand 1742 1625 beschloss die Stadt ein Brunnwerk zur Wasserversorgung und 1640 eine Ziegelhutte zu bauen 1677 wurde das Siechenhaus dem Basler Waisenhaus als Filiale angeschlossen Der jeweilige Pachter des Wirtshauses von St Jakob war von da an auch gleichzeitig der Zollner eine Personalunion die erst 1847 48 mit der Grundung des Schweizerischen Bundesstaates und der Aufhebung der interkantonalen Zollgrenzen endete Zu St Jakob gehorten zudem einige Okonomiebauten fur den Landwirtschaftsbetrieb des Siechenhauses beispielsweise eine Schaferei Das Ensemble der Bauten verschaffte St Jakob allmahlich die Bezeichnung als Dorflein Die Basler Gesellschaft entdeckte im 18 Jahrhundert das Siechenhaus mit Gasthof und Landwirtschaftsbetrieb als landlich idyllisches Ausflugsziel wo der dort angebaute Wein mit dem Ubernamen Schweizerblut in Erinnerung an die Gefallenen der Schlacht von St Jakob zusammen mit den in Birs und St Albanteich gefangenen Nasen konsumiert wurde Auch war die Kirche fur die Abhaltung von Hochzeiten beliebt 19 Jahrhundert bis Gegenwart Bearbeiten 1836 kaufte Christoph Merian das mittlerweile unrentabel gewordene St Jakob mit Ausnahme der Kirche dem Waisenhaus ab um seinen Grundbesitz in Bruglingen zu arrondieren Er ging dabei die Bedingung ein zu allen Zeiten zu St Jakob eine Wirtschaft halten zu lassen 1837 erwarb er das Brunnwerk und die Ziegelhutte 1841 57 die Tuchwalken Die Besitzungen bei St Jakob gelangten nach dem Tod von Christoph Merian 1858 und nach dem seiner Witwe Margaretha Merian 1886 an die Christoph Merian Stiftung die im Siechenhaus anfanglich Notwohnungen fur kinderreiche Familien einrichten liess Die Kapelle fiel 1891 vom Waisenhaus an den Staat nbsp Wirtshaus St Jakob an der Birs 2013 Die Industrialisierung ab Mitte des 19 Jahrhunderts fuhrte bei und in der Nahe von St Jakob zum Bau von Fabriken die die Wasserkraft des St Albanteiches ausnutzten und von Wohnsiedlungen fur Arbeiter Das Dorflein urbanisierte sich und 1927 wurde der Landwirtschaftsbetrieb bei St Jakob aufgegeben 1865 wurde St Jakob als Filialgemeinde dem Basler Munster angeschlossen Tiefgreifende topographische Anderungen hat das 20 Jahrhundert gebracht durch den umfangreichen Eisenbahn und Strassenbau Verlegung der St Jakobs Strasse Bau der Nationalstrasse 2 heute A2 sowie die Anlage des Sportzentrums St Jakob Den verbliebenen historischen Baubestand bei St Jakob bilden das Siechenhaus die Kapelle das Wirtshaus ursprungliches Zollhaus und das Brunnwerk Historische Gebaude Bearbeiten nbsp St Jakob an der Birs 1657 Die markante Gebaudemasse ist das Siechenhaus knapp daruber befindet sich die Kirche Auf der anderen Seite der Strasse von links nach rechts Zoll oder Wirtshaus Ziegelhutte Wasserturm und Schaferei Das Gewasser das quer durch das Bild fliesst ist der St Albanteich oberhalb davon sind die zwei Walken Kapelle Kirche Bearbeiten Hauptartikel St Jakobs Kirche Basel Die alteste Kapelle von der das Baujahr unbekannt ist war wohl ein kleines Gebethaus fur Reisende zu Bitte und Dank vor und nach der Uberquerung der vielarmigen und oft reissenden Birs Mit der Verlegung des Siechenhauses kann eine Vergrosserung oder ein Neubau zu einer kleinen einschiffigen Kirche vermutet werden Ein teilweiser Neubau wurde 1414 durch die Verwustungen eines Birshochwassers erforderlich eine Wiederherstellung nach der Zerstorung durch Feuer in der Schlacht von St Jakob an der Birs Mehrere Erneuerungen so 1601 und 1700 folgten bis 1894 als die Kirche im Hinblick auf die Zunahme der ortlichen Bevolkerung vollstandig abgebrochen und bis 1895 etwas versetzt neu und grosser errichtet wurde Von der historischen Bausubstanz wurden nur der Chor d h dessen Kreuzgewolbe und Triumphbogen sowie die West und Seitenmauer wiederverwendet Die mittelalterliche Ausstattung insbesondere die Wandmalereien gingen dabei vollstandig verloren die barocke Kanzel blieb erhalten Das Beinhaus dient als Sakristei aus dem Friedhof ist eine Gartenanlage geworden Zollhaus Wirtshaus Bearbeiten Ein zumindest holzernes Zollhaus durfte bei St Jakob wohl schon an den altesten mittelalterlichen Fussgangerstegen uber die Birs gestanden haben Auch als Wirtshaus ist es fruh 1526 bezeugt Es diente in dieser Funktion als wichtige Einnahmequelle fur St Jakob und es galt die Bestimmung dass in der nahegelegenen Walke kein Gasterey noch Wurtshaus zu tryben sei Nach der Ubernahme des Siechenhauses durch das Waisenhaus erfolgte 1687 ein bedeutender Ausbau 1891 nach Beratung durch den Staatsarchivar Rudolf Wackernagel entstanden historisierende Dekorationen fur die Fassaden Einschneidende Veranderungen brachten der Neubau von 1912 13 und die Erweiterung von 1936 1939 vergrosserte und neuorientierte Gartenanlage Die in dieser Zeit aufgekommene Bezeichnung als Historisches Wirtshaus ruhrte vom Bestreben her trotz der Beseitigung der alten Bausubstanz den traditionellen Charakter des Gebaudes zumindest optisch zu bewahren So wurde 1912 13 die aussere Gestaltung als landliches Gasthaus beibehalten und die 1891 angebrachten Wandmalereien kopiert und neu angebracht Diese Malereien mussten 1939 ebenfalls abgelost und ersetzt werden Eine weitere Bausanierung folgte Ende der 1970er Jahre Siechenhaus Bearbeiten nbsp Innenhof des Siechenhauses von St Jakob 19 Jh In der Bildmitte im Hintergrund der alte Turm der Kirche von St Jakob aus den 1820er Jahren Das Siechenhaus entstand wohl Ende des 13 Jahrhunderts durch Verlegung der Krankenbetreuung aus dem bisherigen Gebaude das sich durch das Stadtwachstum allmahlich intra muros befand und deswegen als Wohnsitz der Aussatzigen nicht mehr geduldet wurde Wie die Kirche erlitt es durch die Schlacht bei St Jakob erhebliche Zerstorungen und musste wiederaufgebaut werden Wahrscheinlich bestand die Anlage aus einem eigentlichen Spitalbau und den Hauschen der Aussatzigen Die heutige Anlage ein typisch spatmittelalterlicher Wohnungsbau stammt aus dem Jahr 1570 71 und ist ein markanter Block der sich in mehrere Teilhauser gliedert und anderen offentlichen Bauten dieser Zeit in Grosse und Reprasentativitat durchaus vergleichbar ist Auf eine eigentliche Einschliessungsmauer fur die Hauser verzichtete man sie standen direkt an der Strasse Nach einigen ab 1886 unternommenen Teilsanierungen des als unhygienische Hohle bezeichneten Gebaudes wurde dieses 1945 und 1951 1952 mit tiefgreifenden Anderungen im Inneren umgebaut Weitere Sanierungen geschahen 1990 und 2000 Die Teilgebaude des Siechenhauses mit den Adressen St Jakobs Strasse 351 und 355 361 wurden 1945 St Jakobs Strasse 351 und 1951 52 St Jakobs Strasse 355 361 ins Denkmalverzeichnis von Basel Stadt aufgenommen Brunnwerk Bearbeiten Die Stadt Basel liess das Brunnwerk von St Jakob 1625 zur Ausnutzung der dort vorhandenen ergiebigen Quellen und zur Speisung der Brunnen von Siechenhaus Wirtshaus und Ziegelhutte erstellen Aus Pumpenhaus und Wasserturm bestehend nutzte die Anlage die Wasserkraft des St Albanteiches fur den Antrieb aus Die Pumpenanlage wurde 1844 ersetzt und lief dank mehrerer technischer Neuerungen Dampf und Elektromaschine bis 1969 als Strassenarbeiten die Quellwasserzufuhr kappten 2006 wurde das Brunnwerk wieder instand gestellt und mit einer bisher nicht genutzten Quelle verbunden Das Brunnwerk ist der Offentlichkeit zuganglich und veranschaulicht die Funktionsweise einer historischen Wasserpumpe Besonderes BearbeitenSt Jakob an der Birs ist nicht zu verwechseln mit St Jakob an der Sihl einem historischen Weiler bei Zurich in der Gegend des heutigen Stauffacher Eine Verwechslung ist nicht zuletzt deshalb moglich weil an beiden Orten im Mittelalter je eine Kapelle und ein Siechenhaus standen und auch an beiden Orten im Rahmen des Alten Zurichkriegs eine Schlacht geschlagen wurde Am 22 Juli 1443 bei St Jakob an der Sihl am 26 August 1444 bei St Jakob an der Birs Literatur BearbeitenJ Eglin Geschichtliches uber St Jakob In Raurachische Heimatschriften Heft 6 Ludin A G Liestal 1940 Rudolf Riggenbach Kapelle und Siechenhaus von St Jakob an der Birs In Historische und Antiquarische Gesellschaft zu Basel Gedenkbuch zur Funfhundertjahrfeier der Schlacht bei St Jakob an der Birs vom 26 August 1444 Helbing und Lichtenhahn Basel 1944 S 157 214 C H Baer Die Kunstdenkmaler des Kantons Basel Stadt Band 3 Die Kirchen Kloster und Kapellen Erster Teil St Alban bis Kartause Birkhauser amp Cie Basel 1941 S 389 419 Wilhelm Wackernagel Das Siechenhaus zu St Jakob 21 Neujahrsblatt der GGG Basel 1843 S 3 25 Duncan Hardy The 1444 5 Expedition of the Dauphin Louis to the Upper Rhine in Geopolitical Perspective In Journal of Medieval History 38 3 2012 S 358 387 doi 10 1080 03044181 2012 697051Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Jakob an der Birs Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 47 541966666667 7 6178638888889 266 Koordinaten 47 33 N 7 37 O CH1903 613495 265709 nbsp Dieser Artikel wurde am 10 Oktober 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Geografikum GND 4118376 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Jakob an der Birs amp oldid 229769890